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Wo ist ein Einendes,
Wenn Welt unendlich ist?
Wie kann ein Wirkendes
Dann unerschöpflich sein?
Wenn Welt ein Ganzes wär,
Wär sie aus sich in sich,
Wär jedes Wirkende
Aller Ort und Zeit;
Wär jed Bewegendes
Alles umschichtend, und
Jedes im Ganzen bewegt
Wär unverrückt.
Mein kleiner Finger wär
Stark wie die ganze Welt,
Weil er doch gegendrückt
Gegen die ganze Welt.
Wie sollt mein Finger denn
Je sich verschieben
Gegen die Hand, weil dann
Alle Welt aus Gleichgewicht.
War aber verschieden dicht
Alle Welt, wie denn wär
Gleichgewicht? Und wo die Leere wär,
Zerbräche die Welt.
Alles Nichtleere läg
Innen im Klump, oder läg
Außen als Schalenstahl;
Innen- oder außenhin
Flüchtete das Leere.
Der Denker, der Denker Heer –
Ein Ende der Welt fassen sie nur,
Wenn »Jenseits« dort beginnt,
Das sie nicht fassen, aber zu ihm beten.
Aber die Versenkten des Traums
Fanden das Inseits, sie fassen es nicht,
Sanken tief, und versanken,
Und beteten zu ihm.
So zwischen Jenseits und Inseits
Erlebten sie das Etwas als Welt,
Schwimmbrocken, Schwebbrücke,
Ängstliches Gefängnis.
Draußen weit die Gestaltlosigkeit,
Innen tief die Gestaltlosigkeit –
Ängstlich, atemlos der Menschschöpfer Heer
Schuf Gestalt, und Spiegel, und Verdoppelung.
Dreifach, vierfach, und atemlos
Endesverzweifelnd, und des Anfangs unbewußt;
Denn sieh: Jenseit, Inseit drohen gewaltig,
Seit erst im Menschen ihre Ahnung erstand.
Wer schuf den Tod?
War es ein Mensch,
Der ihn stellte als schwarze Wand
Gegen drohende Jenseitsfluten?
Auch Geburt ist Tod,
Weiße Wand gegen Wandrers »wegher«.
Aber das Inseits, allzuschwer
Stopfen wir die Löcher unsrer Diesseitigkeit.
Es sickern aus dem Grund
Hoch und höher in uns auf die Wasser
»Wesenlosigkeit«, und über die Wände
Von Tod und Geburt wälzen die Sterne
Ozean um Ozean, daß wir ertrinken
Atemlos im Ahnen und Ängsten –
Wir schwimmen auf dem Raum,
Der ungestaltet ist und unerfaßbar.
Aber aus ihm holen wir Gestalt –
Holen aus ihm Endlosigkeit.
Zwischen Gestalt und Gestalt sind keine Grenzen,
Sondern nur – Ungestaltethaftigkeit.
Ich kann die Sterne zu Bildern stellen,
Ich kann durchs Fernrohr ihre Zahl vermehrn;
Ich kann die Welt um meinen Herzraum legen,
Ihre Endlosigkeit ist aller Richtung gleicherweise unerforscht.
Das ist dann »Kugel« – eine Gestalt
Aus aller Richtungen Gestaltlosigkeit,
Ein Symbol, ein Beten im Wald
Der Welt, und ein Herz
In Not oder Überschwang,
Bedrängt vom Zuviel,
Oder schwellnd ins Unerforschte,
Oder – ein Verzicht.