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Trost auf dem Leichenfelde.

1855.

Über Gräbern schaust du in die Welt –
Rede, wo sind alle deine Lieben,
Deine Jugendfreunde all' geblieben?
Suche sie im Leichenfeld.

Leichenfeld? Jawohl, ein Leichenfeld,
Jeder Erdenfuß tritt hier auf Leichen:
Die Jahrtausende blühen und erbleichen,
Und ein Grabfeld ist die Welt.

Grabfeld? Horch! Des Windes Spiel, der Sand,
Jetzt Gebläs von kleinsten Würmerzwergen,
Stand einst, Riesenstein, auf Alpenbergen.
Dies der Dinge Übelstand.

Ewigkeit, wie saust und braust dein Meer,
Worauf zwischen Särgen, zwischen Wiegen
Die Jahrtausende sich niederwiegen,
Graunvoll rollend hin und her!

Du auch, Erde, du mein Mutterland,
Süßer Sehnsucht Land und süßer Lügen,
Wie mit Millionen Flammenzügen
Ziehst und brennst du mich zu Sand!

Sei's! Muß alles, was gebar der Staub,
Wieder hier zu Sand und Staub zerstieben,
Meine Lieben all sind mir geblieben;
Denn kein Staub nimmt solchen Raub.

Drum nur immer auf dem Leichensand
Festen Muts und Fußes aufgetreten!
Auf des Herzensnordsterns Lichtmagneten
Unverrückt den Blick gewandt!

Auf! Empor, wohin dein Stern dir weist!
Schau, wohin die Sonnenadler schweben!
Traue! Denn er winkt unsterblich Leben,
Traue deinen Sonnenvögeln, Geist!

Graun, hinweg! Weg alles, was da bebt!
Traue! Glaube! Alle deine Lieben
Stehn im Himmelsbuche eingeschrieben,
Wo sich's ewig liebt und lebt!



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