Anastasius Grün
Volkslieder aus Krain
Anastasius Grün

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Bestrafte Untreue.

              »Wer schläfrig ist, mag schlafen gehn,
Bin schläfrig nicht, geh' schlafen nicht;
Jung Schreiber kommt noch heut zu mir.«

Da stellt sie aus der Wächter drei,
Ob ihr Gemahl im Kommen sei:

Der erste draußen steht im Feld,
Der zweite Wach' im Hofraum hält,
Der dritte vor dem Kämmerlein.

Sie hört den ersten Wächter schrein:
»Holla, holla, jung Frauchen mein,
Ivankowitsch schon reitet heim!

Wir sahn ihn zwar mit Augen nicht,
Doch hörten wiehern wir sein Roß,
Sein blanker Säbel Blitze schoß.«

»Ist nichts, ist nichts, jung Schreiber lieb,
Der Wächter weiß nicht, was er spricht.«

Sie hört den zweiten Wächter schrein:
»Holla, holla jung Frauchen mein,
Ivankowitsch schon reitet heim.

Wir sahn ihn zwar mit Augen nicht,
Doch hörten wiehern wir sein Roß,
Sein blanker Säbel Blitze schoß.«

»Ist nichts, ist nichts, jung Schreiber lieb,
Der Wächter weiß nicht, was er spricht.«

Sie hört den dritten Wächter schrein:
»Holla, holla, jung Frauchen mein,
Ivankowitsch ist schon daheim.«

»Holla, holla, jung Frauchen mein,
Nun schließt mir auf das Kämmerlein.«

Die Frau schließt auf das Kämmerlein,
Jung Schreiber springt durchs Fensterlein
Und stößt dabei die Scheiben ein.

»Holla, holla, jung Frauchen mein,
Wer stieß die Fensterscheiben ein?«

»»Ist nichts, ist nichts, gestrenger Herr,
Die Katze sprang dem Mäuslein nach.««

»Holla, holla, jung Frauchen mein,
Was mag so wirr das Haar Euch sein?«

»Ist nichts, ist nichts, gestrenger Herr,
Die Hand der Magd kämmt mich so schlecht.«

»Holla, holla, jung Frauchen mein,
Was mag zerstört das Bettlein sein?«

»Ist nichts, ist nichts, gestrenger Herr,
Die Schlüssel suchte drin die Magd.«

»Holla, holla, jung Frauchen mein,
Was mag Eur' Mieder offen sein?«

»Ist nichts, ist nichts, gestrenger Herr,
Dem Söhnchen gab ich erst die Brust.«

Der Herr zieht seinen Säbel blank,
Der Herrin Haupt zu Boden sank.


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