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Es kommen Tausend angefahren
Aus Ewigher durchs Erdentor,
Alle undenkbar alt an Jahren,
Davon keiner keine Stunde verlor.
Es weilen Tausend in Erdschloss' Mauern,
Durchfahrn die Kammern, Keller, Dach.
Das mag nun kurz, mag lange dauern,
Einmal und allemal ist letzter Erdenuhrenschlag.
Aber nie dieselben Tausend,
Die anfuhrn, fahrn nach Ewighin.
Unendlichkeit ums Erdschloß brausend
Hat tausend Richtungen, aber ohne Ende und Beginn.
Von her nach hin da sind wir alle,
Und jeder auf seinem Weg.
Unendlichkeit ist keine Mausefalle,
Und auch kein Abgrund ohne Stern und Steg.
Und wollt ich einen breiten Teppich legen
Unter Füße von diesem Tausendzug,
Und den Teppich wollt ich auf Rollen bewegen –
Für den langsamsten Fuß doch noch nicht schnell genug.
Ein Grundriß der Unendlichkeit
Der wär für seine Länge viel zu breit.
Ein Aufriß wär nicht hoch genug;
Die Zahlen im Katasterbuch
Verschieben sich, ein solch System
Ist immer noch nicht erfunden.
Und wenn wir es zur Kugel runden,
Ist Pi noch reichlich unbequem.
Oh Tausend, die zusammen waren –
Von wannher, woher sind sie abgefahren?
Hat Unendlichkeit benachbarte Zeit?
Sind Orte zweimal in der Ewigkeit?
Sind wir alle unser eignes Gleichniß,
Das löst ihr in alle Ewigkeit nicht auf.
In aller Unendlichkeit Christus ein Ereigniß –
Ehe denn Anfang war, bin ich im zielgewissen Lauf.
Tausend ins Himmelstor, die erdher sich kannten,
Nannten sich nie zuvor, die nie sich sehnten –
Blume und Schmetterling, und die grauenhaft verwandten
Menschen, die Ding und Ring und grausame Gräber verhöhnten.
Wähnten sie Zeitewigkeit eine trostlose Mühle,
Oder in Raumendlichkeit keinen Platz für ewige Himmelsspiele –
In der Unendlichkeit erreichen nicht Zeit und Ewigkeit
Die Ziele, aber dem Lauf stehn auf die Tore weltenangelweit.