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Es steht, es steht ein weißes Schloß,
Der junge Burgherr wallt durchs Schloß,
Er ruft zu sich nun seinen Knecht,
Gehorsamen, getreuen Knecht:
»Mein Knecht, mein Knecht, nun ungesäumt
Vernimm, was mir heut nacht geträumt,
Daß mir zu eigen Täubchen zwei,
Entflogen sind mir alle zwei,
Zur Kirch' am Berg das eine zog,
Und nimmermehr zurück mir flog,
Zum Dorf im Tal das andre zog,
Zu meinem Lieb Marjetka flog.
Nun sattle flink der Pferde zwei,
Mir eines, dir das andre sei.«
Er schwingt sich auf das Rösselein,
Wie ein gefiedert Vögelein,
Er reitet fort und immer fort
Zum Dorf im Tal zur Liebsten dort.
Es steht am Tore trauersam
Die Supanin und scheint voll Gram.
»O sprecht, was ist Euch, Supanin,
Daß heut so traurig Euer Sinn?
Und ist Marjetika daheim,
Hat sie gefahn das Täubelein?«
»Die läuft wohl keinem Täubchen nach,
Die ringt am Todbett im Gemach!«
Er tritt ins lichte Kämmerlein,
Da liegt sie krank und ächzt gar schwer.
Ein seidnes Säckchen öffnet er
Und zieht hervor ein edles Kraut:
»Dies sei, Marjetka, dir vertraut;
Sollst du genesen, Liebchen mein,
Schnell wird davon dir besser sein,
Doch sollst du sterben, Liebchen mein,
Schnell wird davon dir schlimmer sein.«
Er schwingt sich auf das Rösselein,
Wie ein gefiedert Vögelein,
Er reitet fort und immer fort
Bis zu dem weißen Schlosse dort.
Da nahm er weder Speis' noch Trank,
Bis wieder er zu Roß sich schwang.
Die Supanin am Schwellenrain
Wischt sich die schwarzen Äugelein.
»Was wischt Ihr, so betrübt von Sinn,
Die schwarzen Äuglein, Supanin?«
»Wie soll ich nicht in Tränen sein?
Gestorben ist Marjetka mein.«
Er geht hinauf ins Kämmerlein.
Marjetka liegt im Totenschrein,
Ein Rosenstrauß im Arm ihr liegt,
Ein goldner Kranz ihr Haupt umschmiegt.
Er nimmt vom Arm den Strauß hinweg,
Er nimmt vom Haupt den Kranz hinweg:
»Nicht ziemt, Marjetka, dieser dir,
Zwei Söhnlein ja gebarst du mir,
Der eine soll einst Priester sein,
Die Mutter vom Fegfeuer befrein.« |