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Vom Gebet und seiner Kraft.
»Wie ein Schuster einen Schuh machet und ein Schneider einen Rock, also soll ein Christ beten. Eines Christen Handwerk ist beten.«
Ein Anders.
Anno 1532 den 18. Augusti, da kein Hoffnung mehr war der Besserung und Gesundheit des frommen, christlichen Kurfürsten, Herzog Johanns zu Sachsen, sprach Doctor Martin Luther: »Lieber Herr Gott, erhöre doch unser Gebet nach deiner Zusage: laß uns doch dir die Schlüssel nicht vor die Füße werfen; denn so wir zuletzt zornig über dich werden und dir deine Ehre und Zinsgüter nicht geben, wo willt du denn bleiben? Ah, lieber Herr, wir sind dein, mach es, wie du willt, alleine gib uns Geduld!«
Den 20. Augusti redet er abermal mit großem herzlichen Mitleiden von dem frommen kranken Kurfürsten und sprach: »Lieber Gott, du hast einen Titel, daß du der Armen Seufzen und Gebet erhörest, wie David sagt: Er thut den Willen derer, die ihn fürchten, und erhört ihr Gebet. Lieber Herr, bitten wir doch kein Böses, laß uns dir die Schlüssel nicht vor die Thür werfen!«
Daß man das Gebet täglich üben und treiben solle.
Doctor Luther sagete: »er hab alle Tage an ihm selber genug zu treiben, daß er könne beten, und lasse ihm genügen, wenn er sich nieder lege, daß er die zehn Gebot und das Vater Unser beten könne, und darnach einen Spruch oder zween aus der Bibel ergreifen, und mit derselbigen Betrachtung einschlafen möge.«
Daß Bauern ungern beten.
Doctor Martinus Luther sagete, »daß der Pfarrherr zu Holsdorf seine Bauern nicht hätte wollen zum Abendmahl gehen lassen, dieweil sie nicht hätten gekonnt die Häuptstück des Katechismi. Nun verklagten ihn die Bauern vor den Visitatoribus. Da antwortet der Pfarrherr: Liebe Herrn, ich gestehe es, daß ich sie nicht hab wollen zum Abendmahl gehen lassen, denn sie können nicht beten. Da fuhr einer aus den Bauern herfür und sprach: Wir dürfen nicht beten, denn darum halten wir Euch und geben Euch Euern Lohn, daß Ihr für uns beten sollet!«
Von der Kraft und Vermögen des Gebets.
»Von Herzen Beten und armer Leute Klagen richten ein solch Geschrei an, daß es alle Engel im Himmel müssen hören. Unser Herr Gott muß große Ohren und ein scharfes, leises Gehör haben.«
Einer klagte bei D. M. L.: Lieber Herr Doctor, es will nirgend hinaus, noch gehen, wie wir wollen. »Ja,« sprach der Doctor, »das ist auch eben recht; warum habt Ihr Euren Willen unserm Herrn Gott übergeben und betet alle Tage: Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel?«
Nachlässigkeit zum Gebet.
»Wenn ich so andächtig wäre zu beten, als Peter Wellers Hund Morgens zum Essen ist, so wollte ich erbitten, daß der jüngste Tag bald käme. Denn die Hunde denken nirgend mehr an denn auf die Schüssel und das Essen.«
Vom Vater Unser und seiner Kraft.
»Das Vater Unser bindet die Leute zusammen und in einander, daß Einer für den Andern und mit dem Andern betet, und wird stark und gewaltig, daß es auch den Tod vertreibt.«