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(1861.)
O Feld, durch
einen Tag berühmt geworden
Und eingeprägt in jedes Menschen Ohr
Durch jenes ungeheure Völkermorden,
Dafür dich Gott erkor!
Man muß dich schaun in jenes Mondes Tagen,
Der dich verewigt, wenn zur Abendzeit
Die Wolken, die sich immer dichter jagen,
Verfrüh'n die Dunkelheit,
Wenn man in Ehrfurcht halb und halb in Grollen
Des Schicksalssohnes Zaubernamen nennt,
Und in den Ruf die großen Donner rollen
Am düstern Firmament,
Wenn um die Ähren rings die Blumen ranken,
Wo schwer durchs Feld der Erntewagen geht,
Und sich die Sperlinge am Tore zanken,
Darin er schwankend steht.
Am Tor der Farme, die noch am Gebälke
Bis an den First des Brandes Spuren zeigt,
Im Garten, drin die Rose und die Nelke
Aus alten Gräbern steigt,
Da kämpften sie, die braven deutschen Brüder,
Da sanken sie so früh ins Heldengrab,
Darüber wir den lichten blauen Flieder
Sehn flattern auf und ab.
Hier zieht, berauscht in ihres Volkes Siegen,
Von Britten durch manch stolzer Fremdlingszug,
Von Deutschen nahet keiner, und doch liegen
Der Brüder hier genug!
Auf deutschen Gräbern ruhen keine Kränze,
Wo Deutsche schlummern, ragt kein grüner Rain,
Geschweige, daß ihr Heldenname glänze
Auf hellem Marmelstein,
Wie in der Kirche, die nun Ruhmeshalle
Und Pantheon im stillen Waterloo,
Wo bis auf deutschen Heldenanteil alle
Benamt sind siegesfroh.
Nicht, daß mein Lied versuchte hier zu mahnen,
Ihr Grab zu schmücken, das so lang verwaist –
Erwachen wird bei hochgeschwungnen Fahnen,
Deutschland, dein alter Geist!
Es will nur auf vergess'ne Gräber zeigen,
Draus Stimmen nachts schon mancher hören wollt',
Der spähte, ob nicht Wetter endlich steigen,
Von Deutschland hergerollt,
Auf daß ein Heer annaht auf Siegeswegen,
Das würdig ist, den grünen Lorbeerkranz
Auf diesen Heldenfriedhof hinzulegen
Im Morgensonnenglanz.