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7. Kapitel.

Vorhin, als Gerard sich durch die Vorpostenkette geschlichen hatte, war er sehr nahe an einem der Posten vorübergekommen. Dieser hatte ein leises Geräusch gehört und dann gelauscht, ohne etwas Weiteres zu vernehmen.

»Fast war es, als ob jemand hier vorübergegangen wäre«, sagte der Posten zu sich. »Es wird wohl irgendein Tier gewesen sein.«

Er schritt leise auf und ab, und nach einiger Zeit kam ihm die Lust, eine Zigarette zu rauchen. Die Franzosen befanden sich ja im Land der Zigaretten; sie selbst sind zudem große Liebhaber dieses Genusses und gaben sich demselben ohne Ausnahme hin. Selbst wenn ein Posten einmal rauchte, wurde gern ein Auge zugedrückt. Der Mann zog also eine Zigarette und Feuerzeug hervor. Da, beim Schein des Hölzchens war es ihm, als ob in dem zu einem Graben aufgeworfenen Land einige tiefe Fußspuren seien. Er bückte sich und leuchtete hin.

»Ah, richtig«, murmelte er. »Diese Spuren sind noch ganz frisch. Der Kerl ist hier vorübergekommen. Wer mag es gewesen sein?«

Er brannte nacheinander mehrere Zündhölzer an und sah nun ganz deutlich die Richtung, die der Mann genommen hatte.

»Dieser Kerl hat sich zwischen uns hindurch und in die Stadt geschlichen«, brummte er. »Er hat also etwas Gefährliches vorgehabt, und ich muß diese Geschichte sogleich melden.«

Er rief den nächsten Posten an und teilte ihm mit, was er bemerkt hatte. Diese Meldung ging von Mann zu Mann bis zu dem Offizier, der sie sofort dem Kommandanten übermittelte. Dieser nahm die Sache ernst, er kommandierte hier auf dem äußersten Posten der französischen Machtentfaltung und begab sich daher sofort unter gehöriger Bedeckung an Ort und Stelle, um seine Maßregeln zu treffen.

»Erzähle!« gebot er dem Soldaten. – »Ich hörte ein Geräusch –« begann dieser. – »Und riefst nicht an?« unterbrach ihn der Kommandant – »Es war nur so leise wie von einer Maus, ich konnte nicht denken, daß es von einem Menschen hergerührt habe«, entschuldigte sich der Mann. – »Und dann?« – »Dann kam mir doch der Gedanke, einmal nachzusehen. Der Boden ist hier weich. War es ein Mensch gewesen, so hatte er sicherlich Spuren hinterlassen. Ich zündete ein Hölzchen an und fand die Fährte!« – »Gut! Deine anfängliche Nachlässigkeit soll dir verziehen sein, weil du sie wiedergutgemacht hast. Brenne die Laternen an.«

Dies geschah, und nun konnte man die ganze Fährte bis dahin verfolgen, wo sie auf festem Boden verlief.

»Der Kerl ist in der Stadt, aber noch nicht wieder heraus«, sagte der Kommandant. »Wo es ihm gelungen ist, hineinzukommen, wird er auch wieder herauszukommen versuchen. Ihr bleibt alle hier. Sobald er kommt, ergreift ihr ihn, ohne ihn vorher anzurufen. Aber legt euch auf die Erde nieder, die Leute dieser Gegend sind erfahrene Kerle. Wenn er kommt und ihr steht, könnte er euch sehen. Ich werde unterdessen den übrigen Außenposten die größte Vorsicht anbefehlen.«

Er ging. Es waren fünfzehn Mann, die er zurückgelassen hatte, alle bewaffnet, also mehr als genug, um einen einzigen zu ergreifen, der noch dazu ahnungslos in die Falle lief.

Die Soldaten lagen lautlos an der Erde und warteten. Stunde um Stunde verging. Schon glaubten sie, daß der, den sie erwarteten, die Stadt gar nicht verlassen werde oder sie bereits an einer anderen Stelle verlassen habe; da ließ sich ein leises Geräusch hören, als ob Erdbrocken von einer Stiefelsohle geschleudert würden.

»Er kommt. Aufgepaßt!« flüsterte der Anführer.

Im nächsten Augenblick sahen sie eine Gestalt, die leise und vorsichtig vorüber wollte; in demselben Moment aber lag diese Gestalt auch bereits an der Erde, und dreißig Fäuste waren bemüht, sie festzuhalten.

»Donnerwetter«, sagte der Mann in französischer Sprache, »was wollt ihr denn von mir?« – »Dich selbst«, antwortete der Anführer. – »Ah, seht zu, ob ihr mich bekommt.«

Er machte eine gewaltige Anstrengung loszukommen, aber es gelang nicht; es waren zu viele, die auf ihm lagen.

Gerard, denn dieser war es natürlich, sah ein, daß er sich fügen müsse. Die Waffen wollte er nicht gebrauchen, da dies seine spätere Lage nur verschlimmern konnte. Ging er freiwillig mit, so war noch alles zu hoffen. Übrigens war es dunkel, er konnte seine Gegner nicht zählen, und es schien ihm die Anzahl weit höher, als sie eigentlich war. Darum sagte er:

»So laßt doch ab, ihr Leute. Ich will ja gar nicht fliehen. Ich habe gar keine Veranlassung, mich vor euch zu verbergen.« – »Oho«, entgegnete der Anführer. »Soeben sagtest du noch, wir sollten zusehen, ob wir dich bekommen würden. Brennt die Laternen an und leuchtet her!«

Es wurde Licht gemacht, und nun besahen die Franzosen sich den Mann.

»Ah, er ist bewaffnet. Nehmt ihm die Waffen ab und bindet ihn.«

Einer der Soldaten nahm Gerards Gürtel ab und schnallte dem Gefangenen damit beide Hände an den Leib, glaubend, daß diese Maßregel genüge.

Aber ein erfahrener Präriejäger weiß jeden Umstand zu benutzen. Als man ihm den Gürtel um den Leib und die Arme legte, preßte er dieselben nicht etwa fest an, sondern er hielt sie möglichst weit ab, so daß die Fessel nicht ganz schloß. Zudem hatte man, um seiner Hände sicher zu sein, den Gürtel nicht um die Brust und die Oberarme, sondern um die Unterarme gelegt so daß es Gerard leichter wurde, die Arme zu bewegen. Bereits als er von der Erde aufstehen mußte, fühlte er, daß es ihm vielleicht mit einem angestrengten Ruck gelingen würde, den rechten Arm aus dem Gürtel zu reißen, und dann ging der linke ja von selbst heraus.

»Wer bist du?« fragte der Anführer ihn verhören. – »Ein Vaquero«, antwortete er. – »Du siehst nicht so aus. Woher?« – »Von Chiricote.«

Chiricote liegt nur wenige Stunden von Chihuahua entfernt

»Was wolltest du in der Stadt?« – »Meine Braut besuchen.« – »Warum kamst du nicht auf dem richtigen Weg?« – »Bist du nicht auch verstohlen zu deinem Mädchen gegangen?« – »Kerl, nenne mich nicht du, sonst bekommst du meinen Kolben zu kosten.« – »Ich nenne einen jeden ganz so, wie er mich nennt« – »Aber ich bin ein Soldat des Kaisers! Übrigens sprichst du ein verteufelt gutes Pariser Französisch. Wie kommt das?« – »Sehr einfach, weil ich Pariser bin.« – »Und Vaquero in Chiricote? Das kommt mir verdächtig vor. Der Herr Kommandant mag sehen, was er aus dir machen kann. Vorwärts!« – »Ja, zum Kommandanten, denn ich glaube selbst, daß du nichts aus mir machen kannst«, antwortete Gerard. – »Hund!«

Der Soldat holte mit dem Kolben aus; da aber trat Gerard einen Schritt auf ihn zu und rief:

»Wage es, zu schlagen oder zu stoßen, so soll dich der Teufel holen!« – »Ah, Mann, du scheinst mir kein gewöhnlicher Vaquero zu sein!« – »Möglich!« – »Gut, wir bringen dich zur Wache, da soll es sich zeigen. Vorwärts!«

Der Marsch begann. Es war dunkel, und wenn es Gerard gelang, einen Arm freizubekommen, so war es möglich, zu entspringen, aber er hätte seine Waffen zurücklassen müssen, und diese waren ihm ans Herz gewachsen. Seine alte Doppelbüchse hatte ihn lange Jahre begleitet, sie hatte ihn ernährt und beschützt. Sollte er sie aufgeben? Nein. Der Präriemann hält auf seine Büchse ebensoviel, wie auf sich selbst. Gerard ließ sich also fortführen, ohne einen Fluchtversuch zu machen. Er hoffte, daß sich schon irgendein Ausweg finden lassen werde.

Man erreichte die Stadt. Das Hauptquartier war in dem Haus aufgeschlagen, das wir in Deutschland Rathaus nennen würden, und dort wohnte auch der Kommandant, der die erste Etage innehatte, deren Fenster hell erleuchtet waren, denn es wurde dort die Tertullia abgehalten, an der auch Emilia hatte teilnehmen wollen.

Gerard wurde zunächst in das Wachlokal geführt, das im Parterre lag. Dort saßen mehrere Unteroffiziere bei der Flasche und bei ihnen eine französische Marketenderin.

Wäre Gerard nicht von der Mannschaft zur Tür hineingestoßen worden, so wäre er auf der Schwelle stehengeblieben, und zwar vor Erstaunen, denn diese Marketenderin war keine andere als Mignon, seine einstige Geliebte!

Also so weit war es mit ihr gekommen. Nicht allein daß sie ihn verraten und betrogen, daß sie ihn um sein Geld gebracht und sich an einen Vornehmen gehängt hatte, jetzt war sie auch nach Mexiko mitgegangen, und zwar als Soldatenliebchen, das ein jeder küssen kann!

»Habt ihr ihn?« fragte der Korporal der Wache. – »Ja, hier!« antwortete der Sergeant. »Er ist ein Vaquero aus Chiricote, wie er sagt, mir aber scheint, daß etwas ganz anderes in dieser Bluse steckt.«

Da stand die Marketenderin von der Seite dessen, bei dem sie saß, auf, faßte den Gefangenen noch einmal scharf ins Auge und rief:

»Ein Vaquero? Ein Vaquero? Laßt euch nicht betrügen! Das ist Gerard, der Schmied aus Paris!« – »Gerard? Der Schmied? Aus Paris?« fragte er rundum. – »Ja, er war Garotteur«, antwortete sie. – »Garotteur?« fragte der Sergeant »Alle Teufel, das soll ihm gefährlich werden. Daß er ein Pariser ist, hat er eingestanden. Nun, wie steht es, Freundchen, he? Ist es wahr, was diese Mademoiselle sagt?«

Diese letztere Frage war an Gerard gerichtet, der, seit er das Mädchen erkannt, keinen Blick wieder auf dasselbe geworfen hatte. Jetzt antwortete er:

»Hat das, was eine Metze sagt, bei euch Gewicht?« – »Eine Metze?« rief die Marketenderin. »Mensch, ich kratze dir die Augen aus!«

Sie wollte auf Gerard eindringen, aber der Sergeant hielt sie davon ab.

»Halt!« sagte er. »Wer dich beleidigt, der beleidigt auch uns. Er soll es büßen. Vor allen Dingen muß ich dem Kommandanten Meldung machen.«

Und schon wollte er gehen, da erschien ein Leutnant unter der Tür. Gerard erkannte in ihm denjenigen, den er im Wald mit dem Kapitän belauscht hatte.

»Was ist das für ein Lärm? Was geht hier vor?« fragte der Offizier.

Die Soldaten salutierten, und der Sergeant antwortete:

»Hier ist ein Gefangener, der sich in die Stadt und dann wieder herausgeschlichen hat.« – »Ah, der, welcher vor drei Stunden gemeldet wurde?« –. »Zu Befehl!«

Der Leutnant faßte den Gefangenen scharf in das Auge.

»Wer ist er?« fragte er. – »Er gibt sich für einen Vaquero aus Chiricote aus, die Marketenderin aber sagt daß er ein Schmied aus Paris sei. Er hat sich sehr renitent gezeigt.« – »Auch noch renitent? Das verschlimmert seine Lage. Wie heißt er?« – »Gerard.«

Da trat der Offizier einen Schritt zurück und rief:

»Gerard? Kerle, wißt ihr, wen ihr vielleicht gefangen habt?«

Und als aller Augen fragend auf ihn gerichtet waren, fuhr er fort:

»Dieser Mann ist vielleicht der Schwarze Gerard, der uns so viel zu schaffen machte.« – »Der Schwarze Gerard!« rief es rundum im Kreis.

Der Offizier aber winkte Ruhe und fragte den Gefangenen:

»Habe ich recht vermutet? Habe ich es richtig getroffen? Antworte!«

Da regte sich ein Gefühl des Stolzes in Gerard. Sollte er eine Lüge sagen und seinen berühmten Namen verleugnen? Nein. Aber sollte er es eingestehen und damit seine Lage verschlimmern? Das ging auch nicht. Er wollte erst sehen, wie ihn der Kommandant empfangen werde; darum zuckte er die Achseln und antwortete:

»Untersuchen Sie es, Leutnant.« – »Man sagt ›Herr‹ Leutnant! Verstanden?« fuhr ihn der Offizier an. »Es ist übrigens egal, ob du eingestehst oder nicht; denn ich werde sogleich wissen, woran ich bin. Man sagt, die berühmte Büchse des Schwarzen Gerard habe einen Kolben, der mit Gold ausgegossen und mit Blei überzogen sei, und daß er mit ihr stets tödliche Hiebe austeilt, da der Kolben sehr schwer ist. Habt ihr ihm diese Waffe abgenommen?« – »Ja. Hier ist sie«, antwortete der Sergeant. – »Nehmt ein Messer. Das Blei ist weich. Seht, ob Gold darunter steckt.«

Jetzt sah sich Gerard verraten. Das, was man sich von seiner Büchse erzählte, war Tatsache. Dieser Kolben diente ihm nicht nur als Waffe, sondern zugleich als Börse. Er hatte sich das Gold von jener Ader geholt und brauchte, wenn er eine plötzliche Ausgabe hatte, nur einen Schnitt in den Kolben zu tun, um bezahlen zu können. Dadurch war dieser bekannt geworden.

»Ah, Teufel, darum also war das Gewehr so schwer«, meinte der Sergeant.

Damit zog er sein Messer hervor und schnitt an einer Stelle das Blei herab. Sofort kam das schimmernde Gold zum Vorschein.

»Hier ist Gold, reines Gold!« rief der Unteroffizier. – »So ist er es!« entgegnete der Leutnant frohlockend. »Ich selbst werde zum Kommandanten gehen, um ihm diese höchst wichtige Meldung zu machen.«

Er ging. Die Zurückbleibenden betrachteten den Gefangenen jetzt mit furchtsamer Scheu. Es herrschte vollständige Stille in dem Wachtlokal, diejenige Stille, die ein bedeutender Charakter so leicht hervorzubringen pflegt.

Selbst die Marketenderin schwieg. Ihr einstiger Geliebter war ein berühmter und gefürchteter Waldläufer geworden, das beschäftigte ihre Gedanken so, daß sie das Reden vergaß, obgleich sie das Wort nicht vergessen konnte, das er gesprochen hatte.

Der Leutnant war mit raschen Schritten zum Kommandanten hinaufgegangen. Droben im Saal war eine große Anzahl Herren und Damen versammelt. Die Damen waren lauter Mexikanerinnen, die Herren aber Mexikaner und französische Offiziere.

Unter den Eingeborenen mochte manches Herz sein, das Juarez treu ergeben war und die fremden Eindringlinge glühend haßte; aber diese Regungen mußten hier verborgen bleiben und durften sich durch keinen Blick verraten.

Gerade, als der Leutnant erschien, war eine Pause in der allgemeinen Unterhaltung eingetreten, daher kam es, daß aller Augen sich auf ihn richteten.

Man sah es ihm ganz deutlich an, daß er irgendeine wichtige Nachricht bringe. Auch der Kommandant bemerkte dies und rief ihm daher fragend entgegen:

»So aufgeregt, Leutnant! Was bringen Sie?« – »Eine höchst wichtige und erfreuliche Meldung«, antwortete der Gefragte. – »Also dienstlich?« – »Zu Befehl.« – »Ist sie unter vier Augen zu geben oder nicht?« – »Ah, ich glaube, daß sämtliche Herrschaften sich darüber freuen werden.« – »Nun, wenn es sich nicht um ein Geheimnis handelt, so reden Sie!«

Da stellte sich der Leutnant in dienstliche Positur, salutierte und sagte dann:

»Gebe mir die Ehre, gehorsamst zu melden, daß wir den Schwarzen Gerard gefangen haben.«

Sofort sprang der Kommandant auf und mit ihm alle anderen ohne Ausnahme.

»Den Schwarzen Gerard! Ist's möglich?« rief er erfreut. – »Gewiß, er ist's!«

Dieses Wort brachte eine allgemeine Aufregung hervor. Die Franzosen waren entzückt, den gefährlichen Feind in ihre Hand bekommen zu haben, während diese Nachricht die Mexikaner ganz gegenteilig berührte. War dieser berühmte Parteigänger wirklich gefangen, so hatte die Sache des Vaterlandes und des Präsidenten Juarez einen großen Verlust erlitten. Alle aber waren sie einig in der Begierde, den gefürchteten Mann zu sehen; darum lauschten sie aufmerksam auf die Worte, die zwischen dem Kommandanten und dem Leutnant gewechselt wurden.

»Wo ist er?« fragte der erstere. – »Unten im Wachlokal«, antwortete der letztere. – »Wo hat man ihn ergriffen?« – »Draußen bei den Vorposten, er hatte sich in die Stadt geschlichen.« – »Alle Teufel! So war es wohl jener Kerl, der mir gemeldet wurde?« – »Zu Befehl, ganz derselbe.« – »Hat er eingestanden, wer er ist?« – »Nein. Er gab sich für einen Vaquero aus Chiricote aus.« – »Wer hat ihn erkannt?« – »Eigentlich ich. Die Marketenderin erkannte in ihm einen Schmied aus Paris, namens Gerard, dies machte mich aufmerksam, da der Mann einen dichten, schwarzen Vollbart trägt. Ich fragte ihn, und er antwortete ausweichend. Da ließ ich seine Büchse untersuchen, und ...« – »Ah, ja! Sie soll ja einen Kolben von gediegenem Gold haben!« – »Das mit Blei überzogen ist. Ich ließ das Blei entfernen, und richtig kam das gediegene Gold zum Vorschein.« – »So ist er es! Lassen Sie ihn sofort in meine Privatwohnung bringen!«

Schon wollte sich der Leutnant entfernen, da blickten sich die Versammelten untereinander an, und eine Dame, die sich der Gunst des Kommandanten rühmen mochte, wandte sich an diesen mit der Bitte:

»Monsieur, das werden Sie uns doch nicht antun! Wir alle brennen vor Begierde, diesen Mann zu sehen. Werden Sie so unritterlich sein, den anwesenden Damen ihre Bitte abzuschlagen?«

Der Kommandant überlegte einen Augenblick. Es schmeichelte ihm, der Gesellschaft einen Gefangenen vorführen zu können, und daher gebot er:

»Gut, bringen Sie ihn hierher, Leutnant. Bringen Sie auch seine Waffe mit. Wir müssen uns diese berühmte Büchse einmal genau ansehen.«

Der Leutnant entfernte sich, und nach einer Pause todesstiller Erwartung trat er mit dem Jäger ein, von einem Piquet bewaffneter Soldaten begleitet. Er hatte geglaubt, diese Vorsicht nicht unterlassen zu dürfen.

Alle Blicke richteten sich auf den Gefangenen. Er war nicht in die mexikanische, theatralische Tracht gekleidet, er trug nur einen alten, blutbefleckten Anzug, aber seine Gestalt machte doch einen bedeutenden Eindruck. Besonders imponierten die furchtlosen Augen, deren Blick ruhig die Gesellschaft musterte.


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