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Ein gut Werk thun.
»Viel sinds nicht werth, daß sie ein einig gut Werk sollten thun; und wahrlich, es ist ein Großes, deß ein Mensch würdig ist, daß er ein gut Werk thue.«
Gebt, so wird euch wieder gegeben.
»Das ist ein gewisser Spruch, der die Leute arm und reich macht. Das erhält mein Haus. Ich sollt mich nicht rühmen; ich weiß aber, was ich ein Jahr gebe.« Und kehrete sich zu D. Gregorius Brück und sagte: »Wenn mein gnädiger Herr einem Edelmanne tausend Gülden gäbe, so erhielt er doch damit mein Haus nicht, und habe nur drei hundert Gülden; aber Gott gibt genug, der segnet es!
Es ist ein Kloster gewest, dasselbe, weil es gerne gab, war es reich; da es aber nicht mehr gab, ward es arm. Da nun auf eine Zeit einer davor kam und bat um ein Almosen, und man versagets ihm, da fragte der Bettler die Ursach, warum man ihm nichts geben wollte um Gottes willen? Da sprach der Pförtner: Wir sind arm. Darauf sprach der Bettler: Die Ursach der Armuth ist, denn ihr habt zween Brüder im Kloster gehabt, den einen habt ihr ausgestoßen und der andere hat sich auch heimlich ausgedreht und ist weggegangen. Denn nachdem Bruder Date (gebet) ausgemustert und verstoßen ist, so hat sich der ander Bruder Dabitur (dem gegeben wird), auch verloren.«
»Und das ist auch wahr,« sprach D. M. L., »die Welt ist schuldig dem Nächsten zu helfen auf dreierlei Weise, mit Geben, Leihen und Verkäufen. Aber jetzt gibt Niemand, Alle rauben, kratzen und ziehen sie an sich; nehmen wohl und stehlen gern, geben aber nichts; so leihet Niemand, sondern wuchern nur, schinden und schaben; Niemand verkauft mehr, sondern er vervortheilt und betreuget Jedermann. Darum ist auch kein Dabitur mehr, unser Herr Gott will auch nicht mehr so reichlich segnen. Lieber, wer etwas haben will, der muß auch geben! Milder Hand nie zerrannt!«
Geben soll aus freiem Herzen und einfältiglich geschehen, ohn allen Genieß.
Doctor Martinus Luther ist ein Mal mit D. Jonas, M. Veit Dieterich und andern seinen Tischgesellen spazieren zum Jessen ins Städtlein gefahren. Daselbst gab D. M. Luther Almosen den Armen. Da gab D. Jonas ihnen auch und sprach: Wer weiß, wo mirs Gott wieder bescheret. Darauf sagte D. M. Luther lachend: »Gleich als hätte es Euch Gott nicht zuvor gegeben; frei einfältig soll man geben, aus lauter Liebe, willig!«
Gebt, so wird euch wieder gegeben.
»Dies ist ein gewisser Spruch, der die Welt reich und arm macht. Die da nicht geben und meinen, sie wollen ihren Kindern viel hinter und nach ihnen lassen, dieselbigen behalten nichts. Es ist ein gemein Sprichwort, das wird wohl wahr bleiben: De male quaesitis non gaudet tertius haeres; und wie die Itali sagen: Male quaesit, imale perdit: Übel gewonnen, übel zerronnen: Unrecht Gut faselt nicht, kömmet an den dritten Erben nicht. Wiederum, wer da gerne gibt, dem wird gegeben; das erhält das Haus. Darum, liebe Käthe,« sprach er, »haben wir nicht mehr Geld, so müssen die Becher hernach! Man muß geben, wollen wir anders etwas haben. Hoffart bringet Armuth. Als einer hie wollte den Dreck, die Pfennige, nimmer zählen und wug sie; darum ist er jetzt arm worden. Also war auch ein Weib zu Zwickau, die verachtete die Bauerweiber; jetzt muß sie schier betteln. Darum machet Geld nicht reich, sondern Date, et dabitur vobis: gebt, so wird euch wieder gegeben. In den Propheten stehet oft: Der Wein, des sie verhofften wohl tausend Faß zu kriegen, wurden kaum drei hundert draus; denn der Herr, sagen sie, blies in die Weinberge, darum, daß ihr den Armen nichts gabt.«
Womit Kinderlein ihr Brod verdienen.
Doctor Mart. Luther nahm sein Kindlein, das sich verunreiniget hatte, und sprach: »Diese Leute verdienen auch ihr Essen und Trinken mit Scheißen, Weinen und Heulen, wie wir mit unsern guten Werken den Himmel!« Und sagte bald drauf: »Das ließ die Welt geschehen, daß wir predigten und gäben Geld dazu!«
Wozu Zorn und Eifer dienen und gut sind.
»Ich habe,« sprach D. M. L., »kein besser Werk denn Zorn und Eifer; denn wenn ich wohl dichten, schreiben, beten und predigen will, so muß ich zornig sein; da erfrischt sich mein ganz Geblüte, mein Verstand wird geschärft, und alle unlustigen Gedanken und Anfechtungen weichen.«
Von Geduld.
»Geduld ist die beste Tugend, so in der heiligen Schrift vom Heiligen Geist hoch gelobt und gerühmet wird. Wiewohl sie die Philosophi und gelehrten Heiden auch hoch heben, doch können sie dieselbige Gottes Willen und Hülfe nicht vorsetzen, denn sie davon nichts Gewisses verstehen noch wissen. Epiktetus, der weise griechische Heide, hat sehr wohl gesagt: Leide und meide. Wie auch die Ebräer in ihrer Sprache mit guten Worten sagen:
Glaube nicht Alles, was du hörest;
Sage nicht Alles, was du weißt;
Thue nicht Alles, was du magst!«
Über den Spruch des Psalms: Befiehl deinen Weg dem Herrn und hoffe auf ihn, machte Doctor Martinus Luther diesen Vers:
»Schweig, leid, meid und vertrag.
Dein Noth allein Gotte klag.
An Gott je nicht verzag.
Dein Glück kömmet alle Tag!«
D. M. Luthers Reim einer.
»In luctu gaudium,
In gaudio luctus;
Gaudendum in Domino,
Lugendum in nobis!«
»In Trauren Freud,
In Freuden Trauren;
Fröhlich im Herrn,
Traurig in uns sein!«