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L. Tischreden D. M. Luthers von der Astronomia und Sternkunst

 

Von des Himmels Bewegung und der Sterne Lauf.

»Astronomia, die Sternkunst,« sprach D. Martin Luther, »und des Himmels Lauf wissen, ist die allerälteste Kunst, die viel andere Künste mit sich bracht hat, und ist den Alten, sonderlich den Ebräern, sehr gemein und bekannt gewest, denn sie haben alle auf des Himmels Lauf fleißig Acht gehabt; wie Gott zu Abraham sagt (1. Mos. 15, 5): Siehe gen Himmel und zähle die Sterne; kannst du sie zählen?« Und sagte von dreierlei Bewegung des Himmels. »Die erste ist: Primi mobilis et raptus, das das ganze Firmament so schnell und behend bewegt, und in 24 Stunden umher läuft, in einem Hui und Nu, etliche tausend Meilen Weges, welches vielleicht von einem Engel geschieht. Wunder ists, daß ein solch groß Gebäude und Gewölbe soll in kurzer Zeit umher laufen und gehen; wenn die Sonne und Sterne eisern, silbern, gülden oder eitel Stahl wären, müßten sie bald zerschmelzen in so behendem Lauf. Denn ein Stern ist größer, denn die ganze Erde und sind doch so viel unzähliger Sterne. Der andere Lauf ist der Planeten, die haben ihre eigene und sonderliche Bewegung. Der dritte ist ein zitternder Lauf, wie sie ihn nennen, trepidantem, und neulich erdacht, der ist gar ungewiß. Ich lobe die Astronomiam und Mathematicam, die da stehet in Demonstrationibus, gewissen Beweisungen; und ich gläube, daß ein Stern größer ist, denn die ganze Welt. Von der Astrologia halte ich nichts.

Es ward gedacht eines neuen Astrologi, der wollte beweisen, daß die Erde bewegt würde und umginge, nicht der Himmel oder das Firmament, Sonne und Mond; gleich als wenn einer auf einem Wagen oder in einem Schiffe sitzt und bewegt wird, meinete, er säße still und ruhete, das Erdreich aber und die Bäume gingen um und bewegten sich. Aber es gehet jetzt also: wer da will klug sein, der soll ihm nichts lassen gefallen, was Andere machen, er muß ihm etwas Eigenes machen, das muß das Allerbeste sein, wie ers machet. Der Narr will die ganze Kunst Astronomiae umkehren. Aber wie die heilige Schrift anzeiget, so hieß Josua die Sonne still stehen, und nicht das Erdreich (Jos. 10, 12, 13).«

 

Von der Astrologia.

Da einer D. M. L. eine Nativität (wie mans nennet,) zeigete, sprach er: »Es ist eine feine lustige Phantasei, und gefällt der Vernunft wohl, denn man gehet immer fein ordentlich von einer Linien zur andern. Darum ist die Art und Weise, Nativitäten zu machen und auszurechnen und dergleichen, dem Papstthum gleich, da die äußerlichen Ceremonien, Gepränge und Ordnung, der Vernunft wohl gefällt, als, das geweihete Wasser, Kerzen, Orgeln, Zimbeln, Singen, Läuten und Deuten. Es ist aber gar keine rechte Wissenschaft und gewisse Erkenntniß, und diejenigen irren gar sehr, die aus diesem Dinge eine gewisse Kunst und Erkenntniß machen wollen, da doch keine nicht ist; denn es gehet nicht aus der Natur der Astronomie, die eine Kunst ist; dieß ist Menschensatzung.

Daß Astrologia eine gewisse Erkenntniß und Kunst sei, wird mich Phil. noch Niemand bereden. Ph. hat sich oft heftig bemühet, und beflissen, daß er mich möchte dahin bewegen, daß ich seine Meinung billigete, und es mit ihm hielte; aber er hat mich niemals können dazu bereden noch bringen, ich bleibe hart und feste auf der Meinung, die die Bauern haben, mit denen halt ichs, wenn ein heißer Sommer ist, daß ein kalter Winter darnach folget. Dieser ganze Handel ist wider die Philosophia.

Ich habe oft mit Ph. davon geredt, und ihm ordentlich erzählet mein ganzes Leben, wie es nach einander ergangen ist, und ichs getrieben habe. Ich bin eines Bauern Sohn, mein Vater, Großvater, Ahnherr, sind rechte Bauern gewest. Da sagte er drauf: Ich würde ein Oberster, Schultheiß, Heimburger, und was sie mehr für Aemter im Dorfe haben, oder irgendein oberster Knecht über die andern worden sein. Darnach, sprach ich, ist mein Vater gen Mansfeld gezogen, und daselbst ein Berghauer worden; daher bin ich.

Daß ich aber bin Baccalaureus, Magister, ein Mönch usw. worden, das stehet im Gestirne nicht. Habe ich aber nicht große Schande eingelegt, daß ich bin ein Mönch worden, habe das braune Barettlein hingelegt, und Andern bracht? Welches, wahrlich, meinen Vater übel verdroß, und that ihm weh; dennoch bin ich dem Papst in die Haare gefallen, und zwar er mir wieder, habe eine ausgelaufene Nonne zum Weibe genommen, und etliche Kinder mit ihr gezeugt; wer hat das in den Sternen gesehen? Wer hätte mirs vorhin gesaget, daß es also geschehen würde?«


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