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Über dir an jedem Orte
Fängt das Unbegrenzte an,
Und zur Ewigkeit die Pforte
Ist dir üb'rall aufgetan.
Lasse nicht die Hoffnung sinken!
Siehst du keinen Stern mehr blinken,
Kann es doch wohl immer sein,
Daß
dein Auge blind allein.
Wenn die Zukunft kund uns wäre,
Kämen wir nicht mehr zur Ruh';
Doch geduldig, wie die Ähre,
Reifen wir der Ernte zu.
Kein Anblick tiefer zu Herzen dringt,
Als blauer Himmel, von Wolken umringt;
Es ist wie heiligen Trostes Macht,
Von Engeln selber uns dargebracht.
Ob ich lebe, ob ich sterbe –
Stets bin ich in Gottes Hand,
Und ich weiß, durch Gott erwerbe
Ich mir dort ein Heimatland.
Wer durchs Leben weiß zu gehen
Schuldlos und doch wohl erfahren,
Manchen Greuel wird er sehen,
Und sein Herz doch rein bewahren.
Der Wunder Gottes ist die Erde voll,
Der Mensch ist da, daß er sie rühmen soll.
Nicht größ're Ehre kann er Ihm erweisen,
Als wandernd ihre Herrlichkeit zu preisen.
Bewahre dir ein reines Herz,
Rein wie der Unschuld Kleid,
Und blicke hoffend himmelwärts,
Bedrängt dich irdisch Leid!
Wir reden nur immer
Vom kommenden Glück –
Vom alten ein Schimmer
O käm' er zurück!
Wenn nichts sonst hält,
Fest steht die Welt;
Wer an ihr rückt
Sich selbst zerstückt.
Natur, die sich enthüllt bescheidentlich,
In ihrer eignen Helle spiegelnd sich
Als von dem Wesen selbst erfüllter Schein,
Sie wird bedeutungsvoll zur Kunst allein.
Mögen, die nach uns geboren,
Für das Schone rein erglühn –
Und aus Keimen, unverloren,
Was der Dauer wert, erblühn!
Wie soll Nachruhm nicht verhallen,
Wie soll Stärke nicht verwehn,
Da selbst Sterne, wenn sie fallen,
Ohne Spur in Nacht vergehn?
Ob auf dem Spiel
Nichts steht, ob viel,
Wahr sei dein Wort:
Gott hilft dir fort!
Erst wenn die Schatten der Nacht
Umbreiten dich auf Erden,
Kann dort die himmlische Macht
Dir offenkundig werden.
Liebe wirkt als Element,
Das aus Gott muß stammen,
Drum, ob auch im Raum getrennt,
Herzen sind beisammen.
Des Glücks auch der sich freuen mag,
Dem mehr als karg es zugemessen:
Ein einziger schöner Sonnentag
Läßt Regenwochen uns vergessen.
Kraft dringt allzusehr zum Ziel,
Armut denkt allein ans Spiel:
Laß uns beide Triebe einen,
Und es wird die Kunst erscheinen.
Was verleiht dem Ird'schen Dauer,
Hier, wo alles wandelbar? –
Was mich mit der Andacht Schauer
Wird erfüllen immerdar.
Nichts währt stets und immerdar
Als des Herren Güte:
Bete, daß er Jahr für Jahr
Treulich dich behüte!
Das Hohe zu erniedern
Versucht der Neid,
Der tauschte doch viel lieber
Mit ihm das Kleid!
Modern sein heißt am Tage hangen,
Aus dem wir selbst hervorgegangen.
Was aber hat der Mensch erreicht,
Wenn er der Eintagsfliege gleicht?
Jugendsinn, der dünkelhaft
Läßt sein Selbstlob laut erschallen,
Zeigt als Frucht erworbner Kraft,
Was ihm in den Schoß gefallen.
Wer ohne Dünkel solche Werke schuf,
Die, wie ihm ahnt, sein Leben überdauern,
Der neidet Stümper nicht um ihren Ruf,
Und schwindet in das Dunkel ohne Trauern.
Lest die Dichter, dann könnt ihr sie
Auch nach Gefallen schätzen:
Autographen werden nie
Ihren Besitz ersetzen.
Was du erschaust an Bildern
In
einem Traum,
Das reichte hin, zu schildern
Dein Leben kaum!
Bleibt dir Gerechtigkeit versagt,
Gib dich doch nicht dem Unmut hin:
Wer an der Wahrheit Macht verzagt,
Bestärkt der Ungerechten Sinn.
Vom Haß gewinnst du keine Frucht,
Das Herz vereinsamt nur:
Wer nicht den Blick der Liebe sucht,
Verliert auch ihre Spur.
Halte wahrhaft Echtes teuer,
Das der schnöde Neid verkennt,
Nähre der Begeist'rung Feuer,
Das in edlen Herzen brennt!
Der Tod hat einen stummen Mund,
Und macht doch das Verborgne kund,
Denn wenn wir einstmals nicht mehr sind,
Zeigt, was wir waren, sich geschwind.
Der Maler bildet mit der Hand,
Und teil drum nimmt sie am Verstand;
Dagegen der Poet am End'
Auch könnte malen unbehend.
Triumph ist's, durch Maschinenkraft
Das Tier erlöst zu sehn,
Doch darf der Mensch, der sie erschafft,
Durch sie nicht untergehn.
Jeder will als volle Wahrheit nehmen,
Was an ihr ihm wohlgefällt,
Aber nie sich dem bequemen,
Was darüber sie enthält.
Das höchste Streben, dem der Mann
In jedem Stand sich weihen kann,
Es ist: zu trachten jederzeit
Nach Wahrheit und Gerechtigkeit.
Vom Leid zum Glücke
Gibt's keine Brücke.
Gern wollt' ich dreimal sterben,
Den Himmel zu erwerben.
Das ist kein Mann, der mir gefällt,
Der sich nicht Irrtums fähig hält.
Lern' der Freunde Rat verstehn
Und mit der Feinde Blick dich sehn.
Gold ist kalt und macht uns kalt,
Gleichviel, ob wir jung, ob alt.
Betrug strebt nach der Wahrheit Schein
Weil er sie weiß im Recht allein.
Das Veilchen liebt den Schatten,
Im Duft nicht zu ermatten.
Wenn Kinder sterben, muß man immer sagen,
Beklagt sein besser, als wie selber klagen.
Mein Freund muß meines Feindes Feind sich heißen,
Mag auch der Klugheit er sich sonst befleißen.
Am schwersten ist's mit Menschen umzugehn,
Die einen lieben und doch nicht verstehn.
Trotz Talents sei der verbannt,
Der als Künstler Spekulant!
Es läßt sich alles doppelt deuten
Und Zweifel gibt's bei allen Leuten.
Von deinem Unglück ziehe ab die Schuld,
Und was der Rest, das trage mit Geduld!
Wir hegen uns're kleinen Sorgen,
Weil uns die großen oft verborgen.
Wer nicht des Meisters Weg erkennt,
Sich nie vom Schülerhaufen trennt.
Bleibst du dir treu, so ist gesorgt für dich,
Und mag das Glück von dir auch wenden sich.
Nenne mir, was schneller als ein Lied vergeht,
Nenne mir, was länger als ein Lied besteht!
Fein ist grob
Und grob ist fein,
Man kann gottlob
Auch beides sein.
Du nahmst mich nur in Schutz
Aus Eigennutz,
Und würdest mich um solchen
Wohl auch erdolchen.
Auf Himmesbläue
Reimt Herzenstreue;
Doch wer will rein
Im Reime sein,
Setzt Herzensschläue.
Ob reich ich war, ob arm,
Ob mir die Jahre schwanden
Im Gleichmut oder Harm –
Frag', wenn ich auferstanden!
Bin ich daheim, so treibt mich's fort
Und draußen hält mich fest kein Ort.
Soll ich denn wandern oder weilen,
Da ich mein Herz kann doch nicht teilen?
Indes von banger Erdennot
Mir unbewußt geträumt,
Hielt dort das frühe Morgenrot
Den Himmel licht umsäumt.
Immer noch die Hoffnung spricht:
Gib nicht auf die Zuversicht!
Und so bin ich schon seit Jahren
Müd' dem Glücke nachgefahren –
Doch gefunden hab' ich's nicht.
Müssen streiten,
Die verbreiten
Frieden sollen –
Nimmer länger
Wird der Sänger
Singen wollen!
(An Frau Leontine Speidel.)
Rosen erblassen
Und das Veilchen stirbt,
Doch ihr zart Geheimnis
Blüht lebendig fort
Und es knospt in der Stille
Emsig weiter. –
Bald sind Blumen Bittende,
Bald bekunden sie
Stillen Dank.