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Indeß war Adalbert, der in der letzten Nacht Durch Wald, Gebirg' und Thal, den Freund zu retten, sprengte Und dann, verirrt und müde von der Schlacht, Im wüsten Felsengrund zur Ruh sich niedersenkte, Aus tiefem Schlummer aufgewacht, Als schon der späte Tag die Rosse niederlenkte. So lange hielt ein sel'ges Traumgebild Mit süßem Trug ihm Aug' und Geist umhüllt. |
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2. |
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Ihm schien's, als nahe sich, von goldnem Licht getragen, Nicht mehr wie sonst von stillem Schmerz getrübt, Die holde Frau, die schon in frühen Tagen So freundlich ihn geleitet und geliebt Und dann sein Herz gelenkt, das kühne Werk zu wagen, Das frühen Tod und ew'gen Ruhm ihm giebt. Nur leis' umschwebten noch sie jetzt die düstern Schatten, Die sonst ihr lichtes Bild so trüb' umdämmert hatten. |
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3. |
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Wie vor dem Tag, noch eh' er ganz sich hebt, Vom Wiederschein des frühen Lichts entzündet, Das Morgenroth als holde Botin schwebt Und hell und hehr den milden Gott verkündet, Indeß der Duft, der um die Flur sich webt, Allmählig reißt und kämpfend wogt und schwindet, Und bei dem Rosenglanz, der um die Erde fließt, Schon Vogel, Blum' und Blatt das nahe Heil begrüßt: |
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4. |
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So sah man auch in ihren sel'gen Blicken Den Wiederschein der nahen Lust entbrannt, Als sollte bald ein hellres Licht sie schmücken, Ein schönrer Kranz, ein göttlicher Gewand; Auch schien ihr Nahn schon jetzt die Erde zu erquicken, Und Blumen dufteten und blühten, wo sie stand; Um alle Höhn, um alle Thäler wehte Ein holder Glanz, wie Gold und Morgenröthe. |
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5. |
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Sie neigte sich zu ihm mit stiller Zärtlichkeit Und sprach mit leisem Ton: O schlummre jetzt in Frieden! Nur wenig Stunden noch sind deinem Loos beschieden, Und wohl bedarfst du Kraft zum letzten bittern Streit. Viel kämpftest du, viel wagtest du hienieden, Für fremdes Glück ertrugst du großes Leid; Nicht wußtest du, für wen du es ertragen, Doch wird dir bald die schöne Wahrheit tagen.. |
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6. |
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Hätt' ich so treu dich wohl, so mütterlich gepflegt, Wenn nicht schon früher einst sich unsre Herzen nahten? Hätt' ich dem Fremden wohl solch Leiden auferlegt, Den Ungeliebten wohl ersehn zu solchen Thaten? O möchtest du schon jetzt, Geliebter, das errathen, Was nur durch heil'gen Zwang mein Geist verschwiegen hegt! Wie trübe scheinen jetzt mir noch die kurzen Stunden, Eh wir uns ganz erkannt und ewig uns verbunden! |
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7. |
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Schon nah' ich mich dem seligen Gebiet, Schon öffnen sich des Paradieses Hallen. Dort sollst auch du mit mir und mit der Reinen wallen, Die dir des Himmels Huld zum Engel hier beschied. Gelobt sey Gott, dem deine That gefallen, Und der die Rächerhand mir jetzt vom Haupte zieht! Wovon die eigne Schuld noch stets mich fern gehalten, Vergönnt er gnädig mir, schon jetzt dir zu entfalten. |
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8. |
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Sie sprach's und winkte mit der Hand. Da schien ein leicht Gewölk sie beid' emporzuschwellen, Die Berge senkten sich, die dunkle Welt entschwand, Ein reiner Licht begann ihr Antlitz zu erhellen, Hoch lag und tief das Blau des Himmels ausgespannt, Die Lüfte kräuselten sich rings, wie goldne Wellen, Hell wandelten der Sterne zahllos Heer Und Mond und Sonnen rings durch's weite Wolkenmeer. |
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9. |
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Wie sahn sie hier in diesen ew'gen Hallen Sich Welt um Welt mit mächt'gem Schwunge drehn, Hier Stürme ziehn, dort wilde Meere wallen, Und Flammen dort durch Erd' und Himmel wehn, Bald ein Gestirn in wüsten Schutt zerfallen, Und ein Gestirn bald aus dem Nichts entstehn! Wie klar verschmolz zuletzt in diesem lauten Drange Die mannichfalt'ge Kraft zu einem sel'gen Klange! |
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10. |
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Und brach auch hier die Gluth, die lang sich tief verhüllt, Aus ihrem Schlund hervor, um Länder zu zerstören, Sank dort, vom innern Stoß zerspalten, das Gefild, Und wankten Berge dort, durchwühlt von hohen Meeren, Doch schien aus Allem sich ein schönes reichres Bild, Ein hellrer Strahlenkreis der Ordnung zu verklären, Kein sterbend Würmchen war vor Gottes Blick verhehlt, Und keine Thräne floß, die nicht sein Geist gezählt. |
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11. |
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Doch kann des Menschen Blick den hellen Glanz ertragen, Der blendend jetzt durch alle Himmel drang? Und mußt du, schwaches Herz, nicht vor dem Wahne zagen, Das Ew'ge zu entweihn durch sterblichen Gesang? Durch dich allein, durch dich nur darf ich's wagen, Du Heilige, die längst zu Gott sich schwang; Nur du vermagst von jenem sel'gen Leben, Worin du wallst, die Kunde mir zu geben. |
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12. |
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Ein heller Land, von ew'gem Licht verklärt, Begann sich jetzt vor ihnen zu entfalten, Wo, vom Gewand des Staubes nicht beschwert, Viel blühender die lieblichen Gestalten, Aus edlerm Stoff gewebt, von reinerm Hauch genährt, In sel'ger Heiterkeit mit leichten Formen wallten, Und wo, gelöst von allen niedern Mühn, Die heil'ge Ruh' ein tiefes Leben schien. |
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13. |
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Aus grüner Luft, von leiser Grenz' umschlossen, Verwebte sich der Haine hold Gewand; Die Blume schien aus lindem Duft entsprossen, Mit buntem Licht gefärbt ihr zarter Rand; Die Quellen, die wie laue Strahlen flogen, Umflüsterten wie Flötenklang den Strand; Doch ließ im Wellenglanz kein Bild sich heller schauen, Denn keine Täuschung wohnt in jenen heil'gen Auen. |
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14. |
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Kein leises Lüftchen schien die Blätter zu umwehn, Und dennoch wiegte sich das Laub im leichten Beben, Man sah den bunten Duft am Blumenkelche schweben, Und konnte doch den Quell der Farben nicht erspähn; Durch Alles floß ein selbsterzeugtes Leben, Durch sich allein war Alles frisch und schön. So war die Ruh, die nie ein Fremdes in sich findet, Mit schöpferischem Geist und ew'ger Kraft verbündet. |
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15. |
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Das Bittre, das so oft auf unserm niedern Stern Dem holden Traume kurzer Stunden, Dem Schatten jener Welt, dem Schönen sich verbunden, War von der sel'gen Flur der reinen Geister fern: Nicht wollte mit dem Dorn die Rose dort verwunden, Kein herbes, hartes Kleid verschloß den süßen Kern; Was Gott zur Fessel hier den kühnen Wünschen sendet, Das sieht man dort nicht mehr, wo alles Wünschen endet. |
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16. |
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Der süße Duft, der um den zarten Saum Der Blüthen dort mit leisem Säuseln schwebte Und hell und farbig dann, wie leichter Wellenschaum, In manches flücht'ge Bild sich schied und sich verwebte, Er wehte weit hinaus durch jeden Himmelsraum, Durch jede ferne Welt, die Gottes Hauch belebte; Doch still verdämmerte der reinen Farben Spiel, Von dichtrer Luft verhüllt, zum gaukelnden Gefühl. |
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17. |
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Der holde Traum von schönern Zukunftstagen, Die thränenreiche Lust an fernem Glück und Leid, Der Trost im Weh durch Weh, das innige Behagen, Das plötzlich leuchtend oft der Seele Nacht zerstreut, Gedanken, welche kühn die mächt'gen Flügel schlagen Und weit hinüberfliehn durch Leben, Raum und Zeit, Und Alles, dessen Quell die Menschen nie erriethen, Es weht von oben her aus jenen sel'gen Blüthen. |
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18. |
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Ihr linder Athem schmiegt gleich einem Traumgesicht Sich um den äußern Saum der irdischen Gestalten Und läßt den tiefern Reiz, den Glanz und Farbe nicht, Nicht Duft und Blühn verleiht, und ihre Formen walten. Er läßt der Liebe Bild sich aus der Ros' entfalten Und giebt den Lilien der Unschuld keusches Licht, Er haucht ein göttlich Wehn um unsre niedern Bahnen Und läßt im Schmetterling uns unsre Zukunft ahnen. |
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19. |
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Rings füllte Wiese, Thal und Hain Sich mit den seligen Bewohnern dieser Auen. Hier saßen Greis' umher, dort spielten Kindelein, Und Männer wallten dort, dort jugendliche Frauen. Um alle Stirnen floß ein leuchtend goldner Schein, In allen Augen war ein heitrer Glanz zu schauen; Ihr Kleid schien blaue Luft, ihr Körper blendend Licht, Des Menschen Ohr vernahm ihr leises Wandeln nicht. |
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20. |
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Die Helden, die das Schwert für's Gute nur geschwungen, Die Fürsten, welche Gott in ihrem Volk geliebt, Die gläub'gen Märtyrer, die kühn den Tod bezwungen, Die Edlen, die der Neid auf Erden oft betrübt, Die Sänger, deren Mund vom Göttlichen gesungen, Die Weisen, die ihr Wort auch handelnd ausgeübt, Sie sah man friedlich hier, bald einzeln, bald mit Andern, In traulichem Gespräch und heil'gem Sinnen wandern. |
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21. |
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Auch die um eignen Zwist einst bittern Zorn genährt, Und die der alte Groll der Völker einst geschieden, Und die sich feindlich einst um das, was sie geehrt, Um das, was sie geträumt, geschmäht, gehaßt, gemieden, Die um den Glauben sich verfolgt mit Gluth und Schwert, Sie Alle ruhten hier in brüderlichem Frieden; Man sah aus allem Volk einträcht'ge Schaaren gehn Und fromm zu einem Gott, zu einem Vater flehn. |
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22. |
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Wer manchen Kampf auf Erden einst gestritten, Wer viel gewagt und oft getäuscht sich fand, Wer viel umsonst gerungen und gelitten, Wen selbst die Teuersten verachtet und verkannt, Wie war dem Sel'gen jetzt so ganz der Schmerz entglitten, Den er unendlich einst und hoffnungslos genannt! Wie lächelt' er, wenn er an das gedachte, Was nach so kurzem Weh' ihn ewig glücklich machte. |
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23. |
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Wie herrlich prangten dort in reicher Seligkeit, Die arm und ungeliebt im Leben einst verblühten Und treu bis an den Tod, für Lieb' und langes Leid Mit kaltem Stolz belohnt, in keuschen Flammen glühten! Dort oben, wo der Gott der Lieb' und Huld gebeut, Kann auch das strengste Herz der Liebe nicht gebieten, Dort hält kein Wahn, kein Zwang und kein Geschick Den gleichen Geist vom gleichen Geist zurück. |
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24. |
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Sie ahnten dort in duft'gen Schattenhainen, Im stillen Thal, auf blumenreichen Höhn, Zerronnen war der Augen trübes Weinen, Die Klage schwieg, das hoffnungslose Flehn; Frei durfte dort der Reine mit dem Reinen Im süßen Traum der Liebe ruhn und gehn, Hell sah man jetzt in ihren lichten Kränzen Die Thränen ihres Grams wie zarte Perlen glänzen. |
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25. |
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Und Jene, die so tief die Treuen einst betrübt, Jetzt fühlten sie mit sanft beschämten Wangen, Wie zärtlich sie der Freund, den sie verschmäht, geliebt, Wie er so still für sie im bittern Weh vergangen. O wie so süßen Lohn jetzt ihre Huld ihm giebt! Wie Herz am Herzen jetzt und Blick an Blicken hangen! Wie jede Thräne jetzt, die einst ihr Stolz verlacht, Zu einer neuen Flamm' in ihrer Brust erwacht! |
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26. |
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Dort wird auch Jener einst mit Beatrice wohnen, Dem zweimal Gott sein Reich zu schaun erlaubt; Und Laura's sel'ger Blick wird dort den Sänger lohnen, Der durch sein keusches Lied dem Grabe sie geraubt; Und Leonore schmückt mit schönern Lorbeerkronen, Als hier der Tod ihm nahm– – – mit schönern Lorbeerkronen, / Als hier der Tod ihm nahm. – – Tasso starb bekanntlich den Tag vorher, als er feierlich vom Papst auf dem Capitol gekrönt werden sollte. , Torquato's heil'ges Haupt; Und ihn, den Gottes Geist zu Gottes Ruhm getrieben, Den Erd' und Himmel ehrt, wird dort auch Fanny lieben. |
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27. |
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Dort reichst auch du mir freundlich einst die Hand, Wenn meinen Schmerz kein süßer Wahn betrogen, Du, die das Grab schon lange mir entzogen, Du, die so streng im Leben mich verbannt. Wohl wird schon jetzt mein Kummer dort gewogen, Mein Herz geprüft und meine Treu' erkannt. Dort wird kein Tod die Seelen ferner scheiden, Und nicht das Herz mehr, weil es liebte, leiden. |
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28. |
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Nicht länger von dem Blick der Seligen getrennt, Erschienen freundlich auch die leuchtenden Gestalten, Die ungesehen sonst durch jedes Element, Durch jede ferne Welt als Gottes Boten walten, Und deren Nahn der Mensch, von heil'ger Scheu gehalten, Nur schweigend ehrtUnd deren Nahn der Mensch, von heil'ger Scheu gehalten, / Nur schweigend ehrt – Nach dem Volksglauben fliegt ein Engel durch's Zimmer, wenn plötzlich ein allgemeines Stillschweigen sich durch eine Gesellschaft verbreitet. und ahnend nur erkennt. Hell schwebten sie an Gottes lichtem Throne, Mit goldnem Flügelpaar und diamantner Krone. |
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29. |
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Der zeichnete dem Heer der Sterne seine Bahn, Der hieß im Kreise sich die ew'gen Sonnen drehen, Dem war die rasche Gluth und Dem der Winde Wehen Und Dem das weite Reich der Wellen unterthan, Den sah man hold von blauen Himmelshöhen Der jungfräulichen Welt mit duft'gen Blüthen nahn, Indeß ein Anderer mit unsichtbarem Schweben Die Menschen leitete durch's dunkle Pilgerleben. |
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Doch in der Ferne hob ein Hügel sich empor, Erbaut aus Morgenroth, umschleiert und umfangen Von glänzendem Gewölk, durch dessen lichten Flor, Der wie die Sonne war, noch lichtre Strahlen drangen. An seinem Fuße stand ein goldnes Sternenthor Wo laut ihr ew'ges Lied die reinsten Geister sangen; Kein Sel'ger wandelte auf jener heil'gen Bahn, Selbst Engel durften nur bis an die Pforte nahn. |
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Dort wohnte Gott, den nie ein Blick gesehn, Den jedes Herz, sobald es schlug, empfand. Sein helles Haupt umfloß lebend'ges Wehn, Wodurch der Mensch, der Wurm, die Blum' entstand. Weit streckte rings umher durch alle Himmelshöhen, Durch alle Tiefen sich des Meisters mächt'ge Hand, Auf jedes Blüthenblatt, auf jede Sonne sanken, Den lichten Strahlen gleich, die liebenden Gedanken. |
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32. |
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Doch Adalbert erschrickt und bebt Und wagt es nicht, die Augen aufzuschlagen; Doch muß er vor dem Glanz des hellen Schleiers zagen, Der sich um's Angesicht der ew'gen Liebe webt. Schon fühlt er sich zurück zur niedern Welt getragen, Des Schlummer Wolke bricht, der holde Traum entschwebt, Schon schwingt das sel'ge Bild zum Scheiden sein Gefieder, Und freundlich tönt sein Ruf: Bald sehn wir dort uns wieder! |
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33. |
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Er rafft sich auf und blickt erstaunt umher Und sucht den Traum, der ihm so rasch entflogen; Nicht duftig scheint und grün der Hain ihm mehr, Nicht klar ihm mehr der blaue Himmelsbogen. Die leichte Luft ist seiner Brust zu schwer, Seit er den Hauch des Himmels eingesogen; Er hebt den Arm, den Fuß, und staunet, als er sieht, Daß stets die Erde noch zu sich zurück ihn zieht. |
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Doch wie sich dem, der in die Welle nieder Bei schwüler Gluth den matten Leib gesenkt, Lebend'ge Kraft durch Adern, Brust und Glieder, Durch Geist und Herz ein frisches Streben drängt: So findet jetzt auch er verjüngt sich wieder, Verklärt ist, was er fühlt, und göttlich, was er denkt. Wie leis' am letzten Saum des Kelchs die Tropfen beben, So hängt sein klarer Geist nur leise noch am Leben. |
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Nun ist sein ganzes Herz auf jene That gewandt, Worin er bald das Ziel der dunklen Wandrung findet. Schon zeigte Gott ja selbst ihm das gelobte Land, Sein eigner Engel hat ihm eben ja verkündet, Bald hebe sich der Flor, bald reiße jedes Band, Das von der Lieb' ihn trennt und an den Schmerz ihn bindet. Wie herb auch noch der letzte Kelch ihm sey, Er will ihn gern empfahn und wünscht die Stund' herbei. |
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Darum soll morgen schon der kühne Sturm beginnen, Sobald am Himmel sich der junge Tag verklärt. Er selber will zuerst erklimmen Wall und Zinnen, Er selbst die erste Bahn sich haun mit scharfem Schwert, Kein Andrer soll vor ihm das heil'ge Pfand gewinnen, Kein Andrer es erhöhn auf Gottes reinem Herd. Dann mag der rasche Tod, der, Odin's Reich zu schützen, Die Himmelsros' umschwebt, auf ihn herniederblitzen. |
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Mit freud'gem Muth ergreift er Schild und Speer Und lenkt sein Roß hinweg auf wilden Wegen. Das senkt das Haupt und geht betrübt einherDas senkt das Haupt und geht betrübt einher – In ältern Zeiten scheint bei allen Völkern dem Pferde, als dem edelsten Thiere, ein lebendiges Gefühl für Liebe und Treue, und ein verständiger, ja oft prophetischer Sinn beigelegt zu seyn. So weinen die Pferde des Achill über den Tod des Patroklus und verkündigen ihrem Herrn seinen eignen Tod vorher; so vertrauen die verschwornen Perser nach dem Tode des falschen Smerdis die Wahl ihres künftigen Königs ihren Pferden. Die wunderbaren Eigenschaften des Bayard, den Reinald von Montalban ritt, sind bekannt; und auch in den nordischen Sagen finden sich viele Beispiele, daß Pferde über den künftigen Tod ihrer Herrn getrauert haben und nach dem Tode derselben vor Schmerz gestorben sind. Und wiehert nicht, wie sonst, ihm froh entgegen, Als fühl' es schon, nicht werde ferner mehr Die treue Hand des milden Herrn es pflegen. Doch Jener zieht dahin mit hellem Angesicht, Dem letzten Strahle gleich im späten Dämmerlicht. |
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Er sucht umsonst den Pfad, den er gekommen, Vergebens drängt er sich durch Dickigt und Gestein; Schon ist der späte Tag verglommen, Und immer dichter wird der weitgedehnte Hain, Bald ruht Gebirg und Thal, in düstre Nacht verschwommen, Kein Ruf erschallt, es blinkt kein ferner Schein; Schon muß die Hoffnung ihm in dieser Wüst' entweichen, Vor Tagesanbruch noch die Seinen zu erreichen. |
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Als Mond und Sterne längst den halben Pfad vollbracht, Da zeigt in tiefen Waldesgründen Sich eine Felsenkluft, durch deren wüste Nacht Nur dürftig noch genährt sich matte Flammen winden. Wohl ist ein Hirt vielleicht, ein Jäger dort zu finden, Der kühn um nächt'gen Raub die Dunkelheit durchwacht. So denkt der Held, er eilt vom Roß zu springen Und zieht das Schwert und läßt den Schild erklingen. |
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Doch kaum umschattet ihn der Höhle finstres Thor, Da scheint's, als ob von fern aus einer dunklen Ecke, Noch halb verhüllt von grauem Dämmerflor, Ein scheußlich Drachenhaupt sich langsam wind' und strecke Und immer deutlicher dann aus der Nacht hervor Den buntgeschuppten Hals, die langen Glieder recke, Bis nach und nach das nächtliche Gebild Bei'm matten Schein der Gluth den ganzen Leib enthüllt. |
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Hoch rollte sich der Schweif in vielverschlungne Bogen, Auf kurzen Füßen kroch der gelbgeschwollne Bauch, Mit einer Krone war das stolze Haupt umzogen, Die Augen funkelten, wie Flammen durch den Rauch, Und weit ergoß, wie finstre Dampfeswogen, Aus Nas' und Rachen sich des Athems gift'ger Hauch, Gleich einer Hölle schien der rothe Schlund zu gähnen Und zeigte grimmbewehrt drei Doppelreihn von Zähnen. |
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Nur langsam wand das Thier sich aus dem nächt'gen Graus, Als ob der Flamme Schein sein finstres Antlitz blende; Bald streckte hier, bald dort der lange Hals sich aus, Und hier und dorten schlug der Schweif die Felsenwände, Rings schnob das Haupt umher durch's weite Felsenhaus, Als ob's den süßen Duft der nahen Speis' empfände; Dann kroch es nach und nach zu einem Rittersmann, Der dicht am Feuer schlief, mit offnem Schlund heran. |
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Da nahte rasch der heldenmüth'ge Degen, Noch eh das Thier den fremden Feind erkannt, Er hob den Schild dem Ungethüm entgegen Und schwang das Schwert in unverzagter Hand, Und hieb und stieß und traf mit mächt'gen Schlägen Sein gift'ges Haupt, sein schuppiges Gewand, Daß weit umher die Felsenklüfte klangen, Und Funkenströme rings dem guten Stahl entsprangen. |
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Doch zürnend, daß der Held die sichre Beut' ihm raubt, Dreht grimmig sich das Thier und droht mit glühnden Blicken, Noch weiter gähnt sein Schlund, der Rachen zischt und schnaubt, Die Schuppen sträuben sich auf seinem breiten Rücken, Bis zum Gewölb' empor erhebt es Hals und Haupt, Um mit gewalt'gem Schwung den Gegner zu umstricken, Der, als es jetzt sich gräßlich niederschlingt, Mit rascher Flucht der grausen Band' entspringt. |
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Dann trifft er ihm von neuem Hals und Nacken, Doch nirgends dringt der scharfe Stahl hinein. Viel leichter sprengt' er wohl die harten Felsenzacken, Die vom Gewölbe rings durch's Dunkel niederdräun. Und schon beginnt das Thier den festen Schild zu packen, Wie Klammern haften rings der Zähne spitze Reihn, Vergebens ringt der Held, er muß die Wehr ihm lassen Und nach dem langen Speer, der seitwärts lehnte, fassen. |
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Und als gewaltig nun der weite Rachen klafft, Da stößt sein starker Arm die Lanz' ihm in die Lungen. Doch wild zerbeißt das Thier den ungeheuren Schaft, Und ob auch tief hinab die Spitz' in's Fleisch gedrungen, Es würgt und windet sich mit grimmer Riesenkraft, Bis es zum Schlund zurück das scharfe Erz gezwungen, Dann speit es Gift und Blut und Eisen mit Gewalt Dem Ritter an's Visir, daß laut der Helm erschallt. |
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Indeß sie Beide so im wilden Kampfe ringen, Ist auch der fremde Held vom Schlummer längst erwacht. Doch eh' er noch vermag vom Boden aufzuspringen, Umkettet ihn der Schweif des grimmen Thiers mit Macht Und bindet ihn mit immer engern Schlingen, Daß fast zerdrückt sein ehrner Panzer kracht; Dann schleudert's ihn mit ungestümen Schlägen Zu Boden bald und bald der Deck' entgegen. |
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Der klammert hier und dort sich an die Felsenwand Und muß bald hier bald dort sich decken, drehn und bücken, Nicht kann sein Arm das Schwert an seiner Hüfte zücken, Doch schwingt er hoch den Dolch in seiner starken Hand Und drängt und stößt mit Macht ihn dort in Schweif und Rücken, Wo Ring an Ring sich fügt im schuppigen Gewand. Schon strömt von manchem Stoß das Blut in reichen Güssen, Und doch will immer noch das Thier den Raub nicht missen. |
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So zürnt das Meer in rascher Wuth, Wenn sich ein Sturm genaht mit sausendem Gefieder, Und wirft den kleinen Kahn auf ungestümer Fluth Zum Himmel jetzt empor und jetzt zur Tiefe wieder; Der Schiffer stößt umsonst mit ungebrochnem Muth Bald hier bald dort in's Meer das breite Ruder nieder, Die hohe Woge fühlt, von stärkerm Zorn erregt, Die schwachen Streiche nicht, womit der Mensch sie schlägt. |
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Auch seinen andern Feind umhegt das Ungeheuer Mit engern Kreisen stets und sperrt ihm schon das Thor. Der Ritter schaut umher, jetzt scheint der Rath ihm theuer, Da er schon Lanz' und Schild im harten Kampf verlor. Da sieht er einen Baum halbbrennend noch im Feuer, Wohl hüben jetzt vier Arm' ihn kaum empor, Doch Adalbert ergreift mit einer Hand im Sprunge Das lodernde Geschoß und schwingt's mit starkem Schwunge. |
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51. |
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Und als nun sausend jetzt die hellen Flammen wehn, Da schleudert er den Baum in seines Feindes Rachen. Gewaltig sieht er jetzt den ungeheuren Drachen Im grimmen Schmerz sich bäumen und verdrehn, Er hört es laut im weiten Schlund ihm krachen, Der gelbe Leib beginnt sich siedend aufzublähn; Des Athems gift'ger Schwall, der dicht sich ihm entwindet, War von dem glühnden Brand zur raschen Loh' entzündet. |
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52. |
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Stets höher schlägt die Gluth zum tiefen Schlund hinauf Und lodert hier und dort verzehrend durch die Glieder. Da schleudert wild das Thier mit grimmigem Gebraus Den festumwundnen Raub zur harten Erde nieder, Und tobt und zischt durch's weite Felsenhaus Und bäumt sich hoch und sinkt und bäumt sich wieder, Bis prasselnd von der Gluth der Schuppenleib zerspringt, Und bald das grause Bild in Staub und Asche sinkt. |
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53. |
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So sieht man oft die hellen Flammen wallen, Wenn klug gelenkt im wilden Meeresstreit Auf's hohe Schiff ein glühnder Pfeil gefallen, Der weit umher sein rasches Feuer speit, Bis endlich durch die Gluth mit ungeheurem Knallen Der schwarze Höllengeist des Krieges sich befreit, Und, wenn er laut zur Flucht die dunkle Schwing' entfaltet, Verdeck und Raum zerreißt und Luft und Woge spaltet. |
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54. |
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Indeß der Ritter nun mit halbgelähmter Kraft Auf einem Felsen sitzt, vom Kampf sich zu erholen, Hat auch der Andre sich vom Boden aufgerafft, Den kaum das Panzerkleid dem jähen Tod entstohlen. Schon gänzlich ist des Feuers Schwing' erschlafft, Und trüber Dampf umgraut die matten Kohlen; Drum sieht auch Keiner noch des Andern Angesicht, Als so der fremde Held zu seinem Retter spricht: |
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55. |
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Ich danke dir, den Odin selbst erkoren, Aus harter Noth mich tapfer zu befrein. Und wärst du auch als Bruder mir geboren, Du könntest doch mir nimmer theurer seyn. Drum sey dir ew'ger Dank und Treue zugeschworen, Wenn unserm Freundesbund die Götter Heil verleihn! Noch nie bedrängten mich so grimmige Gefährden, Und solche Heldenkraft erfand ich nie auf Erden. |
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56. |
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Er spricht's und beut ihm seine Hand. Doch Jener schweigt und weiß die Antwort nicht zu finden, Da er als Heiden ihn aus seiner Red' erkannt, Die feindlich zu bestehn, ihn Glaub' und Pflicht verbinden. Der Andre strebt indeß den halberloschnen Brand Durch manchen dürren Ast von neuem zu entzünden. Und als die Lohe jetzt empor zur Wölbung fährt, Da setzt auch er sich schweigend an den Herd. |
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57. |
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Und als sie jetzt des Helmes Gitter heben Und forschend dann in's Angesicht sich schaun, Da wähnen sie im luft'gen Traum zu schweben, Und Keiner will den eignen Augen traun. Sie, die noch nie gezagt in ihrem Leben, Durchschüttelt jetzt zum ersten Mal ein Graun. Denn, die sich bittrer stets als Flamm' und Woge haßten, Skiold ist's und Adalbert, die hier so friedlich rasten. |
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58. |
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Wie oft mit stillem Ernst Gebilde, hoch und hehr, Emporgethürmt aus alten Waffenstücken, Am Gürtel Dolch und Schwert und in der Hand den Speer, Den weiten Rittersaal, den Chor der Kirche schmücken Und, ist die ehrne Brust, der drohnde Helm auch leer, Doch groß und feierlich zum Enkel niederbogen, Als habe herrlich hier in seiner Heldenkraft Der Väter edle Schaar dem Grabe sich entrafft. |
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59. |
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So saßen dort, erleuchtet von den Flammen, In Erz verhüllt, mit drohender Gestalt Und hohem Helm, die Ritter jetzt beisammen, Die Stimme schien in ihrer Brust verhallt; Wie finster um die Gluth des Dampfes Wogen schwammen, So war von Wolken auch ihr blitzend Aug' umwallt; Noch regte Keiner sich, doch sinnend schauten Beide Sich bald in's Angesicht und bald zur Schwertesschneide. |
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60. |
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Wie bald die Flamm' empor zur Felsendecke schlug, Und zitternd bald die raschen Gluthen sanken, Und durch die Höhle rings, gleich zauberischem Trug, Licht, Dampf und Schatten schwamm mit ungewissem Schwanken: So trieb durch Lieb' und Haß ein unerforschter Fluch Das kühne Paar umher auf wechselnden Gedanken, Bis Roskild's Jarl zuerst das dumpfe Schweigen brach Und so mit linderm Wort zu seinem Feinde sprach: |
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61. |
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Wohl zürn' ich fast den hohen Göttermächten, Daß sie von unserm Bund ihr Angesicht gewandt; Doch laß uns heute nicht mit diesen Schwertern fechten, Die kaum noch gleiche Noth zu gleichem Kampf verband! Längst kennst du meinen Muth, die Kraft in meiner Rechten Wie längst auch ich dein kühnes Herz erkannt; Drum wirst du nicht mich schlecht und feige nennen, Begehr' ich ohne Streit mich jetzt von dir zu trennen. |
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62. |
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Nicht lob' ich's, daß der Norne Neid Zu Feinden die bestimmt, die sich wie Brüder gleichen; Doch du bedrängst mein Volk und dringst mit drohnden Streichen Auf meine Götter ein, drum ziemt uns Haß und Streit. Und dennoch will ich jetzt die Hand dir freundlich reichen; Auch du vergiß den Zorn, der unser Herz entzweit. Gar manche Stunde bleibt zum Haß uns noch im Leben, Doch wird zur Lieb' uns wohl nicht eine mehr gegeben. |
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63. |
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Doch daß, wenn unser Loos uns von einander drängt, Und feindlich wiederum die kühnen Herzen schlagen, Ein treues Pfand uns sey, wobei der Geist gedenkt, Wie friedlich wir uns einst gesellt in frühern Tagen, So nimm aus meiner Hand dies gute Schwert geschenkt, Und laß das deine mich dafür im Kampfe tragen! Wem auch von Beiden dann das Loos den Tod beschert Er fällt durch tapfre Hand und durch ein liebes Schwert. |
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64. |
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So sprach der Held und nahm von seiner Seite, Noch eh sein Blick den nächt'gen Trug erkannt, Das grimme Zauberschwert, erkämpft im grausen Streite, Dem, den es trifft und schützt, des Todes sichres Pfand. Schon blitzte blank und scharf die fluchbeladne Beute, Die Todesfackel Skiold's in seines Feindes Hand. Dem sie verderblich flammt und nahen Fall verkündet, Er selber hat sie jetzt zum hellen Brand entzündet. |
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65. |
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Die Geister weit umher, die mit verruchter Macht Der Heiden trotzig Volk und Odin's Tempel schützen, Durchrauschen Land und Meer und heulen durch die Nacht Und füllen rings im Zorn die Luft mit rothen Blitzen; Um Höhn und Thäler scheint ein wilder Sturm erwacht, Es wimmert durch den Wald und auf den Felsenspitzen, Weit schlägt des Herdes Gluth umher im raschen Kampf, Und manches grause Bild erhebt sich aus dem Dampf. |
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66. |
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Doch Adalbert bemerkt das grimme Streben Der Hölle nicht und ihrer frechen Schaar, Er nimmt das Schwert, das ihm sein Feind gegeben, Und beut ihm dann das eigne freundlich dar. Oft schützt' es mir, so sprach er, Leib und Leben Und war mir treu in mancher Kriegsgefahr; Jetzt mag es dir, wie mir das deine, frommen, Bis zur Entscheidung einst der größte Kampf gekommen. |
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67. |
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O trennte feindlich doch uns Volk und Glaube nicht, Gern böt' ich dir die Hand zum ew'gen Freundesbunde! Oft pries die That dich mir und oft die ferne Kunde, Doch stets am sichersten dein treues Angesicht. Vertrau' auch mir! Nur diese kurze Stunde Gehört noch uns, doch morgen wir der Pflicht. Vergebens ehr' ich dich; dies Schwert, es muß dich suchen, Doch wer auch fällt, nicht soll der Feind ihm fluchen! |
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Thorilde drohte mir, einst werd' im harten Streit Durch diesen Arm mein eigner Bruder enden. Wohl hoff' ich, wird der Herr so grimmes Urtheil wenden; Doch wähn' ich fast, nicht würde mindres Leid Durch meine Seele gehn, wenn je von meinen Händen Dein strömend Blut – – – doch Alles lehrt die Zeit. Nicht laß uns jetzt mit solchen düstern Bildern Den kurzen Augenblick des Friedens uns verwildern! |
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So kosen freundlich dort die Helden in der Nacht, Die grimm sich oft begrüßt mit harten Schwertesschlägen. Doch als das Morgenroth am Himmel auferwacht, Durchtraben sie den Wald auf ungebahnten Wegen, Schon öffnet sich das Feld, schon ist die Fahrt vollbracht, Hier führt der Pfad dem Heer und dort der Stadt entgegen. Noch einmal bieten sie die Hand sich freundlich dar, Dann scheidet stumm und ernst das ritterliche Paar. |
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Wie freudig wird der Held vom Heere jetzt empfangen, Das schon so lang' um ihn in bittern Sorgen war! Sie, die nach hartem Kampf den theuern Sieg errangen, Sie wähnen jetzt sich erst entronnen der Gefahr. Rings sieht man Kränze blühn und bunte Fahnen prangen, In hellen Waffen glänzt die schön geschmückte Schaar, Laut tönt zum Jubelruf, zu freudigen Gesängen, Des hohlen Erzes Mund mit kriegerischen Klängen. |
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Doch sie, die alles Glück mit Adalbert verlor, Die mehr als All' ihn liebt und mehr um ihn gelitten, Sie wandelt herrlich jetzt aus ihrem Zelt hervor, Wie oft ein Engel geht aus niedern Erdenhütten. Wohl bebt ihr volles Herz in rascher Freud' empor, Doch schüchtern steht sie fern und naht mit bangen Schritten; Ihr sel'ger Blick macht kühner, als ihr Mund, Die helle Lust der tiefen Seele kund. |
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Und ihm, dem immer noch aus jenen heil'gen Hallen Der holde Traum das ganze Herz erfüllt, Ihm scheint vor seinem Blick der Schleier jetzt zu fallen, Der ihm so lang' in ihr den höhern Geist verhüllt. So sah er dort die reinen Engel wallen, So war ihr Aug', ihr Mund, ihr lichtes Bild, So lacht' ihm dort Verklärung, Lieb' und Segen Und Mild' und Huld aus jedem Zug entgegen. |
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Und wenn er dann mit tiefer Lust gedenkt, Daß nun sobald, vielleicht nach wenig Tagen, Sie, die er heiß und treu im Herzen stets getragen, So ganz sein eigen ist und ewig ihn umfängt, Dann muß sein banger Geist sich selber staunend fragen: Was that ich doch, daß Gott so großes Heil mir schenkt? Wie durft' ich doch so lang die heil'ge That verschieben, Wozu mich Glaub' und Dank und Liebe längst getrieben? |
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Zwar heute frommt der kühne Sturm nicht mehr; Doch laut ertönt der Ruf auf allen Seiten, Auf morgen soll' ein Jeder Waff' und Wehr Und Seel' und Leib zum frühen Kampf bereiten. Mit hellem Jubelruf empfängt das tapfre Heer Den muthigen Befehl, ein Jeder brennt zu streiten. Auf allen Wiesen wird, in allen Zelten jetzt Geschoß und Roß geübt, und Lanz' und Schwert gewetzt. |
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Der Abend sank, von Rosenduft getragen, Am Himmel schwamm die Dämmrung, rein und kühl, Als solle schön der nächste Morgen tagen Zum freud'gen Tanz, zum festlich holden Spiel, Nicht weit umher des Krieges Flamme schlagen Durch Zorn und Mord, durch Trümmer und Gewühl. Doch wenn sein Saum mit Blut sich auch befeuchtet, Ein großer Festtag ist's, der morgen Allen leuchtet. |
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Spät ruft der Bischof noch die Krieger zum Altar, Um dessen grünen Rand die letzten Strahlen schweben, Und spricht manch hohes Wort vom Trost im Tod' und Leben, Von Demuth und Geduld im Glück und in Gefahr. Und seine Sünde wird dem gläub'gen Volk vergeben, Geheiligt und versöhnt erhebt sich jetzt die Schaar Und sieht mit leichter Brust, erquickt von Gottes Segen, Dem Kampf, der Müh, dem Schmerz und selbst dem Tod entgegen. |
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Denn Manchem, den so süß der kurze Schlaf umwand, Wird langen Todesschlaf der künft'ge Tag verleihen. Noch einmal drückt der Freund dem treuen Freund die Hand, Und Mancher geht umher, den Feinden zu verzeihen, Und Mancher denkt zurück an seine fernen Treuen, An Kinder, Weib und Braut, an's liebe Vaterland. Früh sinkt der Schlaf herab, zu tapfern Kriegeswerken, Zum letzten Siegeskampf das müde Heer zu stärken. |