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Als ich die Kajüte betrat, glaubte ich zu träumen. Eben noch in dunkler, stürmischer Nacht, den Kopf voll der schwärzesten Bilder, sah ich plötzlich hier das schlummernde schöne Mädchen vor mir liegen, dessen weiße Perlzähne durch die halb geöffneten Lippen schimmerten und dessen geschlossene Lider dem ganzen Gesicht einen wunderbar lieblichen Ausdruck gaben.
Eine Weile stand ich in den Anblick verloren und zögerte, diese selige Ruhe zu stören, doch allein lassen wollte ich sie nicht, und einen zweiten Platz, wo ich mich hätte hinlegen können, gab es hier nicht. So trieb mich meine überwältigende Müdigkeit dazu, leise ihre Hand zu berühren. Sie lächelte, schlief aber weiter. Erst nach einer abermaligen Berührung schlug sie die Augen auf, und entsetzt fuhr sie mit wirrem Blick empor.
Ach, Sie sind es, keuchte sie schaudernd. Ich dachte, es wäre der tote Kapitän. Wie kalt Ihre Hand ist!
Verzeihen Sie, daß ich Sie weckte, sagte ich sanft, aber meine Wache ist vorüber, ich bin totmüde und möchte gern zu Bett gehen. Da wollte ich Sie nicht allein lassen und Sie bitten, daß Sie sich jetzt wieder nach Ihrer Kabine begeben.
Sie erhob sich. Wie spät ist es? Habe ich lange geschlafen?
Es ist 4 Uhr. Sie schliefen über zwei Stunden. Ich war glücklich, als ich durch das Oberlicht erkannte, daß Sie eingeschlummert waren, und ich daraus die Beruhigung schöpfen konnte, recht getan zu haben, als ich Sie bat, hier unten zu bleiben.
Als Sie mich zwangen, wollen Sie sagen. Ich habe namenlos gelitten, bis ich einschlief! So nahe dem Toten – es war grausam.
Und doch wohl gemeint. Hoffentlich werden Sie nun Ihren Schlaf noch einige Stunden fortsetzen.
Ich zündete die Laterne an, löschte die Lampe und schritt ihr leuchtend voran. An ihrer Kabinentür ergriff ich ihre Hand, drückte sie an meine Lippen und sprach mit warmer Herzlichkeit:
Es tut mir immer so weh, wenn ich rauh zu Ihnen bin, seien Sie aber fest überzeugt, daß dies nur geschieht, wenn ich, in dem Streben, Sie zu schützen und zu schirmen, mir nicht anders zu helfen weiß. Ich denke ja bei allem, was ich tue, nur an Sie. Möchten Sie das doch endlich begreifen und gerade, je trüber die Aussichten für uns werden, sich bei jeder Gelegenheit erinnern, daß ich nur Ihr Bestes im Auge habe.
Sie hörte das stumm mit niedergeschlagenen Augen an. Als ich aber ihre Tür öffnete und ihr die Laterne übergab, nahm sie dieselbe mit einem Blick, der mir zeigte, daß ihr meine Worte zu Herzen gegangen waren.
Ich schlief fast in demselben Moment ein, in welchem ich mich auf mein Bett warf. Als ich erwachte, war es 8 Uhr, also gerade die Zeit, zu der meine neue Wache begann. In aller Hast zog ich mich an, klopfte im Vorbeigehen an die Tür meiner Gefährtin und rief ihr zu, daß ich unser Frühstück auf Deck bringen lassen würde.
Es war ein herrlich sonnenklarer Morgen. Die Wogen rollten in schäumend dunkelblauen Hügeln vor dem noch immer gleich starken Winde. Die Bark führte noch dieselbe Leinwand wie zur Zeit meiner Ablösung, aber ein einziger Blick genügte mir, um zu erkennen, daß die Raaen etwas umgebraßt worden waren. Erstaunt darüber schritt ich sogleich zum Kompaß und fand, daß der Kurs zwei Strich südlicher gehalten wurde.
Betroffen hierüber, aber all meine Ruhe zusammennehmend, stieg ich langsam die Treppe zum Kampanjedeck hinauf, auf dem Lush sich aufhielt, bot ihm den Morgengruß und sagte:
Es wird Ihnen wohl nicht entgangen sein, daß die Bark zwei Strich vom bisherigen Kurs abgewichen ist?
Er sah mich lauernd an und erwiderte trocken: Der Kurs eines Schiffes hängt von seinem Bestimmungsort ab, und darüber ist bis jetzt noch nichts beschlossen.
Wieso? fuhr ich etwas gereizt heraus, die Fahrt geht doch nach Rio!
Er zuckte die Achseln. Vielleicht auch nicht. Das ist eine Sache, die alle angeht – nicht bloß Sie oder mich. Um 9 Uhr wird eine allgemeine Beratung den weiteren Kurs bestimmen.
Aber ich bitte Sie, was soll denn das auf einmal heißen? Ich hoffe doch, daß man der jungen Dame und mir nichts in den Weg legen wird, so bald als möglich nach Rio zu gelangen. Auch Ihnen muß doch gerade jetzt, nach dem Tode des Kapitäns, daran gelegen sein, den nächsten Hafen anzulaufen.
Ich habe schon gesagt, wiederholte er scharf, daß das eine Frage ist, die alle angeht.
Es kochte in mir, ich biß mich aber auf die Lippen, um dem ungehobelten Burschen nicht Anlaß zu geben, noch unverschämter zu werden, und suchte eine Weile mit den Augen den Horizont ab. Dann fragte ich wie nebenbei: Wann wird denn das Begräbnis des Kapitäns sein?
Ist schon begraben, antwortete er bissig. Eine Leiche an Bord bringt Unglück. Vor zwei Stunden warfen wir ihn, in Leinwand gerollt, über Bord; so einer wie der – er spuckte aus – verdiente es nicht besser.
Solcher Roheit gegenüber hatte ich keine Worte mehr. Ich brach das Gespräch kurz ab, indem ich sagte:
Ich kam, um Sie abzulösen, und stieg hinunter.
Von neuem durch die schrecklichsten Gedanken gefoltert, wandelte ich auf und ab, bis nach etwa einer Viertelstunde Fräulein Temple erschien. Sie merkte sofort an meinem verstörten Gesicht, daß Schweres auf mir lastete, und fragte angstvoll, was Neues passiert sei. Ich erzählte ihr nun alles von meiner Nachtwache ab bis jetzt, teilte ihr meine Vermutungen und Befürchtungen mit und bat sie schließlich noch einmal inständig, Vertrauen zu mir zu haben und nicht durch Dreinsprechen mein Handeln zu erschweren.
Dadurch rief ich wieder einen kleinen Disput hervor, indem sie meinte, bei Dingen, wo alles für sie auf dem Spiele stände, doch auch das Recht zu haben, ihre Ansicht zu äußern usw. – kurz, die alte Geschichte, aber zu meiner großen Genugtuung in weit milderer Form und nicht so heftig wie sonst, mehr vorstellungsweise. Darüber kam Wilkins und brachte das Frühstück. Wir setzten uns unter das Sonnendach, bedrückt von dem Gedanken, was die nächste Stunde wohl bringen würde.
Nun merkte ich erst recht, welch niederschmetternden Eindruck meine Mitteilungen auf sie gemacht hatten. Sie genoß trotz all meines Zuredens nicht das mindeste. Selbst der Kaffee widerstand ihr. Und das Schlimmste war, ich vermochte ihr nicht den geringsten Trost zu spenden. Ihr Elend machte mich noch elender, als ich ohnehin schon war.
Während wir so saßen, sah ich, wie die Mannschaft sich an der Küche zu der von Lush um 9 Uhr anberaumten Beratung versammelte.
Ich machte Fräulein Temple darauf aufmerksam und bat sie, sich in ihre Kabine zurückzuziehen, weil ich Zügellosigkeiten der Leute befürchtete, die sich nun als die Herren des Schiffes fühlten.
Mein Gott, jammerte sie, kann ich nicht wenigstens hier oben in irgend einer Ecke bleiben? So allein da unten vergehe ich vor Angst.
Mir wäre es eine Beruhigung, wenn Sie sich dem Anblick der rohen Gesellschaft vorläufig entziehen, erwiderte ich mit einem bittenden Blick.
Da stand sie tief seufzend auf, und ich begleitete sie schweigend zur Treppe. An deren Fuße angekommen, drehte sie sich noch einmal um und sah mich mit todestraurigen Augen an.
Ach Gott, was ich in diesem Augenblick empfand! Eine tiefe Sehnsucht erfaßte mich, ihr nachzustürzen, sie in meine Arme zu schließen, sie um Vergebung zu bitten für jedes rauhe Wort und sie mit allen nur erdenklichen tröstlichen Hoffnungen zu beschwichtigen. Darüber verschwand sie, ich aber starrte noch eine ganze Weile nach der Tür, die sich hinter ihr geschlossen hatte, die ganze Seele erfüllt von Liebe, trotzdem ich doch wußte, daß ihre Bangigkeit, sich von mir trennen zu müssen, keinem anderen Gefühl als dem der Furcht entsprang.
Ich begab mich in quälender Erwartung des Bevorstehenden an die Wetterreling. Es dauerte nicht lange, bis der Zimmermann, gefolgt von dem größten Teil der Mannschaft, langsam von der Küche herangeschritten kam.
Wir wollen in die Kajüte gehen, sagte er, ohne sich aufzuhalten, und bedeutete mir nur mit einer Kopfbewegung, daß ich folgen solle; hier oben treibt einem der Wind jedes Wort vom Munde. Wetherley mag einstweilen Wache halten.
So zogen wir schweigend hinunter – neun Mann, außer mir und Lush.
Setzt euch, Jungens, forderte er auf, indem er selbst am oberen Ende des Tisches auf dem Stuhl des Kapitäns Platz nahm, und mir ein Zeichen machte, mich neben ihn zu setzen.
Mein Herz pochte mir zum Zerspringen. Es kostete mich eine fast übermenschliche Anstrengung, Ruhe zu zeigen und gleichmütig meine Blicke über die Versammlung schweifen zu lassen. Einige Leute zischelten leise untereinander, andere sahen sich neugierig um, alle Gesichter aber verrieten eine Art trotziger Spannung. Lush schien nach Worten zu suchen. Fest auf den Tisch starrend, begann er endlich:
Herr Dugdale, wir haben die Lage überlegt, in die uns der Selbstmord des Kapitäns gebracht hat. Wir alle sind einig, mit Ausnahme von Wetherley, ihm wär's egal, wie's käme.
Ueber was sind Sie einig? unterbrach ich.
Er räusperte sich und steckte den Finger in sein Halstuch, als wenn es ihn beengte.
I, na, das will ich Ihnen ganz genau sagen. Wissen Sie, der Wilkins da – er deutete mit dem Kopf nach dem Jungen – war nämlich nebenan, als der Kapitän Ihnen von den zweimalhunderttausend Pfund erzählte, die er auf einer Südseeinsel verstaut hat. Natürlich hat der Junge als guter Maat das Maul nicht gehalten, na, und da – er würgte etwas und fuhr dann heraus – na, und da können Sie sich wohl denken, über was wir einig geworden sind.
Ich merkte, wie ich erblaßte, denn ich hatte ihn nur zu gut verstanden, doch gelang es mir, meinen Schrecken zu verbergen und ziemlich ruhig zu entgegnen: Bitte, erklären Sie sich näher.
Er lachte roh auf. Nun, was zum Teufel, werden wir denn anders beschlossen haben, als das Geld zu holen!
Ja, das wollen wir, schrie einer der Leute dazwischen. Sollen wir es etwa liegen lassen, bis die Wilden es holen?
Was Sie, Herr Lush, im Einverständnis mit der Mannschaft beschlossen haben, rief ich durch das allgemein entstandene Beifallsgemurmel, kann mir ganz gleichgültig sein. Ich gehöre nicht zum Schiff. Machen Sie mit ihm, was Sie wollen, ich habe nur die eine Bitte, daß Sie dem ersten uns begegnenden Schiff, gleichviel wohin es segelt, signalisieren und die junge Dame und mich auf dasselbe übersetzen.
Nein, das geht nicht – daraus wird nichts – das geben wir nicht zu, hallte es durcheinander, und Lush trumpfte mit der Faust auf den Tisch: Nein, das wird nicht geschehen. Gerade Sie brauchen wir, Sie sollen uns nach der Insel bringen!
Ja, so haben wir's überlegt, Herr, nahm ein alter Matrose in ruhig versöhnlichem Tone das Wort. Sie sollen mit uns zufrieden sein und so viel von dem Gelde erhalten, als Sie für die Führung des Schiffes verlangen werden.
Ja, das sollen Sie, bekräftigten alle.
Aber, Leute, rief ich, ist es denn möglich, daß Ihr wirklich an diese unsinnige Geschichte glaubt?
Na, glauben Sie etwa nicht daran? höhnte der Zimmermann.
Nein; nicht mit einem Gedanken – ganz ebensowenig, als ich glaube, daß Sie verrückt sind. Ich kann mir nur nicht vorstellen, daß Sie alle nicht den Irrsinn des Kapitäns aus seinem Aussehen, seinem Wesen und Benehmen gemerkt haben sollten. Welch überzeugenderen Beweis für seinen Wahnsinn kann er Ihnen denn selbst gegeben haben als durch seinen Selbstmord.
Einige brummten etwas, das ich nicht verstand, Lush aber spottete:
Aha, verrückt soll er nun gewesen sein, das reden Sie anderen vor. Wenn Sie ihn für einen Wahnsinnigen gehalten hätten, würden Sie nichts Schriftliches über Ihren Anteil gefordert haben. Machen Sie uns nichts vor –
Mein Gott, können Sie denn nicht einsehen, daß ich auf all seine Ideen nur scheinbar einging, um den Geisteskranken nicht zu Handlungen zu reizen, die für uns alle verhängnisvoll hätten werden können? In Rio hätte ich das Schiff unbedingt verlassen.
So, so, lachte er hart. Was Sie uns doch nicht alles weis machen wollen. Wir wissen alles: Sie allein wären geblieben, uns, die ganze Mannschaft aber, wollte der schlaue Kujon in Rio zum Teufel jagen, Kanaken wollte er zur Fahrt nach der Insel nehmen, dann mit Ihnen allein das Geld auf das Schiff bringen, hernach wieder frische Mannschaft heuern, die von nichts wußte, und schließlich das Geld mit Ihnen allein teilen. So war's. Und haben Sie nicht auch, von dem »Verrückten«, fuhr er spöttisch fort, einen Schein gefordert, der Sie – wegen Benutzung des Schiffes für einen Privatzweck – den Reedern gegenüber sicherstellen sollte? Nein, mein Bester, wir lassen uns nicht zu Narren machen. Sie haben den Mann zur Zeit Ihrer Unterredung ebenso wenig für verrückt gehalten, wie Sie es jetzt tun.
Ich versichere Sie, auf mein Wort als Ehrenmann, daß Sie sich gänzlich im Irrtum befinden, rief ich erregt. Was ich Ihnen sagte, ist die volle Wahrheit. Alles, was ich dem Kranken gegenüber sprach und tat, geschah lediglich, ihn sicher zu machen und ihn in seiner Ansicht, Rio anzulaufen, zu bestärken, weil ich keinen anderen Ausweg sah, auf ein anderes Schiff zu gelangen.
Das können Sie jetzt gut sagen, schrie einer. Dazu hätten Sie doch nichts Schriftliches abzumachen brauchen. Wo haben Sie denn das? Wenn Sie bloß so getan haben, wie Sie sagen, können Sie's ja ruhig zeigen.
Gewiß, entgegnete ich, indem ich meine Brieftasche hervorzog, in der ich beide Schriftstücke, der Kuriosität wegen, als Andenken aufbewahrt hatte, was mir freilich in den Augen der mißtrauischen Leute so ausgelegt werden konnte, als wenn ich die Papiere ihrer Wichtigkeit halber stets bei mir trüge.
Ich reichte sie Lush, der sie vorn und hinten besah und dann fragte: Wer kann lesen?
Es meldete sich keiner, einer aber rief: Joë kann's.
Dann ruft ihn, entschied Lush, nachdem er schon eine Bewegung mit der Hand gemacht hatte, wie wenn er mich zum Vorlesen hätte auffordern wollen.
Es war klar, er traute mir nicht, daß ich alles so vorlesen würde, wie es dastand.
Beim Eintreffen Wetherleys sagte er: Joë, du bist der einzige Gelernte unter uns. Da, laß mal hören, was hier geschrieben steht.
Der Mann sah mich mitleidig und fragend an. Lesen Sie nur ruhig, nickte ich ihm zu. Es sind keine Geheimnisse.
Er tat es langsam, mühsam die Schrift entziffernd. Nachdem er geendigt, legte er die Papiere mit so verblüffter Miene hin, als ob er an mir irre geworden wäre und nun selbst die Erzählung des Kapitäns für Wahrheit hielte. Kopfschüttelnd und ohne sich weiter aufzuhalten verließ er wieder die Kajüte.
Na, Jungens, rief der Zimmermann frohlockend, was wollt Ihr mehr? Meine Meinung is – er schlug mit der Hand auf die Papiere – hier haben wir alles schwarz auf weiß. Schreibt so ein Verrückter?
Alles stimmte tumultuarisch zu. Mitten durch den Lärm aber schrie der Matrose Forrest, indem er mich frech ansah:
Ja, nun wollen wir aber auch noch die Karte sehen, von der Wilkins erzählte. Wo steckt die?
Sie liegt in der Schublade des Kapitäns, antwortete ich mit so viel Gleichmut, als ich mir zu geben vermochte. Ich erkannte, hier war jedes weitere Wort verloren, um die Bande zu überzeugen, daß sie einem Hirngespinst nachjagte.
Der Mann eilte sogleich in die Kajüte des Toten und kehrte mit einer Handvoll Papiere zurück, die er dem Zimmermann übergab.
Dieser schob sie mir zu: Suchen Sie das Ding heraus.
Schweigend tat ich das und breitete die Zeichnung aus.
Alles drängte sich um mich. Eine lautlose Stille entstand und jeder suchte sie am besten sehen zu können.
Was bedeuten alle diese Zeichen? fragte Lush.
Mir war die Kehle wie zugeschnürt, denn die Erklärung der Skizze in Verbindung mit den beiden verlesenen Schriftstücken mußte die Ueberzeugung der Leute von dem wirklichen Vorhandensein des Schatzes nunmehr felsenfest machen. Nur mit Aufbietung aller Willenskraft vermochte ich meine erregten Nerven soweit zu beherrschen, daß meine Stimme nicht zitterte, indem ich – mit dem Finger auf alle Klexe und sonstigen Zeichen tippend – die einzelnen Erklärungen gab. Als ich fertig war, konnte ich mich aber doch nicht enthalten, noch einmal zu wiederholen:
Ich habe euch nun alles ehrlich gesagt, wie es mir der Kapitän als großes Geheimnis offenbarte. Aber, so wahr mir Gott helfe, ich glaube kein Wort von der ganzen Geschichte. Mag die Insel vielleicht bestehen, alles andere ist für mich eine Fabel – eine Ausgeburt der krankhaften Phantasie eines Wahnsinnigen.
Schon gut, schon gut, unterbrach mich der Zimmermann ungeduldig. Mögen Sie schwören und sagen, was Sie wollen, wir wissen, was wir wissen, und halten uns an die schriftlichen Beweise. Und nun, Jungens, auf eure Plätze, damit ich dem Herrn sage, was wir beschlossen haben.
Als die Leute wieder saßen, begann er:
Wir sind jetzt ohne Kapitän, und wenn die Bark auch nicht unser ist, wollen wir sie doch benutzen. Wir wollen keinen Raub begehen, und wenn wir das Gold haben, werden wir Schiff und Ladung ehrlich abliefern, denn dann sind wir gemachte Leute fürs Leben. Sie, Herr Dugdale, verstehen die Navigation, ohne Sie können wir nichts anfangen. Es ist überflüssig, davon zu reden, an Ihrer Stelle einen anderen einzuschiffen, denn das könnte nur dadurch geschehen, daß wir ein Schiff ansprächen oder einen Hafen anliefen. So dumm sind wir aber nicht. Das Geheimnis ist einzig und allein unser und soll's bleiben. Wir sind gesonnen, jede Bedingung, die Sie stellen, zu erwägen und Ihnen den Anteil zu gewähren, den Sie fordern werden. Sie sollen Kapitän sein und als solcher behandelt werden. Sie und die Dame werden ungestört in diesem Teil des Schiffes wohnen. Sie sollen an uns eine willige, dem Vertrage getreue Mannschaft finden, solange auch Sie Ihren Teil des Vertrages getreu erfüllen. Das Geld, das Sie erhalten, wird Sie, so vornehm Sie auch sein mögen, für Mühe und Zeitverlust entschädigen. Diese Bark versteht das Segeln, und weder Sie noch ich werden sie schonen, denn wir haben Eile, und keinem von uns kann die Reise rasch genug enden. Schreiben Sie alles auf, was ich gesagt habe, und wir werden unser Handzeichen darunter setzen. Mit Schiffen darf natürlich nicht gesprochen werden. Alles wird gut gehen, wenn Sie redlich handeln.
Das letzte sagte er mit einem beinahe drohenden Nachdruck. Dann fragte er:
Na, war's so richtig, Jungens?
Richtig, ganz richtig, alles, wie es sein soll, klang es von aller Lippen.
Gut. Und jetzt Ihre Antwort, Herr.
Ich bedarf Zeit zum Überlegen, erwiderte ich sinnend.
Die sollen Sie haben. Bis wann wollen Sie Zeit?
Bis zu Mittag.
Zugestanden. So wäre alles abgemacht. Ihre beiden Schriftstücke und die Karte behalte ich. Und nun kommt, Leute, fügte er hinzu, wir haben hier nichts weiter zu tun.
Und gleich darauf war ich allein.