Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Ein Mann bringt vor: »Ich habe zweimal innerhalb zwei Jahren Unterleibsentzündung gehabt, und seit dieser Zeit bin ich zu meinem Berufe nahezu unfähig; ich habe fast immer Unterleibsschmerzen, Verstopfung, Appetitlosigkeit. Wenn ich glaube, ich hätte zu etwas Lust, so wird es mir bald wieder zum Ekel. Der Schlaf ist unruhig, so daß ich in der Frühe müder bin als am Abend; fast beständig herrscht Hitze im Magen.«
Hier hat diese Entzündung eine große Schwäche zurückgelassen; die entzündeten Theile sind noch nicht vollständig gereinigt und gekräftigt. Folgende Anwendungen werden den Körper in Ordnung bringen:
1) Täglich angeschwellte Heublumen warm in einem Tuch auf den Unterleib binden, 1½ Stunden lang.
2) Jede Nacht vom Bett aus den ganzen Körper waschen mit kaltem Wasser und Essig, nicht abtrocknen und gleich wieder in's Bett.
3) Täglich eine Tasse Thee trinken von Zinnkraut, Wachholderbeeren und etwas Wermuth.
So acht Tage lang. Darauf:
1) Den einen Tag ein Sitzbad, den andern ein Halbbad, eine halbe Minute lang.
2) Jeden zweiten Tag einen Oberguß und Knieguß; den Thee fortsetzen.
So 14 Tage lang. Als Nachkur reichten aus in der Woche 2-4 Halbbäder. Nach vier Wochen war der ganze Körper in der Ordnung, guter Appetit und Schlaf und gute Verdauung vorhanden.
Die aufgebundenen Heublumen leiteten aus und stärkten den Unterleib. Die Sitzbäder wirkten stärkend auf den Unterleib, die Halbbäder auf den ganzen Leib. Die Ganzwaschungen öffneten die Poren und stärkten den ganzen Organismus. Zinnkraut wirkte reinigend, Wachholderbeeren auf Urinausscheidung, Wermuth wirkte günstig auf den Magen.
Ein Bauernknecht klagt: »Ich habe mich beim Fuhrwerk so stark erkältet, daß, wie ich ins Bett kam, Schüttelfrost sich einstellte. Ich habe nicht bloß große Schmerzen im Unterleib, ich kann auch kein Wasser lassen. Vor lauter Schmerzen kann ich mich nicht ruhig im Bett halten.«
Hier ist nach Erkältung eine Entzündung im Anzuge. Den Beweis gibt der Wechsel zwischen Frost und Hitze.
Für diesen Fall folgende Anwendungen:
1) Angeschwellte Heublumen warm, wie es der Kranke ertragen kann, auf den Unterleib binden, ordentlich zudecken, 1½ Stunden lang.
So den Tag zweimal. Nebenbei soll
2) Der Körper zweimal des Tages gewaschen werden mit Wasser und etwas Essig. Statt zweimaliger Ganzwaschung könnte auch der spanische Mantel einmal angezogen werden.
Die Entzündung ist entstanden durch die Herrschaft, welche die Kälte gewonnen hat, die Naturwärme ist erlegen; deßhalb muß die Naturwärme durch künstliche Wärme unterstützt werden. Diese wird erreicht durch die warme Auflage. Das Waschen oder der spanische Mantel leitet nach außen, hebt die Fieberhitze und gleicht die Kälte mit der Wärme im ganzen Körper aus. Unterstützt werden die Anwendungen, wenn der Kranke jede Stunde, bis die Entzündung gehoben ist, zwei Löffel voll Thee von Zinnkraut trinkt zum Harnausscheiden und gegen innere Hitze. Bei Entzündung würde günstig wirken: zweimal im Tag ein Löffel voll Salat- oder Provenceröl. Auf diese Weise war innerhalb drei Tagen das Übel beseitigt.
Ein Mädchen, 24 Jahre alt, leidet Monate hindurch an Unterleibs- und Blasenkrämpfen und mitunter an Schmerzen, daß sie laut schreit. Das Wasser wurde schon oft auf künstliche Weise abgeleitet; der Körper ist oft stark aufgetrieben; häufig bestehen Schmerzen in den Nieren. Ein Arzt habe gesagt, ihr ganzer Unterleib sei zerrüttet.
Was hilft hier? Hier muß alle verlegene Waare aufgelöst, ausgesaugt und ausgeleitet werden, was am besten geschieht, wenn von unter den Armen bis an die Knie ein Wickel angelegt wird, in Heublumenwasser getaucht, warm; aber auch die Heublumen sollen auf den bloßen Leib, besonders auf die schmerzhaften Stellen kommen, so daß der ganze Unterleib in Heublumen gewickelt ist, 1½-2 Stunden, er muß aber ganz gut eingewickelt sein. Dieser Wickel kann drei Tage nach einander genommen werden, dann jeden dritten oder vierten Tag.
Nebenbei muß aber die Natur gestärkt werden durch eine tägliche Waschung mit Wasser, vermischt mit Essig, und täglich ein Halbbad, eine halbe Minute lang.
Nach innen soll Thee von foenum graecum und Fenchel angewendet werden, jeden Tag eine Tasse in drei Portionen. – Hatten die Wickel die Aufgabe, aufzulösen und auszuleiten, so mußten die kalten Waschungen bewirken, daß der Körper nicht zu sehr verweichlicht wurde, und daß er in gleichmäßige Ausdünstung kam. Der Thee bewirkte Auflösung und Ausleitung im Innern, der Fenchel besonders Verbesserung des Magens.
Nach 14 Tagen war die Person ziemlich hergestellt, und folgende Anwendungen mußten dem Körper Kraft und Ausdauer bringen und erhalten: 1) zwei Bäder in der Woche, 2) jeden zweiten Tag ein Sitzbad und 3) täglich eine Tasse Thee von Wermuth und Zinnkraut.
Ein Mädchen, 28 Jahre alt, erzählt: »Ich bin seit einem halben Jahre krank. Mein Zustand wird immer schlimmer. Ein Arzt, der mich untersuchte, hat erklärt, ich habe mehrere Gewächse im Unterleib, die nur durch Operation beseitigt werden können. Davor habe ich so Angst, daß ich mich nicht dazu entschließen kann, und möchte mit Wasserkur Heilung versuchen.«
Ich gab der Kranken folgenden Rath:
1) In jeder Woche viermal einen kurzen Wickel, in Wasser getaucht, in welchem Heublumen gesotten wurden.
2) Jeden Tag einen Oberguß und Schenkelguß.
3) Jeden dritten Tag ein Halbbad.
4) Täglich eine Tasse Thee von Johanniskraut, Fenchel und Schafgarbe.
So wurde 14 Tage fortgemacht, und die Wirkung war folgende: Durch Urin ging eine Masse Verschleimung ab. Zweimal bekam sie heftige Durchfälle. Der ganze Unterleib nahm wieder seinen normalen Zustand an. Appetit, der ganz fehlte, hatte sich eingestellt, ebenso der Schlaf.
Weitere Anwendungen:
Täglich zweimal ein Halbbad und täglich einen Oberguß. Die Halbbäder stärkten den ganzen Körper; der Oberguß den obern Theil des Körpers. Nach 14 Tagen war das ganze Übel beseitigt.
Ein Fräulein, 28 Jahre alt, erzählt unter Thränen: »Ich habe so viele und verschiedene Unterleibsleiden, und kein Arzt kann mir helfen. Bald hab' ich große Schmerzen an der rechten, bald an der linken Seite. Bald ist der ganze Unterleib so voll Schmerzen, daß ich nicht eine Viertelstunde in der Nacht schlafen kann. Recht oft rücken diese Schmerzen vom Unterleib in die Brust, und dann weiß ich, daß sie auch bald in den Kopf kommen; dann aber möchte mir der Kopf zerspringen vor Schmerzen. Ich habe mehrere Ärzte gehabt, von denen jeder ein anderes Leiden fand. Nur darin stimmten sie überein, daß meine Unterleibsorgane zu sehr eingeengt seien. Ich habe leider die Unsitte nachgeahmt, mich stark zu schnüren. Zweimal bin ich schon operiert worden, geholfen hat es nicht. Jetzt soll ich mich nochmals operieren lassen, wozu ich gar keine Lust mehr habe. Es seien, wie die Ärzte sagen, Verwachsungen eingetreten, und jetzt leide ich an deren Folgen.«
Um dieser Unglücklichen Hülfe zu bringen, wurde Folgendes angewendet:
1) In der Woche dreimal kurze Wickel, das Tuch in Heublumenwasser getaucht, 1½ Stunden lang, und zwar warm.
2) In der Woche dreimal ein Halbbad, ½ Minute lang.
3) Einmal in der Woche einen Oberguß und einen Schenkelguß.
Die Wickel lösten ziemlich stark auf, machten die Organe weicher und kräftigten den Unterleib. Die Halbbäder bewirkten Stärkung und eine bessere Thätigkeit im Blutlauf. Nach vierzehn Tagen fühlte sich die Kranke um Vieles besser. Es hatte sich viel Urin ausgeschieden, der Stuhl kam in Ordnung, und die Gesichtsfarbe hatte sich vollständig geändert.
Weitere Anwendungen waren:
In der Woche viermal ein Halbbad, einmal einen kurzen Wickel und zweimal einen Oberguß und einen Schenkelguß.
Diese Anwendungen haben die Unglückliche gesund gemacht. Sie konnte wieder arbeiten, hatte nur hie und da geringe Schmerzen und konnte ihrem Berufe wieder nachkommen. – Ein trauriges Bild unserer Zeit! Wie viele Tausende folgen heutzutage der verkehrten Mode! Sie ruhen nicht, bis der Körper zu Grunde gerichtet ist. Die Eltern sollten strenge darüber wachen, daß ihre Kinder nicht diesem verkehrten Modegeist huldigen.
Ein Mädchen, 21 Jahre alt, klagt über heftige Kopfschmerzen, starken Blutandrang nach dem Kopfe, viel Leibschmerzen, fast immer ganz kalte Füße, keinen Appetit und keinen Schlaf, unfähig zu jedem Beruf. Medikamente hat sie viel geschluckt, aber Alles ohne Hilfe. Das Mädchen hat sich ziemlich stark geschnürt, obschon sie Dieß nicht gestehen wollte. Anfangs nahm auch die Mutter die Tochter noch in Schutz. Endlich kommt der kaltblütige Vater, der mir Glauben schenkte und der Tochter befahl, entweder freiwillig entsprechende Kleider anzuziehen oder den Stock. – – Dieß Mittel war auch die beste Anwendung. Durch das Schnüren war ein geregelter Blutlauf unmöglich. Das Blut, das in die Füße drang, kam nicht mehr recht zum Herzen zurück, und gerade so ungeregelt war der Blutlauf im oberen Körper. Als der Leib wieder im natürlichen Zustande war, trat auch geregelter Blutlauf ein, und dazu verhalf noch täglich ein Halbbad. In wenigen Tagen war das Mädchen wieder gesund.
Eine vornehme Dame erzählt: »Ich leide unsäglich, bald im Kopf, bald in der Brust, die größten Schmerzen aber sind im Unterleib. Ich möchte oft verzweifeln vor Schmerzen, und nie ist mir Hilfe geworden. Der Stuhlgang geht so hart, daß ich oft 3-4 starke Laxire einnehmen muß, um solchen zu bekommen. Es kann acht bis zwölf Tage anstehen, bis ich mit allen Mitteln noch Stuhlgang hervorbringe.«
Ich deutete der halbverzweifelten Frau an, daß an diesem Leiden hauptsächlich ihre Kleidung Ursache sei; denn sie trug so viele Kleider um ihren Leib, daß auf ihrem hintern Höcker ein Affe recht gut hätte Platz nehmen können. Muß diese Kleidung nicht eine ungewöhnliche Hitze entwickeln? Diese Hitze zieht das Blut in den Leib und bewirkt eine große Vertrocknung in den Eingeweiden. Die arme Frau wollte das freilich nicht glauben, und weil ich ihr einen anderen Rath nicht geben konnte als den, sich recht einfach zu kleiden und nebenbei auch auf den Körper einzuwirken, daß die Hitze entfernt, das Blut in gleichmäßigen Gang und der ganze Körper wieder in Ordnung gebracht werde, fügte sie sich endlich.
Die Anwendungen waren:
1) In jeder Nacht vom Bett aus ganz waschen. Dadurch wurde gleichmäßige Wärme erzielt, die Natur in geregelte Thätigkeit und das Blut in normalen Gang gebracht.
2) Jeden zweiten Tag ein Halbbad. Dieses bewirkte eine Kräftigung des ganzen Körpers und hob alle innere Hitze auf.
Nach innen wurde acht Tage lang täglich eine Tasse Thee genommen von foenum graecum und Fenchel, um die innere Hitze zu dämmen und den Magen zu verbessern.
Später wurde Thee verwendet von Wermuth, Salbei und Bitterklee.
In sechs Wochen war die Kranke so ziemlich hergestellt. Was aber noch besonders erwähnt werden muß, ist, daß sie während der ganzen Kur alle Stunden einen Löffel voll Wasser eingenommen hat. Sie selbst hat zuletzt eingestanden, sie sei jetzt überzeugt, daß die Modekleidung ihr Elend herbeigeführt habe.
Ich kann hoch und theuer versichern, daß zu mir eine große Anzahl solcher Unglücklichen gekommen sind, bei denen diese Modekleidung die erste Ursache ihrer Leiden war, da diese Kleidung allzuviel Störungen im Blutlauf verursacht.
Eine Frau aus höherem Stand klagt, daß sie unsäglich leide an Hämorrhoiden. Sie habe die größten Blutstauungen nicht nur unterhalb der Füße, sondern auch an den Schenkeln, und selbst am untern Rücken habe sie sogenannte Krampfadern. Es sei ihr oft zum Wahnsinnigwerden. Die ganze Woche habe sie keine heitere Stunde. Ihrer Umgebung sei sie zur größten Last, sie sei oft so aufgeregt, daß ihre Umgebung ihr ausweichen müsse. Sie trage zwei wollene Beinkleider, und über den Unterleib trage sie ebenfalls, der Mode folgend, drei- bis vierfache Kleidung. Bei diesem Übel sei auch solche Stuhlverhaltung, daß sie oft fünf bis sechs Klystiere nehmen müsse, bis eine Wirkung eintrete.
Leider ist bei diesem Beispiel wieder die Kleidung die erste Ursache des Übels, durch welche so viele Wärme entwickelt wird; ebenso wird durch das feste Binden der Kleider der Blutlauf gehemmt. Wer im Blutlauf Hemmungen verursacht, bereitet sich selbst sein Elend. Die Anwendungen waren folgende:
1) Täglich eine Ganzwaschung, durch die eine gleichmäßige Naturwärme erzielt und die Schlaffheit beseitigt wurde;
2) täglich ein Oberguß und Schenkelguß, um das Blut in größere Thätigkeit zu bringen;
3) jeden zweiten Tag ein Halbbad und
4) täglich im nassen Gras oder auf nassem Boden zweimal barfuß gehen, je länger desto besser. Wie die Bäder die ganze Natur kräftigten, die Hitze entfernten und weiterer Hitze vorbeugten, so wurde auch fast jeden Tag ein überflüssiges Kleidungsstück abgelegt. Als nach vier Wochen die Kur zu Ende war, fühlte sich die Kranke recht glücklich. Ein großer Theil der Blutstauungen war verschwunden, das Blut circulierte regelmäßig; als Gewinn hatte sie zur Gesundheit einen großen Vorrath von überzähligen Kleidungsstücken. Sie fühlte sich auch recht behaglich, ohne den gewaltigen Hinterlader einhergehen zu können.