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1. | |
Schon dämmerte der Tag um Lethra's wald'ge Flur, Schon flog im Dänenvolk die thränenreiche Kunde Der blut'gen Schlacht von Mund zu Munde Und drang zur hohen Burg. Von seinem Lager fuhr Der König zürnend auf und stieg die breiten Stufen Zum Heldensaal empor, im leuchtenden Gewand, Und Diener wurden rings zur Stadt hinabgesandt, Die Fürsten seines Reichs zum Rath herbei zu rufen. |
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2. |
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Bald nahte jetzt in Erz gehüllt, Mit drohend wehndem Helm, am Arm den blanken Schild, In starker Hand den Speer, die Heldenschaar der Dänen. Kühn blickt ihr Aug' umher; um ihre Glieder klirrt Des Eisens heller Schmuck; die weiten Hallen tönen Vom Schritt der Wandelnden; und leicht und hüpfend irrt Im Schatten rings mit goldnem Strahle Der flücht'ge Wiederschein vom hellpolirten Stahle. |
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3. |
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Skiold zieht zuerst heran. Sein ungeheurer Speer, Der sonst als Fichtenstamm mit Stürmen oft gestritten, Ragt leuchtend durch die Luft daher, Dem Stern der Frühe gleich. Ihm folgt mit raschen Schritten Thorilde nach. Noch trieft ihr ehrnes Kleid Von schwarzem Blut; noch blitzt mit feuchtem Glanze Ihr breites Schwert; ihr dunkles Auge dräut; Und prangend glänzt der Helm im heil'gen Eichenkranze. |
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4. |
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Auch Rolfo, den der Fels von Helgoland gebar, Ein Krieger, weis' im Rath und unverzagt im Streite, Besteigt die Burg. An seiner Seite Gehn Alf und Edelrad, ein tapfres Brüderpaar, Das in der Jüten blühndem Lande Mit reichem Scepter herrscht. Drauf schreitet Grim heran, Der manchen edlen Schatz auf Anholts seichtem Strandeauf Anholts seichtem Strande – Die Insel Anholt im Kattegat ist wegen der Sandgründe, die sie umgeben, für die Seefahrenden gefährlich. Aus Schiffen, die der Sturm zerschmetterte, gewann. |
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5. |
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Dann nahte Torkills Kraft in blühnder Jugendfülle. Er lebt' in Langeland auf väterlichem Schloß Im Arm der zarten Braut, als ihn des Königs Wille Nach Lethra rief. Sein treuer Kampfgenoß, Der tapfre Biorn, der Fünens fette Weiden Mit milder Hand regiert, umschlingt den lieben Freund. Sie sah man stets in Freud' und Schmerz vereint, Und früh schon schwuren sie: Der Tod nur soll uns scheiden. |
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6. |
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In rauher Bärenhaut schritt Grombar dann einher. Er herrschte dort, wo Hekla's Feuersäule Durch trübe Nebel flammt; nicht führt' er Schwert und Speer, Sein starker Arm schwang eine mächt'ge Keule Aus hartem Stahl. Ihm folgte Tolkar nach, Der fernher von des Eismeers Wogen, Wo einmal nur im Jahr die Nacht den nahnden Tag Vorüberwandelnd grüßt, nach Lethra's Burg gezogen. |
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7. |
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Noch mancher Held, geehrt im Rath und in der Schlacht, Besteigt die Burg, es füllen sich die Hallen, Und in den Kreis der mächtigen Vasallen Tritt Harald selbst in königlicher Pracht. Mit goldnem Glanze prangt um seinen Helm die Krone, Ein reicher Mantel wallt um's Stahlgewand hinab, Die starke Rechte hält den stolzen Herrscherstab; Und so beginnt er jetzt mit feierlichem Tone: |
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8. |
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Ihr Schwerter meiner Schlacht, hochherz'ge Dänen, hört Auf eures Königs Wort. Euch hat in Lethra's Mauern Mein Wille jüngst vereint, weil noch mit rüst'gem Schwert Am Eiderstrand die falschen Sachsen lauern, Zum Ueberfall bereit. Ihr sollt mit starker Hand Um euern König stehn und Odins Spötter schlagen Und weit umher in meiner Feinde Land Das flammende Panier des blut'gen Krieges tragen. |
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9. |
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Wohl hat auch Biarko schon, des Reichs verbannter Feind, Er, den sein eigner Wahn des Dänenthrons beraubte, Weil er dem schwachen Gott des fremden Volkes glaubteWeil er dem schwachen Gott des fremden Volkes glaubte. – Als Poppo den Dänen und dem König Harald Blaatand bei Jifefiord das Christentum predigte, gaben sie wohl zu, daß Christus Gott sey, aber dennoch behaupteten sie, ihre eigenen Götter seyen größer und älter. Suhm über die leichte Verdrängung der Odin. Relig. S. 108. , Mit ihren Schaaren sich vereint. Ihr stolzes Heer, das frühre Schmach zu rächen Schon lange heimlich brennt, bald wird es drohend itzt, Vom falschen Schein des Rechts geschützt, Mit ungestümer Wuth in unsre Grenzen brechen. |
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10. |
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Doch größrer Frevel noch hat mit verborgner List Zu unserm Sturz den Feinden sich verdungen: Dem Schmuck, der unser Heil, der unser Retter ist, Den unsre Faust dem Gott der Schwachen abgezwungen, Ihm nahte Raub. Dir, kühne Priesterin, Dir dankt mein Volk, du hast den Frechen widerstanden, Und schon erwarten sie den schmerzlichen Gewinn Der kecken That in harten Eisenbanden. |
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11. |
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Ihr seht's, daß selbst der sichre Tod Sie, deren Geist erzürnte Nornen leiten, Nicht ferner schreckt, Betrug und Wahnsinn streiten Um Odins Sturz, verborgnes Unheil droht Den Säulen unsres Reichs. Jetzt rathet, edle Dänen, Was sichert unsre Macht? Was heischt das Wohl des Staats? Und welch ein Strafgericht des tückischen Verraths Soll unsrer Brüder Blut und Odins Zorn versöhnen? |
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12. |
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Er spricht's, sie schweigen rings, nur Rolfo tritt hervor. Leicht ist, so spricht der Held, der beste Rath gefunden, Wo Wachsamkeit, mit Muth und Trotz verbunden, Als letztes Heil sich zeigt. Laß um das ehrne Thor Des Tempels tausend starke Helden Als sichre Mauer stehn; dann mögen Haupt und Hand Des kühnen Paars zum Feindesheer gesandt Den Ausgang ihrer That und unsre Rache melden. |
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13. |
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Er ruft's, und lärmend tönt und hell Ihm Beifall rings von jedem Schild entgegen; Nur Skiold verschmäht den Rath. Nicht so, beginnt er schnell, Nicht schimpflich soll der kühne Degen Hinsinken wie ein Knecht! Er ist ein tapfrer Held, Und nimmer soll der Enkel sagen: Er, der die Männer Skiolds, der Dänen Schmuck, gefällt, Liegt ruhmlos, ohne Grab, von feiger Hand erschlagen. |
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14. |
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Ihm zürnt mit bitterm Haß, mit heißer Rachbegier Mein glühend Herz, ihm kann ich nie verzeihen: Er nahm mir meinen Raub, er würgte meine Treuen; Nur mir gebührt der Kampf, die blut'ge Rache mir! Noch einmal soll mein Ruhm durch seinen Fall sich heben; Doch sollten ihm die Nornen Sieg verleihn, Dann zieh' er frei hinweg; er bot mir einst das Leben, Nichts will ich ihm, dem Feinde, schuldig seyn.Nichts will ich ihm, dem Feinde, schuldig seyn. – Die alten Normänner scheuten sich sehr, den glorwürdigen Namen, den sie sich durch tapfere Thaten errungen hatten, dadurch zu verdunkeln, daß sie der Gnade eines Feindes das Leben verdankten. Bartholin. p. 39. |
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15. |
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Doch Jene, die er mir, die er mit trotz'gem Muthe Den Göttern nahm, sie laß ich nicht; Noch nie verletzte Skiold des Eides heil'ge Pflicht. Ihr schwur ich Tod; sie sink' in ihrem Blute Vor Hertha's Opferherd! Dann laß mit kühner Macht Den Sachsenkönig nahn; noch ward den nord'schen Rittern Der Nacken nicht gekrümmt; nur Knecht' und Weiber zittern, Der freie Mann empfängt den Tod und lacht.Der freie Mann empfängt den Tod und lacht. – Es wurde bei den Dänen für rühmlich gehalten, mit Lachen die Todeswunde zu empfangen. Ein solches Beispiel erzählt Saxo Gramm. p. 42. von Agnak, als er durch Biarko fiel. Auch Regner Lodbrog's Todesgesang endigt mit den Worten: Lachend will ich sterben. |
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16. |
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Er ruft's und schlägt an's Schwert und schüttelt seine Lanze In starker Hand, von ungebeugtem Muth Erglänzt sein Blick: so flammt mit kühnem Glanze Durch dunkle Nacht vom hohen Fels die Gluth. Rings weilt im weiten Saal der Ehrfurcht scheues Schweigen, Bewundernd schaut die Schaar ihn an, Und keiner hofft den kühnen Mann Durch kecken Widerspruch zum klügern Rath zu beugen. |
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17. |
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Nur Harald wagt's. Er zagt im bangen Geist Für seines Throns gewalt'ge Stütze Und sucht mit sanftem Wort die ungestüme Hitze, Die rasch zum blinden Glück des blut'gen Kampfs ihn reißt, Zu bändigen. Umsonst; fest trotzt auf seinen Willen Der mächtige Vasall und schwört Bei seinem Haupt und bei der Götter Herd, Was er gesprochen, zu erfüllen. |
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18. |
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Laßt ab, beginnt mit ernstem Wort Thorilde jetzt, ihr könnt ihn nicht erweichen. Die dunkle Norne reißt mit stiller Macht ihn fort, Sie spricht durch seinen Mund, sie giebt mir dieses Zeichen, Daß nicht mein Geist mich trog, als ich mit Brudermord Dem Deutschen jüngst gedräut. Er darf noch nicht erbleichen, Noch einmal muß er fliehn; doch ruht in Skulda's Schooß In düstre Nacht verhüllt für ihn ein gräßlich Loos. |
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19. |
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Doch du, so fährt sie fort und heftet ihre Blicke Mit starrem Glanz auf Skiold, und dunkle Ahnung schwebt Um ihren Mund, wer hat mit deines Feinds Geschicke So wunderbar dein eignes Loos verwebt? Durch dich entflieht er jetzt, du machst der Band' ihn ledig, Doch auch auf deiner Stirn entdeckt des Todes Graun Mein Geist noch nicht. Ihr Götter, seyd uns gnädig, Und laßt die Dämmrung bald der düstern Nacht uns schaun! |
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20. |
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Sie spricht's und blickt hinweg, und alle Fürsten schaudern Bei ihrem dunklen Wort. Nur Skiold erzittert nicht. Ich glaube, ruft er stolz, was mir mein Schwert verspricht; Ihm sey mein Loos vertraut! Nicht lange will ich zaudern. Besorgt den Kampf! Gewaltig zieht Mein Herz mich fort, nach Blute lechzend glüht In meiner Hand der Speer. Was mir die Nornen weben, Das acht' ich nicht; mein Wille lenkt mein Leben. |
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21. |
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So ruft er aus und geht. Und stürmisch folgt die Schaar Dem Helden nach, und Schild und Schwerter tönen Um seinen Pfad; jetzt ziehn sie zum Altar, Durch heil'ges Opferblut die Gottheit zu versöhnen, Die wildes Kampfgewühl und frevelnde Gewalt Verderblich jüngst im stillen Heiligthume Mit schwarzem Mord befleckt; und weit umher erschallt Der Skalden kühnes Lied zu Skiolds und Odins Ruhme. |
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22. |
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Doch als der sechste Morgen graut, Da werden rasch zum blut'gen Werke Auf weitem Markt die Schranken aufgebaut; Und zu dem Paladin, der mit erneuter Stärke Von seinen Wunden jetzt durch weise Pfleg' erstand, Tritt Edelrad, von Skiold gesandt, Um Band' und Kerkerthor dem Helden aufzuschließen Und ihn mit diesem Wort von Roskilds Herrn zu grüßen: |
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23. |
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Steh auf und waffne dich. Dich fordert Skiold zum Streit; Er sah durch dich die tapfern Freunde sterben, Er will mit deinem Blut die mächt'ge Lanze färben. Ergreif den Speer, zieh an das ehrne Kleid! Schon harrt sein Zorn, die Schranken stehn bereit, Dir oder ihm harrt tödtliches Verderben. Doch wenn den Sieg die Nornen dir verliehn, Dann magst du frei hinweg zu deinen Freunden ziehn |
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24. |
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Er spricht's und reicht ihm Schwert und Lanze, Und breitet dann mit hellem Schein Die Waffen vor ihm aus. Hell blitzt im Silberglanze Der ungeheure Schild; zum Flug entfaltet dräun Des raschen Adlers breite Schwingen Vom hohen Helm herab; das schuppige Gewand Verkettet dreifach sich mit dichtverwebten Ringen; Und lastend füllt die Axt des Helden starke Hand. |
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25. |
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Schnell springt der Ritter auf. Ach, lange schon entbehrte Sein Blick der Waffen edle Zier. Kühn greift er nach dem guten Schwerte, Das ihm sein Feind gesandt, er schwingt mit Kampfbegier Hoch durch die Luft den Speer, und wiegt in starken Händen Die mächt'ge Axt, und spiegelt froh im Strahl Des blanken Schildes sich. Willkommen, scharfer Stahl, So ruft er, treuer Freund, du sollst mein Leiden enden! |
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26. |
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Und vor der zarten Dulderin, Die ungebeugt in harten Eisenbanden Mit Pfleg' und frommem Trost dem Freunde beigestanden, Sinkt gläubig jetzt der Held auf seine Knie dahin. Und lange blickt er ihr mit tiefempfundnem Schweigen In's friedliche Gesicht, und leise Thränen steigen In seinem Aug' empor; gewaltig ringt sein Herz Mit ehrfurchtsvoller Scheu, mit Lieb' und Lust und Schmerz. |
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27. |
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O du, so ruft er aus, dich nennt, du reines Wesen, Kein ird'scher Name mehr! O du, die Gottes Hand Schon auf der Welt zum Engel sich erlesen, Du sel'ger Traum, den mir der Herr gesandt, Ach, du bedarfst es nicht, daß ich mit schwachem Schwerte Dich schütze! Betend hebt zum Himmel sich dein Blick, Und liebend führt dich, Hellverklärte, Der Engel deines Hauchs zu Gottes Thron zurück! |
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28. |
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Und doch, o laß ihn mir, den wundersüßen Glauben, Dein Retter jetzt zu seyn! O laß den Kranz von Licht, Den Reinheit, Lieb' und Muth schon jetzt um's Haupt dir flicht, Nicht jeden freud'gen Strahl aus meinem Leben rauben, Nicht jede That für dich! O laß für dich zum Streit, Zum Siege jetzt mich gehn! Mit reiner Hand verleihe Du diesen Waffen jetzt, die mir der Himmel beut, Du heil'ges Bild, des Glaubens fromme Weihe! |
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29. |
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Er spricht's. Sie lächelt leis' und mild, Als sollte sich sein Herz aus ihren süßen Blicken Mit Muth und frischer Kraft zum heißen Kampf erquicken. Doch auch in banger Ahnung füllt Ihr Busen sich, sie kann die Thräne nicht ersticken, Die stiller Dämmrung gleich aus ihrem Auge quillt; Sie, die dem Tode jüngst sich muthig hingegeben, Sie zittert jetzt für ihres Freundes Leben. |
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30. |
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Doch wie der Blüthenkelch, der rings vom Thau beschwert Den zarten Saum geneigt mit zweifelhaftem Schwanken, Jetzt, wenn in's Wiesengrün die Perlen niedersanken, Sich fröhlicher erhebt von feuchtem Glanz verklärt; So hob Cäcilie sich bald aus bangen Thränen Verherrlichter empor, und was dem ird'schen Leid Mit menschlichem Gefühl ihr weiches Herz geweiht, Das mußte heller jetzt den sel'gen Blick verschönen. |
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31. |
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Und Händ' und Augen hob sie jetzt zu Gott empor Und schien aus tiefer Brust mit heißem Flehn zu beten; Und sieh, ein goldnes Kreuz, das sonst ihr Busenflor Verbarg, das schlang sie jetzt mit schüchternem Erröthen Um ihres Ritters Hals. Von Glauben und Geduld Schien halb in ihrem Blick ein heller Glanz zu tagen, Halb lauschte still der Liebe süßes Zagen Und zarte Schaam in ihm, die Botin keuscher Huld. |
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32. |
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So zieh denn hin, spricht sie mit leisem Tone, Mein theurer Held, zieh hin für Gott, für mich! Schon harrt des Glaubens Palmenkrone, Mein sehnend Herz, die Liebe harrt auf dich. Nimm dieses Pfand von mir! Wenn wild der Kampf entlodert, Dann soll es Kraft dir leihn! Wie er, der für die Welt Am Kreuze rang und starb, so kämpfe, tapfrer Held, Mit gläub'gem Sinn und stirb, wenn Gott es fodert! |
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33. |
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O lebe wohl, du, den ich heiß geliebt, Du Einziger, von dem mein Herz sich nimmer Entfernen kann, leb wohl! Was auch dein Loos dir giebt, Sey muthig, sey getrost, wir scheiden nicht auf immer. O weine nicht, o nimm auch mir Den Muth zur Trennung nicht! Sey stark in bittern Nöthen! Ist nicht der Liebe Kraft, ist nicht der Herr mit dir? Leb wohl, leb wohl, und mich laß für dich beten! |
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34. |
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O sieh empor! Mit ewig heiterm Licht Hat sich der Schooß des Himmels aufgeschlossen, Der Kerker strahlt von goldnem Schein umflossen, Die Mauer sinkt, das Erz der Fesseln bricht, Der Hauch der Liebe weht, und frische Kränze sprossen! Das düstre Grab, es hemmt den kühnen Sieger nicht! Ein sel'ges Heil hat uns der Herr beschieden, Zieh hin zum Kampf, zieh hin zum schönern Frieden! |
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35. |
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Sie ruft's. Hoch über Nacht und Grab Scheint im Triumph ihr Geist emporzuschweben, Ein göttlich Feuer ist in ihrem Aug' erwacht, Aufwachend hebt ein reines Leben Mit sanftem Hauch die Brust. Hell flammt des Ritters Geist Von heil'ger Kraft, mit kühnem Fittig reißt Ihr Glaub' ihn mit empor; was seinen Muth gebunden, Ist vor dem hellen Blitz des Lichts zu Staub geschwunden |
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36. |
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Rasch springt er auf, er zaudert jetzt nicht mehr, Schon prangt der ehrne Schmuck um seine starken Glieder, Er faßt den Schild und schlägt den Helmsturz nieder Und schnallt den breiten Stahl um seine Hüften her, Die Linke zuckt den Speer, und drohend schwingt die Rechte Zum blut'gen Streich die schwere Kolb' empor; Und leuchtend tritt er jetzt aus heiterm Licht hervor Und zieht mit lautem Schritt zum tödtlichen Gefechte. |
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37. |
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So hebt der Sonnenglanz, der lang mit finsterm Duft Der Wolken düstres Heer umflossen, Sich siegend aus der Nacht. Im Glanze schwammt die Luft, Und Strahlen senkt er rings gleich flammenden Geschossen Um seine Bahnen her. Vom Licht zerrissen fliehn Die Wolken vor ihm hin im kämpfenden Gewühle, Doch er durchwandelt still und kühn Den leicht erstrittnen Pfad hinab zum fernen Ziele. |
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38. |
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Doch wie der starke Leu, der stolz des Kampfes harrt, Wenn ihn aus sichern Eisengittern Des Wärters Hand entließ, die borst'ge Mähne starrt, Die Tatze wühlt, von seiner Stimme zittern Die Schranken rings, und Luft und Boden ächzt Von seines Schweifes Schlag, die rothe Zunge lechzt Nach blut'gem Mord, weit gähnt der Rachen, flammend schauen Die Augen rings umher mit trotzigem Vertrauen: |
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39. |
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So wartet Skiold im Mittelpunkt der Bahn Auf seinen Feind, der jetzt mit festem Schritte Den Schranken naht. Auf ragendem Altan Sitzt Harald selbst in seiner Helden Mitte In königlichem Schmuck. Dicht steht das Volk umher Und harrt des Kampfs mit ahnungsvollem Schweigen: So zagt, wenn fern empor graunvolle Wetter steigen, In dumpfer Ruh das athemlose Meer. |
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40. |
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Und drohend treffen jetzt die Helden schon zusammen, Sie stehn und schaun sich unverwandt In's feindliche Gesicht und senden glühnde Flammen Aus ihrem Blick sich zu, an's eiserne Gewand Schlägt wild vor Grimm ihr Herz, mit festgeschloßnem Krampfe Umspannt die Hand den Speer, und unerschüttert trotzt Am Grund ihr ehrner Fuß, und jede Sehne strotzt, Und horch, schon schmettert laut des Erzes Klang zum Kampfe. |
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41. |
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Skiold hebt zuerst in starker Faust Die Lanz' empor; der mächt'ge Speer entsaust Und zappelt in der Luft vom ungeheuern Schwunge. Vorschauend weicht mit raschem Sprunge Dem Wurf der Ritter aus, und mit gewalt'ger Kraft Senkt fern dahin geschnellt das Eisen Sich knirschend in den Grund, und zürnend schlägt der Schaft Die Luft und zittert lang in immer schwächern Kreisen. |
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42. |
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Jetzt wiegt auch Adalbert in sichrer Hand den Speer Und schleudert rasch, wie von der straffen Sehne Der Pfeil entschlüpft, ihn fort; doch mächtig wirft der Däne Mit weitgestrecktem Arm den breiten Schild vorher. Die Lanze stürzt gleich einem Ungewitter Sich auf den Stahl und krümmt lautgellend sich und prallt Aufzitternd dann zurück, doch von des Wurfs Gewalt Zerkracht sie in der Luft und springt in tausend Splitter. |
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43. |
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Und rasch mit hochgezücktem Stahl Begegnen jetzt gleich dunklen Wettern Die wilden Streiter sich; und gleich des Blitzes Strahl Flammt hier und dort das Schwert, und laute Hiebe schmettern Auf Helm und Schild herab, ein Strom von Funken sprüht Um ihre Schläge rings, und Schneid' an Schneide glüht Vom heißen Gegendrang, und eine dichte Wolke Von Staub verhüllt den Kampfe dem bangerstaunten Volke. |
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44. |
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So rast mit ungezähmter Wuth Ein plötzlich aufgeflammtes Feuer Durch glühnde Trümmer hin. Rings hüllt in trüben Schleier Der schwarze Dampf es ein, doch prasselnd bricht die Gluth Auflodernd oft hindurch und hebt die raschen Flammen Zum wilden Kampf empor, der Sturz der Balken kracht, Die Mauern bersten laut, und donnernd stürzt die Pracht Der stolzen Königsstadt in öden Schutt zusammen. |
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Fest steht der deutsche Held mit ungebeugtem Sinn, Kämpft doch sein tapfres Schwert für sie, für Gottes Sache. Doch wüthend spornen Groll und Ruhmbegier und Rache Und Stolz den nord'schen Mann auf seinen Feind dahin; Und mächt'ger stürmt er stets mit immer wilderm Drange Auf seinen Gegner ein, und immer höher schwingt Sein Arm den Stahl, bis rasch mit hellem Klange Am Schild des Paladins sein gutes Schwert zerspringt. |
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Kaum sieht der deutsche Held des Dänen Stahl zerfliegen, So wirft auch er die eigne Waffe weit Von sich hinweg: Ergreif zum neuen Streit Die Axt! nicht will ich schändlich siegen, So ruft er aus. Und bittrer noch ergrollt, Daß ihn sein Schwert getäuscht, und daß sein Feind ihn schone, Schwingt grimmig jetzt der wilde Skiold Die Axt, daß jäher Tod dem stolzen Gegner lohne. |
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Den schützt sein Schild, und er auch hebt Die Kolb' empor, die knot'gen Eisenkeulen Begegnen sich mit Macht und hämmern tiefe Beulen In's stählerne Gewand, vom Fall der Streiche bebt Der Boden rings; und nimmer endet Der Kampf, obgleich den heißen Brand Die Mittagssonne schon vom Himmel niedersendet, Und fast die letzte Kraft den Streitenden entschwand. |
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Fast scheint die Kolbe nur den Arm noch zu regieren, In hochgeschwollner Faust läßt jede Muskel nach, Der Panzer brennt und preßt, hell rinnt ein heißer Bach Von Wang' und Stirn, die trüben Augen stieren Sich halbgebrochen an, von trockner Hitze glüht Des Hauchs beschwingtes Wehn, den schweren Körper halten Nur schwankend noch die Knie, und ihren Blick umzieht Der Ohnmacht Nebelduft in gaukelnden Gestalten. |
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49. |
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So ringen, wenn der Kampf der Winde sich gelegt, Auf weitem Meer die schlaffen Wellen, Vom frühern Drange nur, nicht mehr vom Sturm erregt, Mit müder Kraft. Noch sinken sie und schwellen Arbeitend auf, und manche Woge steigt Noch einmal stolz empor, doch beugt Die eigne Last sie bald, und kaum zum Strand erhoben Sinkt brechend sie zurück in flücht'gen Schaum zerstoben. |
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50. |
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Doch lange schaut der König schon Besorgt dem Kampfe zu, da keinen noch zum Siege Die Vorsicht ruft; er zagt, daß Skiold erliege, Der Kühnste seines Volks, der stets den Dänenthron Mit starkem Arm beschützt; auf fluthenden Gedanken Treibt rasch sein Geist umher, Entschluß und Wille schwanken Im Hauch des Augenblicks, doch schwarz und blutig naht Der düstern Seele jetzt ein unheilschwangrer Rath. |
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51. |
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Noch drängt er in die tiefsten Falten Des Busens ihn zurück, und mit dem Heroldsstab Eilt Rolfo jetzt auf sein Gebot hinab, Das müde Heldenpaar vom Kampf zurückzuhalten. Jetzt sollen beide ruhn, da längst der harte Streit Die Schwankenden erschöpft; doch wenn zum frischen Leben Der künft'ge Tag die Kraft der Zürnenden erneut, Dann mag noch einmal sich der bittre Kampf erheben. |
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52. |
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Wohlan, es sey! beginnt mit mattem Ton Der wilde Skiold, als er das Wort vernommen. Ich oder du, nicht soll der Aufschub frommen! Walfadur harrt auf seine Beute schon!Walfadur harrt auf seine Beute schon. – Walfaudr, Walfodr, oder Walfadur (Vater der Erschlagenen) war ein Beiname des Odin, der auch in demselben Sinne Walgautur (Herrscher oder Hüter der Schlacht) heißt. Nach dem nordischen Glauben erhielt Odin die eine Hälfte der Gebliebenen, seine Gattin Freia, die Göttin der Liebe, die andre. S. Edda Fab. 22. Bartholin. p. 352. – Gräter über Walhalla (S. 329. Anmerk.), hat die gefallende Idee, Freia sey in der angeführten Stelle der Edda ein Abschreibefehler, und es müsse Frigga, eine andere Gemahlin des Odin dafür stehen, in welchem Falle denn die Fabel physisch zu deuten sey, indem Frigga, als Symbol der Erde, einen Theil der Erschlagenen, den Leichnam, Odin, als Symbol der Sonne, den andern Theil, die Seele erhalte. Dir hab' ich Groll und Tod geschworen, Mich ehrt dein Kampf, du bist ein tapfrer Feind. Gieb mir die Hand! Gern schied' ich als dein Freund, Wenn nicht zu ew'gem Haß die Nornen uns geboren. |
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Und grimmig schüttelt jetzt das tapfre Kriegerpaar Die ehrnen Hände sich, die nach des Feindes Blute So lüstern sind, sie gehn mit trotz'gem Muthe Und unversöhnter Brust. Zur frohen Dänenschaar Kehrt Skiold zurück; doch wie die müden Glieder, Von langer Jagd erschöpft, in dunkler Felsenkluft Der Löwe streckt, so steigt zur Kerkergruft Mit matter Kraft der deutsche Held hernieder. |
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54. |
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Auch Harald kehrt zur hohen Burg zurück, Und noch nicht feig genug, durch falschen Schein zu lügen, Enthüllt er ohne Scheu im schwarzbewölkten Blick Den nächtlichen Entschluß; in seinen düstern Zügen Lacht tückischer Verrath. Und als sich nach und nach Die Fürsten seines Reichs vom Heldenmahl zerstreuten, Da winkt er Rolf, in's innerste Gemach Der Burg ihn heimlich zu begleiten. |
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55. |
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Der Held gehorcht, und so begann Der Fürst: Du sahst den Kampf, noch läßt sich nicht errathen, Wer morgen siegt, doch spornt zu ungeheuern Thaten Verzweiflung stets den Hoffnungslosen an. Der ist ein Thor, der mühsam ringt und streitet, Wenn ihm der Nornen Hand ein leichtres Ziel vergönnt, Und der nicht jeden Rath erlaubt und tüchtig nennt, Der, von Gefahr entfernt, zum sichern Sieg ihn leitet. |
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56. |
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Vorsichtig hab' ich stets und weise dich erkannt, Du selber riethest mir die Frevler zu verderben: Wohlan es sey, sie sollen beide sterben! Der Dänen Heil vertrau' ich deiner Hand; Nimm diesen Dolch, und wenn vom Schlaf gebunden Der Ritter kraftlos ruht in stiller Mitternacht, Dann sichre du den Thron. Ein Stoß – es ist vollbracht, Und unser Freund geschützt, und unsre Furcht entschwunden! |
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57. |
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Und auch die Jungfrau fliehe nicht, Die Skiold für Hertha's Herd zum Opfer auserkoren. Nicht, was wir rasch den Göttern einst geschworen, Nein, was sie sichrer schützt, das ist die größte Pflicht. Sie könnte leicht uns zum Verderben zeugen; Wohl kennst du Skiold, sein Herz ist treu, Doch ungezähmt sein Zorn, und schwer sein Sinn zu beugen, Und Lethra's Heil verlangt, daß unser Freund er sey. |
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58. |
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Er spricht's und reicht mit gnäd'gen Mienen Den Dolch ihm dar. Doch rasch von Zorn entbrannt Wirft Rolf den Stahl aus seiner Hand Und ruft unwillig aus: Nicht so will ich dir dienen. Noch nie hat niedrer Mord mein edles Schwert befleckt, Die feige That gebührt dem Schwachen, Dem Knecht ein knechtisch Werk! Den freien Mann erschreckt Dein Zürnen nicht. Ihn wird sein Arm bewachen. |
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59. |
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Wohl rieth ich jüngst des kühnen Paares Tod, Und sicher war der Rath und konnte mich nicht schänden, Ich sah die Frevler nur, die mit verwegnen Händen Die stolze Ruh des Dänenvolks bedroht. Jetzt, da den deutschen Mann der Kampf des Dänen ehrte, Darf keine Schmach ihm nahn, ich selber schütz' ihn jetzt, Und wer zum stillen Mord den Stahl verräthrisch wetzt, Der hüte jetzt sich auch vor Rolfo's Schwerte! |
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60. |
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So ruft er aus und geht. Mit stiller Wuth im Blick Sieht ihm der König nach. Von streitenden Entschlüssen Wird wiederum sein irrer Geist zerrissen. Hier treibt die Furcht ihn an, dort hält sie ihn zurück. Unruhig springt er auf und irrt durch alle Säle Der weiten Burg, und nimmer ruht Der wilde Kampf in ihm, er heischt der Feinde Blut, Doch zweifelnd zagt er stets, welch einen Weg er wähle. |