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Typhus.

Der Typhus entsteht gern durch Erkältungen, ganz besonders aber, wenn die Wohnungen keine gute Luft haben oder die Mauern des Hauses feucht sind und die Wohnung nicht fleißig gelüftet wird, sodann auch, wenn die Mauern schadhafte Stellen haben, wo durch Feuchtigkeit sich Mörtel ablöst, und die Luft so schlecht ist, daß durch das Einathmen das Blut verdorben wird, so daß Entzündungen entstehen und sich Geschwüre bilden. Besonders nachtheilig ist es, wenn in den Häusern ein feuchter Untergrund ist oder Gruben in oder am Hause sind, die schlechte Ausdünstungen haben, welche die Luft verpesten, ebenso wenn das Trinkwasser schlecht und verdorben ist. – Wie die Mediziner kurieren, darnach habe ich mich wenig erkundigt. Daß Typhus mit Wasser zu heilen ist, davon bin ich vollständig überzeugt. Ich habe von Städten gehört, wo man den Typhus durch Bäder kuriert. Mir haben selbst vom Typhus Geheilte erzählt, daß sie in einem Tage wiederholt 5-10-15 Minuten in ein kaltes Vollbad mußten. Ich habe die Überzeugung, daß gerade der Typhus recht leicht und einfach zu heilen ist und leichter und bequemer als auf diese Weise; denn einen Schwerkranken täglich 3-6 mal so lange ins Wasser thun ist hart und macht die Krankenpflege recht beschwerlich.

1.

Ein Typhuskranker, der schon zwölf Tage am Typhus darniederlag, und dessen Zustand recht bedenklich geworden war, wurde:

1) zweimal des Tages im Bett gewaschen, was eine schwächliche Krankenpflegerin leicht besorgen konnte;

2) wurde ein grobes sechsfaches Tuch ins kälteste Wasser getaucht, auf Brust und Unterleib gelegt, und dieses so oft gewechselt, als die Hitze einen höhern Grad erreichte. Gemessen wurde die Wärme nicht; bloß wenn der Kranke sich recht bange fühlte und das Aussehen große Hitze verrieth, wurde das Tuch weggenommen, wieder ins kälteste Wasser eingetaucht und auf's Neue aufgelegt. So konnte diese Wiederholung in einem Tage sechsmal und öfter vorgenommen werden müssen. War die Hitze nicht mehr groß, so wurde mit den Überschlägen ausgesetzt. Bei diesem Typhuskranken, der so große Hitze hatte, daß der Gaumen ganz ausgetrocknet, die Zunge voller Blasen und so steif war, daß er nicht reden konnte, wurde in kurzen Fristen 1-2 Löffel voll Absud von foenum graecum gegeben, welches die Hitze nahm und die wunde Zunge und den Hals heilte. In zehn Tagen war der Kranke vollständig von allem Fieber frei, und die Erholung stellte sich rasch ein.

Bemerkt sei noch, daß dieser Kranke jeden Tag zweimal einen Eßlöffel voll Salatöl eingenommen hat, um die innere Hitze zu dämmen. Ungewöhnlich rasch hat er sich erholt, ohne daß ein Nachtheil zurückgeblieben wäre. Man könnte auch den Typhuskranken bloß durch Waschungen kurieren, wenn der Kranke so oft gewaschen wird, als es ihm recht bange wird durch die steigende Hitze. Das bezeichnete Beispiel gibt uns zugleich Anleitung, wie leicht man dieser Krankheit vorbeugen könne, wenn die ersten Anfänge von Typhus sich zeigen.

Die Waschungen leiteten durch die Poren das Krankhafte am ganzen Körper aus. Die Überschläge leiteten die Hitze ab, und so wurde der kranke Stoff sobald wie möglich beseitigt. Noch rascher wird die Heilung vor sich gehen, wenn der Kranke, statt einer Auflage auf den Leib, jeden Tag zweimal auf ein dick zusammengelegtes Tuch, ins kälteste Wasser getaucht, liegt, aber nie länger als höchstens eine Stunde lang.

Wo es durchführbar ist, sind kurze, nur ½-1 Minute währende kalte Bäder bei Typhus zu gebrauchen.

2.

Ein 29 jähriger Mann erzählt: »Ich hatte den Typhus. Man hielt mich für verloren. Als ich mich geheilt glaubte, bekam ich schweres Nierenleiden, wie die Ärzte sagten. In der Nierengegend habe ich Schmerzen, auch Blasenleiden; der Arzt nennt es chronischen Blasenkatarrh. Ich bin deßhalb nie ohne Schmerzen; manchmal ist es nicht zum Aushalten. So leide ich seit zwei Jahren ohne Hilfe. Appetit ganz schlecht; Schlaf wäre da, wenn die Schmerzen mich nicht wecken würden.«

Hier heißt es: 1) Suche die von einer schweren Krankheit zurückgebliebenen Reste aufzulösen und auszuleiten. 2) Stärke die geschwächten Theile des Körners und bringe den ganzen Körper zu größerer Kraft und Thätigkeit.

Diese Aufgaben lösen folgende Anwendungen:

1) In der ersten Woche drei kurze Wickel, das Tuch in Wasser getaucht, in welchem Haferstroh gesotten wurde. Wie Haferstrohwasser selbst die Giftknoten auflöst, so löst es durch den Wickel auch die zurückgebliebenen kranken Stoffe auf.

2) Täglich einen Oberguß, um den oberen Körper zu kräftigen, damit auch die inneren Theile des Oberkörpers in einen bessern Zustand kommen.

3) Jeden Tag eine Woche hindurch einen Schenkelguß zur Kräftigung und Anregung, um die kranken Stoffe abzuleiten.

Diese Anwendungen wirkten sehr günstig, Tag für Tag wurde das Aussehen besser. Zeitweilig kamen die Schmerzen ziemlich stark wieder, aber ohne lange Dauer.

Nach ca. zehn Tagen kamen:

4) In der Woche vier Halbbäder, und einmal noch ein kurzer Wickel. Die Halbbäder bewirkten allgemeine Kräftigung, und der kurze Wickel war thätig, die kranken Stoffe vollends aufzulösen und auszuleiten.

5) Ein Oberguß wurde nur mehr jeden zweiten Tag genommen und reichte aus für den Oberkörper.

So war der Kranke in 3-4 Wochen vollständig hergestellt. Zur weiteren Ausheilung reichten aus in der Woche 2-3 Halbbäder.



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