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So wie im Mondlicht still die Welt
Entblendet, durchdunkelt, entrückt, erhellt
Im Abstand, noch nicht versank,
Noch zwischen Abend und Morgen trank
Von Sucht der Sonne, doch schon hinter sich sieht
Die Tiefe und Sterne, so ist mir erblüht
Eine Einkehr, zwischen Geburt und Tod
Hinter dem Leben, keine Abkehr, eine Not
Heilig, die tief noch aus Leben nimmt,
Eine Brücke, hinter Geburt und Tod, doch schwimmt
Meine Seele unter ihr durch, ein Bogen
Über, vor, und hinter gezogen
Der Welt, dem Leben, Tod und Geburt,
Weit will werden Tuch und Gurt,
Die Diesseits ins Enge umgürten,
Meines Denkens Atem will auseinander gehn –
Oh wie mich von einem Jenseits abschnürten
Der Wahn, die Wende, Geburt und Tod,
Und doch meine Gedanken schwer deutbar spürten
Ein Weiten, ein Ineinander, ein Herwehn
Des Vielen, Mondlicht, das war Heilige Not.
Das war »Raum«, der kein Abgrund stumm
Zwischen liegt, kein Gürtel herum
Um eine Welt, die nirgends hinfällt,
Das war kein Springen in eine andre Welt
Übern Graben, wodurch ja an Erde, Sonne und Sternen
Alles im Engen blieb, und wo in den Fernen
Eine Auswandrerkolonie ward gelegt,
Ungewiss: ob sie noch nach der Heimat fragt,
Ungewiss s ob ihr jenseitig Land
Alte Heimat, aus der sie ins Leben nur gesandt,
In die sie durch Todes Tor zurück einmal reist,
Eine Welt war, gespalten, oder umkreist,
Zu voll, oder zu leer, und immer verloren
Das Selbst, ob ein eines, oder tausendmal geboren,
Tausendmal gestorben, Bilder, Wandlungen,
Gebundene oder bindende Handlungen,
Was uns umband, Welt und Wende,
Das war kein Anfang, aber ein Ende
Vor jedem Anfang, der war nicht da,
Leben, Leben, nur Leben, das war allzunah,
Tod war Leben, nämlich sein Ende,
Nämlich Anfang zu neuem Leben,
Geburt war Leben, der Tod ihm als Brautgeschenk gegeben,
Alles zu nah, ohne Abstand, wer sah
Hinter, sah eine Grube, oder eine Wand,
Oder ihm schrieb eine Zauberhand
Leuchtende Schrift in der Nacht, allzunah
War Leben; und was daneben geschah,
War Furcht, Schamlosigkeit, oder Spiel;
Das All zu wenig, das Eine zu viel.
Dies Bescheidne aber ist ein Atmen neu:
Das Stille, Fromme, das Warten wann es reif sei,
Ein Mondlicht in der Nacht,
Das Leben zwischen die Sterne gebracht,
Aber die Sonne nicht totgemacht.
Wann es reif ist, wird Raum groß,
Kein Schlafen mehr verängstet, kein Wachen traumlos.
Das sehr Bescheidene ist neue Spirale
Des Alten, weitere, noch mondlichtfahle
Besinnung, aber heitere gen Horizont
Nicht abschnürende Durchleuchtung; des Neuerkennens
Sterne sind sichtbar, einer bei einem,
Daraus wird Saat aufkeimen,
Das Leben ist erst dann uns als Acker gegeben.
Erst dann, wann wir säen, und nicht mehr zwingen,
Oh bescheiden, es wird uns Erkennen gelingen,
Wenn wir Unendlichkeit ernst und fromm
Als Unendlichkeit Stück um Stück ausfüllen
Mit unserm Erkennen, ein anschwellender Strom,
Denn wir waren schamlos, ohne Geduld,
Haben nur Höllenfurcht gefühlt
Und mit den Himmeln unzüchtig gespielt,
Und mit Begriffen die Säcke auf und zu gebunden,
Wir wollten Welt zerschlagen oder runden,
Wir wollten: nicht uns, sondern unser »Wideruns« gestalten,
Unsere Großmutter behurn, Keim und Knospe künstlich auseinanderfalten.
Oder wir gönnten niemand andern die uns verborgenen Orte,
So sagten wir: es sei eine verschlossene Pforte.
Es war Gewalttat, oder verwehrender Verzicht –
Das war die neue Spirale noch nicht.
Wir werden sanfter einmünden und sicherer lenken,
Wenn wir frommer, geduldiger, unermüdlicher denken,
Gemeinsamer, wenn wir gut sind,
Und nicht mehr tragödelnde Wut blind
Hinhaut die kitschigen »ewigen« Strafen,
Und nicht mehr Meckerbock am Bauch will schlafen
Der Moira; Denken braucht Geduld,
Schafft ab alle andre Schuld
Denn die tschandalische, das schofle Gehirn,
Das will seinen moralischen Taler nicht verliern,
Den es im Handeln, Huren, oder Heucheln angelegt –
Macht Gesetze, daß der Taler keine Zinsen trägt,
Das ist: seit diesseits. Wirkliche. Ohne Kompromiß
Des Jenseits. Denn diesseits wißt ihr ganz gewiß,
Was ihr wollt verhüten und rächen?
Mord, Diebstahl, und zu niederen Lohn.
Dies bescheidene Rechtsprechen,
Staatbaun, Technik bewältigt ihr schon
Jahrtausende. So tuts neu.
Auch unerbittlich. Nur bitte: kitschfrei.
Lehrt aber Geduld, und tausendmal Geduld
Euch selbst und den Menschen, daß Denken nicht Schuld
Wird, immer wieder, daß Religion
Nicht Schund wird. Laßt heilig Nötiges dem Ethos und dem Bewußten –
Lehren sollt ihr Unendlichkeit.
Oh ich sage euch, die Menschen mußten
Wohl waten durch soviel Enge, Greuel, Gram und Scham,
Durch soviel helle, dunkle, dämmerige Zeit und Tod und Höllenleid,
Bis unser Hirn und Herz näher an Unendlichkeit und neue Erkenntniß kam.