Ludwig Tieck
Fortunat
Ludwig Tieck

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Zehnte Szene

Saal im Schlosse.

Heinz. Friedrich. Rupert. Der Koch.

Friedrich: Mein Geld gereut mich Tag und Nacht, Ihr habt uns garstig angeführt, Freund Rupert.

Heinz: Ja wohl! hatte der Welsche es gut vorher, so hat er es jetzt noch besser, und wäre er nicht hier, so käme er an, wenn er wüßte, daß er hier mit Euch alle Tage in Herrlichkeit und Freuden leben könnte.

Koch: Es stößt unsereinem das Herz ab, und alle Tage macht die Herrschaft mehr aus ihm, der Mensch wird uns alle zu Tode ärgern, und der superkluge Herr Rupert ist's, der dem jungen Gelbschnabel erst noch recht viel in den Kopf setzt, und sich mit unserm Gelde lustig macht.

Rupert: Ja wohl, denn ohne eure Beisteuer hätt ich mit ihm nicht so schmausen können.

Der Graf tritt ein.

Graf: Wer weiß mir hier von Fortunat zu sagen?
Ich habe schon heut morgen ihn vermißt,
Nun sendet er den Schimmel mir zurück,
Und der ihn brachte, hat sich schnell entfernt;
Ich frage hin und her, doch jeder schweigt.
Sein Geld, die Kleinod' hat er mitgenommen:
Was kann er wollen? ist er mißvergnügt?
Wer tat ihm was? Bei Gott, erfahr ich nur
Das mindeste, daß wer von euch mit Tat,
Mit Wort ihm etwas in den Weg gelegt,
Und wär er auch mein ältster, treuster Diener,
Beschimpft würd ich ihn aus dem Schlosse jagen!
Sprich, Rupert, denn du warst der einzige,
Der sein sich annahm, der mit ihm vertraut,
Hat er dir nichts entdeckt? Bei meinem Zorn
Verschweige nichts, was du von ihm erfuhrst!

Rupert: Mein gnädiger Herr, verzeiht mir armen Knecht,
Daß ich nicht früher schon geredet habe,
Allein die Freundschaft, die mich diesem Jüngling
Verband, mein heilges Wort nichts zu entdecken,
Hielt mich zurück, doch Euer zornger Wille
Löst meine Zunge jetzt. Er ist aus Zypern,
So wie Ihr wißt; in stillverschwiegner Stunde
Entdeckt' er mir, sein Vater, der von Adel
Und arm geworden, hege neue Hoffnung
Am Hofe seines Königes zu gelten.
Nun kamen gestern plötzlich Briefe an,
Die meinen Freund mit Freud und Lust erfüllten:
Der Vater ist wie sonst bei Hof in Gnade,
Und schrieb dem Sohn, sogleich zu ihm zu kommen,
Weil ihm der König einen Platz bestimmt;
Jung, wie er ist, wollt er sich nicht entdecken,
Halb Scham, daß er gedient, halb Furcht von Euch
Erlaubnis nicht zu kriegen, trieb ihn an
In schnellster Heimlichkeit Euch zu entfliehn.

Graf: Mich freut sein Glück, doch kränkt mich auch sein Mißtraun,
Hätt er sich mir entdeckt, mit Geld und Liebe,
Und mit Gefolge, wie es ihm geziemt,
Hätt ich ihn seinem Vater heimgesandt.
Mich schmerzt es, daß ich ihn verloren habe. Geht ab.

Heinz: Also war der junge Mensch doch ein Edelmann?

Friedrich: Ja, ja, man sah ihm gleich so was Apartes an; er führte sich so vornehm auf, seine Reden waren oft so geblümt und bedenklich.

Koch: Sag ich doch, er war ein gutes Kind, tat keinem was zuleide, freundlich gegen alle Welt, doch ohne sich gemein zu machen; ich für meine Person habe immer einen rechten Respekt vor ihm gehabt.

Heinz: Wir alle waren ihm gut, er hatte so was in seinen Mienen, was einem das Herz gleich gefangennahm.

Friedrich: Solchen Kameraden kriegen wir zeitlebens nicht wieder, ich wünsch ihm alles Glück. Übrigens Rupert, waren nun Eure Klugheit und Eure Künste überflüssig, und wir sollten Euch mit Eurer Weisheit brav auslachen.

Koch: Ja wohl, ja wohl; unser schönes Geld! Je nun, er wird das noch oft auf dem Brote kriegen, daß er uns so angeführt hat.

Friedrich: Kommt, das Mittagsmahl anzurichten.

Sie gehn ab.

Rupert: Daß ich ein Narr wäre und den Dummköpfen traute! Ich will mich lieber von ihnen foppen lassen, als daß ich ihnen den Zusammenhang entdeckte, da ich sehe, welche große Stücke der Graf auf ihn hält. Je nun, los wären wir den guten Gimpel, und ich hoffe, es soll kein neuer von diesen Federn je wieder in unsern Käfig fliegen, um uns das Futter zu verderben. Geht ab.

 


 


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