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Am anderen Morgen stand Señor Pirnero auf, kleidete sich verdrossen an und ging dann, wie gewöhnlich, sofort nach der Gaststube, um seine Morgenschokolade zu schlürfen, trat an sein Fenster, um die alltägliche Wetterbeobachtung zu machen, und bildete da eine höchst eigentümliche Figur.
Sein Mund hatte sich ganz erstaunt geöffnet, seine Brauen zogen sich bis zur oberen Stirnhälfte empor, seine Ohren fuhren nach hinten, und seine Hände streckten sich aus. So stand er da, ein Bild der höchsten Überraschung.
In diesem Augenblick trat Resedilla ein, um ihm den Morgentrank zu bringen. Als sie ihn erblickte, erschrak sie förmlich und fragte voll Angst:
»Mein Gott, Vater, was hast du?«
Da drehte er sich langsam um. Der Mund klappte zu, die Brauen fielen herab, die Ohren kehrten an ihren eigentlichen Platz zurück, und die Hände krochen langsam in die Hosentaschen. Er blickte die Tochter überlegen an und antwortete:
»Was ich habe? Nun, was soll ich haben? Freude habe ich über das Wetter!«
Jetzt mußte sie lächeln. Sie setzte die Tasse hin und begab sich an ihren gewöhnlichen Platz.
Der Vater tat einen langen, vergnügten Schluck, blickte freundlich zum Fenster hinaus, räusperte sich und sagte mit tiefster Betonung:
»Schönes Wetter!«
Er hatte recht, denn draußen schien die Sonne, und nach dem anhaltenden Regen sah die Natur aus, als ob sie neu geschaffen worden sei. Auch Resedilla freute sich über diese Änderung, aber sie vergaß, dem Vater zu antworten, darum drehte dieser sich zu ihr hin und brummte:
»Nun?« – »Was denn?« – »Schönes Wetter! Ausgezeichnetes Wetter!« – »Herrlich, Vater.« – »Gewiß. So einen Tag haben wir hier lange Zeit nicht gehabt Fast gerade so wie in Pirna.« – »Ist das Wetter dort so schön, Vater?« – »Ausgezeichnet!« – »Niemals Regen?« fragte sie zweifelnd. – »Nie! Wozu denn Regen? Wir haben ja die Elbe da, wenn wir Wasser brauchen! In Pirna sind sie nicht so dumm, die Elbe zu haben und es auch noch regnen zu lassen. Höchstens gießt es einmal vierzehn Tage lang, was nur so vom Himmel herunter will, denn die Wolken wollen doch auch einmal ihren Willen haben, dann tritt wieder gutes Wetter ein!« – »Also regnet es in Pirna doch?« fragte Resedilla lächelnd.
Das ärgerte ihn.
»Nein, sondern es gießt!« antwortete er ergrimmt »Dann läuft das Wasser auf den Gassen, daß keine Frau hinauskann. Nur lange Stiefel kommen da durch. Wehe also der, die keinen Mann hat, sondern ledig ist!«
Jetzt schwieg Resedilla, und sie wußte sehr wohl, warum.
Es war höchst eigentümlich, auf welchen Wegen der Alte immer wieder auf sein Lieblingsthema zu kommen wußte. Jetzt war er glücklich dabei. Darum fuhr er fort
»Genaugenommen, muß man bei Sonnenschein ebenso verheiratet sein wie bei Regen. Ich setze den Fall, wir behalten dieses Wetter, so werden alle Jäger und Umwohner das Fort besuchen, und dann haben wir einen Zuspruch, den ich ohne Schwiegersohn gar nicht bewältigen kann.«
Die Tochter ließ ihn reden. Das schöne Wetter hatte ihn in gute Laune versetzt, und sie wollte ihm dieselbe nicht verderben, als er fortfuhr:
»Bei dir redet man allerdings nur in den Wind. Wie viele sind dagewesen, die die besten Anlagen zum Schwiegersohn gehabt hätten! Jetzt kommt sogar der Schwarze Gerard, der sicherlich ein Schwiegersohn ist, wie er im Buche steht Bei dem heutigen Wetter bleibt er sicherlich nicht aus. Da ist ferner unser gestriger Gast Er ist zwar ein bißchen klein, aber er hat einen berühmten Jägernamen und außerdem ganze Beutel voll Nuggets. Ah, ist er schon aufgestanden?« – »Schon längst.« – »Wo steckt er denn?« – »Er wollte sehen, ob er uns für den Mittagstisch etwas schießen könne.« – »So ist er fort?« – »Ja, schon sehr früh.« – »Auf die Jagd?« – »Ja.« – »Siehst du, was für ein Schwiegersohn der sein würde. Der brächte uns Hirsche und Wildbret die schwere Menge geschleppt, denn von dem Kleinen André hat man schon längst gehört. Er ist ein ganz anderer Kerl als jener Mason, der nie ein Wild sieht oder gar schießt, keine Kleider auf dem Leibe hat und nur einen einzigen Julep trinkt. Dieser Kerl könnte mir gestohlen werden, obgleich ich mich gestern freute, daß er so gut deutsch sprechen kann. Aber zu einem tüchtigen Schwiegersohn braucht man mehr als Deutsch. Der Mason ist mir nicht ...«
Er hielt mitten in der Rede inne und fuhr vom Stuhl empor, denn draußen war ein Reiter vorübergekommen, der sein Pferd nach dem offenen Stall zu ritt.
»Da!« sagte der Wirt ärgerlich. »Man darf den Teufel nur an die Wand malen, so ist er auch sogleich da. Hast du gesehen, wer dieser Reiter war, Resedilla?« – »Ja.« – »Und wer?« – »Mason«, antwortete sie errötend. – »Dachte ich es doch, obgleich er mir zu rasch am Fenster vorüber war. Jetzt wird er hereinkommen und drei Stunden an einem Gläschen Julep herumlutschen. In Pirna sagen wir nämlich lutschen. Ja, da kommt er auch wirklich schon!«
Die Tür ging auf, und Gerard trat ein.
»Guten Morgen«, grüßte er freundlich.
Resedilla nickte ihm lächelnd zu, der Alte aber tat, als ob er den Gruß nicht gehört und auch den Eintretenden nicht bemerkt habe.
Letzterer bestellte sich wirklich einen Julep und nippte daran, nachdem er ihn von der Tochter empfangen hatte. Nun trat eine mehrere Minuten lange Stille ein. Da aber Pirnero kein Freund von solchen langen Pausen war, so sagte er schließlich:
»Schönes Wetter!«
Niemand antwortete. Deshalb drehte er sich zu Gerard herum und sagte:
»Nun, Señor! Schönes Wetter!« – »Allerdings. Ich habe Euch nur nicht geantwortet, weil ich Euch nicht erschrecken wollte!« – »Erschrecken? Warum sollte ich über Euch erschrecken?« – »Weil ich dachte, Ihr hättet es gar nicht bemerkt, daß ich bei Euch eingetreten bin.« – »Glaubt Ihr etwa, daß ich einen jeden bemerken soll, der nur einen Julep trinkt?« – »Ich denke.« – »Das fällt mir gar nicht ein. Aber sagt, trinkt der Schwarze Gerard auch nur einen einzigen?« – »Ja, wie ich gehört habe.« – »Hm! So einem Jäger sollte man doch zwanzig oder dreißig zutrauen. Aber Señor, was habt Ihr denn da für frische Blutflecke auf Eurer Jacke?«
Resedilla erbleichte, als sie diese Frage vernahm. Die Jacke Gerards war allerdings über und über mit Blut bespritzt. Es war das Blut des Kapitäns und des Oberleutnants, die er gestern erschossen hatte. Er antwortete ganz unbefangen:
»Das? Das ist das Blut von einer Rehgeiß.« – »Von einer Rehgeiß? Ah, da habt Ihr also doch endlich einmal etwas geschossen?« – »Nein.« – »Nicht? Aber das Blut?« – »Ein Kamerad hat sie geschossen. Ich habe sie nur getragen, und da bin ich ein wenig rot geworden.«
Da warf ihm der Alte einen Blick tiefster Verachtung zu.
»Nicht einmal eine Rehgeiß also«, sagte er. »Ihr seid wohl nur darum Jäger geworden, um für andere die Beute zu tragen?« – »Hm, man ist doch gern gefällig.« – »Donnerwetter, Señor, so seid doch einmal gegen Euch gefällig und schießt etwas. Wenn ich da an andere denke! Da ist zum Beispiel der Kleine André, der bei mir wohnt und ganze Beutel voll Nuggets besitzt, heute auf die Jagd gegangen, um mir einen Braten zu liefern, und ich setze meinen Kopf zum Pfand, daß er – ah, da kommt einmal her, Señor!«
Pirnero streckte bei der Unterbrechung seiner Rede die Hand nach Gerard aus und fuhr dann fort
»Ich will Euch etwas zeigen.«
Gerard trat zum Fenster und blickte hinaus.
»Seht Dir, wer da drüben kommt? Wer ist es?« – »Euer Gast, der Kleine André.« – »Nun, was trägt er, he?« – »Einen Bock, wie es scheint« – »Ja, einen Bock, einen großen, feisten Bock. Und glaubt Ihr etwa, daß er ihn für einen anderen trägt, so wie Ihr es macht?« – »Das weiß ich nicht Man muß ihn fragen.« – »Das ist nicht notwendig, Señor. Was der André trägt, das hat er jedenfalls selbst geschossen. Er hält sein Wort und liefert mir einen Braten. Übrigens hat er es außerordentlich eilig. Er kommt ja gelaufen, als ob ihm irgend jemand auf dem Nacken säße. Was muß er haben?«
Der kleine Jäger, den der Rehbock nicht im mindesten zu belästigen schien, kam allerdings mit sehr eiligen Schritten daher. Draußen im Flur warf er, wie man hörte, das Wild auf die Erde und trat dann ein.
»Aufgestanden, Señor Pirnero? Guten Morgen!« sagte er. – »Guten Morgen, Señor André!« antwortete der Alte sehr freundlich. »Was bringt Ihr denn da für ein Wild in das Haus?« – »Ich habe es für Eure Küche geschossen.« – »Als Geschenk?« – »Natürlich. Aber ich bringe Euch noch etwas Besseres! Eine Nachricht von außerordentlicher Wichtigkeit.« – »Ihr macht mich neugierig. Welche Nachricht wäre das?« – »Gebt mir erst einen Julep, dann sollt Ihr es hören.«
Während Resedilla den Schnaps einschenkte, begrüßte Andre Gerard mit einem Kopfnicken, und nachdem er das Glas empfangen und ausgetrunken hatte, sagte er:
»Señor Pirnero, endlich kommt Euer längst erwarteter Gast!« – »Ah, wer? Etwa der Schwarze Gerard?« – »Ja.« – »Alle Wetter. Woher wißt Ihr das?« – »Von dem Apachenhäuptling Bärenauge.«
Da fuhr der Wirt ganz erschrocken einige Schritte zurück.
»Bärenauge, der Apache?« fragte er. »Der alle Wochen einen Weißen tötet?« – »Derselbe«, nickte Andre. – »Mit dem habt Ihr gesprochen? Und der hat Euch nichts getan?« – »Gar nichts«, lachte der Kleine. – »So seid Ihr wohl ein Freund der Apachen?« – »Das kann ich eigentlich nicht sagen, aber da sie jetzt mit uns verbündet sind, so brauchte ich mich vor ihnen nicht zu fürchten.« – »Aber wo war es denn? Wo traft Ihr ihn?« – »Am Rand des Waldes. Er hatte fünfhundert Apachen bei sich.«
Da schlug der Alte die Hände über dem Kopf zusammen und jammerte:
»So sei Gott uns allen gnädig! Fünfhundert Apachen! Sie werden das Fort überfallen; sie werden sengen und brennen und keinen Stein auf dem anderen lassen.« – »Da irrt Ihr Euch gewaltig«, entgegnete der Kleine. »Sie kommen nicht als Feinde, sondern als Freunde der Bewohner von Guadeloupe.« – »Das glaubt Euch niemand.« – »So sage ich Euch, daß sie sogar das Fort gerettet haben.« – »Gerettet?« fragte Pirnero ganz perplex. »Wann, wo und vor wem?« – »Gestern abend im Teufelspaß, vor einem Überfall der Franzosen.«
Das war dem Alten denn doch zu viel. Er drehte sich unwillig ab und sagte:
»Señor, glaubt Ihr etwa, wenn Ihr mir einen Braten in die Küche liefert, so ist es Euch als Lohn dafür erlaubt, Euch über mich lustig zu machen?« – »Das fällt mir gar nicht ein! Señorita, gebt mir noch einen Julep, und dann werde ich Euch erzählen, ganz richtig der Reihe nach.«
Er empfing den Branntwein, nippte daran und berichtete nun:
»Also ich hatte für Euch den Bock geschossen, Señor Pirnero, einen Kapitalbock, sage ich, und lief nun mit ihm durch den Wald, um nach dem Fort zu gehen. Da hörte ich, fast am Ende des Waldes angekommen, ein Pferd schnaufen. Man muß hier stets auf der Hut sein; darum blieb ich stehen und lauschte. Aber indem ich horchte, richteten sich plötzlich fünf Gestalten vor mir auf. Es waren Apachen, und zwar auf einem Kriegszug; das sah ich gleich an der Bemalung ihrer Gesichter.« – »Heilige Maria, so ist es also wirklich wahr?« fragte Pirnero. – »Natürlich«, antwortete der Kleine. »Ich griff sofort zur Büchse, aber sie wurde mir im Nu entrissen, und so ging es auch mit dem Bowiemesser.« – »Ihr waret gefangen?« – »Ja, wir alle beide, nämlich ich und der Bock«, lachte der Kleine. »Das ist allerdings fatal. Ein Jäger gefangen, ohne Gelegenheit zu finden, einen Schuß oder Stich zu tun, das ist eigentlich sehr ehrenkränkend. Aber in der offenen Prärie oder im Urwald wäre mir dies sicherlich nicht passiert.« – »Ich glaube es Euch, Señor!« versicherte Pirnero. – »Wer denkt auch, daß hier in unmittelbarer Nähe des Forts fünfhundert Apachen stecken können! Also ich war festgenommen und wurde vor den Anführer transportiert. Dieser lag inmitten eines Kreises, den seine Leute bildeten. Er war ein noch junger Kerl, schien aber Haare auf den Zähnen zu haben. Er blitzte mich mit seinen Augen an, daß mir angst und bange wurde, und fragte, was ich hier zu tun habe. – ›Ich habe dieses Wild geschossen‹, antwortete ich. – ›So bist du ein Jäger?‹ fragte er. – ›Ja‹, antwortete ich. – ›Wie ist dein Name?‹ – ›Man nennt mich den Kleinen André.‹ – Der Apache dachte nun eine Weile nach, nickte langsam mit dem Kopf und sagte darauf: ›Ich habe deinen Namen gehört, du bist kein Franzose. Wohin willst du jetzt dieses Tier tragen?‹ – ›Nach dem Fort‹ – ›Was tust du im Fort?‹ – ›Ich warte auf einen anderen Jäger, auf den Schwarzen Gerard.‹ – Da sah mich der Apache an, als ob er mich mit seinen Augen anbrennen wollte und erwiderte: ›Was willst du von ihm?‹ – ›Ich habe ihm eine Botschaft zu sagen.‹ – Jetzt nickte er wieder, lächelte ein wenig, winkte, und nachdem mir auf diesen Wink mein Gewehr und mein Messer wiedergegeben worden waren, meinte er: ›Gehe nach dem Fort. Du bist frei. Du wirst dort Gerard finden.‹ – Das war mir natürlich sehr überraschend; darum wagte ich die Frage: ›Weißt du genau, daß er sich dort befindet?‹ – ›Ich bin heute mit ihm geritten‹, antwortete er. ›Er ist in das Fort gegangen vor der Hälfte der Zeit, die die Bleichgesichter eine Stunde nennen.‹ – ›So ist der Schwarze Gerard ein Freund von dir?‹ fragte ich. – ›Ich bin Bärenauge, der Häuptling der Apachen‹, antwortete er, ›und Gerard ist mein Bruder.‹ – Diese Worte überzeugten mich, daß wir von den Apachen nichts zu befürchten hätten, und ich erlaubte mir daher die Frage: ›Was tut Bärenauge hier am Fort mit seinen Kriegern?‹ – ›Er hat mit Gerard das Fort beschützt‹, antwortete er. ›Gestern kam eine Kompanie Soldaten, um das Fort zu überfallen. Wir haben sie in der Schlucht des Teufels geschlagen und nur zwei Männer und zwei Frauen übriggelassen, die du dort am Baum sitzen siehst.‹ Das war wahr. Unter einem Baum saßen in der Tat zwei weiße Señores und zwei weiße Damen. Ich redete sie an, und denkt Euch mein Erstaunen, als ich hörte, daß die zwei Männer Deutsche seien.« – »Deutsche?« rief da Pirnero. »Ist das wahr?« – Natürlich.« – »Wo waren sie her? Aus Sachsen?« – »Nein.« – »Aus Pirna?« – »Nein. Wenn sie nicht aus Sachsen sind, so können sie doch auch nicht aus Pirna sein! Es waren zwei Ärzte aus Wien. Sie erzählten mir alles.« – »So hat der Häuptling nicht gelogen?« – »Nein. Die Franzosen haben wirklich das Fort überfallen wollen, und die beiden Ärzte sind mit ihnen ausgezogen. Der Schwarze Gerard aber hat sie abgelauert und mit den Apachen überfallen. Es ist kein einziger übriggeblieben.« – »Heilige Madonna, in welcher Gefahr haben wir geschwebt!« rief jetzt Pirnero. – »Ich hörte«, fuhr der Kleine fort, »daß ein Kapitän der Franzosen verkleidet sich bereits im Fort befunden habe. Er hat sogar bei Euch geschlafen, Señor. Da er aber ein Spion war, so hat ihn der Schwarze Gerard des Nachts aus Eurem Haus geschafft und jenseits des Presido unschädlich gemacht.«
Der Alte hatte vor Erstaunen den Mund weit offen.
»Ein Kapitän, verkleidet bei mir?« fragte er ganz entsetzt. – »Ja.« – »So ist es jener Goldsucher gewesen, der am Morgen verschwunden war.« – »Möglich.« – »Und Gerard hat ihn fortgeschafft?« – »Ja.« – »So muß er doch des Nachts in meinem Haus gewesen sein?« – »Es ist nicht gut anders möglich.« – »Hätte ich das gewußt! Ja, dieser Gerard ist der berühmteste und größte Jäger weit und breit. Kein Mensch ist vor ihm sicher, und überall, wo er gebraucht wird, da ist er auch. Also er befindet sich bereits im Fort? Nun, so hoffe ich, daß er auch zu mir kommen wird.« – »Natürlich! Ich erwarte ihn ja bei Euch. Er ist, wie ich hörte, zum Annunciamento – Bürgermeisteramt – gegangen, um den Apachen die Erlaubnis auszuwirken, ins Fort zu kommen und sich verschiedenes kaufen zu dürfen.« – »Heilige Maria! Dann kommen die Wilden auch zu mir?« – »Jedenfalls.« – »Welches Unglück! Ich habe keinen Schwiegersohn, der mir beisteht.«
Der kleine Jäger konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.
»Ihr braucht gar keine Sorge zu haben, Señor«, meinte er. »Die Apachen werden Euch nicht das geringste tun. Ihr werdet sogar großen Profit von ihnen haben, denn sie haben natürlich den Franzosen das ganze Geld abgenommen, und da Ihr den einzigen Laden des Forts besitzt, so steht zu erwarten, daß sie sehr viel kaufen.« – »Aber nicht bezahlen.« – »Da müßt Ihr Euch an Gerard wenden, dem gehorchen sie auf alle Fälle.« – »O Mater dolorosa, wenn er doch bereits hier wäre! Fünfhundert Apachen wollen kaufen, und ich allein soll alles bewältigen! Ich habe niemanden, der mir helfen kann, zwar eine Tochter, aber keinen Schwiegersohn!« – »Übrigens«, fuhr der Kleine fort, »wollen die beiden deutschen Doktoren bei Euch wohnen und die zwei Señoritas auch.« – »Die Deutschen? Ist das wahr?« – »Ja. Sie bleiben hier, bis die Wege wieder sicher sind.« – »Gott sei Dank! Das ist ein Trost in diesem Jammer. Sie werden Pirna kennen und die Elbe und mir beistehen, die Apachen zu befriedigen. Aber was wird mit den toten Franzosen geschehen?« – »Der Schwarze Gerard wird auf dem Annunciamento erwirken, daß Bewohner des Forts nach der Schlucht gesandt werden, um sie zu beerdigen.«