Ludwig Tieck
Fortunat
Ludwig Tieck

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Zweite Szene

Zimmer.

Valerio, Felix.

Valerio: Du hast nun, dummer Bursche, Frau und Kinder,
Und wirst nicht klug und wirst nicht ausgebildet;
Wie könntest du sonst einem Menschen borgen,
Der dir von nirgendher Kreditbrief brachte?
Das wächst alltäglich in die Dick und Breite,
Das kriegt schon graues Haar an manchen Stellen,
Und immer will der Weisheitszahn nicht kommen.

Felix: Der Mann sprach so vernünftig und so rührend.

Valerio: Ja wohl, im Beutel hat er dir gerührt.
So rührend! solch ein dummes Wort der Mode
Muß in soliden Kaufmanns Mund nicht kommen.

Felix: Es sind ja auch nur vierzig Stück Dukaten.

Valerio: Und wenn es vier, ja nur ein einzger wäre,
So ziemt sich's, recht darum zu lamentieren,
Verlornes Geld gibt uns nur den Genuß.

Antonio kömmt.

Antonio: Recht schönen guten Abend, teure Freunde.

Valerio: Den Dicken nimm dir nur zum Muster da,
Der wird was vor sich bringen, der versteht's,
Treuherzig, bieder, ruhig, freigebig,
Und stets den Schalk, doch rüstig hinterm Ohr;
Hat auch als Narr die Jugend hingebracht,
Hat auch mit dir in London Blindekuh,
Wolf, und Versteckens mit dem Geld gespielt,
Doch dann brav klug geworden, treibt's fast schlimmer
Und knausert mehr als wir, die Alten selbst,
Und doch dabei so dick und fett, das heiß ich
Noch Kunst!

Antonio:             Jetzt ist, Valerio, alles richtig,
Zurück kann der Verkauf nun nimmermehr,
So kommen wir zu unserm baren Gelde,
Das wir schon in den Schornstein schreiben mußten,
Und überschlagen, sind's wohl hundertfunfzig
Und mehr Prozent, die wir dabei gewinnen.

Valerio: Gewiß, das muß vom Zinse wieder zinsen,
Was ausgelegt, ist nie so groß gewesen;
Allein der Aufschub, die Termine, Zögern,
Neue Verschreibungen, die manchen's dann.

Felix: Ach, armer Nimian!

Valerio:                               Er war reich genug;
Was mußt er so verschwenden? Mußte denn
Der liebe Sohn die halbe Insel prügeln,
Die vielen saubern Liebesavantüren,
Die läppischen Duellgeschichten haben,
Grob sein mit aller Welt, sich überwerfen?
Dem Hofmarschall die Fenster einzuschmeißen?
Dem Präsidenten seine Prunkgemächer
Unsauber machen? Sind das solche Taten,
Die ihm im Katechismus vorgeschrieben?

Antonio: Der fremde Graf hat viel bei uns bestellt,
Die trefflichsten Brokate, alle Schneider
Und Juwelier sind auch für ihn in Arbeit.

Valerio: Bei mir die schönsten Seidenzeuge auch;
Er ist ein Segen für das Land, stets bar,
Und eine Freude ist's, mit ihm zu handeln,
Er dingt Euch kaum, macht keine Winkelzüge,
Merkt er, daß man zu viel ihm abgefordert,
So hat er höchstens nur solch feines Lächeln,
Als wollt er sagen: der versteht 's Gewerbe.

Antonio: Und gar nicht grob, wie andre große Herrn,
Läßt auch nicht hundertmal vergeblich kommen,
Um alles auszukramen, einzupacken,
Und wieder darzulegen, um am Ende
Zu sagen: brauche nichts, bin schon versehn;
Der aber gleich: hier dieses Stück gefällt mir!
Wo sie den Mann erzogen mögen haben.

Valerio: Für ihn nur gut, daß er als Graf geboren,
Zum Kaufmann wär er ganz und gar verdorben.
Sohn, komm hinein, und Ihr, mein guter Freund,
Die Rechnungen noch einmal durchzugehn.

Sie gehn ab.

 


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