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Also sprach, und kehrt' ins Gezelt der edle Achilleus, Setzt' auf den stattlichen Sessel sich hin, von welchem er aufstand, Dort an der anderen Wand, und sprach zu Priamos also: Siehe dein Sohn ist jetzo gelöst, o Greis, wie du wünschest; |
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600 | Und er liegt auf Gewand. Sobald der Morgen sich rötet, Schaust du und führst ihn hinweg; nun laß uns gedenken des Mahles. Denn auch Niobe selbst, die Lockige, dachte der Speise, Welche zugleich zwölf Kinder in ihrem Hause verloren, Sechs der lieblichen Töchter, und sechs aufblühende Söhne. |
605 | Ihre Söhn' erlegte mit silbernem Bogen Apollon, Zorniges Muts, und die Töchter ihr Artemis, froh des Geschosses, Weil sie gleich sich geachtet der rosenwangigen Leto: Zween nur habe die Göttin, sie selbst so viele geboren, Prahlte sie; des ergrimmten die zween, und vertilgten sie alle. |
610 | Jene lagen nunmehr neun Tag' in Blut; und es war nicht, Der sie begrub; denn die Völker versteinerte Zeus Kronion. Drauf am zehnten begrub sie die Hand der unsterblichen Götter. Doch gedachte der Speise die Traurende, müde der Tränen. Jetzt dort in den Felsen, auf einsam bewanderten Bergen |
615 | Sipylons, wo man erzählt, daß göttliche Nymphen gelagert Ausruhn, wann sie im Tanz Acheloïos' Ufer umhüpfet: Dort, auch ein Fels annoch, fühlt jene das Leid von den Göttern. Auf denn, auch wir gedenken des Mahls, o göttlicher Alter, Jetzo; hinfort dann magst du den lieben Sohn ja beweinen, |
620 | Kehrend in Ilios' Stadt; denn viel der Tränen verdient er.
Sprach's, und erhub sich in Eil', und ein Schaf weißwolliges Vlieses |
625 | Aber Automedon nahm und verteilte das Brot auf dem Tische, Jedem im zierlichen Korb; und das Fleisch verteilet Achilleus. Und sie erhoben die Hände zum leckerbereiteten Mahle. Aber nachdem die Begierde des Tranks und der Speise gestillt war; Nun sah Priamos, Dardanos' Sohn, mit Erstaunen Achilleus, |
630 | Welch ein Wuchs, und wie edel; er glich unsterblichen Göttern. Auch vor Priamos, Dardanos' Sohn, erstaunet' Achilleus, Schauend das Angesicht voll Würd', und die Rede vernehmend. Aber nachdem sie gesättigt den Anblick einer des andern; Hub der göttliche Priamos an, und redete also: |
635 |
Bette mich nun aufs schnellste, du Göttlicher, daß wir anitzo |
640 | In dem Gehege des Hofs auf schmutziger Erde mich wälzend. Nun erst kostet' ich wieder der Speis', auch rötliches Weines Sandt' ich die Kehle hinab; nichts hatt' ich zuvor noch gekostet. Jener sprach's; und Achilleus befahl den Genossen und Mägden, |
645 | Prächtige Polster zu legen, und Teppiche drüber zu breiten, Drauf auch wollige Mäntel zur oberen Hülle zu legen. Schnell enteilten die Mägde dem Saal mit leuchtenden Fackeln; Und sie bereiteten emsig den Fremdlingen jedem ein Lager. Scherzend begann nunmehr der mutige Renner Achilleus: |
650 |
Draußen lagre dich nun, o lieber Greis; denn es möcht' hier, |
655 | Und verzögert würde vielleicht die Erlassung des Leichnams, Aber sage mir jetzt, und verkündige lautere Wahrheit: Wieviel Tage gedenkst du den edlen Sohn zu bestatten? Daß ich indes, selbst ruhend, das Volk des Streites enthalte. Ihm antwortete Priamos drauf, der göttliche Herrscher: |
660 | Wenn du vergönnst, mit Feier den edlen Sohn zu bestatten, Würdest du, so es machend, Gefälligkeit üben, Achilleus. Wir in der Stadt, wie du weißt, sind eingehemmt, und die Waldung Holen wir fern im Gebirg'; und mutlos zagen die Troer. Gern betraurten wir ihn neun Tage lang im Palaste; |
665 | Dann am zehnten bestatteten wir, und feirten das Gastmahl; Häuften ihm drauf am elften den Ehrenhügel des Grabes; Aber den zwölften Tag dann kämpfen wir, wenn es ja sein muß. Wieder begann dagegen der mutige Renner Achilleus: |
670 | Hemmen werd' ich so lange die Kriegsmacht, als du begehret.
Also sprach der Peleid', und faßt' am Knöchel des Greises |
675 | Aber Achilleus ruht' im innersten Raum des Gezeltes, Und ihm lag zur Seite des Brises rosige Tochter. Alle numehr, die Götter und gaulgerüsteten Männer, |
680 | Denn er erwog im Geist, wie er Priamos, Trojas Beherrscher, Führen möcht' aus den Schiffen, geheim vor den heiligen Wächtern. Ihm nun trat er zum Haupt, und redete, also beginnend: Greis, kein Böses fürwahr bekümmert dich, daß du so ruhig |
685 | Zwar nun hast du den Sohn dir gelöst, und vieles gegeben; Aber dich Lebenden lösten mit dreimal größerer Gabe Deine Söhne daheim in Ilios, wenn's Agamemnon Wüßte, der Atreion', und Achaias Völker es wüßten. Jener sprach's; bang' hört es der Greis, und erweckte den Herold. |
690 | Ihnen spannt' Hermeias die Rosse vor und die Mäuler, Schleunig sodann hinlenkt' er durchs Heer; und keiner vernahm es. Als sie nunmehr an die Furt des schönhinwallenden Xanthos |
695 | Eos im Safrangewand erleuchtete rings nun die Erde. Jene trieben die Rosse zur Stadt wehklagend und seufzend Fort, und die Mäuler führten den Leichnam. Aber kein andrer Sah sie vorher, der Männer noch schöngegürteten Weiber; Nur Kassandra, schön wie die goldene Aphrodite, |
700 | Stieg auf Pergamos Höh', und schauete ferne den Vater, Welcher im Sessel stand, und den stadtdurchrufenden Herold, Auch in dem Maultierwagen, gestreckt auf Gewande, den Leichnam. Laut wehklagte sie nun, und rief durch Ilios' Gassen: Eilt ihn zu schaun, ihr Troer und Troerinnen, den Hektor; |
705 | Habt ihr des Lebenden je, der wiederkehrt' aus der Feldschlacht, Euch gefreut; denn er war die Freude der Stadt und des Volkes! Jene sprach's; und es blieb kein einziger dort in der Feste, |
710 | Beide voran, sein liebendes Weib und die würdige Mutter, Rauften ihr Haar, sinnlos an den rollenden Wagen sich stürzend, Rührend des Toten Haupt; und weinend umstand sie die Menge. Also den ganzen Tag bis spät zur sinkenden Sonne Hätten sie Hektor betraurt die Weinenden außer dem Tore, |
715 | Wenn nicht jetzt aus dem Sessel der Greis zum Volke geredet:
Weicht, und laßt mir die Mäuler hindurchgehn; aber nach diesem Jener sprach's; und sie trennten sich schnell, und wichen dem Wagen. |
720 | Legten sie ihn auf ein schönes Gestell, und ordneten Sänger, Anzuheben die Klag'; und gerührt mit jammernden Tönen Sangen sie Trauergesang, und ringsum seufzten die Weiber. Aber die blühende Fürstin Andromache klagte vor allen, Haltend sein Haupt in den Händen, des männervertilgenden Hektors: |
725 |
Mann, du verlorst dein Leben, du Blühender; aber mich Witwe |
730 | Schirmte, die züchtigen Fraun und stammelnden Kinder errettend, Bald nun werden hinweg sie geführt in geräumigen Schiffen, Und ich selbst mit jenen! Doch du, mein trautester Sohn, wirst Dorthin gehn mit der Mutter, um Arbeit und Schmach zu erdulden, Ringend unter dem Zwang des Grausamen; oder dich schmettert |
735 | Hoch vom Turm ins Verderben, am Arme gefaßt, ein Achaier, Zürnend, da Hektor den Bruder ihm tötete, oder den Vater, Oder den blühenden Sohn: denn traun sehr viel der Achaier Haben durch Hektors Hände den Staub mit den Zähnen gebissen. Nie war schonend dein Vater noch sanft in der grausen Entscheidung; |
740 | Drum betrauren ihn nun die Völker umher in der Feste. Schrecklich hast du die Eltern mit Gram und Trauer belastet, Hektor; doch mich vor allen betrübt nie endender Jammer! Denn nicht hast du mir sterbend die Hand aus dem Bette gereichet, Noch ein Wort mir gesagt voll Weisheit, welches ich ewig |
745 | Eingedenk erwöge, bei Tag' und Nacht dich beweinend.
Also sprach sie weinend, und ringsum seufzten die Weiber. Hektor, du Herzenskind, mein Trautester aller Gebornen! |
750 | Welche ja dein gedenken auch selbst in des Todes Verhängnis! Denn die anderen Söhne, die mir der schnelle Achilleus Nahm, verkauft' er vordem jenseits der öden Gewässer, Hin gen Samos und Imbros und zur unwirtbaren Lemnos. Aber da dich er entseelt mit ragender Spitze des Erzes, |
755 | Hat er so oft dich geschleift um das Ehrenmahl des Patroklos, Seines Freunds, den du schlugst; und erweckete jenen auch so nicht: Dennoch frisch wie betaut und blühend annoch im Palaste Ruhest du, jenem gleich, den der Gott des silbernen Bogens Unversehns hinstreckte, mit lindem Geschoß ihn ereilend. |
760 |
Also sprach sie weinend, und weckt' unermeßlichen Jammer. Hektor, o trautester Freund, geliebt vor des Mannes Gebrüdern! |
765 | Denn mir entflohn seitdem schon zwanzig Jahre des Lebens, Seit von dannen ich ging, das Land der Väter verlassend; Nimmer indes entfiel dir ein böses Wort, noch ein Vorwurf Ja wenn ein andrer im Hause mich anfuhr, unter den Brüdern Oder den Schwestern des Manns, und den stattlichen Frauen der Schwäger |
770 | Oder die Schwäherin selbst, denn der Schwäher ist mild wie ein Vater; immer besänftigtest du, und redetest immer zum Guten, Durch dein freundliches Herz und deine freundlichen Worte. Drum bewein' ich mit dir mich Elende, herzlich bekümmert! Denn kein anderer noch in Trojas weitem Gefilde |
775 | Ist mir Tröster und Freund; sie wenden sich alle mit Abscheu!
Also sprach sie weinend; es seufzt' unzählbares Volk nach. Bringt nun Holz, ihr Troer, vorn Walde zur Stadt, und besorgt nicht |
780 | Peleus' Sohn, mich entsendend von Argos' dunkelen Schiffen, Nicht uns Schaden zu tun, bis genaht der zwölfte der Morgen. Jener sprach's; da bespannten sie schnell mit Stieren und Mäulern |
785 | Aber nachdem zum zehnten die leuchtende Eos emporstieg; Jetzo trugen sie weinend hinaus den mutigen Hektor, Legten ihn hoch auf der Scheiter Gerüst, und entflammten das Feuer. Als aufdämmernd nun Eos mit Rosenfingern emporstieg, |
790 | Diese löschten den glimmenden Schutt mit rötlichem Weine, Überall, wo die Glut hinwütete; drauf in der Asche Lasen das weiße Gebein die Brüder zugleich und Genossen, Wehmutsvoll, ihr Antlitz mit häufigen Tränen benetzend. Jetzo legeten sie die Gebein' in ein goldenes Kästlein, |
795 | Und umhüllten es wohl mit purpurnen weichen Gewanden; Senkten sodann es hinab in die hohle Gruft; und darüber Häuften sie dichtgeordnet gewaltige Steine des Feldes; Schütteten eilend das Mal, und ringsum stellten sie Späher, Daß nicht zuvor anstürmten die hellumschienten Achaier. |
800 | Als sie das Mal geschüttet, enteilten sie. Jetzo von neuem Kamen sie nach dem Gebrauch, und feierten stattlichen Festschmaus Dort in Priamos' Hause, des gottbeseligten Herrschers. Also bestatteten jene den Leib des reisigen Hektors. |