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Athene und Apollon, die Schlacht zu enden, heißen Hektor den tapfersten Achaier zum Zweikampf fodern. Unter neun Fürsten trifft das Los den Ajas, Telamons Sohn. Die Nacht trennt die Kämpfer. Nestor in Agamemnons Gezelt rät Stillstand, um die Toten zu verbrennen, und Verschanzung des Lagers. Antenor in Ilios rät, die Helena zurückzugeben; welches Paris verwirft. Am Morgen läßt Priamos die Achaier um Stillstand bitten. Bestattung der Toten. Verschanzung des Lagers, und Poseidons Unwille. In der Nacht unglückliche Zeichen von Zeus.
Dieses gesagt, durcheilte das Tor der strahlende Hektor; Auch Alexandros der Bruder enteilete; aber ihr Herz war Beiden entbrannt, zu kämpfen den tapferen Kampf der Entscheidung. Wie wenn ein Gott den Schiffern nach sehnlichem Harren den Fahrwind |
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5 | Sendet, nachdem arbeitend mit schöngeglätteten Rudern Lange das Meer sie geregt, und müd' hinsanken die Glieder: Also erschienen sie dort den sehnlich harrenden Troern. Jeder entrafft': er nun den Menesthios, jenes Beherrschers |
10 | Areithoos zeugt' und die herrliche Philomedusa. Aber Hektor durchschoß dem Eïoneus unter des Helmes Ehernem Rand mit dem Speere den Hals, und löst' ihm die Glieder. Glaukos, Hippolochos' Sohn, der lykischen Männer Gebieter, Traf den Iphinoos jetzt im Sturme der Schlacht mit dem Wurfspieß, |
15 | Dexias' Sohn, da das schnelle Gespann er bestieg, in die Schulter; Und er entsank vorn Wagen zur Erd', ihm erschlafften die Glieder. Doch als jene bemerkt' die Herrscherin Pallas Athene, |
20 | Hin zu Ilios Stadt. Entgegen ihr eilet' Apollon, Schauend von Pergamos Zinne, den Troern gönnend den Siegsruhm. Jetzt begegneten sich die Unsterblichen dort an der Buche; Und zur Athene begann Zeus' Sohn, der Herrscher Apollon: Warum so voller Begier, o Zeus' des Allmächtigen Tochter, |
25 | Kamst du anjetzt vorn Olympos? wie treibt dich der heftige Eifer? Daß du vielleicht den Achaiern der Schlacht abwechselnden Sieg nun Gebest? Denn nicht der Troer, der fallenden, jammert dich jemals! Aber gehorchtest du mir, was weit zuträglicher wäre; Jetzt darin ließen wir ruhn den feindlichen Kampf der Entscheidung, |
30 | Heut': doch künftig erneun sie die Feldschlacht, bis sie das Schicksal Ilios endlich erreicht; dieweil es also im Herzen Euch Göttinnen gefällt, die hohe Stadt zu verwüsten. Drauf antwortete Zeus' blauäugige Tochter Athene: |
35 | Kam ich anjetzt vom Olympos zu Troern herab und Achaiern. Aber wohlan, wie strebst du den Kampf der Männer zu stillen? Ihr antwortete drauf Zeus' Sohn, der Herrscher Apollon: |
40 | Gegen ihn anzukämpfen in schreckenvoller Entscheidung; Und ob dann unwillig die erzumschienten Achaier Einen allein hersenden zum Kampf mit dem göttlichen Hektor. Jener sprach's; ihm gehorchte die Herrscherin Pallas Athene. |
45 | Jenen Rat, der beider unsterblichen Sinne gefallen; Eilend trat er zu Hektor hinan, und redete also: Hektor, Priamos' Sohn, an Ratschluß gleich dem Kronion, |
50 | Selbst dann rufe hervor den tapfersten aller Achaier, Gegen dich anzukämpfen in schreckenvoller Entscheidung. Denn noch nicht dir fällt es, den Tod und das Schicksal zu dulden: Also vernahm ich die Stimme der ewigwährenden Götter. Jener sprach's; doch Hektor erfreute sich hoch ob der Rede; |
55 | Trat dann hervor in die Mitt', und hemmte die troischen Haufen, Haltend die Mitte des Speers; und still nun standen sie alle. Auch Agamemnon setzte die hellumschienten Achaier. Aber Pallas Athen' und der Gott des silbernen Bogens Setzten sich beid', an Gestalt wie zween hochfliegende Geier, |
60 | Auf die erhabene Buche des ägiserschütternden Vaters, Froh die Männer zu schaun; und die Ordnungen saßen gedrängt nun, Dicht von Schilden und Helmen und ragenden Lanzen umstarret. So wie unter dem West hinschauert ins Meer ein Gekräusel, Wann er zuerst andrängt, und dunkler die Flut sich erhebet: |
65 | Also saßen geschart die Achaier umher und die Troer Durch das Gefild'; und Hektor begann in der Mitte der Völker: Hört mein Wort, ihr Troer, und hellumschiente Achaier, |
70 | Sondern bösen Entschluß verhänget er beiderlei Völkern: Bis entweder ihr selbst einnahmt die getürmete Troja, Oder vor uns ihr erliegt bei den meerdurchwandelnden Schiffen, Euch ja sind im Heere die tapfersten Helden Achaias. Wem nun Solcher das Herz mit mir zu kämpfen gebietet, |
75 | Hieher tret' er hervor, mit dem göttlichen Hektor zum Vorkampf! Also beding' ich das Wort, und Zeug' uns werde Kronion. Wenn mich jener erlegt mit ragender Spitze des Erzes, Trag' er den Raub des Geschmeides hinab zu den räumigen Schiffen; Aber den Leib entsend' er gen Ilios, daß in der Heimat |
80 | Trojas Männer und Fraun des Feuers Ehre mir geben. Wenn ich jenen erleg', und Ruhm mir gewähret Apollon, Trag' ich den Raub des Geschmeides in Ilios heilige Feste, Daß ich ihn häng' an den Tempel des treffenden Phöbos Apollon; Doch der Erschlagene kehrt zu den schöngebordeten Schiffen, |
85 | Daß mit Pracht ihn bestatten die hauptumlockten Achaier, Und ihm ein Grab aufschütten am breiten Hellespontos. Künftig sagt dann einer der spätgeborenen Menschen, Im vielrudrigen Schiffe zum dunkelen Meer hinsteuernd: Seht das ragende Grab des längst gestorbenen Mannes, |
90 | Der einst tapfer im Streit hinsank dem göttlichen Hektor! Also spricht er hinfort, und mein ist ewiger Nachruhm. Jener sprach's; doch alle verstummten umher, und schwiegen; |
95 | Strafend mit herbem Verweis, und schwer erseufzt' er im Herzen:
Weh mir, drohende Prahler, Achairinnen, nicht mehr Achaier! |
100 | Wie ihr umher dasitzet, so herzlos jeder und ruhmlos! Selber dann gürt' ich jenem zum Kampfe mich! Oben im Himmel Hangen des Siegs Ausgäng' an der Hand der unsterblichen Götter! Jener sprach's, und hüllte das stattliche Waffengeschmeid' um. |
105 | Unter Hektors Händen, der weit an Kraft dich besiegte; Hätten dich nicht auffahrend gehemmt die König' Achaias. Selbst auch Atreus' Sohn, der Völkerfürst Agamemnon, Faßt' ihm die rechte Hand, und redete, also beginnend: Nimm doch Bedacht, Menelaos, du Göttlicher! wenig bedarfst du |
110 | So unbedachtsamer Wut; drum fasse dich, herzlich betrübt zwar; Und wetteifere nicht, den stärkeren Mann zu bekämpfen, Hektor, Priamos' Sohn, vor dem auch andere zittern! Ihm hat Achilleus selbst in der männerehrenden Feldschlacht Schaudernd stets sich genaht, der doch viel stärker wie du ist. |
115 | Du denn setze dich nun, zur Schar der Deinigen wandelnd; Diesem zum Kampf erhebt sich ein anderer wohl der Achaier. Mög' er auch furchtlos sein, auch unersättlich des Krieges; Doch wird, mein' ich, er froh die ermüdeten Kniee beugen, Wenn er entrinnt dem blutigen Kampf und der ernsten Entscheidung! |
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Also sprach und wandte des Bruders Herz Agamemnon, Wehe, wie großes Leid dem achaiischen Lande herannaht! |
125 | Weinen ja würde vor Schmerz der graue reisige Peleus, Rühmlich die Myrmidonen mit Rat und Rede beherrschend; Der einst herzlich erfreut mich fragt' in seinem Palaste, Rings nach aller Argeier Geschlecht und Zeugungen forschend! Hört' er nun, wie sie alle sich scheu hinschmiegen vor Hektor; |
130 | Flehend würd' er die Händ' empor zu den Himmlischen heben, Daß aus den Gliedern der Geist einging' in Aïdes Wohnung! Wenn ich, o Vater Zeus, und Pallas Athen', und Apollon, Grünete, so wie einst, da an Keladons reißendem Strome Kämpfte der Pylier Heer mit Arkadiens Lanzengeübten, |
135 | Hart an Pheias Mauern, wo schnell der Jardanos hinströmt! Vorn war jenen im Kampf Ereuthalion, ähnlich den Göttern, Hell um die Schultern geschmückt mit des Areithoos Rüstung, Jenes erhabenen Helden, der Keulenschwinger mit Namen Rings von Männern genannt und schöngegürteten Weibern: |
140 | Denn nie trug er Bogen noch ragende Lanz' in der Feldschlacht, Sondern trennte die Reihn mit dem Schwung der eisernen Keule. Diesen erschlug Lykurgos durch Arglist, nicht durch Gewalt ihn, Laurend im engen Wege, wo nichts ihm die eiserne Keule Frommete gegen den Tod: denn zuvor ihm rannte Lykurgos |
145 | Mitten die Lanz' in den Leib, daß zurück auf den Boden er hinsank. Und er entblößt' ihn der Wehr, die geschenkt der eherne Ares; Diese trug er selber hinfort im Getümmel des Ares. Aber nachdem Lykurgos daheim im Palaste gealtert, Übergab er die Wehr Ereuthalion, seinem Genossen; |
150 | Der nun trotzend darauf die Tapfersten alle hervorrief. Doch sie erbebten ihm all' und zitterten; keiner bestand ihn. Mich nur entflammte der Mut voll kühnes Vertrauns zu dem Kampfe, Unverzagt; doch war an Geburt ich der jüngste von allen. Und ich kämpft' ihm entgegen, und Ruhm verlieh mir Athene. |
155 | Ihn den größesten nun und gewaltigsten Mann erschlug ich, Daß weit ausgestreckt er umherlag hiehin und dorthin. Wär' ich so jugendlich noch, und ungeschwächtes Vermögens; Traun bald fände des Kampfs der helmumflatterte Hektor! Aber von euch ringsher, den tapfersten Helden Achaias, |
160 | Keiner auch wagt es getrost dem Hektor dort zu begegnen!
Also schalt der Greis; da erhuben sich neun in der Heerschar. |
165 | Dann Idomeneus selbst, und Idomeneus Kriegesgenoß auch, Held Meriones, gleich dem männermordenden Ares; Auch Eurypylos darin, der glänzende Sohn des Euämon; Thoas auch, der Andrämonid', und der edle Odysseus. Alle sie waren bereit zum Kampf mit dem göttlichen Hektor. |
170 | Doch von neuem begann der gerenische reisige Nestor:
Jetzt durchs Los miteinander entscheidet es, welcher bestimmt sei. |
175 |
Jener sprach's; und ein Los bezeichnete jeder sich selber; Vater Zeus, gib Ajas das Los, o gib's dem Tydeiden, |
180 | Oder ihm selbst, dem König der golddurchstrahlten Mykene.
Also das Volk; dort schüttelte nun der reisige Nestor; |
185 | Aber nicht erkennend verleugnete solches ein jeder. Doch wie er jenen erreicht, ringsum die Versammlung durchwandelnd, Der das bezeichnete warf in den Helm, den strahlenden Ajas; Hielt er unter die Hand, und hinein warf's nahend der Herold, Schnell erkannt' er schauend sein Los, und freute sich herzlich; |
190 | Warf es darin vor die Füße zur Erd' hin, also beginnend:
Wahrlich mein ist, Freunde, das Los, und ich freue mich selber |
195 | Vor euch selbst in der Stille, daß nicht die Troer es hören; Oder mit lautem Gebet, denn niemand fürchten wir wahrlich! Keiner soll durch Gewalt unwillig mit Zwang mich vertreiben, Noch durch siegende Kunst; denn nicht unkundig des Krieges Hoff' ich in Salamins Flur geboren zu sein und erzogen! |
200 |
Jener sprach's; und sie flehten zu Zeus Kronion dem Herrscher. Vater Zeus, ruhmwürdig und hehr, du Herrscher vom Ida, |
205 | Gleich darin schmücke sie beide mit Kraft und Ehre des Sieges!
Also das Volk; denn es deckte mit blinkendem Erze sich Ajas. |
210 | Trieb zum erbitterten Kampfe der geistverzehrenden Zwietracht: Also erhub sich Ajas, der ragende Hort der Achaier, Lächelnd mit finsterem Ernste des Antlitzes; und mit den Füßen Wandelt' er mächtiges Schritts, und schwang die erhabene Lanze. Sein erfreuten sich hoch die Danaer ringsher schauend; |
215 | Aber dem Volk der Troer durchschauderte Schrecken die Glieder. Selbst dem Hektor begann sein Herz im Busen zu schlagen; Doch nicht konnt' er nunmehr wo zurückfliehn, noch sich verbergen Unter die Haufen des Volks; denn er forderte selber den Zweikampf. Ajas nahte heran, und trug den türmenden Schild vor, |
220 | Ehern und siebenhäutig, den Tychios klug ihm vollendet, Hoch berühmt in des Leders Bereitungen, wohnend in Hyle: Dieser schuf ihm den regsamen Schild aus sieben Häuten Feistgenähreter Stier', und umzog zum achten mit Erz sie. Den nun trug vor der Brust der Telamonier Ajas, |
225 | Stellte sich nahe vor Hektor, und sprach die drohenden Worte:
Hektor, deutlich nunmehr erkennest du, einer mit einem, |
230 | Ruht nun, zürnend im Geist dem Hirten des Volks Agamemnon; Aber auch wir sind Männer, mit Freudigkeit dir zu begegnen, Und noch viel! Wohlauf, und beginne du Kampf und Entscheidung! |