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Die 9. Sure
Die Bekehrung

Überschrift Die Bekehrung, nach V. 105; doch auch schon V. 4 ist von der Bekehrung die Rede, und noch öfter gegen das Ende der Sure. Nach anderen heißt die Sure der Freibrief, nach dem ersten Worte derselben. – Diese Sure soll im neunten Jahr der Flucht durch Ali, den Mohammed von Medina nach Mekka sandte, um in der bevorstehenden Wallfahrtszeit die Festgebräuche anzuordnen, daselbst bei der Kaba feierlich vorgetragen worden seyn. Aber schwerlich eignete sich die ganze Sure dazu, die in ihren meisten Einzelheiten sich auf kleine innere Verhältnisse von Medina, oder auch auf besondere Kriegsvorfälle der nächst verflossenen Zeit bezieht; dagegen das Allgemeingültige, was bei einer solchen Gelegenheit den aus allen Gegenden versammelten Pilgern, Bekehrten, und Unbekehrten, schicklich verkündigt werden mochte, in wenigen die ganze Sure hindurch verstreuten Versen enthalten ist. Gleichwol ist kein Grund vorhanden, die innere Ganzheit der Sure in der Gestalt, wie wir sie vor uns haben, zu bezweifeln, und unsere Übersetzung selbst soll die Stetigkeit des Gedankengangs nachzuweisen suchen, wobei sie sich nur die Freiheit nimmt, manche Auswüchse wegzuschneiden und manches verschobene einzurenken. – Die Sure ist ohne Zweifel die letzte der Zeit nach unter denjenigen größeren, deren Zeit überhaupt bestimmt werden kann, oder die sich auf eine bestimmte Zeit beziehen. Nur die zweite Sure, nach dem was wir zu ihr bemerkt haben, könnte ganz oder theilweise noch später fallen, vom Ende des neunten Jahres bis zum elften, dem Todesjahre Mohammeds.

1/1

Ein Freibrief Gottes und des Abgesandten
An die, mit denen ihr Vertrag
Gemacht habt, von den Götzendienern:

Vers 1 Freibrief Im Jahre vor der Abfassung dieser Sure, im achten seiner Flucht, hatte Mohammed endlich Mekka erobert, und das heilige Haus, die Kaba, von den Greueln des Heidenthums gesäubert. Nun konnten freilich die Mekkaner nicht mehr ihn und seine Gläubigen vom Besuch des gemeinsamen Volksheiligthums ausschließen, worüber er an so vielen Stellen früher verfaßter Suren klagt, gleichwol aber wurde dasselbe noch von Ungläubigen so gut als Gläubigen besucht. Unmittelbar von der Eroberung war er zu anderen schweren Kämpfen aufgebrochen, und nun erst, nachdem er siegreich und mit weithin befestigter Herrschaft nach Medina zurückgekehrt war, ließ er durch Ali diesen Freibrief verkündigen, d.i. die letzte Frist für die Unglaubigen, nach deren Ablauf sie vom Besuch der Kaba ganz ausgeschlossen seyn sollten.

2/2

Nun reiset nur im Land vier Monde!
Doch wisset, daß ihr Gott nicht hemmen werdet,
Und daß Gott macht zu Schanden die Verleugner.

Vers 2 Vier Monate die vier heiligen Monate der altarabischen Stammverfassung, in welchen alle Fehden eingestellt wurden, und man also unangefochten im Lande reisen, Handel treiben und die Heiligthümer besuchen konnte. Die vier Monate sind die drei letzten jedes Mondjahrs und der erste des folgenden. Die den' Ungläubigen gegebene letzte Frist ist hier als vier Monate bezeichnet, weiterhin als ein Jahr, was in der Sache eins ist, weil vom Jahr eben nur die vier Friedensmonate in Anschlag kommen

3/3

Verkündung Gottes und des Abgesandten an die Menschen
Am Tag der großen Wallfahrt:
Daß Gott sich lossagt von den Götzendienern, und sein Abgesandter;
Wenn ihr euch nun bekehrt, das ist euch besser;
Doch, wendet ihr euch ab, so wisset,
Daß ihr nicht hemmen werdet Gott!
Und du verkünde denen, die da leugnen, Strafe peinvoll.

4/4

Die ausgenommen nur, mit denen ihr Vertrag
Gemacht habt, von den Götzendienern,
Und die daran nichts brechen,
Und gegen euch nicht helfen irgendeinem;
Denselben sollt ihr halten ihren
Vertrag auf ihre Frist; denn Gott liebt, die ihn fürchten.

Vers 4 Nicht allen Götzendienern und Ungläubigen ist die Jahresfrist bewilligt; im allgemeinen vielmehr hat sich Gott von ihnen losgesagt, und sie für Feinde erklärt; nur einigen ist noch diese letzte Frist gesetzt, nach deren Ablauf auch sie der Theilnahme an den Volksheiligthümern verlustig gehn, und als Feinde behandelt werden sollen.

5/5

Wann dann verlaufen sind die heiligen Monate,
So schlagt die Götzendiener,
Wo ihr sie trefft, und fanget sie,
Schließt sie ein und belagert sie
Mit jedem Hinterhalt! Nur wenn sie sich bekehren,
Und das Gebet bestellen und die Sühnungsteuer geben,
So lasset ihnen freien Weg!
Denn Gott ist gnädig und verzeihend.

6/6

Doch sucht ein einzelner Götzendiener Schutz bei dir,
So gib ihm Schutz und Aufenthalt,
Damit er höre Gottes Wort.
Dann laß ihn wieder hingehn, wo er sicher ist;
Denn es sind unverständige Leute.

Vers 6 Kein öffentlicher Volksverkehr soll mehr mit den Götzendienern seyn; für die einzelnen aber gilt diese Ausnahme: ein Gläubiger darf einen Ungläubigen aufnehmen, und diese Gelegenheit benutzen, ihn im Glauben zu unterrichten. Ist er aber dafür unempfänglich, so lass' er ihn ohne weiteren Zwang, als einen Unverständigen, sicher in seine Heimat zurückkehren.

7/7

Wie aber sollten Götzendiener haben
Vertrag mit Gott und seinem Abgesandten?
(Die ausgenommen nur, mit denen
Ihr habt Vertrag gemacht beim heiligen Bethaus;
Was diese halten, haltet ihnen!
Denn Gott liebt, die ihn fürchten.)

8/8

Wie sollten sie? da, wenn sie eure Meister sind,
Sie gegen euch nicht achten Bund und Treue.
Gefällig sind sie euch mit ihrem Munde,
Doch ihre Herzen weigern sich,
Und ihre meisten sind bundbrüchig.

9/9

Sie gaben Gottes Zeichen hin für schlechten Preis,
Und drängten ab von seinem Wege,
Ja schlimm ist was sie thaten.

13/13

O wollt ihr nicht bekämpfen Leute,
Die ihre Eide brachen,
Und strebten zu vertreiben den Gesandten,
Und die euch griffen an zuerst?
Wollt ihr sie etwa fürchten? Gott
Ist würdiger daß ihr ihn fürchtet,
Dafern ihr Gläubige seid!

Vers 13 Gegen diejenigen unter den Gläubigen, deren viele seyn mochten, die da meinten, man müsse noch immer die Ungläubigen schonen, was der Profet nun nicht mehr für nöthig und recht erachtete.

14/14

Bekämpfet sie! Gott wird sie strafen
Durch eure Händ' und sie zu Schanden machen,
Euch beistehn gegen sie und heilen
Den Busen seiner Gläubigen.

Vers 14 Heilen von Furcht, oder von Unzufriedenheit über noch nicht völligen Sieg.

17/17

Die Götzendiener sollen nicht
Besuchen die Bethäuser Gottes,
Als Zeugen ihrer eigenen Verleugnung;
Derselben Werke sind verfallen,
Im Feuer sind sie ewig.

18/18

Besuchen soll nur die Bethäuser Gottes,
Wer glaubt an Gott und jüngsten Tag,
Bestellet das Gebet und gibt die Sühnungsteuer,
Und fürchtet nichts wan Gott; dieselben
Mögen wol seyn Geleitete.

19/19

Wollt ihr die Tränkung der' Wallfahrer
Und die Besuchung des geweihten Hauses
Gleichhalten dem, der glaubt an Gott und jüngsten Tag,
Und kämpft für Gottes Weg? sie sind nicht gleich vor Gott;
Gott leitet nicht die Sünder.

Vers 19 Die Ungläubigen werden dadurch nicht den' Gläubigen gleich, daß sie in heidnischem Sinne die heiligen Wallfahrtsgebräuche verrichten, aus dem heiligen Brunnen Semsem Trank schöpfen u.s.w.

23/23

Ihr die da glaubet, nehmt nicht eure Väter, eure Brüder,
Zu Freunden, wenn sie die Verleugnung lieben über'm Glauben!
Wer sie zu Freunden nimmt von euch,
Dieselbigen sind Sünder.

Vers 23 Saget euch selbst von euren nächsten Anverwandten los, die ungläubig unter den Ungläubigen zurückgeblieben sind. Vgl. V. 13.

24/24

Sag' ihnen nur: Wenn eure Väter,
Und eure Kinder, eure Brüder,
Und eure Fraun und euer Stamm,
Und euer Gut das ihr erwarbet,
Und euer Handel, des Verfall ihr fürchtet,
Und Wohnungen die euch gefallen,
Euch lieber sind als Gott und sein Gesandter,
Und als der Kampf für Gottes Weg;
So wartet denn, bis Gott euch kommt mit seinem
Gerichte! denn Gott leitet nicht Abtrünnige.

Vers 24 Euer Handel, des Verfall ihr fürchtet bei Aufhebung des Verkehrs mit den Ungläubigen, wenn diese nicht mehr Mekka besuchen und (bei der mit der Wallfahrt verbundenen Messe) mit euch handeln dürfen.

25/25

Schon hat euch beigestanden Gott an vielen Orten,
Und auch am Tage von Honein,
Als ihr mit Wohlgefallen saht auf eure Menge,
Die aber half euch nichts, und enge
Ward euch der Raum, so weit er war,
Da wandtet ihr den Rücken.

Vers 25 Im Thale Honein war es zur Schlacht gekommen zwischen Mohammed und einigen noch ungehorsamen heidnischen Stämmen, gegen welche er unmittelbar nach der Einnahme von Mekka (s. zu V. 1) mit großer Macht aufgebrochen war. Gleichwol waren die Gläubigen anfangs im Nachtheil gegen den schwächern Feind, was hier ihrem unfrommen Vertrauen auf ihre Menge zugeschrieben wird.

26/26

Dann aber sendete Gott seine Gottesruh
Auf seinen Abgesandten und die Gläubigen,
Und sendete hernieder Heere,
Ihr saht sie nicht, und züchtigte die Leugner;
Dis ist der Lohn der Leugnenden.

Vers 26 Gottesruh vgl. 2,249. Mohammed hielt ruhig Stand auf seinem weißen Maulthiere, bis der Sieg sich ihm zuwendete. – Heere, ihr saht sie nicht Engel, wie auch in der Schlacht von Beder. S. 8,9.

28/28

Ihr die da glaubt! die Götzendiener sind ein Schmutz,
Und sollen nicht dem heiligen Bethaus nahen
Nach diesem ihrem Jahre!
Und wenn ihr Mangel fürchtet,
Bereichern wird euch Gott aus seiner Gnadenfülle, wenn er will,
Denn Gott ist weis' und kundig.

Vers 28 Nach diesem ihren Jahre s. zu V. 2. – Mangel s. zu V. 24.

29/29

Bekämpfet, die nicht glauben
An Gott und jüngsten Tag, und die nicht heiligen
Was Gott geheiligt hat und sein Gesandter,
Und dienen nicht den Gottesdienst der Wahrheit,
Die unter denen, die das Buch empfiengen;
Bis sie das Handgeld geben und erniedrigt sind!

Vers 29 An die Götzendiener werden diejenigen, die das Buch empfiengen, die Juden und Christen, angereihet. – Bekämpfet sie solange, bis sie entweder den Glauben annehmen, oder das Handgeld, die Kopfsteuer, geben.

30/30

Die Juden sprechen: Esra
Ist Gottes Sohn; die Nazarener sprechen: Der Messias
Ist Gottes Sohn! dis ihre Rede
Mit ihren Mündern, gleich der Rede
Derjenigen, die vordem Leugner waren;
Schlage sie Gott! wie thören sie!

Vers 30 Ob arabische Juden wirklich den hochgehaltenen Wiederhersteller Esra bis zu solchem Range erhoben, oder welches Misverständnis oder Entstellung dabei obwalte, muß hier unentschieden bleiben.

31/31

Sie nahmen ihre Schriftgelehrten und Mönche
Zu Herren neben Gott an,
Und den Messias, Sohn Maria's;
Und ihnen ist doch nichts befohlen
Als anzubeten Einen Gott,
Kein Gott als Er! Preis ihm, ob allem,
Was sie abgöttisch ihm gesellen!

Vers 31 Mohammeds Ansicht von den christlichen Heiligen.

32/32

Sie möchten löschen Gottes Licht
Mit ihren Mündern, aber Gott will andres nicht,
Als daß er mache voll sein Licht,
Verdröss' es auch die Leugner.

33/33

Er ists der sandte seinen
Abgesandten mit der Leitung
Und mit dem wahren Gottesdienst,
Ihn wider jeden Gottesdienst zu fördern,
Verdröss' es auch die Leugner.

34/34

Ihr, die da glaubet! viele von den Schriftgelehrten
Und Mönchen essen das Gut der Menschen sündlich,
Und drängen ab vom Wege Gottes;
Die speichern Gold und Silber, und es nicht aufwenden
Für Gottes Weg, verkünde du denselben Strafe peinvoll,

35/35

Tags wo es wird geglühet werden
Im Feuer der Gehenna,
Sodann damit gebrandmarkt ihre Stirnen,
Ihre Seiten und Rücken:
Dis was ihr euch gespeichert habet!
Nun schmecket, was ihr speichertet!

36/36

Die Zahl der Monate von Gott
Sind zwölf im Buche Gottes, als
Er Himmel schuf und Erde;
Davon sind heilig viere;
Dis ist der feste Gottesdienst.
Versündiget euch nicht an ihnen!
Aber bekämpft die Götzendiener insgemein,
So wie sie euch bekämpfen insgemein, und wisset:
Gott ist mit denen die ihn fürchten.

37/37

Traun, die Verlegung ist ein Zuwachs an Verleugnung,
Wodurch verführet werden die Verleugner,
Die einen Mond in einem Jahr
Entweihn und weihn im andern,
Um einzuhalten so die Zahl
Von dem was Gott geweihet hat, indem sie doch
Entweihn was Gott geweihet hat.
Ihr böses Werk dünkt ihnen schön,
Gott aber leitet nicht die Leugner.

Vers 36, Vers 37 Nach der Abschweifung auf Juden und Christen, knüpft sich der Faden wieder an V. 28 an. Vgl. V. 2. – Versündiget euch nicht an ihnen entheiligt sie nicht durch Kriegführen untereinander. Aber gegen die Ungläubigen kämpfet insgemein, das ganze Jahr hindurch, nämlich nach Ablauf der ihnen gelassenen Frist dieses Jahres. Eine Versündigung aber an den heiligen Monaten ist auch die im folgenden genannte Verlegung eines heiligen Monates auf einen andern, damit nicht vier ununterbrochene Friedensmonate seyen und es doch vier bleiben; ein alter Brauch oder Misbrauch der heidnischen Araber, wenn ihnen der Friede zu lang ward.

38/38

Ihr die da glaubt, was habet ihr? wenn euch gesagt wird: Rücket aus
Für Gottes Weg! was lahmet ihr zu Boden?
Liebt ihr dis Erdenleben über jenes?
Doch ist der Nießbrauch dieses Lebens
Vor jenem nur gering.

Vers 38 Von hier an eine der feurigen Kampfreden des Profeten an seine ihm noch immer nicht kriegerisch genug gesinnten Gläubigen, vgl. V. 13. Aber nicht so ganz allgemein wie dort ist hier die Rede, vielmehr auf das besonderste nächste gerichtet. Denn im neunten Jahre, noch vor der Erlassung dieses Freibriefes, rüstete Mohammed gegen die Griechen an der oberen Grenze Arabiens, einen weithin gehenden, mühvoll und gefährlich scheinenden Feldzug, zu welchem die Gläubigen wenig Lust und Eifer bezeigen mochten.

39/39

Wenn ihr nicht ausrückt, wird Er euch
Strafen mit Strafe peinvoll,
Und wird an eure Stelle setzen
Ein andres Volk. Ihr werdet Ihm nicht schaden,
Denn Gott ist jedes Dings gewaltig.

Vers 39 Aehnliche Drohungen

40/40

Wenn ihr ihm bei nicht steht, so hat doch Gott ihm beigestanden,
Da zu entweichen zwangen ihn die Leugner
Als einen von den zweien, die da waren in der Höle,
Da sprach er zum Genossen: Kümmre
Dich nicht! Gott ist mit uns. Da sandte
Gott auf ihn seine Gottesruh,
Und stärkte ihn mit Heeren,
Ihr saht sie nicht, und machte
Den Plan der Leugner niedriger,
Und Gottes Plan war höher,
Und Gott ist mächtig und allweise.

Vers 40 Ihm dem Gesandten. Aehnliche Erinnerung an Gottes Beistand S. 8,26 und 30; hier an die Flucht aus Mekka, von der des Gesandten Erfolge und die Jahre des Islams sich rechnen. Er hatte schon lange bei den Medinern für sich und seine Anhängern eine Zuflucht vorbereitet, dahin ließ er alle die Seinigen vorausgehn; und er selbst in Mekka, seinen Verfolgern gegenüber, hielt aus bis auf den letzten Mann. Dann entwich er endlich als einer von den zweien, d.i. selbander mit Abu beker, und barg sich mit diesem in einer Höle (davon heißt Abu beker der Genosse der Höle), welche die wundererfindende Sage nicht unterlassen hat zu verherrlichen. Es habe nämlich, als die beiden sich drin verborgen, eine Spinne ihr Netz über den Eingang gezogen, oder auch eine Taube davor genistet, von welchen Zeichen getäuscht die Verfolger jene Höle, welche sie zu durchsuchen gekommen waren, für lange nicht betreten hielten und vorübergiengen. Statt dieser späteren Ausschmückungen erwähnt hier der Profet nur die Gottesruhe von V. 26 und die ebendaselbst damit verbundenen himmlischen Heere.

41/41

So rücket aus, leicht oder schwergewaffnet!
Und kämpft mit eurem Gut und Blut
Für Gottes Weg! das ist euch besser, wenn ihr's wisset.

42/42

Wenn es ein naher Vortheil wär' und eine kurze Reise,
So würden sie dir folgen;
Doch weit kommt ihnen vor die Mühsal,
Und schwören werden sie bei Gott! wenn wir vermöchten,
Zögen wir aus mit euch. Sie selbst
Verderben ihre Seelen,
Und Gott weiß daß sie lügen.

Vers 42 Nicht ein naher, leichte Beute versprechender Streifzug gegen umwohnende schwache Stämme, sondern gegen die mächtigen Heere der Griechen an die äußersten Grenzen des Landes (V. 38).

43/43

Verzeih dir's Gott! was gabst du Urlaub ihnen,
Bevor du unterschiedest die wahr redenden
Und kennetest die Lügner.

Vers 43 Urlaub Erlaubnis zurückzubleiben vom gefahrvollen und beschwerlichen Feldzuge. Der Profet macht es sich zum Vorwurfe, diesen Urlaub zu schnell und gutwillig an manche ertheilt zu haben, ohne zu prüfen, ob sie triftige Gründe der Entschuldigung oder nur leere Ausflüchte vorzubringen hatten.

44/44

Um Urlaub werden dich nicht bitten, die da glauben
An Gott und an den jüngsten Tag, um nicht zu streiten
Mit ihrem Gut und ihrem Blut,
Und Gott kennt, die ihn fürchten.

45/45

Um Urlaub werden dich nur bitten, die nicht glauben
An Gott und an den jüngsten Tag,
Die zweifelmüthiges Herzen sind,
Und hin und her in ihrem Zweifel schwanken.

46/46

Wenn sie ausziehen hätten wollen,
So hätten sie dazu gerüstet Wegerüstung.
Doch Gott verdroß es ausziehn sie zu lassen,
Drum stockt' er sie, und ihnen ward gesagt: Sitzt mit den Sitzern!

Vers 46 Ihr Vorgeben, daß sie wirklich haben mitziehen wollen, aber nun durch irgendetwas verhindert seyen, ist falsch, denn sie haben gar keine Anstalt dazu gemacht.

47/47

Zogen sie aus mit euch, sie wären
Ein Zuwachs nur an Last euch,
Und hätten unter euch gestöret,
Euch anzustiften Meuterei;
Gefehlt nicht hätten ihnen Hörer unter euch,
Gott aber kennt die Sünder.

Vers 47 Es ist aber doch besser, daß sie nicht mitzogen.

48/48

Sie stifteten schon Meuterei vor diesem an,
Und wirrten dir die Sachen,
Bis die Entscheidung kam der Wahrheit,
Und Gottes Rathschluß siegte, ob sies gleich verdroß.

Vers 48 Sie suchten den ganzen Feldzug zu hintertreiben.

49/49

Von ihnen mancher spricht: »Gib Urlaub mir, und führe
Mich nicht in die Versuchung!« Oh, in die Versuchung
Sind sie gefallen, und Gehenna
Umfaßt wol die Verleugner.

Vers 49 In die Versuchung in die Anfechtung und Noth.

50/50

Trifft Gutes dich, so ärgert sies,
Doch wenn dich trifft ein Unfall,
So sprechen sie: Wir haben unsern Rath zuvor genommen!
Und wenden sich und freuen sich.

51/51

Sag' ihnen: Nichts kann uns betreffen,
Als was uns Gott geschrieben hat,
Er unser Schutzherr, und auf Gott
Sollen vertraun die Gläubigen.

52/52

Sag' ihnen: Was erwartet ihr
An uns, als eins der beiden Schönsten?
Doch wir erwarten das an euch,
Daß Gott mit einer Straf' euch treffe
Von seiner Seit' oder mit unsern Händen.
So wartet nur, wir wollen mit euch warten!

Vers 52 Eins der beiden Schönsten schönen Sieg oder schönen Tod und himmlischen Lohn.

53/53

Sag' ihnen: Wendet auf gern oder ungern,
Es wird von euch nicht angenommen,
Dieweil ihr Leute seid abtrünnig.

Vers 53 Wendet auf ] wenn ihr auch Aufwand für den Krieg machen, zu den Kriegskosten beisteuern wolltet, wir nehmen von euch nichts an, weil ihr euch zweideutig gezeigt habt. Man muß denken, daß Mohammed hier hauptsächlich umwohnende arabische Stämme im Auge hat, die es nie recht ernstlich mit seiner Sache meinten; die denn auch V. 91–98 wirklich genannt werden. Doch stecken unter den hier gemeinten auch die Heuchlerischen und Eigennützigen in Medina selbst, wie V. 58 zeigt.

55/55

Laß dich nur auch nicht blenden ihre Güter, ihre Söhne!
Nur strafen will sie Gott damit in diesem Leben,
Daß sie aushauchen ihre Seelen
Als trotzige Verleugner.

56/56

Sie schwören wol bei Gott, daß sie mit euch sind;
Doch sie sind nicht mit euch, sie sind zwiespaltige Leute.

57/57

Fänden sie einen Schlupf nur oder Hölen oder Eingang,
Sie wendeten dahin sich, scheu ausreißend.

58/58

Von ihnen auch verleumdet mancher
Dich über die Almosen.
Wenn sie davon bekommen, so sind sie zufrieden,
Und wenn sie nichts bekommen, so sind sie erboßt.

Vers 58 Von den Almosen, wozu ein Theil der Kriegsbeute verwendet wurde (S. 8,1 und 42), möchten sie gern mehr erhalten, als ihnen zukommt, und ohne es dann für Gottes Weg aufzuwenden. Sie beschuldigen den Profeten um der Verkürzung darin.

59/59

Wären sie doch mit dem zufrieden,
Was ihnen Gott gibt und sein Abgesandter,
Und sagten: Unsre Gnüg' ist Gott! Gott wird uns geben
Von seiner Gnadenfüll', und sein Gesandter;
Unser Verlangen steht zu Gott.

60/60

Almosen sind nur für die Armen
Und Dürftigen und die Almosenpfleger,
Und für die Neubekehrten, dann für Loskauf der Gefangnen,
Und Schuldenbelastete, für Gottes Weg und für den Sohn des Weges,
Nach Ordnung Gottes, und Gott ist allwissend und allweise.

Vers 60 Für die Almosenpfleger zu deren Besoldung. – Für Gottes Weg um Unvermögende zum Krieg auszurüsten.

61/61

Von ihnen auch sind, die da kränken den Profeten
Und sagen: Er ist Ohr. Sag' ihnen:
Ein Ohr des Guten ist er euch;
Er glaubt an Gott und glaubt den' Gläubigen.

Vers 61 Er ist Ohr er leihet sein Ohr Einflüsterungen, er läßt sich einreden von den einen zum Nachtheil der andern, etwa in Bezug auf die Almosenvertheilung.

62/–

Und Huld ist er für die da glauben unter euch;
Die aber kränken den Gesandten Gottes,
Für die ist Strafe peinvoll.

63/62

Sie schwören euch bei Gott, gefällig euch zu seyn;
Gott aber und sein Abgesandter
Hat mehr Recht, daß sie ihm gefällig seyen, wenn sie glaubten.

64/63

Wissen sie nicht? wer trotzet Gott
Und seinem Abgesandten,
Dem ist die Glut Gehennas, ewig ist er drin,
Das ist die Schmach die große.

65/64

Die Leugner scheuen, daß eröffnet gegen sie
Werd' eine Sure, die da ansag' ihnen,
Was sie in ihren Herzen haben.
Sag' ihnen: Spottet nur! Gott bringt zum Vorschein, was ihr scheuet.

66/65

Wenn du sie fragest, sagen sie:
Wir schwätzten nur und scherzten.
Sag': Über Gott und seine Zeichen
Und seinen Abgesandten wollt ihr spotten?

Vers 65, Vers 66 Sie fürchten, ohne daran zu glauben, ja darüber spottend, fürchten sie doch Gottes Offenbarung an den Profeten über ihre falschen Gesinnungen. Wie sonst in Mekka die Ungläubigen den Profeten ausforderten, eine neue Sure zu bringen, um ihr zu trotzen, fast eben so spotten jetzt die falschen Gläubigen, und wollen, wenn man sie darüber zu Rede setzt, es als einen bloßen Scherz entschuldigen.

67/66

Entschuldiget euch nicht! Ihr seid Verleugner,
Nach Gläub'gen die ihr wäret.
Wenn wir verzeihen einigen
Von euch, so strafen wir die andern,
Denn sie sind Schuldige.

68/67

Die Heuchler und die Heuchlerinnen
Halten sich zu einander,
Gebietend Unfug, haltend ab vom Billigen,
Verschließend ihre Hände;
Sie haben Gott vergessen, Er hat sie vergessen;
Denn ja die Heuchler das sind die Abtrünnigen.

Vers 68 Verschließend ihre Hände kargend gegen die Dürftigen, und gegen Gottes Sache.

69/68

Den Heuchlern und den Heuchlerinnen
Hat Gott verheißen, wie den Leugnern,
Die Glut Gehennas, ewig sind sie drinnen;
Diese ist ihre Gnüge, Gott hat ihnen
Geflucht und ihre Straf' ist dauernd;

70/69

Gleich denen, die vor euch gewesen,
Stärker an Kraft als ihr, und reicher
An Gütern und an Kindern.
Da genossen sie ihren Theil,
Und ihr genosset euren Theil,
Wie die vor euch genossen ihren Theil, und schwätztet
Wie alle die da schwätzten;
Derselben Werke sind verfallen
In dieser Welt und in der andern,
Dieselbigen sind die Verlust'gen.

71/70

Kam ihnen nicht die Kunde derer
Vor ihnen zu? des Volks von Noah,
Von Ad und von Thamud, des Volks von Abraham,
Von den Genossen Midians und den umgestürzten Städten!
Zu denen ihre Boten kamen
Mit bündigen Beweisen;
Und Gott that ihnen Unrecht nicht,
Sie thaten selbst sich Unrecht.

Vers 71 Alle diese hier nur angedeuteten Strafexempel der Vorzeit sind anderwerts, in der Zeit nach früheren, mekkanischen Suren, vielfach ausgeführt. Des Volks von Abraham des götzendienerischen Geschlechtes, von dem er sich lossagte, nachdem er sie umsonst zu bekehren gesucht hatte. – Die umgestürzten Städte Sodom und Gomorra. – Ihre Boten die von Gott an sie gesendeten Boten mit dem angedrohten Strafgerichte, das sie für ihre eigene Schuld traf.

72/71

Die Gläubigen aber und die Gläubiginnen
Halten als Schutzfreund' aneinander,
Gebietend Billiges und wehrend ab von Unfug,
Bestellend das Gebet und gebend
Die Sühnungsteuer, und gehorchend
Gott und dem Abgesandten;
Derselben wird sich Gott erbarmen,
Denn Gott ist stark und weise.

Vers 72 Gegensatz zu 68.

73/72

Den' Gläubigen und Gläubiginnen
Hat Gott verheißen Gärten, unter denen hin
Die Ströme fließen, ewig sind sie drinnen,
Und gute Wohnungen in Gärten Edens, und ein Wohlgefallen
Von Gott ist höher noch, das ist
Die Seligkeit die große.

Vers 73 Gegensatz zu 69.

74/73

Du, o Profet, bekämpfe die Verleugner und die Leugner,
Und sei streng gegen sie! Ihr Herbergort ist die Gehenna,
Schlimm ist dahin die Einkehr.

75/74

Sie schwören wol bei Gott, sie haben nichts geredet;
Allein geredet haben sie das Wort der Leugnung,
Und sind Verleugner nach Ergebnen, die sie waren;
Und suchten, was sie nicht erreichten.
Was aber hatten sie zu rächen,
Als daß sie Gott hat reich gemacht, und sein Gesandter,
Von seiner Gnadenfülle?
Nun wenn sie sich bekehren, ist es besser ihnen,
Doch wenn sie ab sich wenden,
So straft sie Gott mit Strafe peinlich
In dieser Welt und in der andern,
Und ihnen bleibt auf Erden kein Beschützer und kein Helfer.

Vers 75 Vgl. 66 u 67. – Ergebne Moslim's. – Suchten was sie nicht erreichten Meuterei zu stiften V. 48. Vielleicht auch, wie die Ausleger meinen, den Profeten umzubringen. Was aber hatten sie zu rächen? So vergalten sie mit Bösem nur das Gute, das ihnen Gott erzeigt, der sie zu Ehren und Reichthümern gebracht. – Und sein Gesandter klingt hier und überall Gotte nach, ohne bestimmten Einfluß in der Satzfügung, sodaß das folgende »von seiner Gnadenfülle« billig nur auf Gott geht; doch bekommt der Gesandte allerdings durch seine Nähe einen Abstrahl des göttlichen Glanzes. Vgl. V. 63

76/75

Von ihnen mancher sagte Gott' zu:
Wenn er uns gibt von seiner Gnadenfülle,
So wollen wir Almosen spenden,
Und wollen von den Guten seyn.

77/76

Und als er ihnen gab von seiner Gnadenfüll,
Da geizten sie damit, und wandten
Sich weigernd ab.

78/77

Da gab er ihnen zum Gefolge
Den Heuchelmuth in ihren Herzen bis zum Tage,
Wo sie ihn finden werden,
Weil sie Gott' vorenthielten was sie zugesagt ihm,
Und weil sie Lügner waren.

Vers 78 Ihn finden werden als strengen Richter. Aber das ihn könnte statt auf Gott auch auf den Heuchelmuth bezogen werden, den sie im Gerichte gegen sich als Zeugen finden werden, oder dessen Strafe sie finden werden.

79/78

Wissen sie nicht daß Gott weiß ihre Heimlichkeit und ihr Gespräch,
Und Gott ist Wisser des Verborgnen!

80/79

Die da verleumden die freiwillig
Allmosen gebenden der' Gläubigen,
Und solche die zu geben nur ihr schwer erspartes haben;
Die spotten über sie, Gott spottet über sie,
Und ihrer harret Strafe peinvoll.

81/80

Bitt' um Vergebung oder bitte nicht für sie;
Wenn du für sie auch siebzig male bittest,
Nie doch wird ihnen Gott vergeben,
Weil sie verleugnet haben Gott
Und seinen Abgesandten,
Gott aber leitet nicht Abtrünnige.

82/81

Es freun sich die Zurückebleiber ihres Sitzens hinterm Rücken
Des Abgesandten Gottes, es verdrießet sie zu kämpfen
Mit ihrem Gut und Blut für Gottes Weg, und sprechen:
Rückt nicht aus in der Hitze!
Sag' ihnen nur: Die Glut Gehennas
Ist heißer noch! wenn sie's verstehn.

Vers 82 Wir kommen zum Hauptgegenstande zurück, zum Kriegszug gegen die Griechen nach Tabuk, der durch wasserlose Gegenden in der heißesten Jahrszeit unternommen wurde.

83/82

Lachen sie nur ein weniges, und weinen vieles
Zum Lohne des was sie gewirkt!

84/83

Und bringt dich Gott zu einigen von ihnen wieder,
Und bitten sie um Urlaub dann mit auszuziehn;
So sag': Ihr sollt mit mir nie ausziehn jemals,
Und nie mit mir den Feind bekämpfen!
Denn es gefiel euch still zu sitzen
Das erstemal; so sitzt nun mit den Hintenbleibern!

Vers 84 Zu einigen von ihnen warum nicht einfach zu ihnen? Vielleicht in Bezug auf den folgenden Vers.

85/84

Und beten sollst du über keinen
Von ihnen, der gestorben, jemals,
Noch stehn an seinem Grabe! Denn verleugnet haben
Sie Gott und seinen Abgesandten,
Und starben als Abtrünnige.

92/91

Den' Schwachen nur und Kranken
Und denen, die nichts haben aufzuwenden,
Ist es kein Vorwurf, wenn sie nur wohlmeinend
Berathen Gott und seinen Abgesandten;
Kein Weg ist gegen Wohlgesinnte,
Und Gott ist nachsichtsvoll barmherzig.

Vers 92 Ist es kein Vorwurf] nicht mit zu ziehn. – Kein Weg] des Angriffs, der Klage hier des Tadels.

93/92

Noch gegen solche die dich baten,
Sie mitzunehmen, und du sprachst: Ich habe
Die Mittel nicht euch mitzunehmen;
Da giengen sie und ihre Augen flossen
Von Thränen aus Betrübnis,
Daß sie nichts hatten aufzuwenden.

Vers 93 Sie mitzunehmen sie auf deine Kosten, oder aus der Gotteskriegskasse zum Feldzug auszurüsten, weil sie selbst die Mittel dazu nicht hatten.

94/93

Der Weg ist gegen jene nur,
Die dich um Urlaub bitten, da sie reich sind,
Und lieber wollen seyn von den Rückbleibern.
Gott hat versiegelt ihre Herzen,
So daß sie nichts verstehn.

95/94

Wenn ihr zurückkommt, werden sie sich gegen euch entschuldigen;
Doch sag': Entschuldigt euch nur nicht! Wir glauben
Euch nicht; schon that uns Gott zu wissen eure Kunden.

Vers 95 Über die einzelnen übergangenen Verse scheint keine besondere Anmerkung nöthig nach der Eingangs zu dieser Sure darüber gemachten allgemeinen; hier aber ist zu bemerken, daß vom Ende dieses Verses ein Stück weggeblieben, das sichtlich nicht dazu paßt, und aus V. 106, wo es wörtlich wiederkehrt, sich hierher verirrt hat. Allerdings fehlt nun im Text, nach Hinwegnahme des Anhängsels, ein reimendes Schlußglied, dessen Mangel aber in der die Reime entbehrenden Übersetzung nicht bemerkt wird.

97/96

Sie werden euch beschwören, wieder
Mit Huld sie anzunehmen.
Doch wenn ihr auch mit Huld sie annehmt, nimmt doch Gott
Mit Huld nicht an Abtrünnige.

91/90

Auch von den Feldarabern sind
Gekommen die Entschuldiger,
Daß Urlaub ihnen würde;
Und sitzen sind geblieben, die
Belogen Gott und seinen Abgesandten;
Doch treffen wird die Leugner unter ihnen Strafe peinvoll.

Vers 91 Die Feldaraber s. zu V. 53.

96/95

Sie werden, wenn ihr wiederkehrt zu ihnen, euch beschwören,
Bei Seite sie zu lassen.
Laßt sie bei Seite! denn sie sind ein Greuel,
Ihr Einkehrort Gehenna
Zum Lohne des was sie gewirkt.

Vers 96 Wenn ihr wiederkehrt zu ihnen auf dem Rückwege euren Zug durch ihr Gebiet nehmen wollt.

98/97

Die Feldaraber sind die stärksten
An Leugnung und an Heuchelei, und würdig
Am wenigsten zu wissen
Die Ordnung dessen was Gott hat eröffnet seinem Abgesandten;
Doch Gott ist weise und allwissend.

99/98

Und mancher von den Feldarabern
Hält, was er soll beisteuern, für Schuldforderung,
Und lauert auf den Wandel eures Glückes;
Doch über ihnen ist des Unglücks Wandel,
Und Gott ist hörend, wissend.

Vers 99 Für lästige Schuldforderung der er sich nur gezwungen fügt.

100/99

Zwar mancher von den Feldarabern
Glaubt auch an Gott und jüngsten Tag,
Und hält, was er beisteuern soll, für Näherung
Zu Gott und Segnungen des Abgesandten.
O ists nicht ihnen eine Näh'rung?
Einführen wird sie Gott in seine
Barmherzigkeit, denn Gott ist huldreich und barmherzig.

101/100

Doch die Vortreter sind die ersten
Der Ausgewanderten und die Gehilfen,
Und die in Frömmigkeit nachfolgen ihnen;
Gott hat an ihnen Wohlgefallen,
Und Wohlgefallen haben sie an Gott;
Bereitet hat er ihnen Gärten,
Darunter hin die Ströme fließen,
Darin sie ewig sind, das ist die Seligkeit die große.

Vers 101 Aber, obgleich auch unter den umwohnenden Arabern es viele treu meinen, Hauptstütze der Sache Gottes bleiben immer die ersten Ausgewanderten von Mekka und die ersten Gehilfen von Medina, die Muhagirun und Ansar.

102/101

Von denen aber rings um euch, den Feldarabern,
Gibts Heuchler, und von den Bewohnern
Der Stadt auch, die verstockt in Heuchelei sind;
Du kennst sie nicht, wir aber kennen sie, und werden
Sie strafen zweimal; dann erst werden
Sie zugebracht der großen Strafe.

Vers 102 Der Stadt Medina. – Sie strafen zweimal im Leben durch Unglück, und im Tode durch die Todesengel (vgl. 8,52) vor der großen Strafe jenseits.

103/102

Und andere, die ihre Schuld bekennen,
Die gutes Werk und andres Böses mischten;
Zu ihnen mag vielleicht noch Gott sich kehren,
Denn Gott ist nachsieht voll erbarmend.

104/103

Von ihren Gütern nimm Almosen,
Mit welchen du sie reinigest und sühnest,
Und bete über sie! denn dein Gebet ist Ruhe ihnen,
Und Gott ist Hörer, Wisser.

105/104

O wissen sie es nicht, daß Gott
Nimmt die Bekehrung an von seinen Knechten, und
Empfanget die Almosen,
Und Gott ist der sich zukehrt voll Erbarmen.

106/105

Sag' ihnen: Wirkt! und Gott wird sehen euer Werk,
Und sein Gesandter und die Gläubigen,
Dann werdet ihr zurückgebracht
Zum Wisser des Verborgnen und des Sichtbarn,
Da wird er euch ansagen, was ihr wirktet.

Vers 106 Die Worte: Und Gott wird bis zu Ende des Verses, sind es, die wir oben V. 95 verworfen haben.

107/106

Und andere die sind gefristet
Auf ein Verhängnis Gottes,
Sei's daß er sie wird strafen, sei's
Daß er sich ihnen zu wird kehren;
Denn Gott ist weis' und kundig.

108/107

Die aber sich ein Bethaus wählten
Zum Schaden und zur Leugnung,
Und Spaltung unter den Gläubigen,
Zum Hinterhalt für jeden, der zuvor schon
Befehdet Gott und seinen Abgesandten;
Und schwören jetzt: wir wollten nichts wan Gutes;
Gott aber zeuget, daß sie lügen –

Vers 108 Die schlimmste Meuterei kommt zuletzt, ein eigenmächtig in böser Absicht, zur Spaltung im Glauben, und zum Trotz und Hinterhalt, angelegtes Bethaus. Es soll nach den Auslegern und Geschichtschreibern in jener Gegend gewesen seyn, nach welcher eben der Kriegszug geht, und nicht ohne Einverständnis mit den Griechen.

109/108

Nie sollst du jemals stehn darin! –
Ein Bethaus, das gegründet ist
Auf Gottesfurcht von Anbeginn,
Ist werther daß darin du stehest,
Worin sind Männer, die da lieben rein zu seyn,
Gott aber liebt die Reinen.

110/109

Ist wol, wer seinen Bau gegründet
Auf Gottes Furcht und Wohlgefallen, besser,
Oder wer gegründet seinen Bau
An einem Abhang sinkenden Gerölles,
Und er sinkt ein damit zum Feur der Hölle?
Gott aber leitet nicht die Frevler.

111/110

Nicht rasten wird der Bau, den sie gebaut, zu stiften Zweifelsinn
In ihren Herzen, bis zerbrochen
Sind ihre Herzen; aber Gott ist weis' und kundig.

Vers 111 Mohammed säumte nicht, den Bau des Aergernisses aus dem Wege räumen zu lassen.

112/111

Gott hat erkaufet von den Gläubigen
Ihr Leben und ihr Gut dafür,
Daß ihnen sei der Garten, weil sie kämpfen
Im Wege Gottes, tödtend und getödtet;
Nach der Verheißung, die er fest auf sich nahm
In Thora Evangelium und Koran;
Und wer hält treuer sein Versprechen
Als Gott? O freut euch eures Handels,
Den ihr mit ihm gehandelt habet!
Das ist die große Rettung.

Vers 112 In Thora dem mosaischen Gesetze, Evangelium und Koran nach Mohammeds Grundvorstellung von der innernen Einheit dieser dreie, wovon das Weitere in S. 2.

113/112

Die sich bekehrenden, die Gottverehrenden,
Die preisenden, wallfahrenden,
Die sich verbeugenden und niederfallenden,
Die Billiges gebietenden, abmahnenden von Unfug,
Und die bewahrenden die Ordnung Gottes –
Gib Freudenbotschaft allen Gläub'gen!

114/113

Nicht steht es dem Profeten zu, noch denen die da glauben,
Fürbitten einzulegen für die Götzendiener,
Und wären sie die nächsten Anverwandten,
Nachdem sie wissen klar, daß jene
Sind Genossen der Flammenwelt.

Vers 114 Die Rede wendet sich zurück nach dem Hauptgegenstande der Sure, der völligen Aufhebung aller Gemeinschaft zwischen Gläubigen und Ungläubigen, nach verstrichener letzter Frist.

115/114

Auch Abrahams Fürbitte war
Für seinem Vater nur nach einem
Versprechen, das er ihm versprochen hatte;
Doch als ihm klar geworden, daß
Er Gottes Feind sei, sagt' er los von ihm sich;
Und Abraham war mild und liebreich.

Vers 115 Ebenso vollkommen sollen sich die Gläubigen von den Leugnern lossagen, wie Abraham einst von den Seinigen und seinem eignen Vater. Zwar versprach er diesem, Gott für ihn zu bitten, und er hielt es, aber gleichwol sagte er sich los von ihm. Vgl. S. 14,42. S. 19,48. 49 und an mehrern Stellen.

116/115

Und Gott wird niemals irr gehn lassen
Diejenigen, die er einmal geleitet,
Bevor er klar sie wissen läßt,
Wovor sie sich zu hüten haben;
Denn Gott ist jedes Dings bewußt.

Vers 116 Wenn ihr gleichwol von der Strenge des Glaubens abweicht, so ist Gott unschuldig daran, denn er hat euch seinen Willen klar und deutlich wissen lassen.

117/116

Ja, Gottes ist das Reich des Himmels und der Erde,
Der leben macht und sterben,
Und außer Gott ist euch kein Schutzfreund und kein Helfer.

118/117

Gott hat sich gnädig zugekehret dem Profeten,
Den Ausgewanderten und Helfern,
Die in der Stunde der Noth ihm folgten,
Nachdem beinah die Herzen einiger gewankt,
Er aber kehrete darauf sich ihnen zu,
Denn er ist ihnen freundlich und barmherzig.

Vers 118 Letzter Rückblick auf die durch Gottes Gnade überstandene Noth und Gefahr des Feldzugs. Die in der Stunde der Noth ihm folgten, in irgendeiner nicht näher zu bestimmenden Lage während des Hin- und Zurückzugs, wo auch die treuesten Anhänger, die Muhagirun und Ansar, wanken mochten.

119/118

Und kehrte sich den dreien zu, die hinten blieben,
Bis ihnen enge ward der Raum, so weit er war,
Und enge wurden ihre Herzen;
Da merkten sie, daß keine Zuflucht
Vor Gott sei als zu ihm;
Da kehrte er sich ihnen zu, damit sie sich bekehreten;
Denn Gott ist der barmherzig zugekehrte.

Vers 119 Den dreien die gleichfalls nicht näher zu bestimmen sind, die im Drange der Noth und in einer Anwandlung von Kleinmuth zurückblieben.

120/119

Ihr die da glaubt, o fürchtet Gott,
Und seid von den Wahrhaftigen!

Vers 120 Von den Wahrhaftigen ihr Gotte gegebenes Wort Haltenden und durch Ausdauer im Glauben und im Kampfe bewährenden.

121/120

Nicht kommt es den Bewohnern dieser Stadt zu,
Noch denen ringsum von den Feldarabern,
Zurückzubleiben vom Gesandten Gottes
Noch ihre Willen abzulenken
Von seinem Willen; weil sie ja
Kein Dürsten trifft und kein Ermüden,
Kein Hungern auf dem Wege Gottes,
Und weil sie treten keinen Tritt,
Der da erzürnt die Leugner,
Und leiden nie ein Leid von einem Feinde,
Es sei denn dafür ihnen angeschrieben ein verdienstlich Werk;
Denn Gott läßt nicht verloren gehn
Den Lohn Schönhandelnder.

Vers 121 Am allerwenigsten haben die Bewohner Medina's und die nächsten Umwohner, Ursache sich über die ihnen mit dem Glauben aufgelegten Kriegsbeschwerden zu beklagen, und sich ihnen und dem Gehorsam des Profeten zu entziehen. Denn sie leiden und thun nicht das geringste für Gottes Sache, was ihnen nicht angerechnet würde, nach dem Handel von V. 112.

122/121

Auch keine Spende spenden sie groß oder klein,
Kein Thal durchziehen sie, es sei denn ihnen angeschrieben,
Daß ihnen lohne Gott aufs schönste, was sie thaten.

Vers 122 Spende Kriegsaufwand.

123/122

Es brauchten auch die Gläubigen
Nicht auszurücken insgemein;
Wenn nur von jedem Trupp von ihnen
Ausrückt' ein Theil, daß sie belehret würden
Im Gottesdienst, und mahneten
Ihr Volk, wenn sie zu ihm zurückgekehrt,
Daß es sich wahren möchte!

Vers 123 Gott fordert auch gar nicht, daß ein ganzes Volk auf einmal Kriegsdienste thue; nur einen Theil ihrer Männer sollen sie senden, und diese sollen dann, vom Feldzuge zurückgekehrt, die daheim gebliebenen in den Vorschriften des Glaubens unterrichten, die sie selbst im Felde bei dem Profeten und den ersten Gläubigen gelernt haben. Die Kriegsschule zugleich eine Glaubensschule.

124/123

Ihr die da glaubt, bekämpft die euch benachbarten
Von den Verleugnern, und sie mögen an euch finden Strenge!
Und wißt: Gott ist mit denen die ihn fürchten.

Vers 124 Jeder Volkstamm aber, der den Glauben annimmt, soll besonders gegen seine noch ungläubigen Nachbarn den Glauben verfechten und verbreiten.

125/124

Wenn aber offenbart wird eine Sure, sprechen manche:
Wen nun von euch hat sie bestärkt im Glauben?
Doch die da glauben, die hat sie bestärkt im Glauben,
Und diese freuen sich darüber.

Vers 125 Nun wird den Arabern im weiteren Kreise derselbe Vorwurf gemacht, wie oben V. 65 im engeren, daß sie mit den Eröffnungen des Korans unzufrieden seyen. So schwer gieng ihnen der neue Gehorsam ein.

126/125

Doch die, in deren Herzen Siechthum ist, hat sie
Bestärkt mit Sünd' in ihren Sünden,
Sie sterben als Verleugner.

127/126

O sehn sie nicht, daß jedes Jahr
Geprüft sie werden einmal oder zweie?
Dennoch bekehren wollen sie
Sich nicht, noch sich bedenken.

Vers 127 Jedes Jahr geprüft eben mit einer neuen Sure, mit einer neuen Eröffnung des göttlichen Gesetzes. Prüfung durch Unglücksfälle, Hungersnoth und dergl., woran die Ausleger denken, sind, wenn auch nicht ganz auszuschließen, doch nicht zur Hauptsache zu machen, wie der Fortgang im folgenden Vers zeigt.

128/127

Ja, wenn da offenbart wird eine Sure,
Blickt einer an den andern: Sieht uns Jemand?
Dann wenden sie geschwind um; Gott
Hat umgewendet ihre Herzen,
Denn sie sind unverständige Leute.

Vers 128 So mochte es bei öffentlichen Versammlungen geschehen, wo der Profet eine Sure vortrug oder vortragen ließ, daß diejenigen, die nur ungern gehorchten, sich, wenn es unbemerkt geschehen konnte, zu entfernen suchten, um nichts von den neuen lästigen Verordnungen zu hören.

129/128

Gekommen ist euch ein Gesandter
Aus eurer Mitte, schwer gedrückt von eurem Freveln,
Nach euch begierig, für die Gläub'gen milde, voll Erbarmung.

Vers 129 Doch der Profet ist ja, als ein Gottgesandter aus eurer eignen Mitte, dergleichen ihr erwartetet und wünschtet, nur zu eurem Heile gekommen, am meisten selbst leidend von eurem Frevel gegen Gott, den er sich zu Herzen nimmt und ihn zu verantworten hat, deshalb begierig, euch zu gewinnen, und sofern ihr den Glauben annehmt, geneigt euch liebreich zu behandeln.

130/129

Doch wenn sie ab sich wenden, sprich: Mein Halt ist Gott!
Kein Gott als Er! auf ihn vertrau' ich,
Er ist der Herr des großen Throns.

Vers 130 Auch diese letzte Streitrede für seinen Glauben schließt Mohammed, wie die meisten seiner frühern, mit der halben herben Entsagung, die immer zugleich halbe Drohung ist (vgl. V. 39), so wenig hielt er auch jetzt noch, nach allen glänzenden Erfolgen, seine Sache für ganz durchgesetzt.


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