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Fürsten und Herren wollen ungestraft sein.
»Edelleute und Bürgerkinder,« sprach D. M. L., »werden wohl erzogen, Bauern aber und Fürsten wollen ungestraft sein. Wenn der Löwe fühlet, daß ihm die Zähne und Klauen wachsen, so spielet er nicht mehr.«
Von einer Fürstin.
Des von Anhalt Gemahl wollte ihre Frau Mutter besuchen, kam gen Wittenberg und begehrte D. Mart, anzureden wiewohl zu ungelegner Zeit und mit Ungestüm; endlich kam sie ungefordert, von ihr selbst nach dem Abendmahl. Der Doctor aber entschuldiget sich seiner Schwachheit halben und sprach: »Gnädige Frau, ich bin im Jahr wenig rechtschaffen frisch; ich bin entweder am Leibe oder im Geist schwach und krank, eins ums andere; ich habe jetzund an meinem Leibe bei zwanzig Sterne, wie am Himmel, ich wollte, daß sie der Erzbischoff zu Mainz sollte haben!« Ja, sprach sie, lieber Herr Doctor, wir können auch nicht alle fromm sein. »Ja,« sagte der Doctor, »Ihr vom Adel in hohen Ständen sollt von Nöthen alle fromm sein; denn Euer sind wenig und seid enge gezogen; wir von niedrigen Ständen und gemeine Leute werden verderbt durch die große Menge, denn unser ist viel; darum ists nicht Wunder, daß unser wenig fromm sind. Von Euch großen Geschlechtern und hohen Ständen aber sollen wir Exempel nehmen und lernen Gottseligkeit, Frömmigkeit, Ehrbarkeit« usw. Trabet ihr mit solchen Worten weidlich in die Hufe denselben Abend.
Vom Landgraf Philipp zu Hessen.
Doctor Martinus Luther sagete von Seinen F. G., »daß es ein Wundermann wäre, der ein sonderlich Glück und Stern hätte. Wenn er wollte vom Evangelio abfallen, so sollte er vom Kaiser und Papst erlangen, was er nur wollt; aber Gott hat S. F. G. bisher beständig erhalten. Der Kaiser hat ihm angeboten, daß er die Grafschaft Katzenelnbogen ruhiglich besitzen sollte. Item, Herzog Georg wollte ihn zum Erben aller seiner Lande und Leute machen und der Kaiser hätte es bestätiget, versiegelt und verbriefet, wenn er von unser Religion hätte wollen abfallen; aber er bekannte die Lehre des Evangelii, sonst hätte er können des Kaisers und des Papsts lieber Sohn werden. Er hat einen hessischen Kopf, und kann nicht feiern, er muß etwas zu thun haben; so trauet und gläubt er auch nicht leichtlich. Er fähet viel Dinges an, und es gehet ihm hinaus. Es war eine große Kühnheit, daß er Anno 1528 die Bischöffe überziehen wollte. Und eine größere That war es, daß er den Herzog von Würtenberg einsetzete, und den König Ferdinandum aus dem Würtenberger Lande jagte. Ich und Dominus Philipp. Melanch. wurden zu S. F. G. deshalben gegen Welmar erfordert, und da wir dieses seines fürhabenden Krieges halben um Rath und unser Bedenken gefraget wurden, da widerriethen wir S. F. G. zum Allerhöchsten, und brauchten dazu unsre besten Rhetorica; baten, S. F. G. wollten nicht mit diesem Kriege die Lehre des Evangelii über den Haufen stoßen oder einen Schandfleck unsrer Lehre anhängen, oder den gemeinen Landfrieden im Reich brechen und betrüben. Da ward S. F. G. gar roth, und erzürnten sich drüber, da doch sonst S. F. G. gar ein aufrichtig Gemüth haben.
Im Colloquio zu Marburg Anno 1529 da ging S. F. G. in geringer Kleidung her, daß ihn Niemand hätte für den Landgrafen angesehen, und ging doch mit hohen großen Gedanken um.« Er fragte damals Philippum Melanchthonem auch um Rath in einer Sache, und sprach: »Lieber M. Philipp, soll ichs auch leiden, daß der Bischoff von Mainz mir meine evangelischen Prediger mit Gewalt austreibt?« Da antwortet Philipp: Wenn die Jurisdiction derselbigen Orte dem Bischoff von Mainz zustehet, so könnens E. F. G. ihm nicht wehren. Da antwortete der Landgraf: Ich laß Euch wohl rathen, ich thue es aber nicht. »Ich,« sprach D. Luther, »sagte damals zu seinem alten Rath, dem von Beimelberg: Warum wehret Ihr nicht Euerm Herrn und seinem Vornehmen?« Da antwortet er: Ah, lieber Herr Doctor, unser Vermahnen hilft nicht; was er vornimmt, da läßt er sich nicht von bringen. Und da er im Anzuge war, den Herzog von Würtenberg einzusetzen, da hat Ihre F. G. Jedermann gebeten, daß er das Hessenerland nicht in ein Verderben führen wollte. Da sprach er: Lassets jetzt gehen, ich wills euch nicht verderben! Er führets auch hinaus und bezahlete redlich. Er schoß in ein Schloß 350 Schüße, und gewann es.
Und als zu Caden in Böhmen ein Tag vom Könige Ferdinand und andern Fürsten gehalten ward und man dem Landgrafen von dannen aus Antwort geben sollte; da hatte Herzog Georg von Sachsen zum Könige Ferdinando gesagt: So er in zweien oder dreien Tagen ein Kriegsvolk versammlen könnte, das ihm Widerstand thun möchte, so wollte er zum Frieden nicht rathen; aber so man das nicht thun könnte, sollte man in allwege Frieden machen. Und Severus, D. Luthers Tischgenosse, sprach drauf, daß Herr Hans Hoffmann sich deshalb wider den König und alle seine Räthe gelegt hätte, und hätte es auch erhalten, daß man mit dem Landgrafen Frieden gemacht.
Auf dem Reichstage Anno 1530 war er mit den andern Fürsten der Augsburgischen Confession halber zum Könige Ferdinando erfordert worden, da hat er öffentlich zu den Bischöffen gesagt Machet Friede, wir begehrens! Thut Ihrs nicht, und ich muß hinunter, so will ich ein, zween aufs wenigste mit mir nehmen. Der Bischoff von Salzburg hatte auf demselbigen Reichstage zu Bischoff Albrecht von Mainz gesaget: Wie, daß Ihr Euch vor dem Landgrafen von Hessen also sehr fürchtet, ists doch nur ein armer Fürst? Da hat der Bischoff von Mainz geantwortet: Ja, lieber Herr, wenn Ihr ihm so nahe wohnetet als ich, so würdet Ihr wohl anders reden!
Und sprach D. Luther: »Gott hat den Landgrafen mitten in das römische Reich geworfen; denn er hat vier Kurfürsten um sich wohnen und den Herzog von Braunschweig, und fürchten sich doch alle vor ihm. Das macht, er hat den gemeinen Mann an ihm hangen, so ist er auch ein Kriegsmann.«
Von Herzog Georg zu Sachsen.
Doctor M. L. sagte, »daß Herzog Georg zu Sachsen für den Reichstag zu Augsburg Anno 1530 ein groß dick Decretal geschrieben, wie die Geistlichen könnten reformiret werden. Das hätte er mit sich auf denselbigen Reichstag genommen.« Und sprach D. Luther drauf: »Ich wollt, daß der Kaiser ihn zum Papst machete; ich meine, er sollt den Bischöffen mit ihren Bistümern zusprechen mehr und härter denn der Luther. Die Papisten allzumal würden den Luther lieber leiden zu einem Reformatorn denn H. Georgen. Ich wollte, daß ers schon wäre, ich wollte gerne mit eine Reformation leiden neben den Bischöffen. Denn die Decrete strafen die Bischöffe viel mehr denn der Luther. H. G. wollte gern den Papst reformieren als ein Reformator der Kirchen, also daß der Bischoff von Mainz nur ein Bisthum habe und mit 14 Pferden reite und fahre; item der Bischoff von Merseburg nur 3 Pferde hätte, und daß der Papst von der Simonia ablasse, und nicht den geistlichen Wucher treibe. Nun, alle Papisten bekennens selbst, daß es hoch von Nöthen sei, daß man die Bischöffe reformire, aber die Pfaffen dürfens nicht wagen, daß sie in die Reformation willigten. Und die stolzen, hoffärtigen Itali erkennen jetzt ihre Sünde und Bosheit, allein thut ihnen das wehe, daß sie von uns Deutschen als einer barbarischen Nation sollen gestraft werden. Wenn doch einer in Italia aufträte, der ein Ansehen und Hinterhalt hätte, und der Reformation sich unterfinge, der möchte etwas ausrichten! Vor der Offenbarung des Evangelii ist H. G. ein großer Feind der papistischen Religion gewesen, also daß er die Bischöffe, Aebte, Domherrn und Mönche überaus wohl plagte, und sich H. Friederich Kurfürst zuletzt drein schlagen mußte, also daß ein Sprichwort von ihm war, weil er böhmischen Geblütes vom Könige Girsick war, (denn seine Mutter dieses Königs Tochter gewesen), daß man sagte: Er hats nicht getrunken sondern gesogen, er ist von Natur und Art ein Feind der Cleriker und Geistlichen. Aber da das Evangelium wieder rein an den Tag gebracht ward und der Kaiser, Papst, der König von England und Frankreich mit allen Fürsten und Bischöffen sich an ihn hingen; da ist er durch ihr Heucheln und Schreiben also aufgeblasen worden, daß er sich nun wieder unterstehet der Geistlichen Reformation. Denn er ist dem Papste feind, gleichwohl kann er den Bischöffen fein das Maul schmieren und setzet sie aufs Eis, verheißt ihnen viel, das er doch nicht halten kann.« Darum pflegte D. Luther von ihm zu sagen: »Die Pfaffen und Mönche haben H. G. voll gemacht, er wird ihnen dagegen in den Busen speien!« Und klagte D. M. L. über seine Blindheit und Lästerung wider Christum, und daß er der erkannten Wahrheit widerstrebet und wider das Gewissen gesündiget hätte, und sprach: »Da ich im Kloster noch war, da hätte ich nimmermehr gegläubt, daß eine solche Bosheit sollte in den Leuten sein. Ich meinete, die Welt würde die erkannte Wahrheit bald annehmen; aber ich lerne am Bischoff von Mainz und H. G., was die Welt für ein Kräutlein ist. Denn weils nicht von ihnen herkömmt, so ists nichts. Nun, ich kann mich vor denen nicht fürchten, so in ihrem Gewissen also verrückt sind, daß, wenn sie gleich der Kirchen Namen vor dem gemeinen Manne rühmen, so halten und gläuben sie doch viel anders in ihrem Herzen. Sie machen wahr diese Prophezei derer, die da sagen: Weiche von uns! Wir wollen deinen Weg nicht, und mit aufgerichtetem Halse sind wir stolz. Solche Leute sehen wir vor Augen. Und wer also redet und thut wider Gottes Wort und sein Gewissen, der muß wiederum mit seinen Lästerungen zu Schanden werden, denn er sündiget wider den Heiligen Geist, ist vermessen, verstockt, und ficht an die erkannte Wahrheit.«
Item: Es hatte H. G. Ausschuß geschrieben an H. Heinrichen, S. F. G. Bruder, daß er seinen Sohn, H. Moritzen, so bei Herzog Johann Friederich, Kurfürsten zu Sachsen, am Hofe war, aufs Erste zu sich anheim erforderte, so wollten sie kommen, und ihren F. G. anzeigen H. G. Willen. Denn H. G. beide Söhne gestorben waren, daß er keine Erben hatte. Darauf sagte D. M. L. »Es ist ein gemein Sprichwort: Wer einen großen Stein nicht erheben kann, der laß ihn liegen! Es sieht H. G. wohl, daß er den Stein nicht heben kann. Denn der Mensch setzt ihm wohl vor, aber Gott schickt es viel anders. Homo proponit, et Deus disponit, das ist, contrarium ponit, er thut das Widerspiel. Es hat H. G. wollen Andre austrocknen, daß sie verdorreten und seinen Stamm grünend und blühend machen; darum gab er seinem ältesten Sohne, H. Hansen, das landgräfliche Fräulein, gar ein schönes Fräulein, zum Gemahl. Und H. Friedrichen freiete er ein Mansfeldisches Fräulein, Graf Hanns Georgens Schwester. Aber beide junge Herrn zeugeten bei gesundem Leibe und schönen Weibern keine Kinder.« Darum sagt D. M. L.: »Dieweil er siehet, daß seine beiden Söhne mit Tode abgegangen sind, so wird er sich willig drein geben und seinem Bruder das Land zustellen, und einen guten Willen davon behalten, denn er kann sein Land nicht mit sich nehmen, wenn er stirbt.«
Junge Herrn.
»Junge Herrn müssen gute Tage haben und einen frischen Muth bis ins 20. Jahr, daß sie nicht zu kleinmüthig werden; aber darnach tröste sie Gott! Wenn sie ins Regiment kommen, da werden ihnen die guten Tage gesalzen werden! Wie man siehet an einem Baum, der in einen Scherben oder Topf gesatzt ist, der wurzelt nicht weit um sich, kann auch nicht.«
Fürsten Arbeit die größten und gefährlichsten.
»Große Herrn und Fürsten haben große wichtige Sachen und Händel zu verrichten, müssen derhalben desto mehr Sorge und Gefahr haben; aber Bauern haben dagegen gute Tage, sind sicher und sorgen nicht viel, noch bekümmern sich um Rechts Händel und wie es zugehe. Wenn ein Bauer die Fährlichkeit und Mühe eines Fürsten wüßte, er würde Gott danken, daß er ein Bauer wäre und in dem seligsten und sichersten Stande. Aber sie sehen noch erkennen ihr Glück und Wohlfahrt nicht, sehen nur auf den äußerlichen Schmuck und Gepränge der Fürsten, als, daß sie hübsch gekleidet und mit güldenen Ketten behänget sind, haben große Schlösser und Häuser, leben herrlich, sind reich und gewaltig usw. Sehen aber nicht die große Sorge und Gefahr, darinne Fürsten leben, wie in einem Feuer und Sündfluth, da ein Bauer hinterm Ofen liegt, brätet Birnen und ist sicher!
Drum sagte Herzog Friederich, Kurfürst zu Sachsen, zum Präceptor zu Lichtenberg, Doctor Reißenbusch, daß der Bauern Leben in niedrigen gemeinen Ständen das allerseligste Leben wäre. Denn also hätte er nach einander gradatim einen Stand nach dem andern immer einzeln vom untersten bis zum höchsten bedacht. Der Kaiser wäre in der höchsten Gefahr, Angst, Noth und Sorge; andere Fürsten hätten auch mancherlei Anstöße, Mühe und Arbeit; desgleichen die vom Adel auch ihre Beschwerung und Unlust; Bürger, ob sie ein besser Leben hätten denn diese, doch würde ihnen ihre Nahrung sauer, kauften mit Sorgen und Arbeit, und verkauftens oft wieder mit Verlust und Schaden; ja, die da wollten anders aufrichtig und ehrlich handeln, mußten viel Gefahr des Lebens haben in der Nahrung; aber den Bauern alleine wüchse Alles durch Gottes Segen fein, ohne große sonderliche Arbeit und Sorge. Was ihnen wächst, verkaufen sie mit Rath, und leben ohne alle Sorge, allein geben sie ihre Zinsen und Decem; denn das Land ist der Fürsten.«
Vom Kaiser Maximilian.
»Kaiser Maximilian soll auf ein Zeit gesagt haben, da er ein Bündniß mit den Venedigern aufgerichtet hatte: Es wären drei Könige in der Welt, er, der Kaiser, der König von Frankreich und der König von England. Er wär ein König der Könige; denn wenn er gleich seinen Fürsten etwas auflegte, da es ihnen gefiele, so thäten sie es; wo nicht, so ließen sie es. (Zeigte damit an, daß ihm die Fürsten niemals gehorsam wären gewest, sondern thäten, wie sie wollten.) Der König von Frankreich aber wäre ein König der Esel; denn Alles, was er die Seinen hieße, das müßten sie thun wie die Esel, dem müßten seine Fürsten gehorsam sein. Der König aber von England wäre ein König der Leute, denn was er ihnen auflegte, das thäten sie gerne, und hätten ihren Herrn lieb wie gehorsame Unterthanen.«
Des Kaiser Maximiliani Höflichkeit.
»Da der König von Dänemark auf eine Zeit eine stattliche Legation und Botschaft zu Kaiser Maximilian schickte und dieselbige sich großer Ehre selbst anmaßete von wegen ihres Herrn, als der mächtig wäre, also daß der Gesandte die Werbung und das Antragen sitzend thun wollte: da das K. Maximilian merkte, stand er auf und höret ihn stehend, daß auch der Legat mußte Schand halben aufstehen und seine Werbung thun. Desgleichen da ein Gesandter im Anfang seiner Rede und Antragen erschrack und bestack, also daß er still schwieg und gleichsam verstummete, fing der Kaiser an mit ihm von einem andern Handel zu reden, gab ihm Zeit zu bedenken, bis er sich wieder ermunterte. Item, da ein unverschämter Bettler ihn, den Kaiser, um eine Gabe bat und hieß ihn Bruder, denn sie wären beide von einem Vater Adam herkommen; er wäre arm, der Kaiser aber reich, der helfen könnte, sprach er zu ihm: Siehe, da hast du zween Kreuzer, und gehe zu den andern Brüdern auch; geben sie dir so viel, so bist du reicher denn ich!«
Höflichkeit und Gütigkeit des Kaisers Maximiliani des Ersten.
»Der Kaiser Maximilianus hat einen Schreiber gehabt, der hatte ihm bei drei tausend Gülden veruntreuet und abgestohlen. Nun war der Kaiser ein feiner höflicher Mann. Da nun der Schreiber ein Mal zu ihm gekommen war, hat er zu ihm gesagt: Lieber Schreiber, was dünkt Euch, wenn einer einen Diener hätte und er stähle ihm so viel, was wäre er wohl werth? Da hatte sich der Schreiber fremd gestellet und gesagt: Gnädigster Herr Kaiser, den soll man billig hängen und strafen! Ei nein, hätte der Kaiser Maximilian gesagt, und ihn auf die Achsel geklopft, wir dürfen Euer noch länger!«
Von Kaiser Karl dem Fünften.
Anno 1545. den 11. Junii redete man vom Kaiser, der da zornig und dem Evangelio feind wäre. Da sprach Doctor Martinus Luther: »Ich habe den Kaiser alle Zeit verdächtig gehalten, wiewohl er weidlich simulieren und hinter dem Berge halten kann. Denn er muß es auch thun; kann nicht so frei sein als ein Prediger, welcher ist wie ein Einrösser, er kann sich bald wenden. Das kann ein Regent mit seinem folgenden Zeuge nicht thun; doch fristet er dieweil und nimmt ein die Bischoffthümer Utrich, Lüttich usw. Da sollten die vom Adel wachen! Ich zwar habe mich heftig bemühet, daß die Stifte und Fürstenklöster nicht zerrissen würden, sondern daß sie den Armen vom Adel erhalten würden, es will aber nicht sein. Ich habe schier verzweifelt an ihm, als der die erkannte Wahrheit anficht und verfolget, die er auf den Reichstagen so oft gehört hat.«
Von Kurfürst Johann.
»Der Kurfürst zu Sachsen, Herzog Johann, widerstand alleine unter allen Kurfürsten 1531 der Wahl des röm. Königes Ferd. zu Cöln, denn sie geschah wider alt Herkommen und die güldene Bulla; zudem daß Kaiser Karl der V. einen leiblichen Eid gethan hatte. Und da er zum röm. Könige zu Frankfort am Main gewählet war, zugesaget und sich verschrieben, weil er lebete, keinen König mehr neben ihm zu wählen. Drum war der junge Herr, H. Johann Friederich, gen Cöln geschickt, Einrede zu thun und sich dawider zu setzen von seines Herrn Vaters wegen, beide mit Worten und Werken; und von Stund an, da er seinen Befehl ausgerichtet hatte, ritt er eilend wieder davon. Er war aber kaum zum Thor hinaus, wurden etliche abgefertiget, ihn zu suchen und zu fahen. Aber man sehe des Kaisers Gütigkeit und Bescheidenheit; denn er gedenkt desselben Handels nicht mit einem Wort, sondern trachtet nur darauf und arbeitet dahin, Einigkeit in der Religion zu machen. Denn er sagt: Es ist mehr an der Religion gelegen denn am Leben, drum wollen wir uns befleißigen, daß dieselbige wieder angerichtet und zu Recht gebracht werde, das soll unser vornehmste und größte Sorge sein. Es muß der Kaiser ein feiner Kopf sein, muß feine Leute bei und um sich haben oder heilige Engel. Gott ist bei seinem Regiment, gleichwie bei einem Haushalten!«
Von Herzog Johanns, Kurfürsten zu Sachsen, Tode.
Da man Herzog Johann, den Kurfürsten zu Sachsen, begrub, sagte D. M. L.: »Die Glocken klingen viel anders denn sonst, wenn einem ein Freund stirbt, der ihm lieb ist. Unsere Scharrhansen haben Lust zu regieren gehabt. Sie habens nun, mögen zusehen, daß sie es gut machen! In unserm Fürsten ist ein große Frömmigkeit und Gütigkeit gewesen, in Herzog Friederichen große Weisheit und Verstand. Wenn die zween Fürsten wären eine Person gewesen, so wäre es ein groß Wunderwerk. Herzog Friederich saß und ließ ihm rathen, thät die Augen zu, hatte ein Schreibtäflein und verzeichnet nach einander der Räthe eines jeglichen Bedenken; zuletzt sagt er seine Meinung, da die Stimme an ihn kam, und beschloß: Also kann dieser, jener usw. Rath nicht bestehen, aus dieser und der Ursachen, denn das und jenes würde daraus kommen und erfolgen.«
Von Herzog Johanns, Friedrichs, Kurfürsten zu Sachsen, Tugenden.
»Wahrlich,« sprach Doctor Martinus Luther, »wir haben einen Fürsten mit vielen feinen Gaben von Gott begnadet! Er hat einen züchtigen Mund, man höret kein unhübsch, noch unehrlich und unzüchtig Wort, noch Fluchen von ihm; hat Gottes Wort lieb, desgleichen Kirchen und Schulen; trägt eine große, schwere Last und die allein; hält Treu und Glauben, was er zusaget, und beginnet jetzt denen vom Adel auf die Garen zu sehen, merkt womit sie umgehen und was sie im Sinn haben. Neulich hat er einem auch seiner Räthe Urlaub gegeben, der mußte von Stund an vom Hofe ziehen darum, daß er wider fürstlichen Befehl gethan und dem Hofmarschall böse, unnütze Worte gegeben hatte. Er sähe es gerne gut mit Allem; er kanns aber nicht Alles wenden, noch bald ändern. Einen Mangel hat er, daß er gerne bauet und trinkt, wiewohl ein solcher großer Leib will etwas mehr haben, denn ein kleiner; und wie man sagt, ehe er die Wände begießet, so wäre ich voll. Sonst arbeitet er wie ein Esel. Doch, er habe getrunken, wie er wolle, auch wenn er gleich fremde Gäste gehabt, so lieset er allweg, ehe er schlafen gehet, zuvor etwas, sonderlich in der heiligen Schrift. Wenn wir nicht fleißig für ihn bitten, so wären wir nicht fromm. Er hat über andere Unkosten, die groß und schwer sind, tausend Gülden jährlich der Universität zugelegt und Zinsen gegeben. Der Pfarrherr hat jährlich zwei hundert Gülden und sechzig Scheffel Getraidig, so hat ihn der Fürst noch sechzig Gülden Zulage gethan von wegen der Lectur.«