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LIV. Tischreden D. M. Luthers von Türken

 

Von dem Türken und seinen Kriegen.

Da man vom Türken redete, sprach Doctor Martinus Luther: »Es liegt nicht daran, daß man viel Volks zusammen bringt, es muß der thun, der droben ist. Jonathan, König Sauls Sohn, sagte (I. Sam. 14, 6): Gott kann auch durch wenig helfen usw. Das kann Gott, daß er ein Heer irre macht, daß es sich selbst unter einander zerfleischt.« Da sagte die Doctorin: »Ei, behüt uns Gott vor dem Türken!« »Nein,« sprach Doctor Martinus Luther, »er muß ein Mal kommen, und uns den Pelz lausen.

Wenn der Türke mit so viel Schiffen kömmt wie man sagt, mit vier hundert, so ist gewiß erfüllet, das Daniel sagt: Auf vielen Wassern. Wenn Gott wollte, daß der Türke in Deutschland geschlagen würde, so würden Aegypten, Persien usw. seine eigenen Länder von ihm abfallen, in einem halben Jahr.

Man saget, der Türk habe vier seiner Söhne lassen beschneiden, und ein groß Fest und Gepränge gehalten, dazu er den großen Eliam, Priester Johann, der Persen König, und die Venediger geladen. Er soll von seinen Leuten in großer Ehrerbietung gehalten werden. Denn wer des Türken Zeichen oder Geleitsbrief hat (so sie nennen VIET,) mit güldnen Buchstaben geschrieben, der kann durch alle seine Lande sicher kommen, so hält er Friede mit Furcht.

Man sagt auch, daß er Christum für einen großen Propheten halte, doch sei sein Mahomed größer und höher; denn Christus habe sich gegen Gott mit einem Worte versündiget, da er sagt: Ich bin das Leben, der Weg und die Wahrheit (Joh. 14 V. 6).«

Ein trefflicher, glaubwürdiger Mann, mit Namen Schmalz, Bürger zu Hagenau, der in Legation bei dem Türken gewesen, sagte: Daß der türkische Kaiser hätte gefragt: Was Luther für ein Mann, und wie alt er wäre? Darauf er, der Legat, ihm geantwortet: Er wäre irgend acht und vierzig Jahr alt. Solle der Türk gesagt haben: Ich wollte, daß er noch jünger wäre, denn er soll einen gnädigen Herrn an mir wissen. Da sprach D. M. Luther, schlug das Kreuz für sich: »Behüte mich Gott vor diesem gnädigen Herrn!«

Es ward des Türken gedacht, wie daß er ein listiger, tückischer Feind wäre, der nicht allein mit großer Macht und Kühnheit, sondern vielmehr mit Behendigkeit und Betrug kriegete, macht die Leute matt und müde, und bricht ihnen ab mit Scharmützeln, nicht mit völliger Schlacht; er gibt sich aus keinem Vortheil; thut auch keine Schlacht, er habe denn gewissen Sieg für sich zu hoffen; hat einen Musicum und sängerischen Kopf. Wenn man ihn halten will, und die Schlacht anbeut, so trollt er sich davon, wie die Musici, wenn man sie bittet, so singen sie nicht; bittet man sie aber nicht, so können sie nicht aufhören. Er befleißiget sich nur auf Betrügerei und listige Praktiken, darum wird er genannt ein Fuchs, so aus dem Loch Kaukaso hervorwischet und schleicht.

Die Deutschen aber sind kühne und frech, Franzosen und Spanier sehr unkeusch nach dem Sieg; unser Volk kann fest halten, sonderlich die Niederländer, die stehen vor dem Feuer.

D. M. L. redet ein Mal vom Türken, und sprach: »Betet, denn es ist kein Hoffnung mehr da, daß Kriegsrüstung etwas thun wird; Gott muß es thun. Wenns dem Türken Jemand soll thun, so werdens die Kinderchen thun, die noch das Vater Unser beten. Unser Wall und Büchsen und alle Festung, die werden ihn wohl ungeplaget und ungekrauet lassen. Ich sag es auch den Baumeistern allhie zu Wittenberg, und spreche: Lieben Herrn, was bauet ihr lang, wenn das Vater Unser nicht eine Mauer bauet, die da heißt Angeli Domini circumvallant timentes se, so ist euer Wall ein Dreck, Vallum Angelorum ist eine feine Mauer. Und also soll auch der Christen sonderliche Mauer heißen. Non calx et lapis, sed oratio et fides. Aber es hilft nicht, die Hofleute sagen, die Theologen verstehens nicht.«


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