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24.
Der Schimmel auf dem Rathaus.

(Wernigerode.)

Am Mühlenkulke zu Wernigerode kann man um Mitternacht ein Pferd ohne Kopf sehen. Auch in anderen Teilen der Stadt, bringt dieser spukende Schimmel – denn ein solcher ist es – die Bürger in mancherlei Aufregung. Der Spuk kommt aber daher, daß einem Fuhrmann einst vom Bürgermeister das Pferd unrechtmäßiger Weise abgepfändet wurde. Als sich des Bürgermeisters Mißgriff herausgestellt hatte, ließ er jedoch das Pferd nicht herausgeben, sondern sogleich totschlagen. Der arme Mann, der davon hart betroffen und auch aufs tiefste empört ward, stieß als ärgste Rache für diese Mißtat die Verwünschung aus, daß das Pferd dem Bürgermeister möge fernerhin seinen regelmäßigen Besuch abstatten.

Ein Mann, der bald nach jenem brutalen Pferdetotschlag auf seinem Wachtposten an der alten Post stand, sah das Pferd leibhaftig vom Ratshof herkommen und über den Markt weggehen, die Heidegasse nieder und neben dem Klarenloche in den Heidemühlgraben herunter watscheln, dann unter der Stadtmauer hin bis auf den Kirchhof, von wo es denselben Weg zurückging, immer von seinem Beobachter verfolgt. Auch begegnete es zwei Männern, vor denen es sich aufbäumte. Am anderen Morgen hatten beide Bürger dicke Köpfe; einer davon starb sogar bald darauf. Ähnliche Wahrnehmungen, wenn auch in selteneren Fällen, lassen sich fortgesetzt noch machen.

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Dem Chronisten dünkt die sehr seltsame Erscheinung eine brauchbare Erklärung für den sogenannten Amtsschimmel zu sein, der ja auch anderorts bis auf den heutigen Tag noch sein Unwesen treibt und vom Hause des hohen Rates ausgeht. Daß er ein kopfloses Tier ist, verstärkt nur die Mutmaßung ebenso, wie das Vorkommnis, daß rechtschaffenen Bürgern von seiner Begegnung der Kopf zum Schwellen gebracht werden kann, ja sogar zum Zerspringen. Wollen sie lieber dem behexten Tiere aus dem Wege gehen. – –

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