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Nach dem Tode Vincentello's stritten die Signoren um die Herrschaft. Simon da Mare, Giudice d'Istria, Renuccio de Leca, Paolo della Rocca, bald der eine, bald der andre, nannten sich Graf von Corsica. Von Genua her, wo die Fregosi und die Adorni die Republik zerspalten hatten, suchten beide Familien Corsica zum Besitztum ihres Hauses zu machen. Dies gab neue Kriege und neues Elend. Das Volk hatte kein Friedensjahr. Alles stand fortdauernd in Waffen, griff an oder verteidigte sich. Die ganze Insel war nichts als Brand, Empörung und Krieg.
Im Jahr 1443 trug ein Teil der Corsen die Herrschaft ihres Landes Eugen dem Vierten an, vielleicht daß die Kirche die Parteien bändigen und Ruhe stiften möchte. Der Papst schickte seine Bevollmächtigten mit Truppen, aber sie vermehrten nur die Verwirrung. Da sammelte sich das Volk zu einem Tage in Morosaglia und ernannte einen großherzigen Mann Mariano da Gaggio zu seinem Generalleutnant. Mariano überwand die verwilderten Caporali, warf sie aus ihren Felsentürmen, zerstörte deren viele und erklärte ihre Würde für abgeschafft. Ihrerseits riefen die Caporali den Genuesen Adorno ins Land. Das Volk stellte sich nun von neuem unter den Schutz des Papstes, und Nicolaus der Fünfte übertrug die Regierung der Insel dem Lodovico Campo Fregoso im Jahre 1449. Vergebens lehnte sich das Volk unter Mariano dagegen auf. Die Verwirrung noch zu mehren, erschien auch der Vicekönig Imbisora, im Namen Aragons Unterwerfung fordernd.
Das verzweifelnde Volk versammelte sich hierauf am Lago Benedetto und faßte den verhängnißvollen Beschluß, sich unter die Bank des heiligen Georg von Genua zu stellen. Diese berühmte Gesellschaft war im Jahre 1346 als eine Companie von Capitalisten gestiftet worden, welche der Republik Geld darlieh und dafür gewisse öffentliche Einkünfte empfing. Auf den Antrag der Corsen trat der genuesische Senat Corsica an jene Bank ab, und gegen ein Verzichtungsgeld gaben die Fregosi ihre Titel auf.
So übernahm die Companie des heiligen Georg im Jahr 1453 Corsica als eine Domäne, aus welcher möglichst große Einkünfte zu erzielen seien.
Aber es vergingen Jahre, ehe es ihr glückte, Herrin der Insel zu werden. Die Signoren jenseits der Berge leisteten im Bunde mit Aragon verzweifelten Widerstand. Mit Strenge verfuhren die Befehlshaber der Bank; viele Köpfe fielen, andere Edle wanderten ins Exil und sammelten sich um Tomasino Fregoso, welcher sich, seitdem sein Oheim Lodovico Doge geworden war, an die Ansprüche seiner Familie lebhaft zu erinnern begann. Er kam, begleitet von den Emigranten, warf die Truppen der Bank über den Haufen und setzte sich in Besitz eines großen Teils der Insel, nachdem ihn das Volk zum Grafen ausgerufen hatte.
Da fiel Genua im Jahre 1464 in die Gewalt des Franzesco Sforza von Mailand, und eine Macht, welche mit Corsica niemals etwas zu thun gehabt hatte, betrachtete jetzt die Insel als ihr Besitztum. Die Corsen, denen jeder andere als der genuesische Herr genehm war, schworen auf dem Tage in Biguglia den Eid in die Hände des mailändischen Hauptmanns Antonio Cotta. Aber auf demselben Tage gab ein Zwist die Veranlassung ganz Corsica wieder in Flammen zu setzen. Ein paar Bauern aus Nebbio waren mit den Leuten der Signoren von jenseits der Berge in Zank geraten; der mailändische Befehlshaber strafte die Schuldigen, und die dadurch in ihrem Herrenrecht gekränkten Signoren ritten wütend nach Hause, ohne ein Wort zu sagen. Man rüstete den Krieg. Diesen abzuwenden, versammelte sich das Volk des Gemeinlandes in der Casinca und ernannte Sambucuccio d'Alando, einen Abkommen jenes ersten corsischen Gesetzgebers, zum Vicar mit der Vollmacht, die Ruhe wiederherzustellen. Sambucuccio's Dictatur schreckte; man hielt sich ruhig; eine neue Versammlung sandte ihn und andere nach Mailand, die Lage der Dinge dem Herzog vorzustellen und um Abberufung Cotta's zu bitten.
Cotta wurde abgelöst durch den schlimmeren Amelia, welcher einen jahrelangen Krieg hervorrief. In allen diesen Stürmen hielt jene demokratische Terra del Commune, rings von den Signoren umgeben, fest zusammen, und sie stellte eigentlich das Volk der Corsen dar. Schon seit fast zweihundert Jahren geschah nichts Entscheidendes ohne die Volkstage (veduta).
Als nun der Krieg zwischen Corsen und Mailändern im vollen Gange war, erschien jener Tomaso Campo Fregoso wieder, sein Glück zu versuchen. Die Mailänder schickten ihn gefangen nach ihrer Stadt. Wunderlicher Weise kehrte er von hier zurück mit Diplomen, welche ihm im Wege des Rechts Corsica zusprachen, im Jahr 1480. Seine wie seines Sohns Janus Regierung war so grausam, daß sie nicht von Dauer sein konnte, obwol sie sich mit dem angesehensten Manne der Insel mit Giampolo da Leca verwandtschaftlich verbunden hatten.
Das Volk indeß ernannte Renuccio da Leca zu seinem Führer; dieser wandte sich an den Herrn von Piombino, Appiano den Vierten, und trug ihm Corsica unter der Bedingung an, daß er hinreichende Truppen schickte, um die Insel von allen Tyrannen zu befreien. Wie elend war die Lage des Volks, da es bald diesen bald jenen Despoten hereinrief, die eigenen Tyrannen noch durch Fremde vermehrend. Dem Herrn von Piombino schien es gut sein Glück auf Corsica zu versuchen, da er schon einen Teil Elba's in seiner Gewalt hatte. Er schickte seinen Bruder Gherardo di Montagnara mit einem kleinen Heer. Gherardo war jung und schön, von glänzender Art, von theatralischem Anstande. Er kam mit köstlichen Gewändern angethan, mit einem prächtigen Gefolge, mit herrlichen Pferden, Hunden, Musikanten und Gaukelspielern. Er that, als wollte er die Insel mit Musik erobern. Die Corsen, welche kaum das liebe Brod hatten, staunten ihn wie ein fremdes Wesen an, führten ihn auf ihre Volksversammlung an den Lago Benedetto und machten ihn mit großem Jubel zum Grafen von Corsica, im Jahr 1483. Die Fregosi verloren jetzt den Mut; ihre Sache aufgebend verkauften sie nach kurzer Zeit ihre Ansprüche an die genuesische Bank für zweitausend Goldscudi. Die Bank rüstete nun energisch den Krieg gegen Gherardo und Rinuccio. Rinuccio wurde geschlagen. Das erschreckte den Herrn von Piombino dermaßen, daß er eilig die Insel verließ.