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Es liegt ein Element der Unverwüstlichkeit im Papsttum, das vorhalten wird, solange es katholische Fürsten mit widerstreitenden Interessen gibt. Der Papst steht zwischen ihnen als die einzige ideale Macht, die zäh an ihrem Willen haftet, während ihn die unsichere, von Anfang an durch niederen Ehrgeiz zerrissene Masse umflutet, die vielleicht seine Person, aber nicht sein Amt vernichten kann. Das Papsttum der alten Zeit wird untergehen, wenn alle Romanen sich zu einem einzigen Reiche verbinden und dieses Volk sich dann auf eine Höhe geistiger Kultur erhebt, daß weltliche Herrschaft in geistlichen Händen als eine Absurdität erscheint.
Am Vorabend des Fronleichnamsfestes 1511 war der Papst in Rom wieder angekommen. Er wollte bei den Feierlichkeiten selbst fungieren. In voller Pracht setzte er seine ruhige gekrönte Stirn der beweglichen Ungeduld entgegen, mit der das Volk die Ereignisse erwartete. Damals malte Raffael die Messe von Bolsena, die Bekehrung eines Priesters darstellend, der an die Wandlung der Hostie nicht glauben will. Das Wunder ereignete sich vor Jahrhunderten, nichtsdestoweniger ist Giulio als gegenwärtig gemalt: wir sehen ihn knien am Altare, an dessen anderer Seite der beschämte Priester steht; symbolisch sollte gezeigt werden, wie er festhalte am Vertrauen auf die wunderbare Hilfe des Himmels und daß die Zweifelnden, gleich dem Priester mit der Hostie, reumütig einst die Wahrheit erkennen würden.
Er sammelte ein neues Heer; unterhandelte mit Frankreich, das zum Krieg wenig Lust hatte; mit dem Kaiser, dessen Schwanken in politischen Dingen weltkundig war; mit Venedig, das mit Ludwig und Max noch immer im Kriege lag; mit Ferdinand und mit dem Könige von England, Frankreichs natürlichen Gegnern. Während er im Gegensatze zu dem in Pisa angesagten Konzil selbst ein Laterankonzil in Rom ausschrieb und über die abtrünnigen Kardinäle den Fluch der Kirche aussprach, unterhandelte er dennoch wieder mit jedem einzeln und stellte lockende Propositionen, wenn sie nach Rom kommen und sich ihm anschließen wollten. Endlich knüpfte er in Bologna geheime Verbindungen an, um die Bentivogli durch einen Aufstand wieder hinauszutreiben.
Da plötzlich ein neuer Schlag. Mitte August eines Tages durchfliegt die Neuigkeit Rom, der Papst sei tot. Giulio lag krank und ohne Bewußtsein; man erwartete sein Ende. Die Kardinäle, statt nach Pisa zu ziehen, machten sich nach Rom auf. Dort aber versammelte sich das Volk auf dem Kapitol; Reden werden gehalten, endlich das verhaßte Priesterregiment ganz abzuschütteln und sich des alten Namens würdig als freie Nation zu konstituieren.
Es schien zu Ende mit der ewigen Herrschaft der Geistlichkeit. Man meint, damals hätte es nur eines kräftigen Fußes bedurft, um die alten, unauslöschlich glimmenden Kohlen des Vatikans nun für immer auszutreten. Der aber war ein Vulkan. Der Papst stand wieder frisch auf von seinem Krankenlager. Er schloß ein Bündnis mit Aragon und Venedig, das im Oktober 1511 publiziert wurde und dessen ausgesprochener Zweck der Schutz der eigenen Kirche war. Die durch das Pisaner Konzil drohende Trennung sollte verhindert, Bologna und Ferrara wieder erobert und diejenigen, die sich dem widersetzten, aus Italien vertrieben werden. Das waren die Franzosen, unter deren Schurze die Bentivogli und die Este standen! Die Losung der päpstlichen Partei war: Die Barbaren müssen aus Italien verjagt werden! eine Idee, die begeisternd auf das Volk wirkte und den Namen des Papstes mit erneutem populärem Glanze umgab. Das ist der Inhalt der berühmten Vertreibung des Heliodor aus dem Tempel, des Wandgemäldes im Vatikan, das Raffael in dem Jahre begann. Heliodor ist der König der Franzosen, der als Tempelschänder bestraft und davongetrieben wird, während gegenüber Giulio siegreich heranzieht. Wenn wir die Werke Raffaels so entstehen sehen, verlieren sie den Anschein von Allegorien, zu deren Verständnisse es Erklärungen bedarf. Raffael stand mit dem Papste mitten in den Ereignissen; ihre Darstellung durch seine Hand war kein gleichgültiger Schmuck eines gleichgültigen Palastes, sondern ein symbolisches Zusammenfassen dessen, was die Zeit im Moment am tiefsten bewegte und dem Volke verständlich war.
In demselben Oktober 1511 wurde in Rom das Konzil eröffnet. Giulio erwartete nur die spanischen Truppen um loszubrechen. Diesmal aber sollten nicht nur Bologna und Ferrara daran, sondern auch Florenz. Soderini hatte Pisa zum Versammlungsorte des ketzerischen Konzils hergegeben, Giulio die Stadt mit dem Interdikt belegt, der Gonfalonier aber an das ketzerische Pisaner Konzil selber appelliert und daraufhin die Florentiner Geistlichkeit gezwungen, ihre Funktionen weiter zu versehen. Nicht nur die beiden Soderini sollten den Verrat büßen, sondern auch die Bürgerschaft. Und dazu wählte der Papst ein empfindliches Mittel: er setzte ihnen die Medici, ihre alten Herren, wieder auf die Schultern. Giovanni, der Kardinal, wurde zum Legaten in Bologna ernannt und ihm die Befugnis erteilt, nach Wiedereroberung der Stadt gegen die Florentiner vorzugehen.
Soderini war im Jahre 1502 zum Gonfalonier auf Lebenszeit erwählt worden. Die aristokratische Partei, die früheren Arrabiaten, vereint mit den Pallesken, setzten ihn gegen die Popolaren, die früheren Piagnonen durch. Soderini war ein Verwandter der Medici, milde, aber gewiegt in den Geschäften, reich, alt und kinderlos. Sobald er im Amte saß, schlug er um. Man hatte auf seine mediceischen und aristokratischen Neigungen beiderseits gerechnet: mit einem Male stand er über den Parteien, und diejenigen, die ihn erhoben hatten, erfuhren bei ihm keine größere Berücksichtigung als die Popolaren, die sich der Wahl widersetzten. Mit Mäßigung und Versöhnlichkeit in der äußeren und inneren Politik ließ er den Zwiespalt der Bürgerschaft niemals zum Bruche kommen und verhinderte die Versuche der Medici, sich in die Stadt wieder einzuschleichen. Er war freundlich und sanft in seinem Wesen. Eine wohlerhaltene, nach dem Leben mit Farben bemalte Tonbüste auf dem Berliner Museum läßt ihn fast wie einen Lebenden erscheinen, so genau gibt sie seine Züge wieder. Es ist das edle Antlitz eines Mannes, dem allerdings mehr Güte und Geist innewohnen als heftige Energie, ein Mangel im Charakter Soderinis, den Machiavelli mit schonungslosem Spotte unsterblich gemacht hat. Als der Beschützer Leonardos und Michelangelos scheint er von beiden dennoch nicht besonders respektiert worden zu sein. Denn über Leonardo beklagt er sich heftig und zeiht ihn der Undankbareit, Michelangelo aber macht sich einmal sogar öffentlich über ihn lustig. Soderini sah sich den David an und meinte, an der Nase sei wohl noch etwas vom Steine fortzunehmen. Michelangelo sagt, »jawohl«, nimmt die Feile und zugleich etwas Marmorstaub in die Hand und, indem er an der Nase herumzuarbeiten schien, läßt er das weiße Pulver herabfallen, worauf sich der Gonfalonier sehr zufriedengestellt über den günstigen Effekt der von ihm angegebenen Verbesserung äußert.
Die Vornehmen sahen sich durch Soderinis unerwartetes Auftreten empfindlich getäuscht. Sie hatten mit seiner Wahl das Consiglio grande zu beseitigen gehofft, diese demokratische eine Kammer, wo die Stimmenmehrheit siegte und in der sie, obgleich nach Savonarolas Abgang ein strengerer Wahlmodus eingeführt wurde, sich ohne Mühe nicht behaupten konnten. Wiederum war ihre Hoffnung zunichte geworden, eine Aristokratie der reichsten Familie an die Spitze des Staates zu stellen. Deshalb, sobald Soderinis Abfall offenbar geworden war, begann er denen verhaßt zu werden, die ihn befördert hatten, und der ehrgeizige jüngere Adel der Stadt (die alten Compagnacci) nahmen eine feindselige Haltung ein und sannen auf Umsturz der Verfassung.
Diese Stimmung machten sich die Medici zunutze. Nach Pieros Tode war der Kardinal das Haupt der Familie, ein echter Medici seinem Charakter nach. Der Geist des alten Cosmo und Lorenzos lebte wieder auf in dem seinigen, und ganz in ihrem Sinne wurde von jetzt an gegen die Florentiner verfahren.
An gewaltsame Wiederherstellung der Dinge schienen die Medici gar nicht mehr zu denken. In Rom am Hofe Giulios residierte der Kardinal; freigebig und prachtvoll hielt er offenes Haus; wer aus Florenz kam und sich meldete, war wohl aufgenommen, und es bedurfte keines politischen Glaubensbekenntnisses, um sich als Freund der Familie zu legitimieren. Alle waren sie seine lieben Landsleute, vergessen die Streitigkeiten der Parteien und die Pläne Pieros. Der Kardinal wußte zu reden und zu schenken. Es kümmerte ihn kaum. daß das Vermögen der Familie stark auf die Neige ging.
Zu gleicher Zeit aber arbeiteten in Florenz seine Verwandten, vor allen seine Schwester Lucrezia, die, mit Jocopo Salviati vermählt, sich zum Mittelpunkte des gegen Soderini grollenden Adels machte. Denn schließlich müssen diese reichen Familien Adlige genannt werden, wenn auch Soderini mit Recht geantwortet hatte, als man gesagt, der Adel befinde sich schlecht in Florenz: »Wir haben keinen Adel hier, sondern nur Bürger; in Venedig gibt es Edelleute.« Auch steckte in der Tat hinter dem Namen des Adels nichts als Geld bei den Florentinern, denn keiner dieser großen Herren hatte Schlösser und Untertanen, über die ihm die Jurisdiktion zustand.
Der Name der Medici verlor den gehässigen Klang in Florenz. Sie waren nicht mehr die rachgierigen Feinde, die in Frankreich und Italien gegen die Stadt hetzten und wie Füchse um den Taubenschlag schlichen: mit dem Andenken Pieros verschwand die Furcht, eine neue Generation wuchs heran, die sich mehr an die glänzenden Tugenden Lorenzos als an die Fehler seines unglücklichen Sohnes erinnerte. Man sehnte sich nach den guten alten Zeiten, wo der Adel Teil hatte an der Macht eines für ihn rücksichtsvollen, aus seiner Mitte hervorgegangenen Oberhauptes, während man sich jetzt einem mit dem Volke kokettierenden Abtrünnigen unterordnen mußte –: man hätte die Medici zurückrufen mögen, nur um Soderini zu stürzen.
Die Ernennung des Kardinals zum Legaten in Bologna traf zur rechten Zeit ein. Sein Vermögen ging eben zu Ende, er hätte ohne diesen Posten das glänzende Leben nicht fortführen können. In Bologna ließ sich schon etwas zusammenbringen, so daß, wenn auch die Pläne auf Florenz fehlschlugen, die pekuniäre Hilfe eine gewaltige war. Im Sommer 1512 erschien Medici mit den spanischen Hilfstruppen vor Bologna und begann die Belagerung. Drin saßen die Bentivogli, der Herzog von Ferrara und Lautrec von seiten Frankreichs. Jetzt ging es der Statue Michelangelos übel. Am vorletzten Tage des Jahres 1511 erschien ein der Armee vorausgesandter Herold in der Stadt und verlangte sofortige Übergabe in so stolzen Ausdrücken, daß die Bentivogli ihn ins Gefängnis warfen und erst auf Zureden ihrer Freunde wieder losgaben. Die Bildsäule des Papstes aber wurde an diesem Tage herabgestürzt. Stroh und Faschinen waren darunter angehäuft, damit ihr gewaltiges Gewicht die Kirchentreppe nicht zerstöre. »Die schönste Statue Italiens« nennt sie eine bolognesische Chronik. Sie wurde in Stücke geschlagen, und der Kopf rollte über den Platz hin. Der Herzog von Ferrara bekam das Erz zum Eintausch gegen Kanonen, die er lieferte. Der Kopf allein, der sechshundert Pfund wog, blieb erhalten und war noch lange Zeit in Ferrara zu sehen. Das übrige wurde eingeschmolzen.
Am 26. Januar begann das Bombardement, zugleich wurden die Mauern mit Minen untergraben. Am 2. Februar aber gelang es Gaston de Foix, der aus der Lombardei mit französischen Hilfstruppen kam, so geheim in die Stadt einzuziehen, daß die Spanier draußen nicht eher von seiner Anwesenheit erfuhren, als bis er längst in den Toren war. Auf der Stelle beschlossen sie jetzt, die Belagerung aufzuheben. Am 6. zogen sie ab. Die Franzosen verfolgten sie, erbeuteten Pferde, Kanonen und Kriegsgerät und würden die Armee aufgerieben haben, wenn sie sich aus Besorgnis einer Kriegslist nicht zurückgehalten hätten.
Sobald sich Gaston de Foix nach diesem Erfolge jedoch in die Lombardei zurückwandte, wo er die Venezianer schlug, erschien der Kardinal wieder vor Bologna. Abermals zeigen sich auch die Franzosen, im März geschah das, abermals weichen die Spanier, de Foix hinter ihnen drein bis Ravenna. Dort kommt es am ersten Ostertage 1512 zu einer Schlacht, in der die Spanier glänzend geschlagen werden, der französische Oberbefehlshaber aber sein Leben verliert. Er war jung, schön und ritterlich, eine von den poetischen Gestalten jener Tage.
Diese Schlacht ist so berühmt geworden, weil so furchtbar in ihr gekämpft wurde. Die Spanier galten damals nach den Schweizern für die ersten Soldaten der Welt, es kostete den Franzosen ungeheure Anstrengung, den Sieg davonzutragen. Auf beiden Seiten war die Nationalehre im Spiel. Zehntausend Tote blieben auf dem Platze. Eine Anzahl vornehmer Spanier gerieten in französische Gefangenschaft. Der Kardinal Medici wurde von den Stradioten aufgebracht und dem Kardinal von San Severino überliefert, der gleich ihm, im Namen des Pisaner Konzils jedoch, Legat von Bologna war. Die ganze Romagna fiel den Franzosen zu, und wieder stand ihnen der Weg nach Rom offen.
Am 13. April langte die Trauerbotschaft dort an. Die Kardinäle stürzten zum Papste und beschworen ihn, den Frieden anzunehmen, denn nicht nur die siegreichen Feinde, sondern auch der römische Adel, die Colonna, Savelli und andere, die von Ludwig Geld empfangen hatten, drohten dem Papste unmittelbare Gefahr. Die Gesandten von Venedig und von Spanien widerriefen voreilige Entschlüsse. Giulio schwankte, er saß auf der Engelsburg, von den Kardinälen waren einige schon nach Neapel geflohen, da kam Giuliano dei Medici, der Vetter des gefangenen Kardinals, ein unehelicher Sohn des von den Pazzis ermordeten Giuliano, in Rom an und berichtete über die Plünderung Ravennas, zugleich jedoch brachte er die Nachricht, daß die Führer der Franzosen uneins unter sich, mit dem Kardinal von San Severino im Streite lägen und daß die Schweizer, um deren Gunst sich päpstliche, kaiserliche und königliche Gesandten abmühten, sich für den Papst entschieden hätten und in die Lombardei einzubrechen bereit wären. Wenn das erfolgte, stellte sich alles anders. Die französische Armee war dann im Norden notwendig, Bologna und die Romagna wieder mögliche Beute. Dennoch zögerte der Papst noch lange und zeigte sich geneigt, mit dem Könige von Frankreich zu akkordieren. Vielleicht nur ein Kunstgriff, um die Franzosen von Rom abzuhalten und völlig sichere Nachrichten aus der Schweiz abzuwarten. Endlich erfuhr er, die französischen Truppen seien nach dem Norden abmarschiert. Nun verschwand die Furcht und mit ihr der gute Wille gegen Ludwig. Die römischen Barone, die Geld vom Könige empfangen hatten und im Begriff waren, zu rebellieren, traten mit ihren Leuten in den Dienst des Papstes, der Krieg wurde neu aufgenommen und am 3. Mai das lateranische Konzil in Rom mit außerordentlicher Pracht eröffnet, während der Kardinal Medici in Mailand, wo er mehr wie ein Sieger als wie ein Gefangener eingezogen war, die Soldaten, welche gegen die heilige Kirche gestritten hatten, absolvierte. Giuliano dei Medici, der wieder bei ihm war, hatte die Vollmacht dazu mitgebracht. Die Sekretäre waren kaum imstande, die betreffenden Ablaßbriefe einzeln alle auszufertigen. So machte damals der rohe Stoff, mit dem man die Kriege führte, der gemeine, verachtete Söldner, die Fragen der hohen Politik abhängig vom religiösen Bedürfnisse seines kirchlich geschulten Geistes. Denn verbunden mit diesem Ablasse war ein Gelöbnis des Empfängers, gegen die Kirche keine Dienste mehr zu tun. Und dies geschah unter den Augen des Pisaner Konzils, das sich nach Mailand zurückgezogen hatte.
Bald erfolgte nun die Vereinigung der Schweizer mit den Venezianern. Maximilian gestattete den Durchmarsch durch Tirol. Die Franzosen zogen sich zurück. Es hieß, Mailand solle für die Söhne Sforzas, seine rechtmäßigen Herren, zurückerobert werden. Medici, der von der französischen Armee mitgenommen wurde, entkam, die ganze Lombardei bis auf wenige Plätze ging dem Könige verloren. Aus Genua entfloh der Gouverneur, und ein Fregoso wurde zum Dogen eingesetzt. Die französische Politik war wieder in eines jener Stadien eingetreten, wo sich Verluste auf Verluste häufen
An die glückliche Flucht des Kardinals erinnert das spätere Gemälde Raffaels in den vatikanischen Zimmern, das die Befreiung Petri aus dem Gefängnisse darstellt; an die Niederlage der Franzosen der von himmlischen Mächten aufgehaltene Heerzug Attilas, beides die ersten Wandgemälde, die Medici, nachdem er Papst geworden war, ausführen ließ.
Bologna war nun wehrlos. Der Herzog von Urbino rückte vor die Stadt, die Bürgerschaft bewog die Bentivogli fortzugehen; sie zogen mit tausend Pferden nach Ferrara ab, dessen Herzog, verlassen wie sie selber, einer bedenklichen Zukunft entgegensah. Der Papst erklärte sogleich alle Örter als dem Bann der Kirche verfallen, in denen die Bentivogli Aufnahme fänden. Bologna tat das Mögliche, Giulio zu besänftigen. Seine schimpflich zerschlagene Bildsäule aber konnte man nicht wieder herbeizaubern. Er war so wütend, daß er die Stadt von Grund aus zerstören und die Bürger auf einer andern Stelle ansiedeln wollte.
Indessen auch jetzt, wo er die Dinge so ganz zu beherrschen schien, durfte er nicht, wie er wollte. Der mächtigste Mann im Lande war der König von Spanien und Neapel, der seine Truppen für 40 000 Scudi monatlich dem Papste zur Verfügung ließ. Ihm mußte zugestanden werden, daß Ferrara unbelästigt bliebe. In Ferdinands Händen lag nun auch das Schicksal der Florentiner, gegen die der Kardinal Medici die spanische Armee zu gebrauchen wünschte.
In Mantua, wo ein Kongreß der bei der Unternehmung gegen Frankreich beteiligten Mächte stattfand, wurde Florenz verkauft. Maximilian wollte seine Krönungsfahrt nach Rom unternehmen, er brauchte Geld dazu und verlangte eine bestimmte Summe. Der König von Spanien mußte Geld haben, um seine Soldaten zu bezahlen. Die Medici boten reichlich an, was beide verlangten, wenn sie ihnen nur erst zum Besitze der Stadt verholfen hätten, der König mit den Truppen, der Kaiser mit seiner Autorität, denn Florenz war altes Reichslehn. Hätten die Florentiner selbst auf der Stelle diese Summen hergegeben, so wäre der König von Spanien mit dem Bleiben des Gonfaloniers und dem Fortbestande der Verfassung einverstanden gewesen, denn obgleich er dem Papste zum Sieg verholfen hatte, lag ihm jetzt nicht so sehr daran, dessen Macht in hohem Grade zu verstärken. Dem Kaiser konnte es vollends gleichgültig sein, woher das Geld käme, wenn es überhaupt nur kam. Der Kardinal Soderini war in Mantua und unterhandelte. In seinen Berichten drängte er seinen Bruder, sich zu entscheiden. Aber die Perfidie der Parteien machte dem Gonfalonier unmöglich, einen Entschluß herbeizuführen. Man ließ ihn im Stiche, und der Kardinal blieb ohne Anweisung.
Unterdessen fingen die spanischen Truppen an zu revoltieren. Den Raimondo di Cordona, der Befehlshaber, mußte auf jede Bedingung hin Geld zu schaffen suchen, um ihnen den Sold zu zahlen. Die Medici machten sich die zweifelhaften Umstände zunutze, und ehe der Kardinal Soderini in Mantua selbst nur ahnte, daß die Sache abgeschlossen sei, brach das spanische Heer über Bologna in Toskana ein, mit der offenkundigen Absicht, die Verfassung von Florenz zu stürzen und den Medici ihre alte Stellung wiederzugeben.
Es war unmöglich, den Spaniern eine Armee im freien Felde entgegenzusetzen. Kaum daß sich Lebensmittel in der Stadt fanden. Zeit und Geld indessen hätten die Gefahr abwendet, wären die Spanier draußen die einzigen Feinde gewesen. Die Partei der Aristokraten aber war die Herrin der Ereignisse. Mit einer Unbefangenheit betrieben sie ihre Sache, die nur bei dem überaus milden Charakter Soderinis erklärlich erscheint. Sie verhinderten jeden Entschluß im Schoße der Regierung; stellten die Lage der Dinge so dar, als sei es von den Medici nur darauf abgesehen, sich das Recht zu gewinnen, als bloße Privatleute die Stadt bewohnen zu dürfen. Der Gonfalonier wollte alles der Entscheidung des Volkes anheimgeben. In einer rührenden Rede sprach er über sich und seine Absichten, die Tränen stiegen ihm auf, er war ein alter Mann, der keine persönlichen Feinde hatte, den nicht der Ehrgeiz, sondern die Güte leitete. Er begehrte sein Amt niederlegen zu dürfen. Unter keinen Umständen wollte man das gestatten. Die Medici könnten zurückkehren, urteilte man; als Privatleute, ja, aber als mehr nicht. Man beschloß zu rüsten und mit den vorhandenen Mannschaften die kleinen Festungen um die Stadt und diese selbst zu verteidigen.
Die Volkspartei hatte bei diesen Entschlüssen scheinbar noch die Oberhand, ihrer Ausführung aber wußten die Pallesken lähmende Hindernisse in den Weg zu legen. Eine dumpfe Stimmung, ein Gefühl von Unsicherheit bemächtigte sich der Bürger, und all das bewegliche Auftreten des Gonfaloniers vermochte seinen Mangel an belebender Energie nicht zu ersetzen.
Cordona kam bis Prato, das, wenige Meilen von Florenz entfernt, besetzt und befestigt war. Weiter konnte er nicht vorwärts. Im Spätsommer bot das flache Land keinen Unterhalt, die Lebensmittel lagerten in Florenz und den kleineren Städten. Hunger und Krankheiten stellten sich ein. Cordona schlug mildere Saiten an: Soderini solle bleiben und der Bürgerschaft durchaus die Bestimmung der Bedingungen vorbehalten bleiben, unter denen die zurückkehrenden Medici Aufnahme fänden. Für sich begehre er eine mäßige Summe, nur um seine Soldaten zu bezahlen und das Land zu verlassen. Zu diesem Entschlusse trug der Umstand bei, daß König Ferdinand die Unterwerfung von Florenz immer mehr als eine zu starke Konzession an den Papst erachtete und zu zweifeln begann, ob er sie gestatten solle, eine Stimmung, die bald so sehr die Oberhand gewann, daß er Cordona den festen Befehl zukommen ließ, umzukehren und die Dinge in Toskana beim alten zu lassen.
Aber ehe diese letzten Entschließungen eintrafen, hatte Cordona gehandelt. Die Stadt verweigerte ihm Lebensmittel, deren er dringend bedürftig war. Baldasare Carducci, den der Gonfalonier ins spanische Lager geschickt hatte, schloß einen Akkord; die Pallesken in der Stadt aber verzögerten seine Annahme von seiten der Bürgerschaft. Cordona, in der übelsten Lage, versuchte einen Gewaltstreich, griff Prato, das in Florenz für uneinnehmbar gehalten wurde, unversehens an, stürmte es und gestattete den Soldaten die Plünderung. Furchtbar wurde da gewirtschaftet. Ein Schrecken durchlief Florenz bei dieser Nachricht wie damals nach den ersten Taten der Franzosen im Jahre 94. Auch jetzt hatten seltsame Gewitterschläge die drohende Zukunft vorausverkündet, auch diesmal herrschte die geistige Schwüle, welche die Haltlosigkeit des allgemeinen Zustandes bekundete, dazu kein Mann an der Spitze des Staates, der als natürlicher Rückhalt schwacher Geister dastand, und als höhnische Begleitung der großen Ratlosigkeit der steigende Übermut der Pallesken, die mit den Medici draußen im Lager in geheimem Verkehr das Zusammengreifen einer gemeinschaftlichen Politik verabredeten.
Die Eroberung von Prato änderte die Forderungen Cordonas sogleich. Geld und Lebensmittel hatten sich vorgefunden, auch verstand sich das naheliegende Pistoia, angesichts der Grausamkeiten, die von den Spaniern in Prato verübt worden waren, zu freiwilliger Lieferung dessen, was das Heer bedurfte. Florenz gegenüber begehrte man jetzt: Soderini fort; 50 000 Dukaten für den Kaiser; 50 000 für Cordona; 50 000 für die Armee. Die Medici dagegen verlangten immer noch nur das eine: ohne alle Vorrechte als einfache Privatleute in ihre Vaterstadt zurückkehren zu dürfen.
Hätte man rasch gezahlt, so wäre auch jetzt noch die Freiheit zu retten gewesen, denn den Spaniern kam es auf das Geld an; die mediceische Partei jedoch ließ es zu nichts Förderlichem kommen. Die Pallesken begannen bereits, persönlich die Stadt zu verlassen, und berieten mit Giuliano dei Medici, wie am besten zu verfahren sei. Am zweiten Morgen nach der Erstürmung von Prato drangen Bartolommeo und Paolo Valori, zwei energische junge Männer, denen ihrer großen Schulden wegen ein Umsturz der Dinge das Erwünschteste war, ins Zimmer des Gonfaloniers ein und stellten ihm die Wahl zu sterben oder sich auf die Flucht zu machen, wozu sie ihm behilflich sein wollten. Soderini hatte längst weichen wollen, seine Freunde aber verhinderten ihn, diesen Schritt zu tun, jetzt ließ er sich in das Haus der Vettori schaffen, die mit den Valori die Hauptanstifter dieses Planes waren, und von vielen Mitgliedern seiner Familie begleitet, mit einem Schutze außerdem von vierzig Bogenschützen, ritt er in der Nacht des 30. August davon. Seine ausgesprochene Absicht war, über Siena nach Rom zu gehen, wo der Papst ihm Schutz zugesichert hatte. Sein Bruder, der Kardinal, aber warnte ihn bei guter Zeit. Der Papst wollte ihn nur seiner Reichtümer wegen nach Rom in die Falle locken. Unterwegs schwenkte der Gonfalonier plötzlich von der Straße nach Rom ab und gelangte glücklich nach Ancona, von wo er über das Meer nach Ragusa ging.
Durch ihre Drohung, Soderini ein Leid anzutun, hatten die Freunde der Medici die Signorie dahin gebracht, am selben Tage noch den Gonfalonier für abgesetzt zu erklären. Die Stadt akkordierte mit Cordona; die Medici kehrten auf ihr ausdrückliches Begehren nur als Privatleute zurück; Florenz trat dem Bunde gegen Frankreich bei; der Kaiser erhielt 40 000, das spanische Heer 80 000 Dukaten, Cordona 20 000 zu eigener Verfügung. Bei der ersten Anzahlung verpflichtete er sich, das florentinische Gebiet zu räumen. Auch in betreff der mediceischen, vom Fiskus verkauften Güter wünschten die ehemaligen Herren nichts weiter, als daß ihnen gestattet sein sollte, sie innerhalb einer bestimmten Frist gegen bar zurückzukaufen.
Während über diese Bestimmungen verhandelt wurde und noch nichts abgeschlossen war, kam Giuliano dei Medici in die Stadt und durchritt, umgeben von seinen Anhängern, die Straßen. Dem Gesetz nach hätte man ihn töten dürfen, denn noch immer war er ein Verbannter. Bald erschien auch Cordona, von Paolo Vettori in das Consiglio grande feierlich eingeführt, wo er mitten unter den Signoren auf Soderinis leerem Sessel Platz nahm und in einer Anrede darauf drang, man solle durch geeignete Maßregeln die Stellung der Medici in der Stadt zu einer sicheren machen. Näher erklärte er sich nicht. Man nahm diese Worte mit ungünstigem Erstaunen auf, das Odium aber fiel mehr auf Vettori, durch den Cordona gleichsam in das Consiglio hineingedrängt worden war.
Ich erzähle diese Begebenheiten genauer, weil die Taktik der Medici aus ihnen mit so großer Deutlichkeit hervortritt. Immer bescheiden zurückstehen, immer andere vorschieben, nie etwas fordern, alles sich aufdrängen lassen und dabei die Dinge völlig in der Hand haben: so verfuhren sie. Besonders wichtig aber ist zu bemerken, wie sie das Mittel des Temporisierens anwenden. Sie kennen die Natur der Bürgerschaft genau, die lieber den ungesetzlichsten Boden für legal nimmt, sobald sich auf ihm bestimmte Propositionen regelrecht verhandeln lassen, als vor allen Dingen eine solide Basis zu fordern. Deshalb widersprechen die Medici selten und lassen die guten Leute reden und beschließen; wunderbar, wie man ihnen darauf hin gestattet, die eigentlichen Grundlagen des ganzen Zustandes umzuschaffen und nach Belieben einen neuen Bau aufzuführen.
Cordona hatte im Consiglio nichts zu tun und nichts zu reden, dennoch debattiert man seine Vorschläge. Es sollten eine Anzahl Bürger als Vertreter der Stadt gewählt und eine gleiche Anzahl von den Medicis genannt werden, die in Verbindung mit Cordona, der als unparteiischer Dritter dazwischenstände, diktatorische Gewalt erhielten, die Ämter frisch zu besetzen. Dies ein Vorschlag. Oder es sollte aus denen, welche bisher die höchsten Staatsämter bekleidet hätten, sowie aus fünfzig Bürgern, welche von den momentan fungierenden höchsten Kollegien zu ernennen wären, ein Senat erwählt werden. Auch möchte man acht junge Leute, denen das gehörige Alter fehlte, für amtsfähig erklären, um die guten Dienste einiger jüngeren Pallesken zu belohnen. Endlich, es sollte ein Gonfalonier auf ein Jahr mit vierhundert Dukaten Gehalt erwählt werden; und so weiter. Bei solchen Vorschlägen verging die Zeit. Im Consiglio grande wurde mit einer Majorität von drei gegen zwei ein Ridolfi zum Gonfalonier auf ein Jahr gemacht, ein naher Verwandter der Medici, aber zugleich ein Piagnone. Die Wahl erregte allgemeine Zufriedenheit. Unterdessen blieben die Spanier im Lande. Die Soldaten kamen häufiger in die Stadt. Auf Wagen brachten sie den Raub aus Prato herein und boten ihn feil. Das dauerte in den September. Am 15. abends sollte der Kardinal feierlich in den Palast der Signoren eingeführt werden. Die Herren versammeln sich und warten. Er bleibt aus. Man fängt an Unheil zu fürchten. Im Palast der Medici ist alles dunkel und still; man beruhigt sich. Am anderen Morgen aber kommen die Medici. Fremde und einheimische Freunde in Waffen umgeben sie, unter dem Geschrei palle! palle! ziehen sie auf den Platz. Oben sitzen die Signoren; Giuliano dei Medici tritt in den Saal, andere folgen ihm. Was er begehre. Nichts als seine Sicherheit verlange er! eine Antwort, die seine Begleiter im Chor wiederholen. Fragen und Antworten folgen jetzt rasch aufeinander. Das Parlament soll berufen werden, beschließt man.
Die große Glocke wird gerührt. Die Bürger kommen bewaffnet auf dem Platze zusammen. Die Feinde der Medici hüteten sich da wohl, draußen sichtbar zu werden. Die Signorie stand auf der Rednerbühne neben dem Tore des Palastes (dies war die erste Revolution, die der David des Michelangelo mitansah), Giuliano stand da auch, die große Fahne in den Händen, und die Fünfundzwanzig wurden gewählt. Die Fremden und Soldaten stimmten so gut mit wie die Bürger, denn die Truppen der Republik hatten sich von draußen alle in die Stadt gezogen, um sich den Medicis, den neuen Herren der Stadt, dienstwillig zu erweisen. Die Fünfundzwanzig annullieren das Consiglio grande, besetzen die Ämter neu und heben die eingeführte Nationalbewaffnung auf, eine Art Landwehr, bei deren Zustandekommen Machiavelli besonders beteiligt war. Der Regierungspalast erhält eine Besatzung spanischer Truppen unter Paolo Vettori. Im Palaste der Medici findet sich endlich die vertriebene Familie zusammen: die Stadt war auf die legitimste Weise unter ihre Botmäßigkeit zurückgekehrt. –
Es sind genug Briefe erhalten, um erkennen zu lassen, wie Michelangelo von Rom aus an allen Schicksalen Toskanas teilnahm. Ununterbrochen empfing er Mitteilungen von den Seinigen und gab Antwort. Im September, als die Dinge schlimm standen, war seine Meinung, sie sollten alles im Stiche lassen und nach Siena entfliehen, denn das Leben sei mehr wert als Besitz, und wenn ihnen Geld fehle, wolle er dafür sorgen.
Vierzehn Tage später, als die Medici eingezogen waren, erachtet er die Gefahr für beseitigt, die von den spanischen Truppen gedroht hatte. Nun dagegen ermahnt er Vater und Bruder wieder zur Sparsamkeit, denn wenn ihnen auch zu Diensten stehe, was er besitze, so gelte das doch nur für den äußersten Fall. Sie möchten still weiter leben und sich mit niemanden einlassen; niemanden weder Freundschaft noch Vertrauen zeigen, denn kein Mensch wisse das Ende, das diese Dinge nehmen könnten.
Unter solchen fortwährenden Kämpfen um das Geschick der Seinigen und des Vaterlandes malte Michelangelo an seinen Sibyllen und Propheten. Wiederum drängte der Papst auf Abschluß und wollte keinen Urlaub gestatten. Eines Tages erscheint er oben und wünscht zu wissen, wann Michelangelo denn endlich fertig sein werde. »Wenn ich kann«, antwortet dieser. »Du hast wohl große Lust, daß ich dich von dem Gerüst herunterwerfen lasse?« donnert ihn jetzt Giulio an. Michelangelo geht nach Hause und macht sich fertig, ohne weiteres abzureisen. Da stürzt der junge Accursio, der Lieblingspage des Papstes herbei, bringt fünfzig Scudi, entschuldigt den heiligen Vater, so gut es gehen will, und besänftigt Michelangelo, der nun auf einige Tage nach Florenz geht und sich dann zur Arbeit in Rom wieder einfindet. Condivi erzählt nicht genau, wann das vorfiel. Im September 1512 teilt Michelangelo seinem Vater mit: die Kapelle sei beendet und der Papst in hohem Grade zufriedengestellt. »Im übrigen«, fährt er fort, »gehen die Dinge nicht, wie ich wünschte, aber die Zeiten tragen Schuld, die unserer Kunst nicht günstig sind. Zu Allerheiligen werde ich diesmal nicht nach Florenz kommen können. Sorgt für euch selber, und kümmert euch nicht um die Sorgen anderer Leute.« Zu Allerheiligen 1512 wurde die Kapelle geöffnet, in welcher der Papst Hochamt hielt und wo wiederum ganz Rom zusammenströmte, um das vollendete Werk anzustaunen.
Dennoch war Giulio noch nicht zufrieden. Seine Ungeduld war schuld daran gewesen, daß Michelangelo die Malerei für fertig erklärt hatte, ehe die letzten Retouchen mit Ultramarin und Gold darauf angebracht worden waren. Jetzt sollte das Gerüst wieder aufgeschlagen und die Versäumnis nachgeholt werden. Michelangelo widersetzte sich. »Das seien keine Leute gewesen, die er da gemalt habe, welche Gold getragen hätten.« Aber es werde ärmlich aussehen, erwiderte Giulio. »Auch waren es ja nur Leute ohne irdisches Hab und Gut«, entgegnete Michelangelo, und die Sache unterblieb.
Dies ist das letzte, was Michelangelo für Papst Giulio arbeitete.