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390 | Ihm antwortete Dolon darauf; und ihm bebten die Glieder: Ach zu Jammer und Weh verleitete Hektor das Herz mir, Welcher des tadellosen Achilleus stampfende Rosse Mir zum Geschenke verhieß, und den erzumschimmerten Wagen; Und mir befahl, durchwandelnd der Nacht stillfliehendes Dunkel, |
395 | Hinzugehn zu den Schiffen der Danaer, und zu erforschen: Ob ihr stets noch bewacht die rüstigen Schiffe, wie vormals; Oder ob ihr vielleicht, von unseren Händen bezähmet, Schon die Flucht miteinander beschleuniget, und euch enthaltet, Nächtliche Hut zu versehn, entnervt von der schrecklichen Arbeit. |
400 |
Lächelnd erwiderte drauf der erfindungsreiche Odysseus: |
405 | Aber sage mir jetzt, und verkündige lautere Wahrheit. Wo verließest du Hektor, den Hirten des Volks, da du weggingst? Wo sind ihm die Geräte des Kriegs? wo stehn ihm die Rosse? Auch die anderen Troer, wie wachen sie, oder wie ruhn sie? Sag' auch, was sie im Rat abredeten: ob sie gedenken, |
410 | Fern allhier zu bleiben von Ilios, oder zur Stadt nun Heim von den Schiffen zu kehren, nachdem sie besiegt die Achaier. Ihm antwortete Dolon darauf, der Sohn des Eumedes: |
415 | Rat mit ihnen zu halten am Mal des göttlichen Ilos, Abgewandt vom Geräusch. Doch die Wachen, o Held, die du forschest? Keine gesonderte schirmt das Kriegsheer, oder bewacht es. Rings wo Troer sich Glut anzündeten, welchen es not ist, Diese warten der Hut, und ermahnen sich untereinander, |
420 | Wach zu sein. Hingegen die fernberufenen Helfer Ruhn im Schlaf, den Troern es überlassend zu wachen; Denn nicht jenen sind Kinder und Gattinnen hier in der Nähe. Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus: |
425 | Schlafen sie, oder allein? Dies sage mir, daß ich es wisse.
Ihm antwortete Dolon darauf, der Sohn des Eumedes: |
430 | Gegen Thymbra der Lykier Volk, und trotzige Myser, Phrygiens reisige Schar, und Mäoniens Rossebezähmer. Aber warum dies alles von mir umständlich erforschen? Denn wofern ihr begehrt ins troische Lager zu wandeln; Dort am Ende des Heers sind neu ankommende Thraker, |
435 | Hingestreckt um Eioneus Sohn, den herrschenden Rhesos: Dessen Rosse die schönsten und größesten, die ich gesehen, Weißer denn blendender Schnee, und hurtiges Laufs wie die Winde. Auch sein Geschirr ist köstlich mit Gold und Silber geschmücket. Rüstungen auch aus Golde, gewaltige, Wunder dem Anblick, |
440 | Trägt er daher; kaum ziemt es den sterblichen Erdebewohnern Solches Gerät zu tragen, vielmehr unsterblichen Göttern. Doch nun führt mich hinab zu des Meers schnellwandelnden Schiffen; Oder laßt mich allhier in grausamen Banden gefesselt, Bis ihr zurückgekehrt, und mich erkannt aus Erfahrung, |
445 | Ob ich vor euch die Wahrheit verkündiget, oder nicht also.
Finster schaut' und begann der starke Held Diomedes: |
450 | Traun du kämst auch hinfort zu den rüstigen Schiffen Achaias, Sei es um auszuspähn, sei's öffentlich uns zu bekämpfen. Doch so von meiner Hand du besiegt dein Leben verlierest; Nimmermehr dann magst du beleidigen uns Argeier. Sprach's; und bereit war jener, das Kinn mit nervichter Rechte |
455 | Rührend, ihn anzuflehn; doch tief in den Nacken ihm schwang er Schnell das erhobene Schwert, und durchschnitt ihm beide die Sehnen, Daß des Redenden Haupt mit dem Staub' hinrollend vermischt ward. Hierauf nahmen ihm jene den Otterhelm von der Scheitel, Auch sein krummes Geschoß, den ragenden Speer, und das Wolfsfell. |
460 | Alles nunmehr zu Zeus' siegprangender Tochter erhub es Hoch Odysseus der Held, und rief anbetend die Worte: Freue dich des, o Göttin; denn dich zuerst im Olympos |
465 |
Also betet' er laut, und legete hebend die Rüstung |
470 | Schnell zu der thrakischen Männer Gedräng' itzt kamen sie wandelnd. Jene schliefen entnervt von der Arbeit; aber bei ihnen Prangten gestreckt zur Erde die Rüstungen, schön nach der Ordnung, Dreifach gereiht, und bei jedem die stampfenden Doppelgespanne. Rhesos schlief in der Mitt', und bei ihm die hurtigen Rosse |
475 | Standen mit Riemen gehemmt am hintersten Ringe des Wagens. Diesen ersah Odysseus zuerst, und zeigt ihn dem Freunde: Dies ist dir, Diomedes, der Mann, und dieses die Rosse, |
480 | Hier untätig zu stehn mit den Rüstungen! Löse die Rosse; Oder du töte die Männer, und mir sei die Sorge der Rosse. Sprach's; doch jenen beseelte mit Mut Zeus' Tochter Athene. Rings nun würgt' er umher, und schreckliches Röcheln erhub sich Unter dem mordenden Schwert, und gerötet von Blut war der Boden. |
485 | So wie ein Löw', antreffend die ungehütete Herde, Ziegen oder auch Schafe, mit grimmigem Mut sich hineinstürzt: Also die thrakischen Männer durchwandelte dort Diomedes, Bis er zwölf nun ermordet. Allein der kluge Odysseus, Welchen Mann der Tydeide mit hauendem Schwerte getötet, |
490 | Solchen zog Odysseus zurück, am Fuß ihn ergreifend; Denn er bedacht' im Geist, wie die schöngemähneten Rosse Leicht hindurch ihm gingen, und nicht anstutzend erbebten, Über Tote zu schreiten, noch ungewohnt des Ermordens. Aber nachdem den König der Held Diomedes erreichet, |
495 | Zum dreizehnten auch ihm das süße Leben entriß er; Und schwer atmet' er auf: ein schrecklicher Traum zu dem Haupte Stand ihm die Nacht des Öneiden Sohn, durch den Rat der Athene. Emsig löst' Odysseus indes die stampfenden Rosse, Band sie mit Riemen vereint, und trieb sie hinweg aus dem Haufen, |
500 | Mit dem Geschoß anschlagend; denn nicht die schimmernde Geißel Hatt' er zu nehmen bedacht aus dem künstlichen Sessel des Wagens. Jetzo pfiff' er leis', und warnte den Held Diomedes. Jener blieb und sann, was kühner annoch er begönne: Ob er den Wagen zugleich, wo die glänzenden Rüstungen lagen, |
505 | Zög' an der Deichsel hinweg, ob hinaustrüg', hoch ihn erhebend; Oder mehreren dort der Thrakier raubte das Leben. Als er dieses im Geist umhersann, siehe, da naht' ihm Pallas Athen', und begann zum edlen Held Diomedes: Denke der Wiederkehr, o Sohn des erhabenen Tydeus |
510 | Zu den geräumigen Schiffen; daß nicht du ein Fliehender kommest, Wenn vielleicht auch die Troer erweckt der Unsterblichen einer! Jene sprach's; da erkannte der Held die Stimme der Göttin. |
515 |
Aber nicht achtlos lauschte der Gott des silbernen Bogens; |
520 | Als er den Ort leer sah, wo die hurtigen Rosse gestanden, Und noch zappelnd die Männer in schreckenvoller Ermordung; Laut wehklagt' er nunmehr, und rief dem lieben Genossen. Aber die Troer mit Lärm und unermeßlichem Aufruhr Stürzten heran, und schauten erstarrt die entsetzlichen Taten, |
525 | Was doch die Männer verübt, die entflohn zu den räumigen Schiffen.
Als sie den Ort nun erreicht, wo sie Hektors Späher getötet; |
530 | Jener schlug mit dem Bogen; und rasch hinflogen die Rosse Zu den geräumigen Schiffen; denn dorthin wünschten sie herzlich. Nestor hörte zuerst die stampfenden Huf', und begann so: Freunde, des Volks von Argos erhabene Fürsten und Pfleger, |
535 | Schnell hertrabender Rosse Gestampf umtönt mir die Ohren. Wenn doch Odysseus jetzt und der starke Held Diomedes Hurtig daher von den Troern beflügelten stampfende Rosse! Aber ich sorg' im Herzen und fürchte mich, was sie betroffen, Argos tapferste Helden im lärmenden Troergetümmel! |
540 |
Noch nicht ganz war geredet das Wort; da kamen sie selber. Sprich, preisvoller Odysseus, erhabener Ruhm der Achaier, |
545 | Wie doch diese Ross' ihr erbeutetet? ob ihr ins Lager Eindrangt, oder vielleicht ein begegnender Gott sie euch darbot? Wunderbar gleicht ihr Schimmer den leuchtenden Sonnenstrahlen! Stets zwar schalt' ich im troischen Heer, und zaudere, mein' ich, Niemals gern bei den Schiffen, wiewohl ein grauender Krieger; |
550 | Doch nie hab' ich Rosse wie die gesehn noch bemerket! Aber gewiß hat euch ein begegnender Gott sie verliehen; Denn es liebt euch beide der Herrscher im Donnergewölk Zeus, Und des allmächtigen Zeus' blauäugige Tochter Athene. Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus: |
555 | Nestor, Neleus' Sohn, du erhabener Ruhm der Achaier, Leicht kann wahrlich ein Gott noch schönere Rosse denn diese, Wenn's ihm gefällt, darbieten; denn weit gewaltiger sind sie! Diese, Greis, wie du fragst, sind neuankommende Rosse, Thrakische, deren Gebieter der tapfere Held Diomedes |
560 | Tötete, zwölf auch umher der edelsten Kriegesgefährten. Zum dreizehnten annoch erschlugen wir, nahe den Schiffen, Einen spähenden Mann, der Kundschaft unseres Heeres Forschte, von Hektor gesandt und den anderen Fürsten der Troer. Sprach's, und lenkte den Graben hindurch die stampfenden Rosse, |
565 | Jauchzendes Muts; ihn begleiteten froh die andern Achaier. Als sie nunmehr erreichten das schöne Gezelt Diomedes'; Banden sie dort die Rosse mit wohlgeschnittenen Riemen Fest an die Kripp', allwo die anderen Rosse des Königs Standen, geflügeltes Laufs, mit lieblichem Weizen sich nährend. |
570 | Aber Odysseus legte die blutige Beute des Dolon Hinten ins Schiff, bis sie könnten ein Dankfest weihn der Athene. Drauf entwuschen sich beide den vielen Schweiß in die Meerflut Eingetaucht, von den Beinen, vom Hals' umher, und den Schenkeln. Aber nachdem die Woge den vielen Schweiß der Arbeit |
575 | Ganz den Gliedern entspült, und ihr mutiges Herz sich erlabet; Stiegen sie ein zum Bad in schöngeglättete Wannen. Beide vom Bad erwärmt, und gesalbt mit geschmeidigem Öle, Saßen zum Frühmahl jetzt; und aus vollem Kruge sich schöpfend, Gossen sie aus vor Athene des herzerfreuenden Weines. |