Ludwig Preller
Griechische Mythologie II - Heroen
Ludwig Preller

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f. Rhadamanthys.

Rhadamanthys, dessen Name die Etymologie viel beschäftigt hatῬαδάμανϑυς aeol. Βραδάμανϑυς. Zoëga de obelisc. 296 suchte die Erklärung im Aegyptischen. Kuhn Z. f. vgl. Spr. 4, 88 ff. erklärt ihn mit Hülfe von skr. manth für einen »Gertenschwinger«, Pott ib. 5, 257 ff. aus dem Griechischen durch »späte Einsicht.«, ist nach der älteren Ueberlieferung der einzige Bruder des Minos. Eigentlich scheint sein Reich kein Land von dieser Welt zu sein, sondern ein Gebiet des Glaubens und der Phantasie nehmlich Elysion oder die Inseln der Seligen im okeanischen Westen, wohin die aus diesem Leben Entrückten versetzt werden und von Rhadamanthys regiert eines unsterblichen Daseins genießen. So namentlich die Schilderungen der Odyssee und PindarsOd. 4, 564, womit auch die Erzählung übereinstimmt daß die Phaeaken ihn nach Euboea gebracht hatten ἐποψόμενον Τιτυόν, Od. 7, 324 vgl. Bd. 1, 494, [1538]. Auch bei Pindar Ol. 2, 68 ff. liegt dieselbe Vorstellung zu Grunde, obwohl die Seligen hier nicht mehr Entrückte sind, sondern durch dreimaliges Leben Geprüfte., während andre Dichter sich begnügen seine Gerechtigkeit, seine Unschuld, seine Weisheit aufs höchste zu preisen und damit auf den Grund jener Auszeichnung hinzudeutenPind. P. 2, 73 ὁ δὲ Ῥαδάμανϑυς εὐ πέπραγεν ὅτι φρενῶν ἔλαχε καρπὸν ἀμώμητον etc. vgl. Bd. 1, 636, [2011] und Demosth. Erot. p. 599 εὐρήσομεν γὰρ Αἰοκὸν μὲν καὶ Ῥαδάμανϑυν διὰ σωφροσύνην – ὑπὸ ϑεῶν ἀγαπηϑέντας.. Später ist daraus der gerechte Richter in der Unterwelt 130 geworden, welcher nach Plato Gorg. 524 mit seinem Bruder Minos als Asiate über die Verstorbenen aus Asien richtet, wie Aeakos als Europaeer über die Europaeer, ohne Zweifel weil Minos und Rhadamanthys als Söhne der Europa vom Phoenix oder Agenor abstammten. Denn beide wurden in dieser Zeit allgemein für wirkliche Könige gehalten, und zwar Rhadamanthys entweder für einen Gehülfen oder für das ältere Vorbild des MinosPlato Min. 320, Ephoros b. Str. 10, 476. Nach Paus. 8, 53, 2 galt Gortys für einen Sohn des Rhadamanthys. oder für den Inselkönig schlechthin, worin das ältere Gerücht von seiner Herrschaft über die Inseln der Seligen nicht zu verkennen ist. Es heißt nun daß alle Inseln und ein großer Theil der Küste von Asien seines gerechten und strengen Regimentes wegen sich ihm freiwillig ergeben hätten, auch wurden alle ältesten Könige in diesen Gegenden von ihm abgeleitet, Erythros in Erythrae als sein Sohn, Oenopion auf Chios, Thoas auf Lemnos, Enyeus auf Skyros, Pamphylos auf Peparethos, Euambeus in Maroneia, Alkaeos auf Paros, Anion auf Delos, Andreus auf Andros als seine von ihm selbst eingesetzten NachfolgerDiod. 5, 79. 84. Ueber Anios oder Anion auf Delos und Oenopion auf Chios s. Bd. 1, 531. Εὐαμβεὺς in Maroneia ist gleichfalls ein dem Dionysischen Cultus entlehnter Name. Dahingegen das Volk der Rhadamanen bei Nonnos und Zeus Κρηταῖος und Minos in Gaza und Antiochien zu jenen gelehrten Spielereien des hellenistischen Zeitalters mit mythischen Namen und Vorstellungen der Vorzeit gehört, auf welche nichts zu geben ist, s. Stark Gaza 580 ff.. Andre erzählten von seinen gerechten Urtheilen und dem von ihm als sichres und schnelles Entscheidungsmittel eingesetzten Eide, nach welchem man wohl bei Thieren und Bäumen schwören durfte, z. B. bei der Gans oder beim Hunde oder bei der Platane oder beim Widder u. dgl., aber nicht bei den GötternPlato leg. 12 p. 948 B u. Arist. Av. 520, wo die Scholien diese Verse Kratins citiren, vgl. Schol. Plat. p. 331, Suid., Hes. Ῥαδαμάνϑυος ὅρκος, Zenob. 5, 81 u. A.: οἷς ἦν μέγιστος ὅρκος ἅπαντι λόγῳ κύων, ἔπειτα χήν, ϑεοὺς δ' ἐσίγων, b. Meineke Com. Gr. 2, 1, 155. Auch Sokrates und die Sokratiker sollen so geschworen haben. Offenbar waren es ursprünglich heilige Bäume und heilige Thiere.. Oder von seiner Flucht aus Kreta nach Boeotien, wo er sich mit der Alkmene verbunden und den jungen Herakles zur Tugend und Weisheit erzogen habe, obwohl die ältere Sage nur von einer Vereinigung der verklärten Alkmene und des Rhadamanthys auf den Inseln der Seligen wußtePherekydes b. Antonin. Lib. 33.. Also immer erscheinen diese als seine eigene Heimath, 131 daher zu vermuthen ist daß Rhadamanthys ursprünglich nur ein ideales Gegenbild zum Minos war, dieser das Muster eines Königs in dieser, jener in jener Welt, zumal da ähnliche Vorstellungen sich auch in den Sagen der Inder und Perser nachweisen lassenWindischmann, Ursagen der arischen Völker, München 1852 (Abh. d. K. Bayr. Akad.), wo Minos mit dem indischen Manu, Rhadamanthys mit Yama verglichen und diese beiden Namen durch »Völkersammler«, übersetzt werden, von yam, δαμάω, δαμάζω..


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