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Die Ossecksche Gesellschaft hatte bereits vor einer Stunde den Kurgarten betreten; nur die Generalin, welche sich nach dem aufregenden Tage zu angegriffen fühlte, war im Hotel geblieben; Adalbert führte Kora, Hilde hatte Escheburgs Arm genommen. Man hatte den Kaufbuden eine flüchtige Aufmerksamkeit geschenkt und war den Garten, der sich heute mit den unzähligen, bis in die Spitzen der Bäume hinaufgehängten buntfarbigen Lampions besonders prächtig ausnahm, wiederholt umwandelt. Jetzt gelangte man wieder in das Gedränge der eigentlichen Abendpromenade auf dem oblongen Länglichen., von dem Licht der Gaskandelaber taghell erleuchteten Platz vor der Kurhaushalle. Nur mit kleinen Schritten und indem man sich beständig rechts hielt, konnte man sich in dem dichten Schwarm weiter bewegen; Adalbert, der auf Koras Gesicht den Ausdruck von Zerstreutheit oder Abspannung zu bemerken glaubte und in diesem Geschobenwerden und Schieben für seine Person nur ein fragliches Vergnügen zu finden erklärte, schlug vor, entweder nach Hause zu gehen, oder in das Restaurant. Hilde meinte, daß man sich zu Hause noch immer hinreichend langweilen werde, und zu jeder Tagesstunde essen und trinken zu können, sei nicht jedem gegeben.
Sie hatte es, über die Schulter gewandt, gesagt, und war im nächsten Moment mit ihrem Begleiter verschwunden, in dem Strom, der vom Musikpavillon herandrängte, wo eben ein Tyroler-Damenquartett sein Stück beendet hatte.
Es ist vergebens, sagte Adalbert, als sie, die andern suchend, wieder zu derselben Stelle gelangt waren. Laß uns auf ein paar Minuten in die Säle treten, Du kennst sie zwar schon; ich habe sie seit der Spielzeit nicht wieder gesehen. Vielleicht sind sie auch hineingegangen. Hilde sprach schon davon.
Sie betraten den mächtigen Musiksaal, der fast leer war, nur daß hier und da auf den Polster-Bänken an den Wänden entlang einige Ruhebedürftige saßen; warfen einen Blick in das Lesekabinett, in den Rauchsalon und kehrten wieder in den großen Saal zurück.
Wie sich das hier verändert hat! sagte Adalbert. In all jenen Nebensälen – mir deucht, es sind damals noch mehrere gewesen – wurde gespielt. Da in dem habe ich mal als blutjunger Leutnant meinen letzten Thaler verloren, und es fehlte wenig, daß mein Alter, der damals noch lebte, mich in der Patsche hätte sitzen lassen, um mich zu sich nach Ossecken zurück zu haben. Wer weiß? vielleicht wäre es besser für mich gewesen, wollte ich denn doch nicht Offizier bleiben. Ich wäre dann wenigstens vielleicht ein tüchtiger Landmann geworden – nun ist es auch dazu zu spät. Komm, Kora, laß uns ein wenig sitzen. Das vertrackte Herumlaufen hat mich ganz mürbe gemacht und Dich, glaube ich, auch.
Sie nahmen auf der Querseite, gegenüber dem jetzt in seiner Verlassenheit melancholisch herüberblickenden Podium des Orchesters, Platz – die einzigen auf der langen Bank.
Hier können wir ganz ungestört plaudern, sagte Adalbert; ich kann Dir gar nicht ausdrücken, wie ich mich freue. Dich wieder zu sehen.
Kora lächelte, aber nicht freudig. Adalbert hatte ihr dasselbe Kompliment in denselben Worten nun bereits ein halbes dutzendmal im Laufe des Nachmittags gesagt. Sie zweifelte auch keineswegs an dem Ernst der Versicherung, nur an die Freude konnte sie nicht glauben. Der Ton, in welchem er es gesagt, war immer wie von einer Wehmut, die sich nicht herauswagte, umschleiert gewesen, und gerade jetzt hatte es wie ein Seufzer geklungen. Und wieder und ausgesprochener als je lag auf seinem schönen Gesicht der Ausdruck tiefer Abspannung, den sie noch jedesmal, so oft er sich unbeobachtet glauben durfte, bemerkt hatte. Das Herz schlug ihr dumpf; sie hatte plötzlich das deutliche Gefühl, daß der nächste Augenblick ihr eine Klage über Hilden, vielleicht eine Anklage bringen würde, die ihr, gerade ihr nun und nimmer gemacht werden durfte. Sie wollte es ihm sagen, aber es kam nicht über ihre Lippen; sie wollte sich erheben, aber die Kniee waren wie gelähmt.
Es ist lächerlich, daß ich Dir das so oft sage, fuhr er in demselben dumpfen Tone fort; es versteht sich ja ganz von selbst. Aber ich muß es Dir aussprechen, wie wohl mir es thut, Dich zu sehen, Dich reden zu hören – schon allein Deine Stimme. Ich sage mir dann immer: es kann nicht sein. Und es ist doch. Du weißt, was, Kora, nicht wahr? Du weißt, daß – ich der unglückseligste der Menschen bin.
Er hatte die letzten schrecklichen Worte nur noch eben geflüstert und saß nun so da, vornübergeneigt, die beiden Hände auf dem Stockknopf, während ein paar große Thränen in seinen Wimpern hingen und herabtropfend die hellen Handschuhe netzten. Er bemerkte es, fuhr sich mit dem Tuch über die Augen und sagte, während er dasselbe wieder in die Brusttasche schob, mit einem Versuch zu lächeln:
Verzeihe! es ist sehr unmännlich; aber mir war das Herz zu voll, und ich habe es schon zu lange getragen. Wollen wir aufbrechen?
Kora antwortete nicht; sie regte sich nicht. Das hatte sie doch nicht erwartet; darauf war sie nicht gefaßt gewesen. Auf eine Mißhelligkeit, ja! auf ein Zerwürfnis, wenn es hoch kam – schlimm genug für die beiden und schmerzlich genug für sie, die Zeugin davon sein sollte. Aber dies, dies: der unglückseligste der Menschen! er, für den sie gern hätte sterben wollen, um dessentwillen sie fast gestorben wäre, als er von dannen fuhr mit der holden Zauberin, der es vergönnt war, den besten der Männer nun auch zum glücklichsten zu machen! Und dies das Ende! Dies: der unglückseligste der Menschen!
Er hatte sie nicht anzusehen gewagt; er that es jetzt erst, als er, im Begriff aufzustehen, merkte, daß sie seiner Aufforderung nicht nachkam, und ließ sich sofort wieder neben ihr nieder, eine ihrer Hände ergreifend, deren Kälte er selbst durch den Handschuh fühlte.
Um Gotteswillen, Kora, rief er leise, was habe ich gethan? Du zürnst mir! mußt mir zürnen! Aber ich beschwöre Dich, verdamme mich nicht ganz! nicht, ohne mich vorher gehört zu haben! Ich bin gewiß der Schuldige; ich ganz allein. Ich weiß es, ich habe es mir tausendmal gesagt.
Nein, nein! sagte sie heftig. Ich will das nicht.
Er blickte ihr erschrocken fragend in die Augen, die mit einem seltsam zornigen Ausdruck starr auf ihn gerichtet waren.
Ich will das nicht, wiederholte sie mit derselben Leidenschaftlichkeit, wenn auch in leisem Ton; Du sollst Dich nicht so erniedrigen. Es ist genug, daß Du unglücklich bist.
Es kann ja noch alles wieder gut werden, murmelte er; und dann, als er das trübe Lächeln sah, das über ihre bleichen Züge glitt:
Gewiß, es kann. Sieh', Kora, wenn ich das nicht glaubte, und daß Du, gerade Du unsere Retterin sein wirst, nie hätte ich gewagt, es Dir zu sagen, und wäre es dann geworden, wie es wollte. Es muß wieder gut werden. Sieh', Kora, ich liebe sie ja noch immer; wenn es möglich wäre, ich würde sagen: ich liebe sie mehr als je. Jetzt, in diesem Augenblick – mir ist es, als wäre ich schon eine Ewigkeit fern von ihr – als wäre alles nur ein böser Traum. Und so ist es immer, wenn sie nicht in meiner Nähe ist, sich nur eine Thür zwischen uns geschlossen hat – ich meine, die Thür müsse sich aufthun, und sie stehe da, mit ausgebreiteten Armen, lächelnd, wie nur sie lächeln kann. Aber die Thür bleibt zu; und wenn wir uns wiedersehen, einander gegenüberstehen – noch heute mittag, als Du gegangen warst – oh, es ist gräßlich, gräßlich – nein, Kora, bleib! jetzt bitte ich Dich, daß Du bleibst, mich anhörst! Sie wird uns nicht vermissen – sie kann mit Escheburg nach Hause gehen – es ist mir alles gleich – ich muß es von der Seele haben, oder ich werde wahnsinnig. Ich habe es schon manchmal geglaubt, aber dann weiß ich doch auch wieder, wie alles so gekommen ist, das heißt, wie es schlimmer und schlimmer geworden ist; nur freilich nicht, warum es so hat werden können, werden müssen, ich meine: wer oder was denn eigentlich die Ursache davon ist, wo oder bei wem die Schuld liegt. Ich bringe es nicht heraus. Ich –
Er brach ab und blickte, an der Unterlippe nagend, während sein Atem hörbar kam und ging, mit brennenden Augen vor sich hin. Kora legte ihre Hand auf die seine: Sprich weiter, sagte sie leise, ich bitte Dich.
Er drückte ihre Hand und fuhr mit etwas größerer Ruhe fort:
Ich wollte sagen: manchmal habe ich gedacht, es ist nur ihre Krankheit, daß heißt: ihr langes Liegen – denn eigentlich krank ist sie nie gewesen – nicht einen Tag – was sie so gegen mich verwandelt hat. Aber das haben doch auch andere Frauen tragen müssen – obgleich es ja hart genug ist und die Geduld einer Heiligen erschöpfen könnte – und sie haben darum ihren Mann doch weiter geliebt. In unserer Nachbarschaft sogar ist ein ganz ähnlicher Fall vorgekommen – die Frau ist nicht einmal wieder ganz gesund geworden, wie es doch Hilde ist – nun schon seit beinahe sechs Monaten – es hat dort die Ehe womöglich nur noch glücklicher gemacht. Und anfangs hat es Hilde auch so leichtgenommen, sie hat den ganzen Tag gescherzt und gelacht, und ich habe sie aus einem Zimmer in das andere getragen, obgleich die Aerzte das auch nicht einmal wollten, und habe ihr vorgelesen, halbe Tage lang und auch halbe Nächte, als sie anfing, schlecht zu schlafen: Romane– gräßliches Zeug – und gelehrte Schwarten: Buckles Geschichte der Zivilisation Henry Thomas Buckle: History of Civilization in England. 1857/61. und Lotzes Mikrokosmos Hermann Lotze: Mikrokosmus. Ideen zur Naturgeschichte und Geschichte der Menschheit. Versuch einer Anthropologie. 1856/64., von dem ich kein sterbendes Wort verstanden habe, und Hilde, glaube ich, auch nicht. Aber es hatte ihr irgend einer gesagt, das müsse man gelesen haben; und weil sie sich darauf kapriziert hatte und immer am besten dabei einschlief, haben wir's durchgelesen von Anfang bis zu Ende. Dann mit einem Male fand sie, daß ich schlecht vorlese – was ich ja herzlich gern zugeben will; aber sie hatte es doch zwei oder drei Monate lang nicht gefunden. Und wollte nun allein lesen, während ich mich beschäftigte, so gut es ging, bis sie wieder eines Tages fand, sie könne nicht lesen, während ich im Zimmer sei, und ich hinaus mußte aufs Feld, oder auf die Jagd, oder zum Besuch in die Nachbarschaft; und je länger ich ausblieb, desto lieber, sah ich wohl, war es ihr. Aber an ihrer Liebe zu mir zweifelte ich darum doch nicht, und ich bin auch jetzt fest überzeugt: damals liebte sie mich noch und schämte sich vielleicht nur ihrer Hilflosigkeit und war ärgerlich auf sich und auf mich – wie denn das so geht. Und dann sagte ich mir immer, mit dem Kinde, das wir erwarteten, würde alles wieder werden, wie es gewesen war. Und dann war die Kleine da, und ich war selig und sie war es auch – acht Tage lang. Dann, weißt Du, wollte unser Arzt nicht, daß sie das Kind weiter nährte; und da ich dem Arzt natürlich recht geben mußte und Escheburg ebenfalls schrieb, es sei unmöglich, – es war ja auch unmöglich: sie selbst konnte es nicht in Abrede stellen – mußte ich erst die Pult kommen lassen – sehr gegen meinen Willen – ich kann die Alte nicht ausstehen, und sie verzankte sich auch sofort mit allen; war impertinent gegen mich und, ich glaube, selbst gegen Hilde. Jedenfalls hatte Hilde nichts dagegen, als ich sie wieder wegschickte, und dann Dorette kam, wie es Escheburg von vornherein gewollt hatte. Das Einzelne weiß ich nicht mehr; ich weiß nur, daß Hilde über das alles außer sich geriet, und daß es mit meinem kurzen Glück vorbei war. Vielmehr: mein Unglück fing jetzt erst an. Ich kann Dir das nicht beschreiben, Kora; es war, als wenn unsichtbare Hände zwischen uns eine Mauer aufbauten, die mit jedem Tage höher und stärker wurde; und wenn mich mein ganzes Herz zu ihr zog, und ich so gern vor ihr niedergefallen wäre, nur den Saum ihres Kleides küssen zu dürfen, dann stieß ich an die Mauer; und wenn ich zu sprechen begann, dann wurden es andere Worte, und es war auch gar nicht der Ton meiner Stimme, gerade wie es klingt, wenn man gegen eine wirkliche Mauer spricht. Ich habe es versucht: ganz hinten in meinem Garten gegen die Mauer meiner großen Scheune. Es klang gerade so. Nicht war, das ist verrückt?
Nein, nein, murmelte Kora, es ist nur unsäglich traurig. Weiter!
Ich weiß nichts mehr; es ist immer dasselbe Elend. Du mußt nicht denken, daß wir ganz stumm nebeneinander hinlebten, obgleich es vielleicht besser gewesen wäre, oder doch gewiß weniger qualvoll; denn wenn man so von lauter Dingen spricht, die einem und dem andern ganz gleichgültig sind, nur um zu sprechen, nur damit die Dienstboten nicht merken, wie es um ihre Herrschaft steht, das ist eine grausame Qual. Und manchmal kam auch Besuch, oder wir mußten – in der letzten Zeit als Hilde wieder ganz gesund war – einen Besuch erwidern, und das war womöglich noch schlimmer. Dann war Hilde, wie Du sie heute gesehen hast: gesprächig und witzig und übermütig. Was wollte ich eigentlich sagen? Ja! Und bei solchen Besuchen – nie, wenn wir allein waren – brachte es Hilde fast jedesmal auf ein Thema, das in ihrem Munde mir noch besonders häßlich dünkte. Sieh, Kora, wir Männer führen kein gutes Leben, ich glaube alle, besonders aber in unseren Ständen. Nicht, daß wir deshalb gerade schlecht wären! Ich kenne sonst ganz brave Menschen, tapfer und von skrupulöser Ehrenhaftigkeit, wie sich das ja bei uns in der Armee ganz von selbst versteht, in jeder anderen Beziehung – nur – ich kann Dir das nicht so sagen; man sagt so etwas überhaupt nicht, ich meine, keiner Frau – keiner und gewiß auch nicht seiner Frau, oder man müßte keinen Respekt vor ihr haben und vor sich selbst. Siehst Du, und deshalb war es mir eben so gräßlich, daß sie immer wieder auf das Thema kam, – nicht offen, natürlich; aber doch so, daß sie jeder verstehen mußte – von uns Männern. Und die Frauen sind leider nicht alle so gut und rein, wie Du; und es findet sich fast immer eine oder die andere, die zeigen will, daß sie »die Männer kennt«, wie sie dann sagen; oder vielleicht hat sie auch nur ein paar Romane gelesen, welche sie besser nicht gelesen hätte, oder will sich bloß wichtig machen – ich begreife es nicht. Was Hilde aber wollte, das begriff ich wohl. Sie wollte mir zu verstehen geben, daß ich nicht besser, womöglich schlimmer sei, als die anderen. Und weiß der Himmel, woher und von wem sie es hat, aber sie machte manchmal Anspielungen auf ganz bestimmte Dinge, ich meine Personen, – Damen, zu denen ich wirklich in Beziehung gestanden habe – besonders auf eine – ich kann sie Dir ja nennen, Du kennst sie auch: Poly Wolfsberg, die jetzt den Geheimrat Renner geheiratet hat. Siehst Du, Kora, das ist so eines von den Verhältnissen, vor denen wir hernach, wenn wir verheiratet sind, ein großes Kreuz machen; nur liegt die Sache auch hier nicht so schlimm, wie Hilde anzunehmen scheint. Aber ich kann ihr doch das nicht sagen, und – Du siehst, Kora, wie erbärmlich man wird, wenn man so allen Halt verliert und keinen Glauben mehr an sich selbst hat und eben nach jedem Strohhalm greift: – nun wollte ich es ihr nicht sagen: es war mir im Grunde ganz recht, und ich freute mich darüber, daß sie doch wenigstens auf meine Vergangenheit eifersüchtig war. Dann konnte ich ihr doch immer noch nicht ganz gleichgültig sein. Ja, und manchmal, weil sie so oft von ihr sprach, habe ich mir gerade die Wolfsberg herbeigewünscht. Sie ist sehr schön und hat mich, glaube ich, in ihrer Art geliebt. Oder würde Hilde auch das ruhig mit ansehen? Meinst Du, Kora?
Er hatte, in dem unwiderstehlichen Drang, sich endlich einmal mitteilen zu dürfen, eifrig und immer eifriger vor sich hingesprochen und sich erst jetzt wieder direkt zu ihr gewandt. Sie saß noch unbeweglich wie vorhin, nur daß sie nicht mehr so blaß war, und in den Augen unter den scharfgezogenen dunklen Brauen, die jetzt zu ihm aufblickten, nicht der schreckensstarre Ausdruck von vorhin lag, sondern ein tiefer, prüfender Ernst:
Sie ist hier, sagte sie.
Wer?
Poly Wolfsberg – Frau Renner –
Allein? ich meine ohne ihren Mann?
Ich weiß nicht – ich glaube.
Das trifft sich merkwürdig – bei Gott!
Er war aufgesprungen; auch Kora hatte sich erhoben und stand jetzt vor ihm und blickte ihm wieder prüfend in die Augen.
Wir wollen doch nach Hause gehen? sagte sie.
Nun gewiß! wohin sonst? Die andern sind sicher nicht mehr im Garten.
Er hatte ihr den Arm gereicht; sie machten ein paar Schritte, als Kora plötzlich wieder stehen blieb und sagte:
Es wäre nur Hildes Schuld; aber sie träfe dann auch Dich, denn es bewiese, daß Du doch nicht so gut bist.
Was meinst Du?
Wenigstens wäre es eine unedle Rache, wenn es überhaupt eine edle gibt.
Ach! jetzt verstehe ich Dich erst. Sei ohne Sorgen! Die Dame ist ja nun verheiratet, und ich bin nicht mehr der gefährliche Mann, für den man mich einst verschrieen hat.
Er hatte es lachend gesagt; aber für Koras Ohr war es nicht sein altes, geliebtes, fröhliches Lachen. Schweigend legte sie ihre Hand wieder auf seinen Arm. So verließen sie den Saal und betraten die Vorhalle, deren lange, vorhin Stuhl für Stuhl besetzte Bankreihen inzwischen stark gelichtet waren.