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Ein Expeditor bringt seine Bertha, ein Mädchen von neun Jahren, und erzählt: »Vor zwei Jahren bekam dieses Kind ein geschwollenes Knie. Ich ließ alsbald den Arzt kommen und dieser behandelte das Knie durch längere Zeit ohne Erfolg. Ich mußte das Kind in die Hauptstadt in eine Klinik thun, und dort wurde ein Schnitt auf der linken Seite am Knie gemacht. Nach sechs Wochen bekam ich das Kind zurück mit einem Gypsverband. Nach vier Wochen wurde der Gypsverband abgenommen, und das Kind konnte nicht einmal den Fuß auf den Boden setzen. Nach einiger Zeit wurde ein zweiter Schnitt an der rechten Seite des Knies gemacht, und man tröstete mich, der Fuß werde wieder recht. Doch es kam das Gegentheil. Das Knie wurde immer noch dicker, noch schmerzlicher und vom Knie auf- und abwärts magerte der Fuß so ab, daß er kaum mehr den dritten Theil der angemessenen Dicke hatte. Das Traurigste aber war, daß das Kind gar nicht auf dem Fuße stehen konnte. So armselig der Fuß war, so krank war auch das Aussehen, und besonders hatte das arme Kind gar keinen Appetit mehr.«
Anwendungen. Das Kind wurde täglich einmal mit Wasser und Essig gewaschen, aber nicht abgetrocknet. 2) Täglich zweimal, jedesmal vier Stunden lang, mit angeschwellten Heublumen umwunden, ganz warm. Nach zwei Stunden wurden die Heublumen wieder in's Wasser gethan und von neuem aufgelegt. 3) Nach innen bekam es vier bis sechs Wachholderbeeren täglich und wo möglich vom Frühstück bis Mittag einen Löffel voll Milch. Nach nicht ganz vier Wochen sah das Mädchen ganz frisch und gesund aus und hatte guten Appetit; der Fuß war wohl noch steif, doch konnte ihn das Kind schon einwärts biegen und so gehen, daß man kaum sehen konnte, daß ein Fuß etwas steif war. Das kranke Knie selber war noch etwas dicker als das andere.
Weitere Anwendungen: 1) täglich Knie und Schenkel zweimal mit kaltem Wasser übergießen; 2) jeden Tag einmal einen Heublumenwickel, zwei Stunden lang, wie oben angegeben; 3) über Nacht mit einem Lappen das Knie umwinden, welcher mit weichem foenum graecum überstrichen ist; 4) die Wachholderbeeren werden weiter gebraucht. Nach weiteren drei Wochen war die Kur vorbei und der Fuß vollständig geheilt.
Wo hat es hier gefehlt? Die Kniegeschwulst hinderte, daß genügend Blut in den Unterschenkel kam, somit wurde dieser nicht mehr genährt und magerte ab, zumal er nicht in Bewegung kam und überdieß verkümmert war durch den ungeregelten Blutlauf und die vielen Schmerzen des übrigen Körpers. Die Heublumen lösten die Geschwulst auf. Die Waschungen bewirkten Kräftigung und einen geregelten Blutlauf. Der Knie- und Schenkelguß bewirkten Kräftigung, Zusammenziehung und gleichen Blutlauf. Die weiteren Anwendungen sind in der Woche eine Waschung und zwei Halbbäder.
Die Wachholderbeeren bewirkten gute Verdauung, Reinigung und Ausleitung durch Urin.
Ein Vater theilt mit: »Mein Sohn, acht Jahre alt, hat an einem Fuße oberhalb des Knies eine Geschwulst. Das Knie wird von Woche zu Woche dicker. Das Knie selbst thut nicht weh, schmerzlich aber ist die Geschwulst oberhalb des Knies. Es ist so fest anzufühlen, wie ein harter Knochen. Der Fuß unterhalb desselben ist bedeutend dünner und thut manchmal recht weh. Gehen kann der Knabe noch, aber das Bein nur wenig biegen.«
Anwendungen:
Der Knabe soll 1) täglich zweimal, jedesmal zwei Stunden lang, um das Knie und den geschwollenen Oberschenkel warme Heublumen winden. Dabei soll er im Bett liegen. 2) Jede Nacht gekochtes foenum graecum um das Knie winden, dicht um die Geschwulst. So drei Wochen fortmachen. Nach diesen drei Wochen: 1) täglich zweimal Wasser auf das kranke Knie und den Schenkel gießen; 2) täglich einmal zwei Stunden lang Heublumen herumbinden, wie oben; 3) in der Nacht foenum graecum herumbinden, wie oben. So drei Wochen lang. Nach sechs Wochen war der Fuß wieder ganz in Ordnung.
Wirkungen: Die Heublumen weichten auf und sogen aus. Das foenum graecum wirkte in derselben Weise, nur noch stärker, auf die Knochengeschwulst. Die Gießungen bewirkten besseren Blutlauf und Kräftigung des Fußes. Das Wasser auf Knie und Schenkel bewirkte Kräftigung und Erwärmung.
Die Ursache dieses Leidens war Anstauung des Blutes, das nicht mehr gehörig durch die Kniegeschwulst in den unteren Fuß dringen konnte. Es entstand deßhalb im Schenkel eine Geschwulst. Wie die Kniegeschwulst nachgelassen, konnte das Blut wieder gehörig in das untere Bein dringen, und so kam das ganze Bein wieder in Ordnung.