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Kaiser Heinrich.

1815

Herzog Heinrich war's von Bayern,
Der sich in der Mitternacht,
Wo die frömmsten Brüder feiern,
Hin zur Kirchen aufgemacht.
Ernste Bilder nach ihm fassen,
Treiben ihn zum Beten an,
Durch die Regensburger Gassen
Geht er nach Sankt Heimeran.

Junges Heldenantlitz betend
Möcht ein schöner Anblick sein;
Dieser zum Altare tretend
Kniet umnachtet und allein.
Vor den Augen gar die Hände,
Drückend jedes Bild zurück,
Fleht er um ein selges Ende,
Nicht um irdisch Heil und Glück.

Als er aufstand, schien's vom Rücken
Über ihn, als wie ein Licht;
Staunend thät er um sich blicken,
Sieht ein heilges Angesicht.
Hochaltar und Kreuz verklärend
Dort ein lichter Bischof stand,
Der mit hoher Hand, wie schwörend,
Zeigte nach der Kirchenwand.

Mit den Fingern, wie mit Kerzen,
Leuchtet er auf eine Schrift,
Wo der Fürst mit bangem Herzen
Auf ein römisch Sechse trifft.
»Will mich Gott so bald erhören?
Herr, ich glaub's auf eure Hand;
Hebt sie nicht so ernst zum Schwören!«
Sprach der Held, und alles schwand.

Wie sechs Stunden sind vergangen,
Harrt er fromm auf seinen Tod,
Doch es schien ihm auf die Wangen
Lebenshell das Morgenrot.
Wie der sechste Tag gekommen,
Er bereit und fertig ist;
Doch es giebt der Herr dem Frommen
Neue heitre Lebensfrist.

Darum hält er an mit Beten,
Bis der sechste Mond erscheint,
Würdger stets vor Gott zu treten;
Doch es war nicht so gemeint.
Aber ernste Todsgedanken
Wandeln mit ihm immerdar,
Und so lebt er sonder Wanken
Heilig bis ins sechste Jahr.

Und in hoher Kirche stand er
Leuchtend um das sechste Jahr
Und auf seinem Haupte fand er
Römsche Königskrone gar.
König Heinrich war's der Zweite,
Herr von allem deutschen Land,
Der von dort an ward bis heute
Stets der Heilige genannt.

Zweiundzwanzig Jahre heilig
Herrscht' er ohne Fluch und Spott,
An die römsche Sechse treulich
Dacht er und an Tod und Gott.
Weil er fertig war zum Sterben
Hielt ihn Gott des Lebens wert,
Weil den Himmel er konnt erben,
Ward ihm auch das Reich beschert.


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