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b. Die attische Königschronik.
Diese war aus solchen alten Erinnerungen und anderen Namen, welche oft nur gewisse Eigenthümlichkeiten des Landes, seiner Gestalt, seines Bodens ausdrückten, auf das willkürlichste zusammengesetzt, wie sie denn vollständig erst bei den späteren Mythographen und Chronologen vorliegt. Zuerst wurde Ogyges genannt, von dem man auch in Boeotien fabelte, ein Repräsentant der großen Fluth, eigentlich identisch mit Okeanos (1, 27, [12]). Dann folgte Aktaeos oder Aktaeon von ἀκτή d. i. die Steilküste an der sich das Meer bricht, weil Attika eine Halbinsel war und wegen solcher Küstenbildung Ἀττικὴ genannt wurdeStrabo 9, 391. 397, Paus. 1, 2, 5, Steph. B., Et. M., Suid. v. ἀκτή. Die alexandrinischen und römischen Dichter sagen nicht selten ἄκτιος ἀκταῖος für ἀττικός u. s. w.. Für seinen Nachfolger galt Kekrops, in der Geschichte ein Repräsentant aller ältesten Einrichtungen des doch erst weit später zu einem Ganzen vereinigten Landes, namentlich der ältesten zwölf Städte und ihrer Verbindung in verschiedenen GruppenPhiloch. b. Str. 9, 397, Et. M. ἐπακρία χώρα, Suid. v. ἐπακτρία, Steph. B. ἐπάκρια.; ja er wurde in Folge von attischen Ansiedelungen oder späteren Fabeleien auch in Megara, auf Euboea und selbst zu Salamis auf Cypern genanntἈϑῆναι Διάδες in Euboea, seine Gründung Euseb. Chron. p. 281, Synkell. p. 153 C, nach Strabo 10, 446 ein κτίσμα Ἀϑηναίων. In Megara erzählte man von seiner Entführung durch Athena αἴϑυια, doch wurde von Andern Pandion genannt, Hesych ἐνδαρϑυία vgl. Lykophr. 359, Paus. 1, 5, 3; 41, 6, Bd. 1, 172, [460]. Von Salamis auf Cypern, wo die Kekropide Aglauros mit Menschenopfern verehrt wurde, Porphyr d. abstin. 2, 54. Auch die fabelhafte Doppelstadt in Boeotien, Athen und Eleusis, wurde dem Kekrops zugeschrieben, Str. 9, 407.. Nun folgte Kranaos, eine Personification des felsigen Bodens von Attika, welches, in seinem Innern von verschiedenen Gebirgszügen durchkreuzt, größtentheils wohl ein guter Boden für Hirten und Heerden, aber nicht für fremde Ansiedler warThuk. 1, 2 vgl. die Phyle der Αἰγικορεῖς und die noch von Solon für erschlagene Wölfe angesetzten Belohnungen, Plut. Sol. 23, welcher hinzusetzt ἀρχαῖον δὲ τοῖς Ἀϑηναίοις τὸ πολεμεῖν τοῖς λύκοις βελτίονα νέμειν ἢ γεωργεῖν χώραν ἔχουσι., daher die Dichter von dem »felsigen Athen« zu sprechen pflegenἈϑῆναι κρανααὶ Pind. Ol. 7, 82, Aristoph. Acharn. 75, Av. 123, nehmlich διὰ τὸ τραχὺ καὶ λεπτόγεων, Schol. Av. l. c, Suid. v. κραναῶν. Daher Πελασγοὶ κραναοὶ für die ältesten Einwohner von Attika Herod. 8, 44. Einen ἱερεὺς τοῦ Κραναοῦ aus dem Geschlechte der Χαρίδαι erwähnt Hesych s. v., sein Grab in Demos Lamptrae Paus. 1, 31, 2.. Nach diesem Kranaos hatte man einen Amphiktyon 140 eingeschoben, auf welchen weiter ErichthoniosDieser ist noch b. Isokr. Panath. 126 der unmittelbare Nachfolger des Kekrops. Vgl. Plato Krit. 110 Κέκροπος τε καὶ Ἐρεχϑέως καὶ Ἐριχϑονίου καὶ Ερυσίχϑονος τῶν τε ἄλλων τὰ πλεῖστα. und dessen Sohn Pandion folgte, wieder ein alter und mythischer Name, auf den wir zurückkommen werden. Darauf wiederholte sich dieselbe Reihe noch einmal, so ärmlich war der Vorrath an älteren Ueberlieferungen, im Erechtheus, dem angeblichen Sohne Pandions, welcher eigentlich mit Erichthonios identisch ist, und in einem der Chronologie zu Liebe erdichteten Kekrops II. und Pandion II. Reicher scheint die örtliche Ueberlieferung der Demen d. h. der Dörfer und kleineren Landstädte gewesen zu sein, wo noch Pausanias viele Erinnerungen fand, die mit der Chronik von Athen nicht harmoniren wolltenPaus. 1, 14, 6; 31, 3., obwohl die Mehrzahl der hundert Eponymheroen, welche man später herzuzählen wußte, sicher nach griechischer Weise erst aus den Ortsnamen erdichtet warHerodian π. μον. λεξ. 17, 8 Ἀραφὴν εἰς τῶν ἑκατὸν ἡρώων. Hundert Demen nach dem Zehn-Phylen-System des Kleisthenes, Herod. 5, 69 vgl. Sauppe de demis urban. p. 5–9.. Die trockne Monotonie jener Königsnamen aber wird auf das anmuthigste unterbrochen durch folgende Märchen.