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Ein grünes, breites Band leise im Winde sich wiegender Kokospalmen zieht weit hinter der schäumenden Brandung der Ostküste Indiens entlang. Oft unterbrechen lagunenartige Buchten und Binnenmeere diese üppige Tropenvegetation, die weit in das Innere der sandigen Küste hineinreicht. Zwischen schützenden Schilfgrasinseln ist die Heimat einer bunten Schar von Wasservögeln, die sich in diesen graugrünen Labyrinthen mit lautem Gequäke tummeln. Silbergraue Reiher segeln über den morastigen Dickichten. In graziösem Gleitflug lassen sie sich mit ihren ausgestreckten, stelzenhaften Beinen auf die schwarzen Schlammbänke niedergleiten, wo sie unter der Brut der Fische räubern.
Der dunkle Spiegel der stehenden Gewässer flimmert leise unter der kühlenden Brise, die vom Meere her über die Glut der Küste streicht. Auf dem Wasser schwimmen längliche schwarze Massen, die schmalen Rücken untergetauchter Meerestiere gleichen. Doch diese langsam treibenden Inselchen sind mit nackten menschlichen Gestalten bemannt, die regungslos niedergekauert über dem Wasser gleiten. In der blendenden Helle der untergehenden Sonne scheinen sie wie miniaturenhafte Silhouetten, die von dem Hauch des Lebens beseelt sind. Behutsam, als wollten sie die friedliche Ruhe dieser abendlichen Landschaft nicht stören, tauchen die nackten dunklen Männer die langen Stangen und Ruder, mit denen sie ihre schwimmenden Flöße vorwärts treiben, in die Oberfläche des Wassers, das an diesen Stellen zitternde Ringe bildet. Diese Menschen, welche die träumerische Landschaft zu einem stimmungsvollen Bild gestalten, sind die eingeborenen Fischer dieser Küste, in deren Gewässer sie ihre Netze versenken, um mit lethargischer Ruhe das Ergebnis ihres Fanges abzuwarten. Ihre schmalen, primitiven Einbäume treiben fast bewegungslos im Winde des Abends, während die ausgeworfenen Netze über den schlammigen, schwarzen Boden der fischreichen Lagunen streichen. Bedächtig wird die Beute eingeholt, und zwischen dunklen Tangen und Morast glänzen die silbernen Leiber der Fische. Oft ist der Fang so reich, daß der Mann im Boot die Last kaum bewältigen kann. Auch an den Ufern, zwischen den Inseln des Schilfes, sieht man die Gestalten der Fischer, bis zum Leib im Wasser stehend, ihre dünnen Netze auswerfen. Knaben, die bis zum Halse im Wasser waten, treiben die Fische in der Richtung auf die Netze, und die Beute dieser Treibjagden ist oft von erstaunlicher Ergiebigkeit.
In den Binnenmeeren ist der Fischzug stets von gutem Erfolg begleitet, denn die ruhigen Gewässer sind vorzügliche Laich- und Brutplätze. Zudem gibt es in den vorderen Buchten, in der Nähe des Meeres, keine Krokodile, die den Fischwassern Indiens enormen Schaden zufügen. Die Coums, so werden diese lagunenartigen Binnenmeere genannt, sind deswegen bevorzugte Fischgründe und sind auch besonders während der stürmischen Zeit der Monsune, die ein Befahren des Meeres mit den kleinen primitiven Fischerbooten zur Gefahr machen, von den Fischern der Ostküste befahren. Ein reizvolles und selten schönes Schauspiel sind die nächtlichen Fischtreiben in den Coums. Sie gleichen einem spukhaften Zauber über dem Wasser, in dessen tiefschwarzer Oberfläche sich das lebhafte Bild dieser illuminierten Szene hundertfach widerspiegelt. Die Fische werden hierbei durch brennende Lunten angelockt und zu Tausenden in die Maschen der Netze getrieben. Zu dieser Art des Fanges sind große Vorbereitungen notwendig, die der Gilde der Fischer Anlaß zu feierlichen Ereignissen geben.
Eine große Zahl von Fangbooten, die mit Netzen ausgerüstet sind, bildet die Treiberkette, die einen weiten Kreis um die in ihrer Mitte befindlichen Lockboote schließt. Der reigenähnliche Aufmarsch in der Dunkelheit vollzieht sich in lautloser Stille. Plötzlich leuchten in der Nacht die flackernden Punkte brennender Fackeln über dem Wasser auf, und langsam schließen die Schleppnetze der Boote ihren Kreis um die lockenden Lichter. Neugierig sammeln sich große Mengen von Fischen in der Nähe des Lichtscheins, und immer enger schließt sich der verhängnisvolle Wall der Maschen um sie. Die mit der zappelnden Last gefüllten Netze werden dann ans Ufer geschleppt und unter dem begeisterten Jubel der wartenden Menge geleert. Das unendlich traurige Schauspiel, das durch den tausendfältigen Todeskampf der in der Trockenheit des Ufersandes langsam dahinsterbenden Fische hervorgerufen wird, ist von erschütternder Wirkung. Unter dem flackernden rötlichen Fackelschein gestaltet sich die nächtliche Szene zu einem grotesk-phantastischen Umtrieb von malerischen Reizen.
Merkwürdige Beute ist es, die das Netz ans Ufer bringt. Aus den schwarzen Schlammassen, die sich vor unseren Augen entleeren, schnellen glitzernde Leiber großer und kleiner Fische. Man überläßt die Tiere ihrem grausamen Schicksal, bis sie endlich matt und kraftlos mit vibrierenden Kiemen in dem trockenen Sande des Ufers vom Tode ereilt werden. Auch zwei riesige Seeschildkröten und viele andere Bewohner des dunklen Meeresgrundes sind der Beute zum Opfer gefallen. In den Maschen hängen stachlige Seeigel mit glotzenden, hervorquellenden Augen und papageienhaften Schnäbeln. Auch ein riesiger, junger Rochen mit feistem, aufgedunsenem Leib hat sich in das Netz verirrt. In den Maschen hängt tausendfältiges Leben des Meeresgrundes. Wundersam geformte pflanzliche und tierische Lebewesen stecken im Schlamm der Netze und herrlich gefärbte Quallen, die nun in eine formlose gallertartige Masse verwandelt, unter der zersetzenden Einwirkung der Trockenheit in eine glasige Flüssigkeit zerrinnen, sterben zu Hunderten im Sande des Ufers. Über das riesige Fangergebnis bricht das Volk in Jubel und Entzücken aus. Lodernde Feuer, die gespenstisch aus den dunklen Hainen der Kokospalmen leuchten, sind von einer Schar schwarzer Menschen umringt, die an langen Stöcken aufgespießte Fische über der Glut des Feuers rösten. Groteske Figuren aus buntem Papier und fratzenhafte Fische aus Flitterwerk werden an hohen Holzgerüsten aufgerichtet und glotzen mit ihren riesenhaften Augen auf diese nächtliche Orgie herab. Bis in den leuchtenden Tag hinein dauert dieses Fest der Begeisterung, und noch lange hören wir die schrillen Sackpfeifen der Musikanten durch die Stille der Nacht zu uns herüberklingen.
Wenn endlich die winterlichen Stürme des Monsuns aufhören, das Meer an diesen Küsten mit ungeheuerlicher Gewalt zu peitschen, und der Ozean wieder in satten Reflexen das Blau des Himmels widerspiegelt, beginnen die Fischer der Ostküste die ersten Vorbereitungen für ihre großartigen Hochseefischzüge. In den kleinen Fischerdörfern, die malerisch am Saume der Palmenwälder versteckt liegen, und an den Sanddünen, die zur Meeresküste hinunterführen, regt sich nun eine bunte Welt geschäftiger Lebendigkeit. Große und kleine Boote von altertümlicher Beschaffenheit werden von den stämmigen, braunen Gestalten der Fischer zum Strande hinuntergeschleppt. An großen Schleppnetzen, die sich an hohen Masten wie Segel im Winde blähen, sind die Fischerfrauen und -mädchen in bunten Tüchern mit Flickarbeiten beschäftigt. Scharen nackter Kinder tummeln sich in dem blendenden Sand der Dünen und schaukeln auf den wippenden Einbäumen, mit welchen ihre Väter zum Meere hinausfahren. Zwischen diesem friedlichen Idyll liegen vielerlei Geräte, welche die Fischer aus ihren Behausungen zum Strande heruntergebracht haben. Berge von Netzen, Segel aus Bastmatten, armdicke Haltetaue, die wie Haufen ineinandergeringelter Schlangen zwischen den Rudern, Stangen und fremdartigen Fischereigeräten lagern. Alles häuft sich in wirrem Durcheinander, doch bald sind auch die letzten Vorbereitungen zu den gemeinsamen Fischzügen beendet, und die Boote stehen zur Ausfahrt bereit.
Die tamulischen Fischer der Ostküste, ein prachtvoller Menschenschlag von zäher körperlicher Ausdauer und rührigem Fleiß, leben unter sich in einer zunftmäßigen Abgeschlossenheit, die an alte volkstümliche Bräuche Indiens erinnert. Unter keiner berufstätigen Kaste herrscht ein so reger Fleiß und das stark ausgeprägte Gefühl der Zusammengehörigkeit wie unter diesen Fischergilden, welche die Küsten Vorderindiens bewohnen. Das äußere Abzeichen ihrer Kaste ist eine kleine, groteske Kopfbedeckung aus Bast, die wie eine spitze Tüte auf dem Kopf sitzt. Die Männer sind von athletischer Gestalt. Ihr muskulöser, bronzeglänzender Körper ist fast nackt, und nur um die Hüften tragen sie ein schmales Lendentuch. Selten habe ich in Indien einen schöneren Menschenschlag gesehen wie diese Fischerzünfte, welche die Küsten bewohnen. Die Fischerei, die diese Menschen eng mit dem Meere verbindet, wird unter den Eingeborenen der Ostküste schon seit Jahrhunderten in primitiver Form betrieben und mit manchen eigenartigen, alten Überlieferungen als eine zunftmäßige Tradition gepflegt. Boote und Geräte, die zum Fischfang dienen, sind in ihrer Art, trotz der Einwirkung einer fortschrittlicheren Kultur, ursprünglich geblieben. Sie werden noch heute in derselben altertümlichen Form, wie sie die Vorfahren gehabt haben, benutzt und erinnern vielfach an die Primitivität der Südseefischervölker. Das charakteristische Fischerboot dieser indischen Küste ist der »Catamaran«, ein überschlankes, kielloses Fahrzeug, das man auch an allen übrigen Küsten Indiens in fast derselben Form vorfindet. Das eigenartige Boot ist von einer erstaunlichen Einfachheit und besteht aus drei roh behauenen, mit Kokosseilen zusammengeflochtenen Baumstämmen, deren schmaler Rücken nur für zwei Männer Raum bietet. Auf ihm fühlt sich der freie Mann des Meeres ungleich wohler als auf dem wandernden Sande seiner Küstenheimat.
Bei sinkender Sonne rüsten sich die Fischer zur Ausfahrt, denn sie bevorzugen auf ihren Fischzügen meist die Nacht, da der Fang weitaus günstiger ist als wie am Tage. Mit den großen Schleppnetzen und Tauen werden die plumpen Körper der träge auf dem Sande liegenden großen Masullaboote beladen. Sie haben auch die Bestimmung, das Fangergebnis auf hoher See zu übernehmen und an die Küste zurückzubringen. Zudem sind sie die väterlichen Beschützer dieser kleinen, flinken Catamarans, die sich draußen im Meere um die Masullas wie der Bienenschwarm um die Königin sammeln. Noch ehe die Dämmerung hereinbricht und die erquickende Kühle des Abends heruntersinkt, zieht die lange Reihe der schwarzen, schlanken Boote von kräftigen Ruderschlägen getrieben, durch die schäumende Brandung. Ich begleite das eigenartige Geschwader auf einem der großen Masullaboote, das von zwölf stämmigen Ruderern bewegt wird. In kühnem Ritt gleiten die Fischer auf dem schmalen Rücken ihrer Catamarans durch die auf und nieder steigenden Wogen der Brandung, die in ewigem Wettlauf den flachen Strand der Küste bespült. Ist der Wind günstig, so werden die Masten aufgerichtet und die Segelmatten befestigt. Und langsam steuert die Flottille dem Horizont entgegen, der allmählich in der Dunkelheit der Nacht versinkt.
Draußen auf dem dunklen Ozean, der jetzt in überwältigender Ruhe und Schönheit vor uns liegt, beginnt nun dieses phosphoreszierende Flimmern, das von Myriaden dieser bakterienartigen Schwärme hervorgebracht, die schwülen Nächte des tropischen Meeres mit magischem Leuchten erhellt. Langsam zieht der schwere Körper des Masulla durch die silberglitzernde Flut. Der tropische Sternenhimmel ist von einer durchsichtigen Klarheit, der diese Finsternis in ein schimmerndes Dämmern verwandelt und den Fischern, die draußen in der Einsamkeit des Meeres weilen, die Nacht in eine geheimnisvoll leuchtende Helle verwandelt. Nach einer mehrstündigen Fahrt durch dieses mystische Halbdunkel, das über dem Ozean liegt, befindet sich die Mehrzahl der Boote, die in diesen hellen Nächten weithin sichtbar sind, außerhalb des Küstenbereiches. Von den Leuchtfeuern blinkt nur noch ein matter Schein zu uns herüber, während die wie Sterne leuchtenden Lichter des Hafens von Madras längst im Dunkel der Nacht versunken sind. Leise spielen die kurzen Wellen an den Planken des Masulla, und nur das rhythmische Ächzen der Ruder und das monotone Lied, welches die Männer zum gleichmäßigen Takt des Ruderns summen, gesellt sich zu der friedlichen Stille, die über der Oberfläche des Meeres ruht. Manchmal schreckt mich das Geräusch großer, schnalzender Fische, die, in neckischem Spiel, in die laue Atmosphäre dieser herrlichen Nacht emporschnellen. Plötzlich, wie auf ein verabredetes Zeichen, bilden die Catamarans einen weiten Halbkreis um uns. Es ist ein verblüffend exaktes Manöver, das auf Grund einer stillen Vereinbarung stattfindet, und von dem wir keinen einzigen Laut zu uns herüberdringen hören.
Endlich hat die äußerste Flanke der Boote das Masulla erreicht, und nun wandern die Schleppnetze und schweren Taue durch den weiten Kreis der Schiffchen, deren Männer sie in die Tiefe des Meeres versenken. Lautlos setzt sich die lange Kette der Catamarans, die Netze hinter sich herschleifend, in Bewegung. Es ist geradezu bewundernswert, mit welcher Ruhe alle diese Bewegungen in der Stille der Nacht ausgeführt werden. Ich bin darüber um so mehr erstaunt, weil ich das geräuschvolle Wesen des temperamentvollen Tamulen kenne und ihn dieser Selbstbeherrschung, wie ich sie bei diesen nächtlichen Fischzügen sah, nicht für fähig gehalten hätte. In häufigem Wechsel wiederholt sich nun das Schleppen und Einholen der Netze, und schon ist um Mitternacht der tiefe Boden des Masulla mit den zuckenden Körpern der Fische bedeckt. Doch noch immer ist das Maß des Fanges nicht voll. Bis endlich der matte Schein am östlichen Horizont den herannahenden Tag ahnen läßt und sich das. Heer der Fischer in willkürlicher Reihenfolge aufzulösen beginnt. Langsam ziehen die Boote im Zwielicht des leuchtenden Meeres und der über dem östlichen Horizont heraufsteigenden Dämmerung der Küste entgegen. Die Ruderschläge der Fischer sind nun von einem fröhlichen Singsang begleitet, dessen merkwürdige Monotonie aus weiter Ferne über der stillen Oberfläche des Meeres zu uns herübertönt. Leichter, grauer Nebel, der die Umrisse des Palmenmeeres an der Küste wie ein Phantom erscheinen läßt, steigt drüben am Rande der schäumenden Brandung empor.
Mit unglaublicher Raschheit weicht die Dämmerung dem hellen Tageslicht, das vom Osten her das Firmament erstrahlen läßt und die graue Einförmigkeit des Meeres in einen klaren, blendenden Spiegel verwandelt. Nur eine kurze Entfernung trennt uns noch von der dunsthaften Küste. Mit einem letzten Aufwand an Kräften schießen die Boote in die Wogen der Brandung, und unter leisem Knirschen gleitet der schwerfällige Masulla auf den Sand. Über den Ufern liegen noch die feuchten, aufsteigenden Nebel des Frühmorgens. Frauen und Kinder mit Körben und Bastsäcken eilen am Strande hin und her und beschäftigen sich nun eifrig mit dem Einpacken der Fische, die auf den Köpfen behender Träger den Märkten zugebracht werden.
Doch nicht immer ist dieses Idyll von der friedlichen Romantik eines sonnigen Lebens getragen, denn in den östlichen Meeren und in den schwülen Lüften, die brütend über dem Ozean liegen, schlummern die dämonischen Kräfte einer unbändigen Naturgewalt, deren verhängnisvolle Tücke das Glück der Menschen mit wuchtigen Schlägen vernichtet. In den drückendschwülen Monaten des tropischen Hochsommers erheben sich an diesen Küsten oft orkanartige Stürme, deren größte Gefahr in der überraschenden Plötzlichkeit ihres Ausbruches liegt. Obwohl diese Männer des Meeres ein instinktmäßiges Feingefühl für die meteorologischen Vorgänge in der Natur besitzen, werden sie doch oft von den Launen elementarer Gewalten getäuscht, und wehe den kühnen Männern, wenn sie der Wirbel des Orkans draußen auf hoher See erfaßt.
Schwer lastet in dieser Zeit der sommerlichen Stürme die sinnbetäubende Atmosphäre, welche die Keime dieses Unheils in sich trägt, über der unheimlichen Stille des Ozeans. Die kühlende Brise ist völlig erschlafft, und nur das Flimmern der unerbittlichen Sonnenglut liegt schwer und drückend über der trägen Oberfläche des Meeres. Durch die Luft flattern Schwärme von fliegenden Fischen, die Vorboten der tropischen Stürme. Die Welt des Ozeans ist von jener atemraubenden, unheimlichen Ruhe erfüllt, welche die Furcht und das Entsetzen in der Seele des Menschen weckt und ihm Unheil und drohendes Verderben verkündet. Graugelbe Wolken, die wie riesige Fäuste geballt sind, verhüllen mit Windeseile die Fülle des Himmelslichtes, und der gelblich-fahle Schimmer der Wolkenmassen bricht sich im grauen Spiegel des Wassers, über dem die Sturmmöwen mit klagendem Kreischen segeln. In der Einsamkeit des Meeres klingt dieser Schrei wie das Lied des Todes, der dieses unerhörte und grandiose Schauspiel einer entfesselten Dämonie der Natur mit unheimlichem Klagen einleitet. Plötzlich füllt sich das Gewölbe des Himmels mit düsterer Schwere, die mit furchtbarer Gewalt auf die Erde niederberstet. Und nun beginnt das Rasen der Luft und des Meeres, das bis in seine tiefsten Tiefen aufgewühlt wird.
Kaum läßt der plötzliche Ausbruch des Orkans den Fischern Zeit, auf ihren Booten die schützende Bucht zu erreichen, und noch während sie in der Ferne den Strand ihrer Heimat erblicken, werden sie von der Charybdis in den dunklen Schlund des Meeres hinabgezogen. Nur wenige, die sich vor Entsetzen starr an ihre in Treibholz verwandelten Boote klammern, entgehen diesem Strudel und den abgrundtiefen Wirbeln. Und wenn sich die Stürme gelegt haben, erwarten sehnsüchtig hinausblickende Mütter und Kinder vergeblich die Heimkehr dieser kühnen Männer, die unter steter Einsetzung des Lebens das einzige Erbe ihrer Väter in treuester Pflichterfüllung zu opfern bereit sind.