Karl Gutzkow
Hohenschwangau
Karl Gutzkow

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XIV.

Das Unerwartete war geschehen. Königin Maria hatte die mit den größten Vorkehrungen eingeleitete Jagd absagen lassen.

Wahrscheinlich hatte der Freudenlärm der vergangenen Nacht ihre Ruhe gestört. Das übrige taten die Sorgen. Schon in erster Frühe hatte sie Botschaften vorgefunden, deren Erledigung sie den ganzen Tag über in Anspruch nahm. So wünschte sie, daß der Troß ihrer Hofherren, die Überzahl an Adligen, die ihr zu huldigen gekommen waren, Äbte der Umgegend, die vornehmen Bürger Augsburgs selbst, die stündlich zu ihrer Aufwartung bereit standen, heute ihre Person nicht belästigten. Ihrer Umgebung befahl sie, die Jagd, die nun einmal angesagt und durch die Treiber vorbereitet war, auch ohne sie abzuhalten.

Vor dem Fuggerhause umstand eine gaffende Volksmenge, von speerbewaffneten Stadtknechten zurückgehalten, den Jagdtroß. Um die Königin den hohen weißen Zelter, der, an roten Zügeln gehalten, ihrer harrte, besteigen zu sehen, waren alle Fenster mit Menschen besetzt. Hunderte hielten sich bereit, in dem Augenblick, wo die Erwartete erschien, mit Tüchern zu wehen. Kränze und Fahnen schmückten die Häusergiebel, ausgelegte Teppiche die Erker.

Der Bischof brachte dem harrenden Gefolge den königlichen Bescheid, der mit Bedauern und mit sehnsüchtig nach den Fenstern und Erkern des Hauses gerichteten Liebesblicken entgegengenommen wurde. An einem der mit hundert kleinen runden Glasscheiben die Zimmer erhellenden Fenster erschien einen Augenblick die Königin, nickte dem kaiserlichen Jagdmeister freundlich zu, überflog die Reihe der Ritter und Herren, verneigte sich und verschwand.

Ein Jubelruf bezeugte ihr, wie sehr sie, wie überall in deutschen Landen, so auch in Augsburg verehrt wurde. Ihr trauriges Geschick in Ungarn hatte alle Herzen gerührt. Ihr Wirken in den Niederlanden brachte sie mit dem Leben Deutschlands fortwährend in Verbindung.

Maria hatte den schlanken, mageren Wuchs Karls V., dem sie auch im scharfen Umriß ihrer Gesichtszüge ähnlich sah. Die starke Habsburgische Unterlippe fehlte nicht, doch war sie gemildert. Ihr Haar war fast rot. Nase und Stirn gingen in eins. Die Oberlippe war, ein Zeichen starken Selbstbewußtseins, lang. Die blauen Augen standen scheinbar unbeweglich und starr, konnten aber niederschmetternd wirken, wenn sie leidenschaftliches Leben gewannen. Sie war einunddreißig Jahre alt, hatte nur Sinn für die großen Händel der Welt, für Jagd und gute Bücher.

Der unglückliche Feldzug Karls, die Weigerung der Niederländer, Kriegssteuern zu zahlen, die offene Empörung der Stadt Gent, hatten ihr Flügel gegeben, hier in der reichstreuen Stadt Hilfe zu suchen. So wollte sie fröhlich erscheinen. Sie schwebte leicht und behend und in ihren Kleidern lichter Farbe über die schweren persischen Teppiche der Zimmer, unter dem kunstvoll geformten, schwervergoldeten Deckengetäfel dahin. Wie waren diese Wände so kostbar mit golddurchwirkten flandrischen Seidentapeten geschmückt! Wo man hinsah, erblickte man die Kunst im Dienste des Behagens. Auf dem englischen Blei sogar, das die kleinen runden Fensterscheiben einrahmte, hatte die Ätznadel berühmter Künstler sinnreiche Arabesken eingegraben. Der Kamin des Zimmers war von mehrfarbigem Marmor. In jeder Zimmerecke erhob sich ein Tabernakel von Holzschnitzarbeit, hier mit Gold, Silber, Elfenbein ausgelegt, dort mit Figuren aus musivisch verbundenen Steinen, an anderen Stellen mit wertvollen goldenen und silbernen Schaumünzen. Auf der Höhe dieser Pyramiden standen ausgestopfte Paradiesvögel oder Pfauen. In den einzelnen Fachwerken befanden sich Schachzabelspiele von Elfenbein und Silber, Becher zum Auswerfen von Würfeln, an anderen Stellen kostbare Gefäße von Metall oder Glas.

Die Königin hatte ihre Andacht in der Hauskapelle verrichtet. Sie warf ein leichtes, mit Goldagraffen und Troddeln besetztes Halbmäntelchen von grünem Samt, das ihre Schultern bedeckte, und einen Federhut von gleicher Farbe und gleichem Stoffe, von sich.

Ihr Oberkleid, das nach vorn zu offen stand und unbeweglich starre, geradlinige Falten warf, war von silbergrauem Damast, reich mit Silberfäden durchzogen. Die zu diesem Rock gehörenden, geschlitzten Ärmel standen an vielen Stellen ebenfalls offen. Sie ließen die feinsten Brabanter Spitzen sehen, die aus den Öffnungen herausquollen, durch silberne Schnüre quer abgeteilt. Unter den aufschlagenden Flügeln des Rockes waren ebenfalls nur die Spitzenbesätze des weißen Unterkleides sichtbar, das sich nach oben hin bis unters Kinn in eine mächtige Halskrause verlor, die den Kopf einrahmte. Auf der Brust und über dem Oberkleid lag eine breite goldene Kette mit einem rosettenförmigen, reich mit Edelsteinen und mit drei großen herabhängenden Perlen verzierten Gehänge. Eben ein solch Gehänge, figuriert und mit Brillanten geschmückt, gehörte zu einer schmäleren goldenen Doppelkette, die unter dem Oberrock über dem weißen Unterkleide sichtbar wurde und dicht auf den Hüften lag.

Das mit Anton Fugger abgeschlossene Geldgeschäft war zwar noch nicht erledigt, stockte aber auch nicht. Ein Konsortium, gebildet durch die Fugger, Welfer und Paumgartner, kam für die mißlichen Aussichten auf Wiedererstattung ziemlich rasch zustande. Die Königin entlieh auf Unterpfand der ihr noch in Ungarn gehörenden Güter 50 000 Gulden. Jene Güter hatte sie teilweise vor Jahren Georg dem Brandenburger abgekauft. Leider waren es Landstriche, die unter Zapolyas Herrschaft geraten waren.

Der neue Graf von Kirchberg und Weißenhorn, als der Anton Fugger auf der schwäbischen Grafenbank saß, war ein Vierziger, und eine hohe, schlanke Gestalt. Schon der Trauer um seinen Bruder wegen trug er sich schwarz, halb in Seide, halb in Samt. Die Brust bedeckte die kaiserliche Ratskette. In der Hand hielt er ein geschlitztes, reich mit Perlen besetztes schwarzes Samtbarett. Er hätte, wie fast alle Glieder seiner Familie, vollkommen für einen Spanier gelten können. Diese weiland so einfachen Einwanderer vom Land aus dem Wertachgebiet um Augsburg, durch Geschlechter hindurch ihres Zeichens Weber, konnten von der Neigung einer Parze zu einem Sterblichen herstammen; denn ihre edelgeformten Gesichtszüge trugen einen so feierlichen Ernst zur Schau, als hätten ihre Ahnen am Verhängnis der Welt und Menschen mitgesponnen. Die länglichovale Kopfform verriet in den Erhöhungen des Scheitels Ernst und Andacht. Der Verehrungssinn, eine maßvolle Betrachtung aller Lebensverhältnisse schien dem Geschlecht der Fugger angeboren zu sein. Mit so ehrerbietig auftretenden, dem spanischen Wesen verwandten Männern zu verkehren, mußte dem Kaiser ein besonderer Genuß sein, auch wenn sich die Fugger nicht immer geneigt fanden, kaiserliche Schuldverschreibungen am Zimtfeuer im Kamin zu verbrennen. Jetzt mehrte den Ernst Anton Fuggers die so außerordentlich trübe Lage sowohl des Kaisers wie seiner Vaterstadt.

Männer aber, deren Augensterne selten einmal verlegen hin- und herirrten, Kaufleute, die gewohnt waren, unerschütterlich auf die erfaßten großartigen Ziele gerichtet zu bleiben, konnte keine solche Zaghaftigkeit befallen, wie sie etwa Peutinger oder die gleichgesinnten Freunde der mittleren Partei über die Richtung beherrschte, die der öffentliche Geist in Augsburg genommen hatte. Mit ruhigem Vertrauen auf die Lösung aller schwebenden Verwirrungen versprach jetzt Anton Fugger bestimmt, daß die Zahlung der 50 000 Gulden in Antwerpen erfolgen sollte. Die Ausfertigungen darüber würden in den nächsten Tagen vollzogen. Er bat die Königin, bis dahin noch einige Geduld zu haben, sich's in der Stadt, in seinem Hause gefallen, sich in nichts durch ihre Trauer stören zu lassen. Die Königin lehnte größere Gesellschaften ab. Damit sie jedoch durch ihr Erscheinen in größerem Kreise wenigstens einmal auch die Frauen Augsburgs beglückte, bat Anton Fugger sie dringend, der Absicht der Stadt, ihr ein Bankett auf dem Tanzhause zu geben, gnädigst willfahren zu wollen.

Der vertraute Rat der Königin, Wolfgang Haller von Hallerstein, war gemeldet worden und nahm sich die ihm gestattete Freiheit, seiner Meldung sogleich auf dem Fuße zu folgen. Die rote Mappe in seiner Hand gab jedem den Wink, ihn nicht aufzuhalten, jetzt auch Anton Fugger die Andeutung, den Ankömmling mit der Königin allein zu lassen.

Mit tiefer Verneigung schickte sich der Hausherr an zu gehen. Noch sprach er:

»Königliche Majestät wollte mich mit einiger Antwort beglücken –«

Die Königin besann sich und erwiderte:

»Ich weiß, – ich weiß – das Bankett! Laßt mir dazu noch einige Zeit der Besinnung –!«

Damit begleitete sie den reichsten Mann Europas auf einige Schritte gegen die Tür.

»Bei unserer lieben Frau von Brügge! Wir wollen seine Gestrengen nicht erzürnen!« sprach sie hinter ihm her. »Nehmen wir doch das Bankett an, das uns die Stadt, ohne Zweifel auf sein Anstiften, auf dem Tanzhause anbietet. Sieht doch auch eure Mappe rot wie die Freude aus und enthält gewiß wiederum genug, was eher schwarz zu nennen wäre –!«

Damit ergriff sie das Portefeuille ihres Rats, öffnete es selbst, durchflog den Inhalt und nahm Platz auf dem Sessel unter dem Doppeladler.

Haller legte inzwischen seinen Hut beiseite, zog seine Handschuhe aus, löste einige Knöpfe seines Wamses und erwartete, welche Anmerkungen die Königin zu ihrer Lektüre oder zu den Unterschriften machen würde, die sie soeben, die Feder eintauchend, nachdenklich vollzog.

Rat Haller, ein geborener Nürnberger, hatte am Brüsseler Hof die spanische Weise angenommen. Sein Antlitz verzog keine Miene. Seine Haltung gestattete sich keine Bewegung, die etwa die Vorgänge seines Innern erraten ließ. Er lächelte nicht, als die Königin die von ihm verfaßte Danksagung an den Rat der Stadt unterschrieb und für die dargereichten üblichen Geschenke, die aus Wein und Fischen bestanden; er runzelte nicht die Stirn als sie sprach:

»Und mein neuer Rat? Herr Johannes Paumgartner? Ist er noch nicht wieder zurück von Füssen, von wo er seine Braut holen sollte? Bischof Christoph, sagte mir der Andächtige, wird jede Stunde zurückerwartet – der Bayernherzog« – es konnte nur von Wilhelm die Rede sein – »liegt krank in Regensburg –! Ich halte mich um niemanden auf – und will auch niemanden sehen! In acht Tagen müssen wir in Frankfurt, in vierzehn wieder in Brüssel sein –«

Die Antwort Hallers wurde durch die Königin selbst abgeschnitten. Auf die Festlichkeit im Tanzhause zurückkommend, sagte sie:

»Es ärgert die Großen, wenn man ihnen das Fallen ihres Schattens behindert–! Wir haben Ursache, unseren so stolzen, so großgewordenen Wirt zu ehren. Die Fugger sind treue und gehorsame Diener des Kaisers. Zu weisen und wohlberechneten Anschlägen der Politik aber fehlt ihnen der erleuchtete, weltkundige – witzige Verstand – wie – solcher – allerdings –«

Sie stockte im Lesen.

Haller räusperte sich und hätte den Vergleich, den die Königin anstellen wollte, gern zu gunsten seines vieljährigen Freundes Hans Paumgartner gewendet.

Die Königin erriet ihn auch darauf und sagte ihm zu Gefallen:

»Wie euer Freund in der Annengasse –! Obschon auch der –«

Der Rat horchte auf.

»Obschon – ja, ja, ich gestehe,« fuhr die Königin fort, »daß eures Freundes Lächeln mir manchmal allzu klug erscheint. Ei, das könnte ein Kardinal im Konklave geworden sein! Bei alledem soll er der Freiherr von Hohenschwangau werden! Dies ist wohl die Schrift, die ich dem Kaiser auf euren Wunsch schicken soll –?«

Rat Haller bejahte und fügte hinzu:

»Paumgartner wird dem Kaiser noch Großes leisten! Er hat es übernommen, alles anzuwenden, um die Verstärkung des Schmalkaldischen Bündnisses in hiesigen und benachbarten Landen zu hintertreiben –«

»Das wäre dankenswert!« sagte die Königin, vom Lesen aufblickend, und fuhr nach einer Weile fort: »Wen will Paumgartner dem Bunde abwendig machen?«

»Zunächst den aus der Provence zurückerwarteten Schertlin –«

»Trotz seiner Besoldung von Hessen? Das wird Geld kosten!« fiel die Königin ein, anspielend auf die bekannte Liebe des sonst so braven Augsburger Stadthauptmanns zu irdischen Gütern.

»Eben deshalb wird es gelingen!« fuhr der Rat fort. »Schertlin steht mit dem Paumgartnerschen Hause in Verrechnungen, die ihm möglicherweise wichtiger erscheinen dürften als der Jahressold des Landgrafen von Hessen –«

»Auf wen rechnet euer Freund noch sonst –?«

»Auf die Herzoge von Bayern –«

»Auch das wird Geld kosten! Leonhard von Eck, ihr Kanzler, tut nichts umsonst. Er hat von dem französischen Judasgeld für sich allein 5000 Sonnentaler behalten –«

»Sein Sohn vergeudet sie in einer Fastnacht und macht in Augsburg noch Schulden dazu, so der Vater nicht länger bezahlen mag –!«

»Und wodurch will er den Brandenburger gewinnen?« sagte die Königin, auf die schon früher deshalb gegebenen Versprechungen zurückkommend.

»In Onolzbach braucht er nur den Schein anzunehmen, daß er alle Welt gewinnen wollte und nur am Markgrafen vorüberzöge –«

»Da kommt der von selbst?« rief die Königin lachend. Aber plötzlich runzelte sich ihre Stirn. Es kam ihr die Erinnerung an ihre alte ungarische leidenvolle Zeit.

»Lest mir den Brief des Erasmus vor!« sagte sie ablenkend, legte die Schrift aus der Hand, begab sich auf das weichgepolsterte Ruhebett und streckte sich ihrer ganzen Länge nach auf den zusammengetürmten Kissen aus.

Rat Haller fügte zu den Leistungen, zu denen sich sein Freund erboten hatte, noch hinzu:

»Tritt England zu den Schmalkaldnern, so kündigt mein Freund 10000 Kronen, die ihm König Heinz der Wilde schuldet – vorausgesetzt, daß das Embargo auf englisches Gut in Antwerpen eure Unterstützung findet.«

»Davon sprechen wir –! Gut, gut –! Vortrefflich –! Doch jetzt leset –!«

»Erasmus schrieb diesen Brief,« nahm Haller, indem er sich ebenfalls auf einen Sessel setzte, das Wort und deutete auf die kleine Schrift, die er vorlesen sollte, »vor drei Jahren an den spanischen Theologen Vergara. Vergara teilte den Inhalt dem Erzbischof von Toledo mit, dieser wieder Granvella. Ob der Kaiser in der Überfülle der auf ihn andrängenden Geschäfte von dem Brief Notiz genommen hat, möchte ich bezweifeln –«

»Jetzt soll es geschehen – und das sofort –« sagte die Königin, ihres Einflusses auf den Bruder sich bewußt. »Doch muß ich selbst erst den Inhalt kennen –«

»Die Einleitung überschlage ich,« begann der Rat. »Dann heißt es: »So manchen Freund hat mir auch Augsburg gegeben! Der Zeit und dem Wohlwollen nach ist der erste unter ihnen Bischof Christoph von Stadion, ein Mann, der sich sowohl durch den Glanz seiner Ahnen wie durch Klugheit und Frömmigkeit auszeichnet und im Wohltun von niemand übertroffen wird –«

»Wir erwarten ihn heute!« schaltete die Königin ein. »Ich freue mich, ihn wiederzusehen, und bin begierig, seine Nichte kennen zu lernen. Auf dem Geschlechtertanz hoffe ich ihr zu begegnen –! Nicht wahr, man sagte, daß sie mit dem Sohn eures Freundes, dem jüngsten meiner Räte, verlobt sei –?«

Rat Haller, wohl vertraut mit den besonderen Sorgen seines Freundes in der Sankt-Annengasse, zuckte ein wenig die Achseln.

Die Königin verweilte nicht bei seinem Bedenken, sondern winkte ihm, fortzufahren.

»Diesem schließt sich Anton Fugger an,« fuhr Rat Haller zu lesen fort, »ein Mann, weniger durch den Glanz seines Geschlechts, als durch seine Geistesgaben ausgezeichnet –«

»Durch sein Geld ausgezeichnet!« verbesserte die Königin. Sie war gespannt, was der große Humanist von Hans Paumgartner sagen würde.

»Dann kommt,« fuhr der Rat mit erhöhter Stimme zu lesen fort, »ein Mann alten Adels, von lauteren Sitten, Johann Paumgartner von Paumgarten und Erbach. Ist dieser der Zeit nach der letzte meiner Augsburger Freunde, so steht er doch gegen keinen zurück an immer gefälliger Zuvorkommenheit wie gegen mich so gegen alle, die sich durch den Ruf der Wissenschaften und der Bildung empfehlen. Ulrich Zasius, die Zierde unserer Zeit, besitzt seine Freundschaft schon viele Jahre hindurch, daß auch ich diese Freundschaft teile. Der Name der Fugger dürfte auch in Spanien bekannt sein –«

»Ob er in Spanien bekannt ist!« rief die Königin, lachend über die Naivität dieses Übergangs. Dann fuhr sie fort: »was hat die Welt an Erasmus verloren! Desiderius war ein Kopf, in dem Prometheus das Feuer unmittelbar übertragen zu haben scheint, das er den Göttern gestohlen! Ich sehe ihn vor mir, den Unvergeßlichen, meinen Landsmann! Daß ein solches Leben nun ausgelöscht sein muß, solche Augen, wie sie auch nur Erasmus besaß, sich für ewig haben schließen können –!«

»Aber von Johannes Paumgartner,« fuhr der Rat, mit gedämpfter Stimme die Trauer der Königin ehrend fort, »hat man wohl schwerlich etwas gehört. Ich will dir diesen Mann kurz beschreiben, denn ich weiß, daß du wie an meinem Leid, so auch an meiner Freude Anteil nimmst –«

Die Königin streckte sich mit immer größerem Behagen auf ihrem Ruhebett und hörte gespannt, schon um der Darstellung willen.

»Daß Paumgartner reich ist, hat er in Augsburg mit anderen gemein. Das ist aber sein Verdienst, daß seine Reichtümer er besitzt, nicht sie ihn. Sein Geld dient ihm, nicht er seinem Gelde.«

Die Königin stützte das Haupt auf. Sie träumte von Ungarn, vom Sturm auf die Fuggerei, von dem vielen Nachdenken, das ihr bis auf den heutigen Tag schon die leidige Existenz des Geldes auf Erden gekostet hatte.

»Paumgartner besitzt diese Geschenke des Glücks wie ein Philosoph. Das, was zum Guten und zum Bösen zu gleicher Zeit dienen kann, erscheint ihm nicht als das wahre Gut. Reichtum entbehren können, das ist sein Schmuck, wer zu Reichtümern nicht einen von Gewinn und Eitelkeit rein gebliebenen Sinn bringt, den nenne ich verächtlich; denn er sollte bedenken, daß Geld und Gut uns von Gott nur zur richtigen Verwendung verliehen wurden. Das versteht die Ermahnung des Herrn, daß wir uns beim ungerechten Mammon die Freunde erwerben sollen, die uns aufnehmen in die ewigen Hütten –«

»O, nur zu wahr!« sprach die Königin, der Demütigungen gedenkend, denen sie sich schon ihr ganzes Leben hindurch um des Geldes willen aussetzen mußte.

»Paumgartner handelt noch besser,« fuhr der Rat, ermutigt durch diese Zustimmung, zu lesen fort, »indem er sein Pfund anlegt, um die Bedürftigen zu erquicken, was so viel als Christo selbst gut tun heißt. Nach den Stoikern ist reich sein kein Glück. Meiner Meinung nach allerdings ein Teil des Glücks, so war Abraham in seinem Reichtum Gott wohlgefällig als Lehrer und Beispiel der Gastlichkeit. Bei Paumgartner kommt zu seiner hohen Stellung noch das Alter seiner Familie hinzu. Es gibt Urkunden, die beweisen, daß diese Familie schon vor vielen Jahrhunderten angesehen gewesen, sie stammt aus dem westlichen Teil des Frankenlandes. Dort hatten einst ihre Vorfahren Besitzungen. Auch befindet sich in jener Gegend ein Kloster, das sie äußerlich ebenso reich ausgestattet haben, wie sie es mit Einnahmen für sein inneres Gedeihen versahen. Um mich jedoch nicht zu verlieren, will ich nur von Johannes' Vater sagen, daß dieser wegen seiner ausgezeichneten Eigenschaften, wegen seiner Charakterreinheit, Verständigkeit, geschäftlichen Zuverlässigkeit, Vaterlandsliebe in höchster Gnade und Ansehen stand bei den ersten Monarchen der Zeit, bei Matthias von Ungarn, der ein scharfes Urteil besaß, bei Kaiser Friedrich, dessen Name sich selbst lobt, und bei dessen Sohn Maximilian. Allen diesen hat der alte Paumgartner in Krieg und Frieden treu gedient und ruhmvoll. Fürsten zu gefallen, sagt Horaz, ist kein geringes Lob, namentlich aber solchen, welche die Welt gerühmt hat und wohlverstanden um Rühmenswertes gerühmt hat. Aber auch beim Adel und beim Volk war der Alte gern gesehen um seiner Leutseligkeit willen und seiner bereiten Neigung, andern zu helfen, wie es dann aber wohl zu geschehen pflegt, obschon die Mittel dieser Familie außerordentlich waren, so verringerten sie sich doch teils infolge der Kriegsläufte, teils der sehr reichen Ausstattungen, welche die Töchter erhielten, wodurch sie einen großen Teil des Vermögens in andere Familien brachten. Obschon es nun beim wahren Adel wenig auf Reichtum ankommt, so wollte sich doch Johann Paumgartner, der Sohn, diesen Glanz der Mittel nicht entgehen lassen. Er füllte nun durch kluge Wachsamkeit jene Lücken wieder aus, so daß keine Spur verminderten Vermögens zurückgeblieben ist. Auch in der Gunst der Fürsten blieb und bleibt der Sohn hinter dem Vater nicht zurück, steht vielmehr bei ihnen im höchsten Ansehen durch seine Klugheit, Geschäftserfahrung und ein Entgegenkommen gegen jedermann, so daß man ihn wahrlich eine Zierde seines Vaterlandes nennen kann. Im Türkenkrieg leistete er dem Kaiser nicht bloß Beistand durch seinen klugen Rat, sondern auch durch die Tat. Alle Gefahren teilend, hatte er zweiunddreißig Reisige prächtig ausgerüstet, eine treffliche Mannschaft, wenn nicht der Zahl doch dem Werte nach; einige von ihnen hätten selbst gute Heerführer vorstellen können –«

Die Königin nickte bei allen diesen Worten. sie fand die Art, wie Erasmus die Neigung des Kaisers, besonders die Fürsprache seiner spanischen Räte, vor allem des Klerus, für den ehrgeizigen Augsburger Patrizier zu gewinnen gestrebt hatte, durchaus zutreffend und wohlberechnet. Haller fuhr zu lesen fort:

»Wie Paumgartner sich früher ganz dem Kaiser widmete, so jetzt auch dessen Bruder Ferdinand, dem er um seiner seltenen Gaben willen nicht minder wert ist –«

Ihr Fürsten, wie werdet ihr doch betrogen! hätte die Königin einschalten sollen, eingedenk des Umstandes, daß es eben doch ihr Bruder Ferdinand war, der so sicher auf die Belehnung mit den Schwangauer Burgen rechnete. Hatte sich dieser doch schon vor elf Jahren im Bauernkriege auf dem Füssener Schloß die Erbhuldigung für Oberschwaben geben lassen zum Schrecken Christoph Stadions und der Herzoge von Bayern. Jetzt aber hatte die Königin lediglich die Schwierigkeit im Auge, die Belehnung auf einen Augsburger Kaufmann, einen Rivalen der Fugger, zu übertragen, und fand auch da den Vorbau gegen ihren Bruder Ferdinand ganz in erasmischer Art wohlbedacht und höchst weise.

»so viel von unseres Mannes wert für Vaterland und Kaiser« – las der Rat ohne die Miene zu verziehen – »Jetzt seine Häuslichkeit. Er hat vier Söhne und eine Tochter, alle von den glücklichsten Anlagen. Du sagst vielleicht, ich spräche nur immer vom Glück und vom Geist dieses Mannes, nicht von seinem Herzen. Aber er läßt seine Kinder mit solcher Sorgfalt erziehen, daß man ihn nicht bloß ihren leiblichen, sondern den geistigen Vater nennen muß. Keinen von ihnen bestimmte er für die Kaufmannschaft oder gar einen geringeren Beruf. Er ließ sie alle für die Wissenschaften und die Staatsgeschäfte erziehen, für die sich eben solche, die unter Büchern grau geworden, doch auch nicht eignen. so hat sich denn auch der Älteste, Johannes seines Namens, wie sein Vater, erst in Frankreich, dann in Italien nicht ohne Erfolg mit den Wissenschaften beschäftigt. Der zweite Sohn – er heißt Georg –«

Hier unterbrach sich der vorlesende selbst mit den Worten: »Da irrte sich der weise Mann! Georg ist der dritte –«

»Der zweite ist für die Jurisprudenz bestimmt und hat sowohl in den allgemeinen Wissenschaften wie im Rechte selbst bereits gute Kenntnisse erworben. Der dritte, Antonius, lebt in Venedig, wo er sich gleichsam auf dem glänzendsten Schauplatz des ganzen Italien befindet. Er ist mehrerer Sprachen kundig und überhaupt an jeder Beziehung vom feinsten Weltschliff –«

Noch schien es in der Tat Rat Haller nicht zu wissen, wie wenig dieser Bericht der Wahrheit entsprach.

»David, der Jüngste, wird noch daheim erzogen. Mit seinem seltenen Scharfblick sieht der Vater ein, daß zum künftigen Glück eines Menschen die Erziehung und Bildung auf einem angeborenen Hang beruhen muß. von reichen und berühmten Eltern abstammen, ist ein Glück; über alles Glück aber geht ein Vater, wie Johannes Paumgartner seinen Rindern ist. was soll ich hier erwähnen, mit welch' treuer und wachsamer Sorge er sein Töchterlein erzieht, mit welcher Zärtlichkeit er seine Gattin liebt –«

»Die Schwester Anton Fuggers! Sie lebt nicht mehr,« schaltete die Königin ergriffen ein.

»Und wie der Rat das Greisenalter seiner Mutter ehrt!« fuhr Haller fort. »Man möchte versucht sein zu sagen, der Treffliche wäre nur für das Gute geboren, denn er unterläßt nichts von seinen Pflichten. Gibt es in diesem Leben ein Glück, wer kann glücklicher sein als Paumgartner! Hier trifft alles zusammen, ehrenvolle Abstammung, Mittel, dem Glanz der Ahnen entsprechend, eine Frau, gewählt nach dem Herzen und selbst von edler Abkunft, Kinder, die hinter den Vorzügen des Vaters nicht zurückbleiben werden. Er selbst an Körper gesund, noch im frischen, rüstigen Alter, so heitern, so mit trefflichen Eigenschaften ausgestatteten Geistes, daß zu seinem Glück Reichtum und Stand am wenigsten beitragen. Er besitzt zwei Güter, eins mit Namen Paumgarten, das er von seinen Vorfahren vernachlässigt überkommen hat, es aber dann mit ganz neuen Gebäulichkeiten versah. Das andere heißt Ehrenbach, gewöhnlich Erbach genannt, und liegt an der Donau, oberhalb Ulm, in gefälliger, fruchtbarer Lage. Glückliche Untertanen eines solchen Herrn, unter dessen Herrschaft alles blühender wird! Wohl gehört Talent dazu, aus einem kleinen Ort einen großen, aus einem unbekannten einen berühmten schaffen! Deutschland hat viele große und ausgezeichnete Männer; hätte es nur noch mehr solcher Paumgartner! Dazu kommt, daß, wenn Tugend und Glück sonst beneidet zu werden pflegen, Paumgartner von niemand beneidet wird. So groß ist seines Geistes Milde, seines Herzens Lauterkeit, so groß seine Freundlichkeit gegen jedermann, was die Nation an diesem Manne besitzt, einen treuen Rat des Kaisers in den Angelegenheiten des Friedens, einen tapferen und streitbaren Helden im Kriege, einen nützlichen Bürger seiner Vaterstadt, einen treuen Verwalter seines eigenen Hauses, einen Mäcen der Wissenschaften, einen fröhlichen Gesellschafter in Freundeskreisen, einen Pfleger der Armen, einen treuen Vater der Seinigen – muß man nicht Deutschland zu einem solchen Besitz Glück wünschen? Ich wenigstens bin glücklich im Besitz eines solchen Freundes, mit dem ich alles gemein habe. Denn was Paumgartner besitzt, das ist auch mein, solches folgt nicht aus den Gesetzen der bürgerlichen Ordnung, sondern aus dem Gesetz der Musen und Grazien. Nicht daß mir einfiele, mich seines Besitzes bedienen zu wollen, wozu mich nichts, am wenigsten mein Bedürfnis, antreiben würde. Beruhigend aber bleibt das Gefühl, sagen zu können: was dem Freunde gehört, das ist auch dein! Niemals kann ich mir, wo mir solche Freunde noch zu Gebote stehen, hilfsbedürftig oder verlassen erscheinen. »Ein wahrer Freund wiegt alles auf – tröstet auch ›beim höhnenden Geschrei der Frösche‹. Dennoch muß man auch hierin, wie in allem, dem Rat des Apostels folgen, der da sagt, daß wir besitzen sollen, als besäßen wir nicht. Veränderlich ist der Sinn der Menschen und vor dem Tod ist niemand glücklich zu preisen. Alles das über Paumgartner – unberufen!«

Der Vorlesende war zu Ende.

Die Königin hatte sich erhoben, sie war in einem solchen Grade von diesem Bilde einer schönen idealen Natur, einer idealen Weltordnung ergriffen, daß ihr zuletzt die Stelle über die Gütergemeinschaft unter Freunden Tränen entlockte. Die Fülle des Lobes, die beredte, begeisterte Schilderung, die Erasmus – der Paumgartner nicht einmal persönlich kannte und zu seinem Brief nur durch Ulrich Zasius' Bürgschaft, also wiederum durch ein Opfer der Freundschaft, veranlaßt worden war – nur vom Hörensagen geschrieben hatte, bewältigte die Königin dermaßen, daß sie erklärte:

»Ja! Dieser Mann ist eine Zierde Augsburgs! Ich bereue jede Anwandlung von Furcht, die mich schon in seiner Nähe befallen hat! Ich erkenne es, euer edler Freund, der solchen Kern in irdischer Schale birgt, verdient, aus dem Schatten herauszutreten, in den ihn diese Fugger und die Mauern seiner Vaterstadt gedrängt haben! Hat der Kaiser diesen Brief noch nicht gelesen, jetzt liest er ihn und – die Sache – ist nun die –:«

Sie hielt einen Augenblick inne und gab hierauf kurz und bestimmt eine Entscheidung, die jeden andern überrascht hätte, die jedoch für Haller von Hallerstein in jeder Beziehung erklärlich, weil in ihrer Natur begründet war. Nie ließ sie sich von einer Erregung ihrer Gefühle fortreißen. Jetzt, wo sie sich so ganz auf der Höhe der bereitwilligsten Zustimmung zu den Wünschen Paumgartners und seines Freundes zu besinnen schien, trat darum doch die Rücksicht auf ihren Bruder Ferdinand und die Fugger schnell und mit gebieterischer Macht in ihre Erwägungen ein. sie entschied:

»Mir dienen, heißt dem Kaiser dienen! Zehn Jahre habt ihr euch redlich als mein Rat bewährt! Es ist ein schweres Amt, Haller, das euch zuteil geworden, so, wie Moses aus den Steinen Wasser schlug, für uns Fürsten aus dem Trotz der Stände Geld zu schlagen, und dann müsset ihr gar dies Wunder auch noch, außer in den Niederlanden, in diesen deutschen Gauen verrichten, wo ich euch beklage, wenn ihr von Stadt zu Stadt zu reisen habt, um die Türkensteuer einzutreiben –! Aber ich darf meinen Bruder, König Ferdinand, nicht kränken, darf auch die Fugger nicht reizen, wenn ich dem Kaiser sage, daß Hohenschwangau verkäuflich sei und – daß ihr es gekauft habt, so wird sich nirgendwo auch nur der leiseste Widerspruch gegen Kauf und Belehnung regen, weder die Fugger noch mein Bruder Ferdinand werden Einspruch tun oder sich durch eure Erhöhung gedrückt fühlen. Also sei es denn beschlossen! vertragt euch im Geheimen mit dem kaiserlichen Rat Hans Paumgartner, daß ihr, Ritter Haller von Hallerstein, Syndikus der Krone Spaniens, oberster Schatzmeister des Kaisers und mein vertrauter Rat, die Freiherrnkrone von Hohenschwangau zu Lehen empfanget! Nach wenig Monden schon tretet ihr sie dann eurem Freunde ab! Diese Übertragung der Lehen von euch auf letzteren wird leichter von statten gehen, als die von den Schwangauern unmittelbar auf euren Freund, den Rat!«

Haller von Hallerstein machte eine Miene, in der sich die höchste Bestürzung, Verlegenheit, auch die Zustimmung mühten, einen einheitlichen Ausdruck zu gewinnen.

Lächelnd setzte die Königin ihrer Erklärung hinzu:

»Vergrößert es die Kosten der Erwerbung für euren Freund, so mag ihn das schöne Wort des Erasmus über die zwischen Freunden herrschende Gemeinschaft der Güter trösten –!«

Sie wollte damit sagen, Haller könnte sich auf diese Art selbst ein gut Stück Geld verdienen. Dies war die damalige Form, wie die Großen ihre Diener besoldeten, sie wiesen sie auf Nebenverdienste und geradezu auf Bestechungen an.

Der Gegenstand war für die rasch handelnde Königin jetzt abgetan. Haller wußte dies, erhob auch keinen Widerspruch, nahm ruhig sein Portefeuille und verbeugte sich, um sich eilends zu seinem Freunde zu begeben, der ihn erwartete, um diesem die halb angenehme, halb verdrießliche Nachricht zu überbringen.

Die Königin behielt den Brief des Erasmus zurück, legte ihn zu den Papieren, die sie gewohnt war sogleich zu erledigen – hier durch einen vertrauten Brief an den Kaiser, der noch heute abgehen sollte – wollte jetzt Audienzen geben und klingelte.

Als Haller im Begriff war zu gehen, rief sie ihm noch nach: »Aber hört doch noch Eins! von meinen Kammerzofen, wißt ihr, hat sich die beste in Brüssel verehelicht. Ich muß eine neue nehmen. Mir ist ganz Niederland verhaßt! Ich mag die Sprache der falschen Genter nicht mehr hören. Deshalb bat ich gestern die Äbtissin von Sankt Katharinen, mir eine junge Magd von Augsburg zu dingen, die ich mit nach Brüssel nehmen will, Stick- und Nähnadel müssen ihr geläufig sein. Frömmigkeit und unbescholtene Sitte verstehen sich von selbst, seltsam, daß man in Augsburg so lange zu suchen hat, bis man ein Mädchen findet, das solche Bedingungen erfüllt, sprecht davon noch mit des Rates Mutter! Ihr Enkel, mein junger Rat in partibus, könnte mit Besorgung dieser Sache – und um einen Jagdhund hab' ich meine Räte schon öfters mehr in Bewegung gesetzt – sein Patent verdienen, womit ich nicht gesagt haben will, daß ich nicht auf die Edelsteine sehr, sehr begierig wäre, die mir sein Vater – zur Ansicht und Auswahl angeboten hat. Sind sie noch immer nicht von Venedig angekommen?«

»Sie sind angekommen!« berichtete Haller, »seit gestern abend, wie ich höre –«

»Also gut denn,« antwortete die Königin, »ich kaufe davon –«

Auch jetzt lächelte Haller noch nicht und er wußte doch, daß die Königin mit Hans Paumgartner ganz ebenso – Freundschaft zu schließen gesonnen war, wie Erasmus mit ihm getan und wie sie ihrem Rat soeben selbst empfohlen hatte, zu tun.

Er verbeugte sich mit der immer gleich zuwartenden Miene des Hofmannes und traf die Anordnung, daß die im Vorsaal zur Audienz harrenden Grafen und Herren, Prälaten und Ratsverwandte nunmehr einer nach dem andern vorgelassen wurde.

Er selbst eilte zu Hans Paumgartner.


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