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Vorwort.


In gewisser Hinsicht bietet dieses Buch eine Parallele zu Franklins wohlbekanntem Gleichnisse von dem Hutmacher und seinem Schilde. Es wurde in der einzigen Absicht begonnen, den gegenwärtigen Zustand der Gesellschaft in den Vereinigten Staaten zu schildern, und zwar theilweise durch eine Gruppe von verschiedenen Characteren, die frisch von Europa herkamen und denen wohl die eigenthümlichen Züge des Landes weit mehr auffallen mußten, als solchen Personen, die stets unter dem Einflusse der dargestellten Verhältnisse gelebt haben. Dem ursprünglichen Plane zufolge sollte das Werk an der Schwelle unsres Vaterlands oder mit der Ankunft der Reisenden zu Sandy Hook beginnen – einem Punkt, von dem aus die Geschichte regelmäßig bis zum Schlusse fortzugehen bestimmt war. Die Berathung mit Andern hat jedoch diesem Entwurfe nicht viel mehr gelassen, als von dem Schilde des Hutmachers zurückblieb, nachdem dieser die Ansichten seiner Freunde eingeholt hatte. Da schon in dem ersten Kapitel ein Schiff vorkam, so lautete der ewige Ruf – »noch mehr Schiffsscenen,« bis zuletzt das Werk eine »einzige Schiffsscene« wurde und in Wirklichkeit ungefähr an derselben Stelle schloß, wo es der ersten Anlage zufolge hätte beginnen sollen. In Folge dieses Abweichens von dem ursprünglichen Plane des Autors, der übrigens bei allen Entwürfen zu Grunde gelegt blieb, wurde es nothwendig, die Erzählung entweder zwei gesonderte Werke durchlaufen zu lassen, oder einen hastigen ungenügenden Schluß anzuflicken – und wir haben es vorgezogen das Erstere zu thun, indem wir hofften, daß das Interesse des Ganzen durch diese Einrichtung nicht wesentlich verkümmert werde.

Sehr wahrscheinlich werden manche Personen in Abrede zu ziehen geneigt seyn, daß alle die Umstände, welche auf diesen Blättern berührt sind, ein und dasselbe Schiff betreffen konnten, obschon sie vielleicht sich zu dem Zugeständniß verstehen, sie dürften sich gar wohl auf mehreren verschiedenen Schiffen zugetragen haben – ein Raisonnement, das bei unsern Krittlern gar beliebt ist. Auf diesen Einwurf haben wir blos eine einfache Erwiederung zu geben. Ich fordre nemlich Diejenigen, die zum Mäkeln ein Recht zu haben glauben, heraus, das Logbuch des Londoner Paketboots Montauk beizubringen und wenn sich darin auch nur ein einziger Satz finden läßt, der irgend einer von unseren Angaben oder Thatsachen widerspricht, so soll feierlich Widerruf geleistet werden. Kapitän Truck ist in New-York eben so gut bekannt, als in London oder Portsmouth; auf ihn berufen wir uns also mit Zuversicht und erwarten von ihm die Bestätigung alles dessen, was wir gesagt haben, vielleicht einige gelegentliche Characterzeichnungen ausgenommen, die auf ihn selbst Bezug haben. Was nun diese betrifft, so fordern wir Mr. Leach, namentlich aber Mr. Saunders zu einem unpartheiischen Zeugniß auf.

Die meisten unserer Leser werden wahrscheinlich wissen, daß nicht Alles, was in einem New-Yorker Journal erscheint, nothwendigerweise ein Evangelium ist. Es kommen hin und wieder – allerdings zweifeln wir nicht, daß dies nur nach sehr langen Zwischenräumen der Fall ist, – einige kleine Abweichungen von den Thatsachen vor, und es darf gewiß nicht überraschen, wenn bisweilen Umstände ausgelassen bleiben, die ebenso wahr sind, als andere, welche vor der Welt ausposaunt werden. Es ist daher keine stichhaltige Einwendung gegen die Vorfallenheiten unserer Geschichte, wenn man vorbringt, daß eine oder die andere derselben nicht in die regelmäßigen Marine-Tagblätter aufgenommen wurde.

Von Seite des amerikanischen Lesers läßt sich noch ein anderer ernstlicher Einwurf gegen dieses Werk voraussehen. Der Autor hat sich bemüht, für Ereignisse, die so veraltet sind, als es durch zwei Jahre geschehen kann, um Interesse zu werben, obschon er wohl weiß, daß es, um mit dem Zustande einer Gesellschaft gleichen Schritt zu halten, in der es kein Gestern gibt, besser gewesen wäre, dem Gang der Dinge vorzugreifen und den Schauplatz der Erzählung um zwei Jahre in die Zukunft hinein zu rücken. Es steht jedoch zu hoffen, daß die öffentliche Stimmung kein Aergerniß nehmen wird an diesem Anflug von Alterthum, um so weniger, da der Verlauf der Erzählung dem Heute bis auf ein Jahr nahe rückt.

Um mit dem Wichtigsten zu beginnen: der Montauk selbst, der vordem also »splendid« und bequem galt, ist bereits durch ein neues Schiff aus der öffentlichen Gunst verdrängt; denn in Amerika ist die Herrschaft eines populären Paketschiffs, eines populären Predigers oder was immer für einer populären Sache durch einen nationalen Esprit de corps auf eine Frist beschränkt, die um ein wesentliches kürzer ist, als ein Lustrum. Dies finde ich übrigens nicht mehr wie billig, denn der Wechsel der Gunst ist augenscheinlich eine eben so unumgängliche konstitutionelle Nothwendigkeit, als der Wechsel in den Aemtern.

Merkwürdigkeitshalber müssen wir bemerken, daß Kapitän Truck noch immer populär ist – ein Umstand, welchen er selbst der Thatsache zuschreibt, daß er sich noch des ledigen Standes erfreut.

Toast ist befördert und figurirt als Hauptperson in einer Speisekammer, die der seines großen Meisters nichts nachgibt, und Letzterer betrachtet das Aufkommen seines Zöglings so ziemlich mit denselben Blicken, mit welchen Karl XII. von Schweden nach der Schlacht bei Pultawa den Schritten seines großen Nebenbuhlers Peter folgte.

Mr. Leach raucht nun seine eigene Cigarre und erläßt seine eigenen Befehle von einer Affenregeling, da sein Platz in der Postschifflinie durch seinen vormaligen »Dikey« ersetzt ist. Er spricht zwar immer von seinem großen Model als von einer ziemlich veralteten Sache, trägt aber dabei stets den Mann zur Schau, der seiner Zeit Verdienste hatte, obschon nicht gerade so, wie es heut zu Tage Mode ist.

Zwei Jahre sind eine lange Periode in einem so thatkräftigen Lande, wie Amerika, wo nichts stille zu stehen scheint, als das Alter der Leibrentenbesitzer und Ausdinger; aber ungeachtet dieser kleinen Veränderungen, welche von einem so großen Zeitsprunge vielleicht unzertrennlich sind, hatte sich doch unter den Hauptpersonen dieses Buchs eine herzliche Zuneigung gebildet, welche wahrscheinlich die gemeinsame Reise überleben und nicht ermangeln wird, die meisten derselben in der Folge wieder zusammenzuführen.

April, 1838.


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