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Wer hat unser Schicksal gelenkt?
Ist eine Stirn so eng, die denkt,
Auf
Eines Haupt läg der Jahrtausendfluch?
Sind Herzen verrucht und verräterisch genug,
Nicht mitzutragen an der Schuld und Scham?
Was über uns und unsre Zukunft kam,
Lag wolkenschwer, mit Blitzes Entzündung
Seit alten und neuen Reiches Gründung:
Hagen und Nibelunge Not,
Verrat und Rache und ein schändlicher Tod.
Keine »Front erdolcht«. Generäle, die nicht siegen,
Sollen ihren Kaiser und ihr Volk nicht belügen.
Wo war ihr Fahneneid? Wo liegt ihre Leiche?
Millionen Tote. Aber die Höchsten im Reiche
Ließen sich
nicht durchstoßen die »treue Brust«,
Ehe ihr Kaiser in die »Fremde« gemußt.
Sie forderten Tod von jedem deutschen Mann,
Keiner der Feigheit die Deutschen zeihen kann,
Hier trug nicht »jeder an seinem teil«,
Hier lagen nicht die höchsten Häupter des Krieges »unterm Beil«.
»Sieg oder sterben« das galt nicht für sie,
Als wir mußten verderben, da war Felonie.
Unser Herz war nicht treu. Nicht einfach unser Hirn.
Es ist keine Schande, einen Krieg zu verliern;
Sieg zu lügen, oh die Jahre lang,
Sie waren um Volkes Gefolgschaft bang,
Gewannen Schlachten, verloren schon im Beginn
Sieges Möglichkeit und Krieges tieferen Sinn.
Ist
einer schuld? Ja. EINER. Das sind WIR:
Jeder, ein ganzes Volk, wir Alle gingen irr,
Wahrlich eh Krieg war; wir waren kein Reich;
Ein Volk im Werden; einer schützenden Schale gleich
Umschloß uns der Zwang; den hielten wir für den Kern;
Im Kern fraß der Wurm; wir waren sklavisch gern
Stiefelleckende Fremdvolks-Äffer;
Schmerzte der Fußtritt, warn wir lächerliche Kläffer.
Wir träumten einen Traum, der war gut,
Aber wir vergoren ein Gift im Blut:
Freie deutsche Bauern, leibeigen tausend Jahr,
Das ist die Schmach, die
in uns war,
Verrat Germanentums; der Wikingsspruch,
Wann wird er lösen den Schicksalsfluch?
Feil ist ein Volk, General und Mann,
Das sich nicht adeliger helfen kann,
Hagen und Verrat, und Amerungen –
Ein solches Spottlied wird auf uns gesungen:
Sie zahlten einen Kaiser für den Frieden bar,
Valutaaufgeld einen Kronprinz, und das war
Noch billig, denn der wollte vor dem »Sieg«
Vernunft und Frieden. Aber Hybris wollte Krieg.
»Nie so wohl gefühlt« hat sich der General,
Unser Blut ward immer dünner, immer dicker unsre Qual,
Jargon wie auf der Jagdpartie
Und Schachbrett »nicht remis«.
Und als uns schien am dünnsten der Ersatz und die »Bouillon«
Beim Feind, war auch am dümmsten unser Hirn und guter Ton;
Beschwatzte man den Kaiser zu dem »Gnadenstoß«
Und stellte seine Bescheidenheit, Geschmack und Wahrheit bloß.
Der nie ein Regiment geführt von Krieges Anbeginn,
Sollt Sieger sein am Ende, das war Sklavensinn.
Dies war das Nichtdeutsche, dies zeigt uns klar,
Was es um Wikingsspruch und Treue wirklich war.
Häßlich Lied der »steilen Höh«, verlognes Lied,
Aber sie sangen es doch alle mit,
Die ihn ließen nach Holland; ach das dumme Vieh
(Ohne Leibgefahr im Hauptquartier) das »Bluthund« schrie,
Schändete weniger den deutschen Namen
Denn dies »Geschäft«. Es war so klug »im Rahmen«,
So eine Republik ist wohl zu dulden,
Mit allen alten und neuen Schulden –
»Schuld am Krieg« ist ein bequemes Geschrei,
Jeder vergißt, wer schuld am Siege sei
Der Feinde. Aber das will mir am deutschen Volk gefallen:
Es rächt sich nicht an seinen besiegten Generalen.
Nennts nicht dumm. Langsam weiß es. – Es ist verrucht,
Wer die »Schuld« bei totwunden Überlebenden sucht
Des mörderischen Kriegs. Millionen tot im Feld.
Millionen hungernd, dann vorzeitig im Grab, wem nicht ins Herz gellt
Volksnot, Zukunft, ist kein deutscher Mann.
Helfe, helfe, helfe, wer helfen kann!!!