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Bodmann, Marktflecken und Schloß am Überlinger See, Stammsitz eines alten Adelsgeschlechts. Der Königsgarten bei Bodmann, von Karl dem Dicken gepflanzt, erzeugt den Königswein. Die Erzählung spielt im Jahre 1307; der Kessel, worin der junge Bodmann gerettet ward, wird noch gezeigt. Man steht hinein, während man einen Humpen voll Weines auf das Wohl des Geschlechtes leert. Vgl. Schwab, Bodensee.
1826
Im Kessel zu Bodmann da steh' ich zur Stund',
Soll leeren den Becher bis auf den Grund,
Den Becher, gefüllet mit Königswein,
Herr Karol ihn pflanzt' auf dem Felsengestein.
Und was gezogen der mächtige Frank',
Ein freier Schwabe jetzt erntet's mit Dank,
Er sperrt's in den Keller nicht feindlich ein,
Er ruft den Fremdling zum Trunk herein.
Und wie in den Becher mein Auge schaut,
Das Dunkel der alten Geschichten ihm graut,
Und wie der Wein an die Lippe mir schwillt,
Die Sage hervor schon, die sprudelnde, quillt.
Sie saßen zu Bodmann beim fröhlichen Mahl,
Der Vater, die Mutter, die Kinder im Saal,
Die Söhne, die Töchter, wie Rosen und Schnee,
Das edelste, schönste Geschlecht am See.
Viel Gäste beglänzet vom Sonnenschein,
Sie tranken und sangen beim Königswein,
So wie ich heut trink' und heut singe mein Lied:
Der Abend von festlicher Lust sie nicht schied.
Die Nacht kam heran mit Wetter und Wind,
Des stürmischen Sees verstohlenem Kind,
Die Wolken sammeln sich über dem Haus,
Doch gehen die Lampen im Schlosse nicht aus.
Die Gäste sie tanzen Thür' aus und Thür' ein,
Die Wolken auch führen den nächtlichen Reihn;
Es sprühen die Fackeln in Gang und Saal,
Die Blitze die spähen mit bleichem Strahl.
Und in der Schalmei und der Flöte Gesang
Spielt heimlich des Donners begleitender Klang,
Noch rauschet im Saale das Spiel und der Witz,
Da schlägt durch die Decke der zackigte Blitz.
Und Flammen umwölken den mächtigen Saal,
Ersticken die Gäste, verzehren das Mahl;
O Wasser und Himmel, wie glänzt ihr so hell,
O herrlich Geschlecht, wie vergehst du so schnell!
Der Vater, die Mutter, sie liegen schon;
Ach, dringt zu der Thüre kein blühender Sohn?
Die zuckende Flamme läßt keinen hinaus,
Es fällt auf die Leichen das wankende Haus.
Da dringt durch Flammen und Feuers Schwall
Die Amme, die treue, heraus auf den Wall,
Sie hat es enthoben der Wiege geschwind,
Sie trägt auf den Armen ein wimmerndes Kind.
Sie stößt einen Kessel durch Glut und Flamm',
Im Schloß ist verlodert der edle Stamm,
Da schließt sie besonnen ins eherne Haus,
Das Zweiglein, das letzte, und schleudert's hinaus.
Es rollet der Kessel den Berg hinab;
O Kind, ist's dein Wieglein, ist's nicht dein Grab?
Die Dienerin folgt ihm mit Mutterblick
Und sinkt in die Flammen des Hauses zurück.
In Trümmern die Burg lag ein manches Jahr,
Bis daß das Knäblein erwachsen war,
Da baute stolz über Schutt und Graus
Der letzte Bodmann sein steinernes Haus.
Der letzte Bodmann der erste ward,
Er zeugte Söhne von edler Art
Und liebliche Töchter und Enkel so hold,
Die Flamm' hat im Kessel geläutert das Gold.
Und Vater und Mutter beim fröhlichen Mahl,
Und Kinder noch heut in dem festlichen Saal,
Sie sitzen, sie trinken vom Königswein,
Sie schenken dem Wandrer ihn freundlich ein.
Im Kessel, daraus ist erblühet das Haus,
Im Kessel soll er ihn trinken aus,
Er soll der versunkenen Ahnen mit Fug,
Soll der Amme gedenken bei jedem Zug. –
Mein Lied ist gesungen, wie wird mir zu Mut?
Ich träume von Flammen, ich spüre die Glut,
Es drehet der Kessel, der eherne, sich,
Wald, Himmel und Wasser umtaumeln mich.
Doch heißet im Kopf mich der Königswein
Getrost bei dem Wunder, dem seltsamen, sein;
Er rettet mich glücklich durch jede Gefahr,
Der Kessel steht stille, mein Auge wird klar.
Es schauet die Burg und den See und das Land:
Gott hüte Haus und Geschlecht vor Brand!
Und will er Flammen ja senden hinein,
So seien es Ströme von Königswein!