Karl May
Orangen und Datteln
Karl May

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II.

Nicht aus Sorge für unser Wohlergehen, sondern aus Rücksicht auf sich selbst und auf die Ruhe seines Hauses machte der Wirt uns bemerklich, daß es geraten sei, uns nicht vor den andern Gästen sehen zu lassen. Er sagte, die Stube sei voller Pilger, welche während der Nacht hier bleiben würden, und brachte uns hinter das Haus in einen von vier halb verfallenen Lehmmauern umschlossenen Raum, den er seinen Gülistan, seinen Blumengarten, nannte. Es gab da einen ziemlich verdorrten Jasminstrauch, einen welken Zitronenbaum und – last, not least – eine Rose mit zwei Knospen und mehreren Würmern drin und hunderten von Läusen auf den Blättern. Die eine Ecke dieses Gartens war durch eine alte, viel geflickte Leinwand abgesperrt und sollte wohl ein Zelt, eine Laube oder so etwas Ähnliches bedeuten. In einer andern Ecke stand eine solche Menge von Gras, daß ein einziges Kaninchen es in fünf Minuten hätte wegfressen können. Das also war ein türkischer Blumengarten. Vielleicht begeistert diese Beschreibung einen germanischen Dichter, ihn in vierundzwanzig Sonetten zu besingen.

»Hier müßt ihr schlafen, wenn ihr unbelästigt bleiben wollt,« meinte der Wirt, indem er auf die Leinwand deutete. »Euer Gepäck werde ich bringen und dann auch Essen und Wasser besorgen.«

Nach diesen Worten ging er fort, indem es ihm unmöglich zu sein schien, daß wir irgend welche Wünsche haben könnten. Was mich betraf, so schlief ich in diesem famosen Gülistan ebenso gern wie drin im schmutzigen Hause, und der Kysrakdar dachte jetzt an nichts als an die Aussöhnung mit seinem Vater; alles andere war ihm gleichgültig.

Nach kurzer Zeit brachte der Wirt die Sachen meines Gefährten geschleppt, die meinigen hatte ich bei mir, und dann das Abendessen. Dieses bestand ausschließlich aus einem trockenen und lederzähen Kuchen, weicher mit ranzigem Öle getränkt war. Das Wasser befand sich in einem Kruge, welcher den Henkel und den halben Rand verloren hatte, was im Oriente der Vollkommenheit bekanntlich keinen Eintrag thut. Während er uns diese Delikatessen präsentierte, sagte er in wichtigem Tone:

»Seid froh, daß ich euch hierher gebracht habe! Soeben fragten die Arnauten wieder nach euch.«

»Welche Arnauten?« fragte ich, da mein Verdacht sofort rege war.

»Die heute nachmittag gekommen sind. Sie fragten gleich nach ihrer Ankunft nach euch, besonders nach dir,« fügte er, zu mir gewendet, hinzu. »Sie sagten, ich solle dich nicht aufnehmen, denn du seist ein Christ und wollest dich den Pilgern anschließen, um die heiligen Gebräuche kennen zu lernen und dann später zu verhöhnen.«

»Ein Christ bin ich, das ist wahr; aber eben gerade deshalb habe ich mit euern heiligen Gebräuchen nichts zu schaffen. Du hast diesen Arnauten nicht gesagt, daß wir angekommen sind?«

»Nein, noch nicht.«

»So hüte dich überhaupt, es zu thun! Wenn du plauderst, zeige ich es dem Wali an, dessen Empfehlung ich besitze. Wo befinden sich die Arnauten?«

»Im Pferdestalle, ganz hinten, wo das Futter liegt.«

»So haben sie sich also versteckt?«

»Ja.«

»Ist dir das nicht ein Beweis, daß sie Schlimmes vorhaben und ein böses Gewissen besitzen?«

»Nein, denn sie sagten, sie seien euch nachgesandt worden, um euch zu beobachten und nötigenfalls gefangen zu nehmen.«

»Das ist eine ungeheure Lüge, denn von diesem meinen Begleiter wissen sie eigentlich nichts, und mir sind sie von dem Wali zu meiner Bedienung mitgegeben, wie du aus meinem Tenbih ersehen kannst. Sie haben es aber vorgezogen, sich aus dem Staube zu machen, aus welchem besondern Grunde, das werde ich schon noch erfahren. Also sage ihnen nichts von unserer Anwesenheit, du könntest sonst in Strafe kommen. Und halte die bestellten Pferde zeitig bereit, da wir mit dem Frühesten wieder aufbrechen werden.«

Er ging. Es war mir nicht etwa bange; es fiel mir gar nicht ein, vor den Arnauten das Hasenpanier zu ergreifen, aber nach dem, was mir geahnt und was ich wieder jetzt gehört hatte, trachtete ich danach, das Geld, welches ich bei mir trug, so bald wie möglich los zu werden. Darum wollte ich morgen den Ritt möglichst früh beginnen.

Vom Essen war keine Rede. Wir untersuchten das Innere des Zeltes. Es stand eine primitive Steinbank darin, welche nicht einmal einem Menschen und noch viel weniger zweien Platz zu einem Lager gewähren konnte. Darum streckten wir uns draußen außerhalb des Zeltes auf den Erdboden nieder und schliefen bald den Schlaf der Gerechten, obgleich wir vor den Arnauten wohl nicht ganz sicher waren. Es war doch die Möglichkeit vorhanden, daß sie nach dem Garten kamen, um da, von niemand bemerkt, ihre Beobachtungen fortzusetzen; aber ich verließ mich auf mein gutes Gehör, welches mich bei irgend einem ungewöhnlichen Geräusch sicher aus dem Schlafe geweckt hätte.

Wir erwachten trotz unsers unbequemen Lagers leider später, als in unserer Absicht gelegen hatte. Es war schon heller Tag, und von unserm berühmten Rosengarten aus hörten wir das Geräusch und die Stimmen der Pilger, welche sich zum Aufbruche rüsteten. Da wir uns des Kysrakdar wegen nicht von ihnen sehen lassen wollten, warteten wir, bis es still geworden war, und gingen dann aus dem Garten in den Hof. Die ersten Menschen, welche wir da erblickten, waren die beiden Arnauten, welche unter dem offenen Hofthore standen und nach der Gegend ausschauten, aus welcher sie uns zu erwarten hatten, obgleich auf eine Ankunft unsererseits um diese Stunde wohl schwerlich zu rechnen gewesen wäre.

»Dort stehen sie,« meinte mein Gefährte. »Gehen wir wieder in den Garten zurück?«

»Nein. Sie können noch stundenlang da stehen, und wenn wir warten wollten, bis sie weg sind, würden wir unsere Zeit versäumen. Übrigens liegt nun, da es Tag geworden ist, nichts mehr daran, ob sie uns sehen oder nicht.«

Wir gingen also über den Hof dem Hause zu. Sie hörten unsere Schritte, drehten sich um und waren nicht wenig betroffen, uns zu sehen. Der Tschausch machte eine rasche Bewegung, sich zu entfernen und draußen zwischen den Häusern zu verschwinden; ich aber rief ihm zu:

»Bleib'! Wo willst du hin? Weißt du nicht, daß du zu uns gehörst?«

Er kehrte um und kam langsam näher. In seinem Gesichte war finsterer Trotz zu lesen. Der On Baschi folgte ihm, um ihm bei seiner Verteidigung beizustehen.

»Ihr seid ein wenig spazieren geritten, ohne uns um Erlaubnis zu fragen,« sagte ich. »Said Kaled Pascha wird euch darüber unterrichten, ob man eine solche Unbotmäßigkeit ohne Strafe wagen darf.«

»Erzähle es ihm!« antwortete der Tschausch.

»Ja, ich werde es ihm berichten!«

»Aber nur bald, sonst könnte es leicht zu spät werden!«

»Ich werde schon dafür sorgen, daß nichts eintritt, wodurch ihr der verdienten Züchtigung enthoben werden könntet.«

»Thu', was du willst; es geht uns nichts an. Wir begleiten keinen Giaur, und du hast uns nichts zu befehlen. Du gehst, wohin es dir beliebt, und wir thun auch, was wir wollen.«

»Ich werde allerdings thun, was mir beliebt; ob aber euch euer Belieben auch gelingen wird, ist eine andere Sache. Ich könnte euch eure Pferde wegnehmen, denn sie wurden von mir requiriert; ich lasse euch aber so, wie ihr seid und wünsche, daß ihr es euch nicht schlimmer machen mögt.«

Wären sie klug gewesen, so hätten sie verstanden, was ich meinte. Ich wendete mich ab und ging in das Haus, um nach dem Wirte zu suchen. Er fand sich bald und teilte uns mit, daß er frische Pferde für uns im Stalle stehen habe. Wir tranken den Kaffee, welchen er uns bot, und begaben uns dann nach dem Stalle, um die Pferde zu besichtigen. Es standen drei da, aber als ich sie genauer in Augenschein nahm, sah ich, daß sich nur ein frisches dabei befand; die beiden andern waren diejenigen, auf denen sich die Arnauten heimlich von uns entfernt hatten. Auf die sogleich angestellten Erkundigungen erfuhr ich, daß die beiden Kerls, während wir Kaffee tranken, fortgeritten seien. Sie hatten die guten Pferde genommen und uns ihre abgetriebenen zurückgelassen, die wir nun wohl oder übel nehmen mußten, da in dem kleinen Neste keine andern zu bekommen waren. Dieses Unglück war aber nicht so groß, weil ich heute nur bis Urumdschili wollte, welches von Boghaslaj an in einem fünfstündigen Ritt recht wohl zu erreichen ist.

Der Weg führte an einem Nebenflüßchen des Tarla hin; wir hatten freies Feld vor uns. Als der Kysrakdar sagte, daß wir später durch einen großen und dichten Wald kommen würden, antwortete ich:

»Da haben wir uns sehr in acht zu nehmen, da sich jedenfalls da unsere Arnauten versteckt haben.«

»Versteckt! Zu welchem Zwecke?«

»Um uns zu ermorden.«

»Ermorden? Höre ich recht! Sprichst du im Ernste, Effendi?«

»Ja.«

»So hältst du sie, die dich beschützen sollten, für Mörder?«

»Für Raubmörder. Ich habe dir bisher nichts Näheres mitgeteilt; nun aber, da meiner Ansicht nach die Entscheidung naht, muß ich dich darauf aufmerksam machen. Sie waren dabei, als der Wali von dem Gelde deines Vaters sprach, und wissen, daß ich es bei mir trage. Eine solche Summe kann auch ehrlichere Leute verführen, als die Arnauten zu sein pflegen.«

»Ich erschrecke! Sollten sie sich nicht deshalb, weil wir Christen sind, sondern dieses Geldes wegen von uns entfernt haben?«

»Jedenfalls.«

»Aber sie haben doch jedenfalls von Said Kaled Khan strenge Anweisung erhalten, und da sie Soldaten sind, muß ihnen jeder Ungehorsam doppelt angerechnet werden!«

»Was das betrifft, so mußten sie sogar einen Eid ablegen, ihren Verpflichtungen zu genügen; aber wenn ich mich recht erinnere, so war der Wortlaut dieses Eides so gehalten, daß er zu umgehen ist. Sie haben geschworen, so lange ich ihnen anvertraut sei, für meine Sicherheit ebenso besorgt zu sein, wie für die ihrige. Da sie sich von uns getrennt haben, bin ich ihnen, wenigstens ihrer Ansicht nach, nicht mehr anvertraut, und sie halten sich infolgedessen ihres Versprechens entbunden.«

»Das ist ein Verdacht, den ich nur schwer zu teilen vermag. Sie sind doch Vertrauenspersonen.«

»Welches Vertrauen sie verdienen, haben sie uns ja deutlich gezeigt. War es nur ihre Absicht, uns los zu werden, so konnten sie nach Engyrijeh zurückkehren und dort sagen, sie seien von mir heimgeschickt worden. Warum aber ritten sie weiter, und, was die Hauptsache ist, warum hielten sie sich nicht hinter uns, sondern uns voran? Ich bin vollständig überzeugt, daß sie es auf das Geld abgesehen haben.«

»Erlaube mir nur noch einen Einwand: Sie sind deine Beschützer, sollen also bei dir sein. Wenn dir etwas geschieht, muß sich der Verdacht des Wali sofort auf sie lenken. Das wissen sie ebenso gut, wie ich es dir sage.«

»Bedenke, daß ihnen da eine ganze Auswahl von Ausreden zur Verfügung steht. Ich bin überfallen worden, weil ich sie zurückgeschickt habe. Übrigens bedeutet die Summe, welche ich bei mir habe, für diese Leute, selbst wenn sie dieselbe teilen, ein Vermögen. Sie würden wohl gar nicht in ihren Dienst zurückkehren, sondern irgendwohin gehen, wo man sie nicht finden würde, was bei der Größe und den Zuständen des weiten Sultanats eine Kleinigkeit wäre. Du magst zweifeln; ich aber bin überzeugt, daß mein Mißtrauen mich nicht täuscht.«

»Dann müssen wir darauf bedacht sein, ihnen auszuweichen, Effendi!«

»Giebt es denn einen andern Weg nach Urumdschili?«

»Von hier aus eigentlich nicht, doch können wir nach rechts gegen Hadschi Bektasch reiten und dann auf halbem Wege durch die Wälder und über die Berge zurückgehen.«

»Dazu habe ich keine Lust. Wie groß würde dieser Umweg sein?«

»Wir würden freilich erst am Abende am Ziele ankommen.«

»Also einen vollen halben Tag versäumen? Wegen dieser Halunken sicher nicht. Wir reiten weiter.«

»Aber wenn sie wirklich im Walde auf uns lauern! Es scheint zwar nur auf dich abgesehen zu sein, doch müßten sie mich auch töten, weil ich sonst gegen sie zeugen würde.«

»Du warst Offizier, und ich denke also, daß du dich nicht fürchtest!«

»Ich kenne allerdings keine Furcht, mag aber nicht leichtsinnig sein. Gegen die Kugel eines im Walde versteckten Mörders kann selbst der größte Heldenmut nicht schützen.«

»Das weiß ich und fordere also keinen Heldenmut. Ein wenig Vorsicht genügt.«

»Sagt dir die Vorsicht, wo der Mörder steckt, so daß du ihm auszuweichen vermagst?«

»Ja. Hab' keine Sorge! Ich besitze in solchen Dingen mehr Erfahrung als du denkst. Betrachte den Weg, auf dem wir reiten! Der Boden ist weich und trägt die Spuren aller, welche heute früh darauf gegangen sind. Noch deutlicher haben sich die Hufspuren der beiden Pferde eingedrückt. So lang wir diese Spuren sehen, sind wir sicher, denn ehe die Arnauten sich auf die Lauer legen, müssen sie ihre Pferde vom Wege wegführen, um sie zu verstecken.«

»Du scheinst schärfere Augen zu haben als ich, denn ich kann die Spuren der Reiter nicht von denen der Fußgänger unterscheiden. Aber gefährlich ist es auf alle Fälle, ihnen zu folgen.«

»Nein. Wenn wir in den Wald kommen, bleibst du eine Strecke hinter mir zurück und bist also sicher; das übrige kannst du mir getrost überlassen.«

Ich durfte wohl annehmen, daß er kein Feigling sei, mußte aber noch lange auf ihn einreden, ehe er Vertrauen zu meinem Sicherheitsgefühle faßte und mir weiter folgte. Man darf nicht denken, daß es eine gebahnte Straße gab; es war eine Bahn, welche mit der Zeit und ad libitum ausgetreten worden war; man konnte so breit gehen und nach rechts oder links abweichen, wie man wollte. Später wurde diese Bahn schmaler und ausgesprochener, weil sie nun durch den Wald führte. Dieser bestand zunächst aus niedrigem Gebüsch, aus welchem dann einzelne Bäume ragten, die sich darauf zu einem geschlossenen Ganzen vereinigten.

Uns zur Seite hatten wir das kleine Flüßchen, welchem zufolge der Boden jetzt noch feuchter wurde, als er vorher gewesen war. Die Hufeindrücke wurden deutlicher. Ich hielt an, stieg ab und machte meinen Gürtel los, um ihn dem Pferde um den Hals zu schnallen; dann band ich die Steigbügel am Sattelgurte fest und stieg wieder auf. Nachdem ich dem Kysrakdar mein Gewehr, welches mich gehindert hätte, übergeben hatte, forderte ich ihn auf, mir nun nur langsam zu folgen, während ich ihm voranreiten würde. Er wollte eine Erklärung haben, doch ließ ich mich darauf nicht ein.

Es galt, die Stelle zu erkunden, an welcher die Arnauten steckten, und mir während dieses freilich gefährlichen Unternehmens keine Blöße zu geben. Ich mußte also nach Indianerart so reiten, daß der Leib des Pferdes meinen Körper beschützte. Auf der Seite des Flüßchens waren die Kerls jedenfalls nicht versteckt; darum steckte ich nach dieser Seite hin den einen Arm in den Gürtel und nach der andern den Fuß in den festgebundenen Bügel. Nun lag ich also mit der einen Kniekehle im Sattel, während das andere Bein in der Luft schwebte; indem ich mich am Gürtel, also am Halse des Pferdes, festhielt, saß ich nicht mehr auf demselben, sondern hing lang an der Seite des Tieres hin, dem die Sache so fremd vorkam, daß es erst nicht vorwärts wollte, aber doch gehorchen mußte. Einmal in Gang gebracht, war es dann leicht zu lenken.

Ich hielt, ohne nach rechts oder links zu blicken, die Augen scharf zur Erde gerichtet, damit mir ja kein Stapfen entgehen möge. Die Arnauten waren langsam geritten, um nicht etwa die vor ihnen befindlichen Pilger einzuholen, und da wir kurz nach ihnen von Boghaslajan fortgeritten waren, so befanden wir uns ihnen ziemlich nahe, und es war vorauszusehen, daß ich meine Absicht in kurzer Zeit erreichen würde.

Mein Pferd galoppierte, was in meiner Lage die bequemste Gangart war. Mein Kopf befand sich unter dem Halse des Gaules, und ich sah die Spuren deutlich, fort und immerfort, bis dieselben plötzlich abwichen und zwischen die Bäume hineinführten. Ich wußte genug, riß mein Tier herum und ritt zurück. Dabei hörte ich unweit der Stelle, an welcher ich umgekehrt war, einen kurzen Ruf erschallen. Die dort versteckten Arnauten hatten den sonderbaren Reiter gesehen, mich aber wohl nicht erkannt, da ich nur einen kurzen Augenblick zu sehen gewesen war.

Natürlich richtete ich mich jetzt wieder im Sattel auf und teilte, zu dem Kysrakdar zurückgekehrt, ihm mit, daß es mir gelungen sei, den Ort des Hinterhaltes zu entdecken. Nun war demselben sehr leicht auszuweichen. Wir ritten über das Flüßchen, dessen Wasser nicht tief war, hinüber, stiegen dort unter den Bäumen ab und führten unsere Pferde wohl eine halbe Stunde weit durch den Wald. Da wir nun versichert sein konnten, die gefährlichste Stelle weit genug hinter uns zu haben, kehrten wir nach dem Wege auf die andere Seite des Wassers zurück und gelangten aus dem Walde, der uns so leicht hätte verhängnisvoll werden können. Mein Begleiter war, da er die Arnauten nicht zu sehen bekommen hatte, noch immer nicht ganz überzeugt, daß sie wirklich Böses gegen uns im Schilde führten.

Von jetzt an ritten wir durch eine hügelige Landschaft, welche durch einen steten Wechsel von Wiesengrün und kleinen Wäldchen belebt wurde. Zuweilen sahen wir zur Seite ein Dörfchen, ein einsames Haus liegen, vermieden es aber, durch Ortschaften zu reiten. Der Kysrakdar machte lieber einen Umweg; er war hier bekannt und wollte sich nicht beschimpfen lassen. Freilich waren nicht alle Begegnungen zu umgehen, und dann gab es auch stets einen Auftritt, dem wir uns als Reiter glücklicherweise immer schnell entziehen konnten.

»Es Sabbi, es Sabbi – der Verfluchte, der Verfluchte!« mußte mein beklagenswerter Kamerad bei jedem Zusammentreffen hören. »Speit ihn an; werft ihn mit Steinen; reißt ihn vom Pferde! Allah verdamme ihn; Allah verbrenne ihn; Allah vernichte ihn!«

Je weiter wir kamen, desto mehr Menschen sahen wir unterwegs und desto fanatischer und aufgeregter schienen sie zu sein. Sie alle wollten nach Kaisarijeh, wo sich, wie ich später sah, die Pilger der ganzen, weiten Umgegend versammelten, um gemeinschaftlich über den Antitaurus zu gehen. Wehe dem Menschen, dem das Unglück begegnet, durch eine unbedachte Handlung oder ein unvorsichtiges Wort die hochgesteigerte religiöse Empfindlichkeit dieser Leute zu verletzen! Wer nicht Mohammedaner ist, hält sich da am besten unsichtbar hinter seinen vier Pfählen, und in Wahrheit sahen wir auch nicht eine einzige Person, welche infolge ihrer Kleidung oder eines sonstigen Zeichens als Christ zu erkennen gewesen wäre.

Die Pilgerhaufen wurden schließlich so zahlreich, daß ihnen fast nicht mehr auszuweichen war. Sie wollten zunächst alle nach Urumdschili, um die zwischen hier und Kaisarijeh über den reißenden Kizil Irmak führende Seilfähre zu benutzen. Wir sahen keinen einzigen Reiter unter ihnen, ein sicheres Zeichen, daß wir gerade die Hefe vor uns hatten, welche leicht in Gärung zu bringen ist. Höchstens trieb einmal einer ein armseliges Eselein, welches sein noch armseligeres Gepäck tragen mußte, vor sich her.

Die Mittagszeit war vorüber, als wir das erste bebaute Feld vor uns liegen sahen. Hinter Hecken und Obstbaumgruppen stieg ein dünnes, sonderbar geformtes Ziegelwerk in die Höhe, welches ein Minareh vorstellen sollte. Wir waren in der Nähe von Urumdschili angekommen.

Rechts von uns, vielleicht zwei Kilometer von der Stadt, sah ich eine Gruppe von mehreren Eichen der großfrüchtigen kleinasiatischen Art. Unter denselben stand neben Oliven- und Maulbeerbäumen ein Häuschen, welches rundum von einer Mauer umgeben war. Noch weiter zurück war der Horizont, jedenfalls von einem Walde, dunkel gefärbt. Der Kysrakdar deutete auf das Haus und sagte:

»Dort wohnt mein Vater, der Einsiedler. Du kannst zwischen den Tabak- und Safranfeldern hindurch leicht hinkommen. Sollte ausnahmsweise das Thor offen sein, so hüte dich, in den Hof zu gehen. Die Hunde würden dich zerreißen. Klopfe auf das Becken neben dem Thore!«

»Gut! Wo bleibst du einstweilen?«

»Ich reite nach dem Walde, welchen du dort hinten liegen siehst. Brauchst du mich während des Nachmittags, so hole mich; ich werde dich kommen sehen. Im andern Falle nehme ich an, daß du als Gast diese Nacht beim Vater bleibst, und werde mich dir schon bemerklich machen.«

»Du hast nichts zu essen und gehst nicht nach der Stadt. Da wirst du hungern müssen.«

»Ich würde zu meiner Braut reiten, wenn die Stadt nicht voller Pilger wäre, welche mich beschimpfen würden. Wenn es Abend ist, darf ich es eher wagen. Hungern werde ich nicht, denn auf den Feldern wachsen Melonen genug, an denen ich mich sättigen kann. Gott gebe dir Glück zu deinem Vorhaben und lasse es gelingen!«

Er drückte mir die Hand und ritt in der Richtung nach dem Walde davon; ich lenkte mein Tier zwischen die Felder hinein, um nach dem Hause zu gelangen.

Es lag einsam in der heißen Sonnenglut; die Baumkronen, welche über die Mauer blickten, ließen ihre Blätter hängen. Diese Mauer war sehr dick und sehr hoch. In der vordern Seite befand sich ein hölzernes Thor, welches verschlossen war. Neben demselben hing ein kleines Metallbecken mit einem Hammer. Ich klopfte, und sofort erhob sich jenseits der Mauer ein mehrstimmiges, satanisches Hundegeheul, welches wohl fünf Minuten anhielt und dann auf eine zurufende Menschenstimme verstummte. Dann fragte dieselbe Stimme, es war eine weibliche, am Thore nach meinem Begehr.

»Ist Osman Bei, der ehemalige Mir Alai, daheim?« antwortete ich.

»Wer bist du?«

»Ein Bote seines Freundes Said Kaled Pascha, des Wali von Engyrijeh.«

»Warte!«

Ich stieg vom Pferde und wartete; es verging eine halbe Stunde. Ich setzte mich in das wuchernde Gras und Unkraut neben dem Thor, und es verging noch eine halbe Stunde. Ich schellte wieder. Dasselbe Hundegeheul und dann dieselbe Stimme:

»Wer ist draußen?«

»Noch immer der Bote des Wali.«

»Warte!«

Ich setzte mich wieder nieder und wartete eine Stunde, zwei, drei volle Stunden. Da kam ein uralter, gebeugter, schmutziger und nur in Lappen gekleideter Kerl durch die Felder nach dem Hause, blieb vor mir stehen, sah mich finster und stechend aus seinen triefenden Augen an und sagte dabei kein Wort.

»Gehörst du in das Haus?« fragte ich.

Er nickte, was jedenfalls ja bedeuten sollte.

»Ist der Mir Alai daheim?«

Er schüttelte den Kopf, womit er sehr wahrscheinlich Nein sagen wollte.

»Ich habe mit ihm zu sprechen. Wo befindet er sich?«

Abermaliges Kopfschütteln. Da drückte ich meine einzige Kugel ab:

»Ich bringe ihm Geld – viel Geld!«

Ich hatte einen Kernschuß gethan, denn kaum war das Zauberwort Geld erklungen, so rief der Alte mit atemloser und überschnappender Fistelstimme:

»Geld, viel Geld? Warte, mein Söhnchen, warte nur ein ganz klein wenig, du Liebling Allahs, du Bote der Glückseligkeit! Ich werde den Abdal holen. Er befindet sich in der Stadt, um den Pilgern heilige Reden zu halten. Er ist der Oberste der Sekte der ›Tschok Keskinler‹ (sehr Strengen, ganz Strengen) und hat mit seinen Ordensbrüdern die Pflicht, die Begeisterung der Gläubigen für die fromme Reise zu erhöhen.«

Er ging wieder fort – schnell, sehr schnell.

»Wie lange habe ich noch zu warten?« konnte ich ihm noch nachrufen.

»Nur wenige, sehr wenige Minuten,« antwortete er zurück und war dann auch schon verschwunden, so eilig hatte er es. Ja, das Geld ›macht Beine‹.

Also der Einsiedler war der Oberste der ganz strengen Mohammedaner. Da hatte ich es mit einem sehr fanatischen Menschen zu thun. Die Freude am Besitz war bei ihm auch nicht geringer als die Frömmigkeit, denn als ich annahm, daß der Bote ungefähr die Stadt erreicht haben werde, sah ich die beiden schon von dort herbeikommen.

Der Mir Alai mochte fünfundsechzig Jahre zählen, war hoch und stark gebaut, und hatte einen strengen ascetischen und dabei kühnen Gesichtsausdruck. Er musterte mich einige Augenblicke und sagte dann:

»Du bringst Geld? Gieb her! Von wem ist es?«

»Von Said Kaled Pascha.«

»Ah, ein Geschenk für meine Ordensbrüder. Gieb her!«

Er hielt mir die Hand hin.

»Es ist kein Geschenk, sondern etwas anderes.«

»So sage es!«

»Nicht hier. Ich möchte diese Angelegenheit nur in deiner Wohnung mit dir besprechen.«

»Das geht nicht, denn ich laß keinen fremden Menschen ein.«

»Das thut mir leid. Ein Bote des Wali von Engyrijeh ist kein Mann, den man wie einen Bettler vor der Pforte abfertigt. Ich gehe also wieder.«

Ich stieg auf mein Pferd, ohne daß er es hinderte, und fügte noch hinzu:

»Es betrifft deine Pension, die du nun endlich erhalten sollst. Lebe wohl!«

»Halt!« rief er da, indem er mir in die Zügel griff. »Meine Pension? Steig ab und komm herein; ich kann dich nicht fortlassen.«

Ich stieg scheinbar zögernd wieder ab. Er hatte das Thor mit einigen Griffen, ich weiß nicht wie, geöffnet, trat in den Hof und rief den drei riesigen Hunden, welche da auf der Lauer standen, einige Worte zu, worauf sie sich zurückzogen. Der alte Triefäugige nahm mein Pferd, und ich ging mit seinem Herrn in das Innere des Hauses, welches so ärmlich eingerichtet war, daß es die Bezeichnung Haus eigentlich gar nicht verdiente. Die Stube, in welche wir traten, hatte als einziges Ameublement einen alten Teppich, auf den wir uns niederließen.

Diese Armut kann als Maßstab bei der Berechnung des Entzückens dienen, welches der Einsiedler empfand, als ich ihm einen fünfzehnjährigen Pensionsbetrag nebst Zinseszinsen hinzählte. Er schwamm in Wonne, eilte fort, um seine Frau davon zu benachrichtigen, und kehrte dann zurück, mir zu sagen, daß ich sein Gast sein und mit ihm nach der Stadt gehen müsse, um der Feierlichkeit des Empfanges der einzelnen Pilgerzüge und der Einweihung der heiligen Fahne beizuwohnen.

Die Fahne war natürlich nicht die berühmte Fahne, welche alljährlich auf einem weißen Kamele nach Mekka geschafft wird, dennoch gelüstete es mich, der Einladung Folge zu leisten; ich sagte also zu.

Zunächst wurde ich, allerdings in höchst eiliger Weise, mit dem Besten bewirtet, was das Haus bot, Milch und einige Früchte. Dabei behandelte mich der Abdal mit aller Freundlichkeit, die einem solchen Menschenfeinde möglich war; das heißt mit fast gar keiner. Er hatte seine Freude nur einen Augenblick lang sehen lassen; jetzt war er wieder zugeknöpft. Eine eigentliche Unterhaltung gab es nicht, und nun gar von seinem Sohne anfangen, das durfte ich erst recht nicht wagen. Noch nicht halb gesättigt, mußte ich mit ihm fort, nach der Stadt, einem schmutzigen Neste, in welchem es eigentlich mehr Schutt und Trümmer als Steine, und mehr geistig betrunkene Mohammedaner als Menschen gab.

Der Empfang der nacheinander ankommenden und meist nur durchziehenden Pilgerhaufen bestand in einem heiseren Allah-Gebrüll, und über die Einweihung der ›heiligen‹ Fahne will ich lieber gar nichts sagen. Diese Menschen waren eben beinahe toll vor religiöser Begeisterung; sie schrieen wie die Tiger, verwundeten sich, um dem Propheten ihr Blut zu weihen, und ergingen sich in ähnlichen andern Verrücktheiten, bei denen ich förmlichen Ekel empfand. Ich war darum froh, als der Abdal mich nach hereingebrochener Dunkelheit aufforderte, mit ihm nach Hause zu gehen, um das Abendbrot einzunehmen. Ob ich meinen Zweck in Beziehung auf seinen Sohn bei ihm erreichen würde, war mir mehr als zweifelhaft geworden. Ganz abgerechnet davon, daß er überhaupt ein hartes Herz besaß, war er ein so verknöcherter Islamit, daß an eine Verzeihung voraussichtlich nur unter ganz außergewöhnlichen Umständen zu denken war. Dennoch war ich fest entschlossen, nach dem Abendessen oder auch schon während desselben mein Glück zu versuchen, die Angelegenheit sollte sich aber noch vor demselben entscheiden.

Als wir durch das Thor traten, mußten die Hunde wieder von mir abgehalten werden. Der Mond war im Aufgehen, und so sah ich mein Pferd, welches sich im Grase unter den Bäumen gütlich that. Das Sattel- und Zaumzeug hing an einem Pflocke an der Hauswand. Der Mir Alai führte mich in dasselbe Zimmer, in welchem ich schon gewesen war, und entfernte sich dann, wahrscheinlich, um bei seinem Weibe nachzusehen, ob das Essen bereit stehe. Er war kaum von mir fort, so erhob sich auf der Seite, nach welcher er gegangen war, ein wütendes Geschrei. Ich erkannte seine Stimme; er brüllte wie ein Verrückter. Der Schwall seiner Worte blieb mir unverständlich; deutlich aber hörte ich nur immer die Worte Sabbi, Verfluchter, und den oft wiederholten Fluch Allah partschalamah, was so viel wie ›Gott zerschmettere dich!‹ bedeutet.

Wie ich später hörte, hatte sein Sohn mit Ungeduld auf mich gewartet und diese Ungeduld, als es dunkel wurde, nicht länger bemeistern können. Er war herbeigekommen und hatte das Thor, dessen Mechanismus er kannte, geöffnet. Die Hunde brauchte er als Sohn des Hauses nicht zu fürchten. Er hatte seinen Vater und mich abwesend gefunden und war zu seiner Mutter gegangen, wo ihn der erstere jetzt ertappte, mit Fäusten auf ihn eindrang, ihn zu Boden warf und fluchend und brüllend auf ihn einschlug. Die Mutter wollte dem Wütenden Einhalt thun, wurde aber von ihm mit solcher Gewalt in die Ecke geworfen, daß sie dort wimmernd liegen blieb. Der Sohn rang sich in die Höhe, um den Vater von sich abzuhalten, er mußte sich natürlich gegen ihn wehren; das steigerte die Wut desselben in solchem Maße, daß er ein geladenes Gewehr von der Wand riß und auf ihn anlegte. Er hätte sicherlich geschossen; der Kysrakdar sah glücklicherweise ein, daß es unmöglich sei, mit einem so wahnwitzig erregten Menschen gütlich zu verhandeln, und ergriff die Flucht. Um aus dem Hause zu kommen, mußte er durch die Stube, in welcher ich mich befand. Er kam zur einen Seite hereingesprungen und wollte zur andern hinaus; da sah er mich und blieb stehen. Schon aber erschien sein Vater hinter ihm mit dem Gewehr in der Hand und legte auf ihn an. Ich sprang hinzu, schlug den Lauf zur Seite; der Schuß krachte und die Kugel ging hart am Kopfe des Sohnes vorüber und fuhr in die Wand.

»Was thust du, Unglückseliger!« rief ich ihm zu. »Du willst deinen eigenen Sohn ermorden?«

»Schweig'!« donnerte er mich an. »Was hinderst du mich, diesen Abtrünnigen zu züchtigen, diesen Hund, der von Allah abgefallen ist, diesen Verlorenen und Verfluchten, der nichts zu erwarten hat als nur die Hölle mit allen ihren Qualen!«

»Er ist dein Sohn, und du bist sein Erzeuger!«

»Allah. verzeihe es mir, daß ich sein Vater bin! Woher aber weißt du, daß dem so ist? Kennst du ihn denn?«

»Ja, ich bin mehrere Tage mit ihm geritten.«

»So wußtest du, daß er sich hier befindet, daß er zu mir wollte?«

»Ja.«

»Und du hast es mir nicht gesagt! So hat er, den Allah zerschmettern möge, dir wohl verschwiegen, daß er ein Giaur, ein Christenhund geworden ist?«

»Nein, er hat es mir gesagt.«

»Und du hast ihn nicht angespieen, ihn nicht zum Teufel und allen bösen Engeln gejagt?«

Er hatte diese Fragen, während er weit nach vorn gebeugt vor mir stand und mich mit seinen blitzenden Augen verbrennen zu wollen schien, mit großer Hast hervorgestoßen. Er befand sich in einem Zustande, der ihn zu jeder Gewaltthat fähig machte, dennoch antwortete ich ruhig:

»Wie hätte ich das gekonnt, da ich ihm nicht unrecht geben kann. Ich bin ja selbst ein Christ.«

»Du – – du – du ein Christ?« Diese Worte schienen ihm nicht aus dem Munde zu wollen; seine Augen traten drohend hervor, und sein Gesicht färbte sich dunkelrot, während er, wie eine Schlange zischend, fortfuhr: »Und du hast es gewagt, zu mir zu kommen, den man den Einsiedler nennt, zu mir, der ich der Oberste der ›Ganz Strengen‹ bin? Du bist mit mir bei der Einweihung der heiligen Fahne – – – hinaus mit euch, augenblicklich hinaus!«

Er wartete nicht ab, ob wir dieser Aufforderung Folge leisten würden, sondern rannte an uns vorüber und hinaus. Wir hörten, daß er die Hunde rief.

»Um Gottes willen, wehre dich!« forderte mich sein Sohn erschrocken auf, indem er sein Messer zog. »Wenn er diese Teufel auf uns hetzt, schonen sie selbst mich nicht.«

Und der Alte hetzte sie wirklich auf uns; ich hörte sie kommen und hatte kaum noch Zeit, mein Gewehr, welches an der Wand lehnte, zu ergreifen. Da kamen sie lechzend hereingestürzt, alle drei, einer hinter dem andern, die riesigen Tiere. Es gab kein Besinnen, kein Bedenken, keine Wahl; so wie sie kamen, schoß ich die beiden ersten nieder und schmetterte den dritten mit dem Kolben zu Boden. Da erschien der Alte und stürzte sich, als er die toten Hunde sah, auf mich. Er mußte wie ein gefährlicher Wahnsinniger behandelt werden; ich empfing ihn auch mit einem Kolbenhiebe, der ihn gerade so niederstreckte wie seinen Hund. Hinter uns erhob sich ein Wehegeschrei. Die Frau war da, herbeigelockt durch meine Schüsse. Sie durfte sich vor mir, dem Fremden, nicht sehen lassen; ich ging also hinaus, sattelte mein Pferd und wartete, bis der Kysrakdar nachfolgen werde. Er kam nach einiger Zeit und meldete:

»Ich habe die Mutter beruhigt. Der Vater ist nicht verletzt, sondern nur ohnmächtig. Wir müssen fort, ehe er erwacht.«

Er öffnete das Thor und führte mich gegen die Stadt hin nach einer Stelle, wo ich auf ihn warten sollte, denn er mußte gehen, um sein Pferd zu holen. Nach seiner Rückkehr ritten wir nach der Stadt, um jenseits derselben auf den Weg nach Kaisarijeh zu kommen. Noch hatten wir die ersten Häuser nicht erreicht, so kamen wir an zwei Reitern vorüber, welche am Wege hielten und bei unserer Annäherung zur Seite wichen, so daß wir sie nicht betrachten konnten, fast aber schien es mir, als ob es unsere beiden Arnauten gewesen seien. –


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