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Gespräch mit der Nachtigall.

1846.

Vöglein auf dem grünen Baum,
Süße, kleine Nachtigall,
Klingst du deinen Frühlingstraum
Wieder aus mit jungem Schall?
Wieder mit den alten Weisen?
Wieder auf dem alten Ast?
Hast vergessen all die Reisen,
All des langen Fluges Last?

O du lieblich Vögelein!
O dein lieblich, süß Geschick!
O wie schaut in euch hinein
Meiner stillen Sehnsucht Blick!
Einst hat mich wie dich geschaukelt
Manches grünen Lenzes Zweig,
Von Vergessenheit umgaukelt –
O da war ich frühlingsreich.

Aber ach! Die Menschenbrust
Trägt mit über Land und Meer
All des Herzens Leid und Lust
Täglich wachsend hin und her;
All ihr Grausen, ihr Entzücken,
Alle Wonne auf und ab
Zum Ersticken, zum Erdrücken
Trägt sie mit sich bis ans Grab.

Sei's! Doch singe mir dein Lied
Nun vom neuen Lenze vor,
Wie des Lebens Frühling flieht,
Wie verwelkt der Blumen Flor,
Wie mit Tau von Wonnetränen
Seine Blüten küßt der West,
Wie in Träumen, Ahnen, Sehnen
Liebe blühet, die nicht läßt.