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1. | |
Indessen zog am wald'gen Bergeshange Das Ritterpaar dahin. Schon röthete der Strahl Der schwächern Sonne sich zum nahen Untergange, Und riesig senkte sich bis tief hinab in's Thal Der Tannen Schattenbild. Im dicken Waldgehege Schwamm dunkler schon die Nacht, schon rafften Wolf und Bär In sichrer Kluft sich auf und wandelten umher Nach Raub und Blut auf ungebahntem Wege. |
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2. |
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Unendlich breitete der Hain Sich vor den Helden aus und schloß mit dichten Zweigen Den Rossen oft die Bahn. Jetzt galt's, hinabzusteigen In's rauhe Klippenthal, jetzt über wüst Gestein Sich Pfade zu erspähn. Rings ruhte grauses Schweigen, Und in die Tiefen sah des Monds bewölkter Schein, Wie in ein stilles Grab; nur dumpf und stöhnend sausten Im Wind die Tannen noch, und ferne Wasser brausten. |
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3. |
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Schon war die Dämmrung nicht mehr fern, Um Fels und Wald begann der Nebel schon zu grauen, Und freundlich ließ der Morgenstern Mit röthlich hellem Licht sich schon am Himmel schauen; Da senkten sich die Höhn, und, bleich verhüllt vom Flor Der Düfte, schien ein Thal, das tief sich vor den Füßen Der Ritter niederzog, gleich einem Riesenthor, Den Pfad zur Ebne aufzuschließen. |
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4. |
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Bei'm ersten Morgenschein erreicht das edle Paar Den tiefen Grund und reitet eine Strecke Durch dicht Gestrüpp und rauhe Felsenblöcke Mühselig fort. Da beut ein Pfad sich dar. Und als sie jetzt um eine Felsenecke Sich wenden, nimmt ihr Ohr ein helles Klingen wahr, Und laut ertönt das Thal wie bei'm entbrannten Kampfe Von wilder Stimmen Drohn und dumpfem Roßgestampfe. |
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5. |
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Da treiben sie mit kühnem Sinn Die Rosse schneller an, und mit verhängtem Zügel, Die Speere scharf gesenkt, und fest den Fuß im Bügel, Und stark den Schild gefaßt, geht's rasch durch's Thal dahin, Dem Ort des Kampfes zu. Der Nebel graues Wehen Vergönnt den Rittern kaum, die Streitenden zu sehen, Und nur zuweilen blitzt ein heller Sonnenstrahl, Der durch den Duft sich drängt, herab auf Blut und Stahl. |
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6. |
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Doch als sie jetzt das Schlachtgefild erreichen, Da sehen sie, wie dicht vom Feind umringt Ein deutsches Fähnlein kämpft, auf das mit mächt'gen Streichen Ein großer Schwarm erzürnter Heiden dringt. Schon war das Feld bedeckt mit Blut und Leichen, Stets grimmer wird die Noth, und immer rascher schwingt Die Heidenschaar das Schwert, verwundet waren Alle Im Christenhäuflein schon, und Jeder nah dem Falle. |
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7. |
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Ein Ritter nur, der stolz im hellen Schein Der goldnen Waffen prangt, und hoch auf schwarzem Rosse, Thut kräftig noch dem wilden Trosse Der Feinde Widerstand. Wohl schließt der Schwarm ihn ein; Doch schnell und grimmig flammt in raschgeschwungnen Kreisen Sein breites Schwert umher und schlägt durch Stahl und Eisen Sich eine blut'ge Bahn. Kein Panzer ist so dicht, Daß nicht der starke Schwung der edlen Kling' ihn bricht. |
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8. |
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Wohl war vom festen Helm sein Angesicht umfangen, Doch stolz und fürstlich schoß gleich hellem Blitzesglühn Sein tapfrer Blick hervor; auf seinem Schild' erschien Ein königlicher Aar mit kühnem Flügelprangen; Gar bunt und herrlich war der Waffenrock gestickt, Der sich um's Erz des blanken Panzers schmiegte; Und auf dem goldnen Helme wiegte Sich hoch ein Reiherbusch, mit Perlen ausgeschmückt. |
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9. |
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Schon minderte sich stets die Schaar, die ihm zur Seite Mit treuem Muthe focht, schon sank der letzte Held Durch's Schwert der Heiden hin – da flog zum wilden Streite Auf raschem Roß das Ritterpaar durch's Feld. Zwei Feinde taumeln schon, vom scharfen Speer getroffen, In's Gras hinab, schon steht zum tapfern Mann, Der nur mit Noth sich wehrt, die Bahn den Helden offen, Und schützend schließen sie dem Wankenden sich an. |
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10. |
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Von neuem wurde jetzt der bittre Streit begonnen: Den Deutschen wuchs, den Dänen sank der Muth; Nur mühsam war vorher der theure Sieg gewonnen, Erschöpft war jeder Feind und jeder roth von Blut; Kaum fing ihr matter Arm mit halbem Schild die Schläge Der frischen Helden auf und hob nur schwach und träge Den schart'gen Stahl, indeß der Ritter Schwert Von jedem neuen Hieb nur blutig wiederkehrt. |
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11. |
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So schießt der Adler nicht mit schlagendem Gefieder Auf seinen Raub, so fährt das gelbe Licht Des Wetterstrahls vom Himmel nicht hernieder, So folgt die Well' im Sturm der fliehnden Welle nicht, Als jetzt im raschen Kampf zerschmetternd hin und wieder Der Helden Arm sich regt, und schnell und stark und dicht Der Schlag dem Schlage folgt, und scharf die harten Klingen Durch Panzer, Helm und Schild in's tiefe Leben dringen. |
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12. |
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Schon hält Beschämung nur die Heiden noch zurück, Daß sie nicht rasch zur Flucht die müden Rosse wenden. Die Faust erlahmt, das Schwert entsinkt den Händen, Der Schild dem Arm, und mit gebrochnem Blick Fällt Mann auf Mann dahin, rings ächzt ein dumpfes Stöhnen, Und wem Erstarrung noch die letzte Kraft nicht raubt, Der beut dem Schwert jetzt gern das unbeschützte Haupt Und will durch muth'gen Tod das tapfre Leben krönen. |
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13. |
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Vollendet war der Kampf, und hehr und herrlich stieg Hoch über alle Nebelwellen Die Sonne jetzt empor, den schwererrungnen Sieg Mit freud'gem Glanze zu erhellen. Und wie aus dunkler Gruft zum heitern Sonnenschein Mit schlanker Kraft drei Pappeln aufwärts streben, So stehn auf blut'gem Plan mit jugendlichem Leben Die kühnen Helden da im kräftigen Verein. |
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14. |
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Und ruhig senket jetzt die Hand zur festen Scheide Das feuchte Schwert zurück und auf das Ritterpaar Blickt froh der fremde Held und schlingt gerührt um Beide Den tapfern Arm: O ihr, die wunderbar Mir Gott zur Zeit gesandt im Drange der Gefahr, So ruft er aus und drückt in biedrer Freude Sie fester an sein Herz, zu arm ist jeder Dank, Wenn euch die That nicht lohnt, die euer Muth errang. |
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15. |
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Wohl achtet ihr gering das Werk, das euch gelungen, Und ahnet nicht, was ihr vollbracht. O glaubt mir, selten ward ein solcher Preis errungen, Als jetzt. Doch kündet mir, denn fremd ist eure Tracht, Aus welchem Volk ihr seyd und welchem Stamm entsprungen. Noch nimmer sah ich euch im Heer und in der Schlacht Und müßte fast, wenn nicht ein Bundeszeichen Mir eure That gewährt, den Feinden euch vergleichen. |
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16. |
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O edler Held, erwidert Folko's Sohn, Wohl hast du uns noch nie im Lager wahrgenommen. Wir sind vor Kurzem erst aus fremder Haft entflohn Und jetzt zum deutschen Heer in Feindestracht gekommen, Doch nicht mit Feindessinn; ich meinem Volk zu Frommen, Und Jener für sein Recht und für des Vaters Thron. Drum wollest du nach Wahrheit uns verkünden, Ob wir in eurem Heer den deutschen Kaiser finden! |
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17. |
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Willkommen! spricht der Held, wohl ist er dort, und leicht Wird, was ihr fordert, euch gelingen. Gern werd' ich selbst zu seinem Thron euch bringen, Er ist mir längst gar gnädig und geneigt, Und nichts versagt er mir. Doch laßt uns stärker reiten, Das Lager ist noch fern, und lang schon harrt das Heer Mit ungeduld'ger Furcht auf meine Wiederkehr Und könnte leicht mein Zögern übel deuten. |
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18. |
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Sie ziehn durchs Thal, und Adalbert erzählt Dem Ritter sein Geschlecht, und wie im Frankenlande Er einst die Feinde schlug und dann, von Gott erwählt, Durch's Meer dahin geschifft zum wilden Dänenstrande. Der Fremde hört's erstaunt, und als der Jüngling schweigt, Da spornt er schnell sein Roß und reicht Den Fremden seine Hand und ruft: Lebt wohl, ihr Helden. Ich eile jetzt voran, dem Kaiser euch zu melden. |
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19. |
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Er sprengte fort, und freudig zog das Paar Die letzten Höhn hinab, von wo sich weit und eben Die Fläche niederzog. Da bot im rüst'gen Leben Das deutsche Lager sich dem Blick der Helden dar. Hell schimmerten die weißen Zelte Im heitern Sonnenglanz, die luft'gen Wände schwellte Der leichte Wind, und aus dem Innern drang Viel dumpf Geräusch hervor und kriegerischer Klang. |
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20. |
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So sahn wir oft vom Sonnenschein umflossen Den goldnen Schmuck der reifen Aerndte stehn: Hoch thürmen sich, in lange Reihn geschlossen, Die reichen Garben auf, und rüst'ge Schnitter gehn Geschäftig hin und her und mühn sich unverdrossen: Die sammeln ein, die binden, jene mähn, Indeß die Feiernden im duft'gen Schatten singen, Und laut in's muntre Lied die hellen Sicheln klingen. |
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21. |
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Dem Monde gleich, der kaum den Silberkreis Erst halb vollbracht, so dehnten sanftgebogen Des Lagers Reihn sich aus; die bunten Fähnlein flogen Im Wind umher; dort stand mit grünem Reis Ein Zelt bekränzt, ein andres dort umzogen Mit farb'gem Stoff, ein andres hell und weiß; Und rings umher im grünenden Gefilde Erschienen buntgemischt viel krieg'rische Gebilde. |
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22. |
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Dort stellte sich zur nachgeahmten Schlacht Ein Kriegerschwarm in blanke Waffenreihen, Dem Schwerte scheint das Schwert, dem Speer der Speer zu dräuen, Das Heerhorn tönt, sie treffen sich mit Macht, Hoch bäumt das Roß sich auf und scheint der Waffenpracht Und seines Reiters sich mit edlem Muth zu freuen, Hier schwärmt und dort die Schaar, und jeder Krieger schwingt Zum Hieb und Schutz den Stahl, und Helm und Schild erklingt. |
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23. |
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Dort kündet thatenreich, vom Jünglingskreis umgeben, Ein alter Kriegsgesell, wie er zu Meer und Land Manch Abenteuer sah und oft auf Tod und Leben Im wilden Streite focht und manche Noth bestand. Still horcht das jüngre Volk und schießt aus freud'gen Blicken Den Strahl des Muths, von Kühnheit bald beseelt, Bald mild und bald voll Zorns; und was der Greis erzählt, Das scheint in ihrem Blick sich wechselnd auszudrücken. |
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24. |
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Doch Andre treiben sich geschäftig hin und her, Zu ordnen, zu vollziehn, zu rüsten, zu bestellen. Der säubert Helm und Schild, der schleift den stumpfen Speer, Der führt das müde Roß zum kühlen Trank der Wellen, Der schwingt das Schwert und der das scharfe Beil, Der sucht im schnellsten Lauf zu stehn und auszuweichen, Und Jener strebt mit leicht beschwingtem Pfeil Das ferne Ziel schußkundig zu erreichen. |
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25. |
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Entsattelt geht und frei auf weichem Wiesengrün, Wo zitternd durch's Gesträuch viel frische Quellen fließen, Der Rosse muntre Zucht. Aus ihrem Auge schießen Die Blitze freud'ger Kraft, die weiten Nüstern glühn Vom Zorn des Streits, aus Stellung und Gebehrde Blickt Muth und Stolz, vom hellen Wiehern schallt Im Wiederhall Gebirg und Thal und Wald, Die Mähne weht, und laut zerstampft ihr Fuß die Erde. |
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26. |
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Im Mittelpunkt des Lagers blickt Das Kaiserzelt hervor, das weit an Pracht und Glanze Die andern übertraf. So prangt im Blumenkranze, Den mancher Blüthenstern und manche Knospe schmückt, Der Rose voller Kelch. Mit buntem Schimmer wehte Der Teppich sich umher, und manche goldne Zier Verbrämte Dach und Wand, und vor dem Eingang schwebte, Gewiegt von blauer Luft, das heil'ge Reichspanier. |
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27. |
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Und als die Ritter jetzt dem Lager nahn, da treten Viel Krieger rings hervor und bilden blanke Reihn Im festlich hellen Schmuck. Weich hallen süße Flöten, Und Cymbeln tönen laut und fröhliche Schalmein, Und mächtig mischen sich Posaunen und Trompeten Wie Schlachtgesang zum Liebesgruß darein. Und jauchzend ruft durch Hall und Klang und Schmettern Das dichte Volk: Heil, Heil den Siegern, den Errettern! |
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28. |
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Und als sie zweifelnd stehn, da naht ein edler Held, Von Dienerschaft umringt, mit höflichem Gepränge Und grüßt sie ritterlich und leitet durch's Gedränge Die Staunenden in ein geschmücktes Zelt. Dort glänzte manch Gewand von Gold und Sammt und Seide Und manch geschliffnes Schwert, manch blankes Waffenstück Und manches blitzende Geschmeide Warf blendend hell den Strahl der Sonne dort zurück. |
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29. |
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Und jetzt wird ungesäumt mit reichen Prunkgewändern Das edle Ritterpaar geehrt, Und ihre Brust geschmückt mit theuren Gnadenpfändern, Und ausgeziert ihr tapfres Schwert Mit goldnem Wehrgehenk. Und als im heitern Prangen Sich jede blut'ge Spur des frühen Kampfs verlor, Da naht der Held, der sie empfangen, Und führt zum frohen Volk sie aus dem Zelt hervor. |
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30. |
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So gehn am Wellensaum die holden Zwillingssterne Hellleuchtend auf. Durch alle Nebel bricht Ihr goldner Schein und schimmert durch die Ferne So friedlich mild und doch so kühn und licht. Ihn grüßt erfreut das Volk, denn Hülf' und Heil bedeutet Der gnäd'ge Strahl, und jeder Sturm entflieht, Wenn klar das Sterngebild vom Himmel niedersieht, Das rettend durch die Fluth den irren Schiffer leitet. |
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31. |
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Bescheiden und verschämt und doch im Selbstgefühl Der Kraft und froh des Ruhms geht still durch's Volksgetümmel Das Heldenpaar dahin. So färbt den Morgenhimmel Ein schüchtern Roth, doch leuchtend bricht das Spiel Des frühen Strahls hervor. Zum Kaiserzelt geleiten Die Schaaren sie mit Prunk; der Teppich wallt zurück, Und auf dem Thron erkennt ihr überraschter Blick Im königlichen Schmuck den Mann, den sie befreiten. |
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32. |
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Wie still am sichern Pol der Stern des Norden steht Und hell das ew'ge Licht zur Erde niedersendet, Ein Bild der Kraft; wohl regt und dreht Der Kranz des Himmels sich, wie sich die Wölbung wendet Im mächt'gen Schwung, ein Licht entdämmert fern Dem flücht'gen Meer, ein andres senkt sich wieder; Doch unbeweglich glänzt der Axe fester Stern Und steigt in's kühle Bad der Welle nie hernieder: |
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33. |
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So saß, von seines Reichs Gewaltigen umringt, Mit offnem Helm und um den Helm die Krone, Den Scepter in der Hand, auf goldgewirktem Throne Der Kaiser da. Von seinen Schultern sinkt Der Mantel tief herab und schmiegt mit sammtnen Falten Sich um den Waffenrock, und ob dem Thron erhöht, Beschattet feierlich, von Fürstenhand gehalten, Ein reicher Baldachin des Kaisers Majestät. |
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34. |
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Zum Abend neigte schon sein Leben sich hernieder; Doch wie den Fels, der alternd sich erhebt, Lebend'ges Grün und frisches Moos umwebt, So blühte ungeschwächt um seine stolzen Glieder Die jugendliche Kraft, und gleich dem Sonnenschein, Der mit dem Stäubchen spielt und mit allmächt'gem Lichte Die Welt umfängt, so ließ auf seinem Angesichte Sich Mild' und Würde schaun im fürstlichen Verein. |
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35. |
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Auch jetzt noch schien der Gott, der ihn zum Thron ersehen Und seiner Hand den Stab der Macht verliehn, Um die geweihte Stirn mit heil'gem Hauch zu wehen Und sein gesalbtes Haupt mit Strahlen zu umziehn. In seinem Auge ließ die Kraft des Herrn sich sehen, Und ernst um Blick und Mund und Wang' und Stirn erschien Das Walten stiller Scheu, das keine Namen nennen, Wenn auch Gefühl und Geist es staunend anerkennen. |
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36. |
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Und zu den Rittern sprach der Fürst mit gnäd'gem Ton: Ihr Helden, die genaht zu meines Reiches Frommen, Als Freund begrüßt' ich euch auf blut'gem Felde schon, Noch einmal heiß' ich jetzt als Kaiser euch willkommen! Schon hab' ich, was ihr wünscht, vernommen, Und wohl gelobt' ich euch, am kaiserlichen Thron Zu eures Rechtes Schutz ein günstig Wort zu sprechen; Und was der Freund verhieß, das wird der Fürst nicht brechen. |
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37. |
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Ihr Edeln meines Reichs! seht hier das Heldenpaar, Das, als ich heut am frühen Morgen Auf Kundschaft zog, und schnell die stärkre Schaar Der Feinde mich umgab, die sich im Thal verborgen, Mit heldenmüth'gem Sinn, nicht achtend die Gefahr, Für mich ihr Haupt gewagt und euch von bittern Sorgen, Vom Tode mich befreit; nun redet, welche Huld Belohnt das große Werk und tilgt des Kaisers Schuld? |
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38. |
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Er sprach's, und mancher Held, der im Gewühl der Schlachten Ruhmwürdig längst ergraut, erhob die kühne That, Und Jeder freute sich, die Tapfern zu betrachten, Und Jeder rief: O Herr, was frommt dir unser Rath? Wer so die Heldenbahn betrat, Der ist dem Besten gleich, des Größten werth zu achten. So rief der Fürstenkreis um Otto's hohen Thron. Und zu dem Ritterpaar sprach Heinrich's großer Sohn: |
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39. |
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Euch ist in diesem Spruch mein eignes Wort erklungen. Nicht bin ich mit bewehrter Hand Aus Gier nach fremdem Gut in's Dänenreich gedrungen. Dem deutschen Mann genügt das deutsche Land. Nur Krieg und Raub und Schmach von meinem Volk zu wenden, Hab' ich das Schwert gefaßt. Drum nimm, sobald die Brut Der Räuber mir erlag, du Sproß aus Gormo's Blut, Das Erbe deines Stamms aus deines Rächers Händen. |
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40. |
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Und du, mein junger Stern, der schon so leuchtend strahlt, Wenn andre kaum mit schwachem Schein sich heben, Dir dankt' ich einst den Sieg, dir dank' ich jetzt das Leben, Und trefflich hast du mir die Rittersporn bezahlt. Doch wenig wird die That dir frommen, Für solche große Schuld ist Otto's Schatz zu klein. Genügt es dir, des Kaisers Freund zu seyn, So sey mir stets am Thron, am Herzen stets willkommen! |
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41. |
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So sprach der Fürst und neigte seinen Stab Vor Folko's Sohn mit gnäd'gen Blicken, Und freundlich stieg er dann vom Kaiserthron herab, Den Jüngling väterlich an seine Brust zu drücken. Du sollst mein Reichsgeschmeid' als schönste Perle schmücken, Du Liebling meines Freunds, der redlich bis in's Grab Mein Recht verfocht! So rief mit weichem Herzen Der Fürst, und Adalbert verging in Lust und Schmerzen. |
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42. |
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Und auf dem Wiesengrün, wo sanft emporgeschwellt Mit bunten Blumen sich das frische Gras verwebte, Und leis' im duft'gen Buchenzelt Durch laue Dämmerung der Lüste Säuseln schwebte, Wird jetzt, da höher schon die Mittags-Sonne schwebte, Ein festlich Gastmahl angestellt, Und Otto führte selbst die neuen Waffenbrüder Hinaus und setzte sich in ihrer Mitte nieder. |
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43. |
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Und fröhlich reihte jetzt zum königlichen Mahl Der Kreis der Helden sich zusammen. Hoch sprudelte der Wein im köstlichen Pocal, Hell schimmerte das Gold, bewegte Funken schwammen Aufzitternd im Getränk, und kühn und zagend klang, Einhallend in der Kelche Läuten, Bei'm wandelbaren Ton der leichtbewegten Saiten Manch süßes Minnelied und mancher Schlachtgesang. |
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44. |
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Gar lieblich war's zu schaun, wie unter duft'gem Schatten, Von Blüthen angehaucht, in milder Fröhlichkeit Die Helden sich gelagert hatten, Die manche Schlacht gekämpft und jetzt zum neuen Streit Das kühne Herz gewandt. Und wenn vom leisen Wehen Das Blätterdach sich hob, und hell im Sonnenglanz Die Ritter leuchteten, dann wähntest du den Kranz Des nahen Sieges schon auf ihrer Stirn zu sehen. |
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45. |
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Wohl dachte keiner jetzt, wie bald von Feindes Hand Dahin gestreckt zur blut'gen Erde, Dem Vätergrabe fern und seinem Vaterland, Er nie den Freudenkreis am heimatlichen Herde, Die Liebste, die sein Herz mit süßen Fesseln band, Das jugendliche Weib nicht wieder grüßen werde. Ach, wen die holde Lust mit reichem Arm umflicht, Der wähnt ein Gott zu seyn und denkt des Todes nicht! |
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46. |
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Lebend'ger schwebte schon auf hellen Becherklängen Der leichte Scherz, da sah der freud'ge Kreis Von fernher einen Mann im raschen Laufe sprengen, Laut schnob das schnelle Roß, bedeckt mit Schaum und Schweiß. Schon naht' er sich dem Freudenorte, Schon sprang er ab, des Athems fast beraubt, Und neigte sittiglich dem Herrn des Reichs sein Haupt Und sank auf's Knie herab und sprach die hast'gen Worte: |
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47. |
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O Herr, ich bin zu dir, ein Herold großer Noth, Gesandt von deinen Reichsvasallen: Jüngst sind in's Sachsenland die Hunnen eingefallen Mit mächt'gem Heer, rings wüthet Brand und Tod, Die Besten sinken hin, und blut'ge Ströme wallen, Wo sich der Feind genaht, unsel'ge Knechtschaft droht Den Edelsten des Gaus, und halb zertrümmert trauern, Des heil'gen Schmucks beraubt, der Tempel öde Mauern. |
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48. |
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Wohl ließ vom hohen Schloß herab in's weite Land Manch edler Graf sein Kriegerhorn ertönen; Doch zagend flieht das Volk, vom Schrecken übermannt, Und folgt den Führern nicht, und alle Herzen sehnen Nach deinem Schutz sich nur. Drum neige du dem Flehn Der bangen Schaar dein Ohr und eile den Bedrückten, Die mich um Hülf' und Rath zu deinem Throne schickten, Mit mächt'gem Schwerte beizustehn. |
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49. |
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Er sprach's, und tief bewegt vernahm der Fürst die Kunde, Mit ernstem Blick verstummte jeder Gast, Die Harfe schwieg, der Becher sank vom Munde, Und rasch hielt manche Hand den Schwertesgriff gefaßt; Die heitre Feier ward zur finstern Trauerstunde, Gewichen war der Scherz, der Freude Kranz erblaßt. Doch bald begann, zum sichern Rath entschlossen, Der tapfre Fürst zu seinen Kampfgenossen: |
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50. |
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Mich ruft des Reiches Heil und meine Kaiserpflicht, Ihr würdet selbst den Zögernden nicht loben; Drum zieh' ich heim, dem Sturm, der plötzlich sich erhoben, Zu widerstehn. Doch zürnt dem Himmel nicht! Nie soll Besiegten gleich mein Heer von diesem Strande, Dem Feind ein Spott, entfliehn. Ihr weilt im Dänenlande, Bis ihr den Krieg vollbracht; ich zieh' allein zum Streit, Denn wo der Kaiser naht, ist auch ein Heer bereit. |
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51. |
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Sobald vom Morgenthau die bunten Felder blitzen, Tret' ich die Fahrt mit wenig Rittern an. Gott wird mein Recht und meinen Pfad beschützen; Wer ihm vertraut, dem zieht ein himmlisch Heer voran. Er selber hat durch dunkle Traumgestalten Die Zukunft mir in dieser Nacht enthüllt. Wohl schien mir rätselhaft das flüchtige Luftgebild; Doch sichrer kann vielleicht der Geist es jetzt entfalten. |
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52. |
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Mir schien's, als hätte mich die Himmelskönigin Zum Wächter eingesetzt in ihrem Blumengarten, Und Schwert und Scepter legt' ich hin Und ging von Beet zu Beet, den bunten Schmuck zu warten. Dort flammte mancher Kelch gleich hellem Edelstein Und mancher ließ den Glanz des Morgenroths erscheinen, Und andre schimmerten im matten Silberschein, Den Perlen gleich, die sel'ge Engel weinen. |
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53. |
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Doch ferne, wo den letzten Rand Des blühnden Reichs ein dicht Gehege schützte, Hob eine Rose sich im leuchtenden Gewand, Die wie ein heller Strahl aus Gottes Augen blitzte. Wohl schien mir um den heil'gen Strauch Ein ganzes weites Feld von Rosen aufgesprossen; Denn zitternd hatte sich gleich duft'gem Morgenhauch Der sel'gen Blume Glanz durch Busch und Wies' ergossen. |
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54. |
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Entzückt betrachtet' ich das holde Blüthenlicht. Da kam mit schwirrendem Gefieder Aus hoher Luft ein häßlich Raubgezücht Und schoß mit raschem Schwung zum zarten Strauch hernieder, Und gierig flog und hüpft' es jetzt Von Kelch zu Kelch und nascht' und pickte; Und manche Knospe sank verletzt Vom spitzen Schnabel hin, und mancher Zweig zerknickte. |
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55. |
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Und zürnend der verwegnen Brut Ergriff ich meinen Stab, die Räuber fortzuscheuchen. Da rauscht' es in des Hains verworrenen Gesträuchen, Und brüllend stürzte sich mit aufgereizter Wuth Ein wilder Leu hervor. Rasch hob zu raschen Streichen Sein Schweif sich aus, der Rachen troff von Blut, Und aufrecht stand er da und schwang die scharfen Klauen, Zu meinem Herzen sich den Todespfad zu hauen. |
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56. |
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Da dacht' ich in der Noth des Rosenstrauchs nicht mehr, Jetzt galt's, durch tapfern Kampf dem Tode zu entrinnen. Nicht konnt' ich mehr mein Schwert, das fern mir lag, gewinnen, Drum schwang ich hoch den Stab zur rüst'gen Gegenwehr. Wohl fuhr der grimme Feind mir ungestüm entgegen, Doch wich ich rasch ihm aus und sprang mit kühnem Sinn Gewalt'ger dann hinzu, und sieh, nach wenig Schlägen Sank halbgelähmt das Thier zu meinen Füßen hin. |
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57. |
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Und als ich jetzt um seine starken Glieder Den tapfern Arm, es zu erwürgen, schlang Und unverzagt mit meinem Feinde rang, Da ließ ein Adlerpaar sich aus den Lüften nieder. Der eine schien erst jüngst aus strenger Haft befreit, Und muthig schwang er jetzt zum Streit Der Ketten harte Last, indeß mit meinem Schwerte, Das fern im Grase lag, der andre sich bewehrte. |
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58. |
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Und grimmig fielen sie die frechen Vögel an, Die immer schamlos noch die heil'ge Ros' entweihten. Wild krächzt' im Zorn die Schaar, ein harter Kampf begann, Die Flügel rauschten laut, die scharfen Krallen dräuten, Die Schnäbel trafen sich; und sieh, es zog von weiten Noch mancher dichte Schwarm heran, Den Räubern beizustehn; schon flogen leicht und lose Im Wind die Federn rings, und Blut entrann der Rose. |
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59. |
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Kaum hatt' ich jetzt nach harter Kampfesnoth Das grimme Thier in meinem Arm bezwungen, Da war den Adlern auch der blut'ge Sieg gelungen. Die Feinde flohn von tiefen Wunden roth, Und mancher barg verzagt sich in die Dämmerungen Des wilden Hains, und mancher stürzte todt In's Gras herab. Ein lindes Säuseln wallte, Wo eben noch des Kampfs verworrnes Krächzen schallte. |
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60. |
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Und prangend breitete der jüngst gefangne Aar Die Flügel aus und hing mit leisem Schweben Still ob dem Rosenstrauch, und ruhig schien und klar Ein goldner Kronenschmuck sich um sein Haupt zu weben; Und girrend fanden sich viel fromme Tauben ein Und nisteten im Schutz der mächtigen Gefieder Und träufelten von zarten Flügelein Viel kühlen Thau zur kranken Rose nieder. |
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61. |
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Doch jener, der das Schwert zum kühnen Kampf gezückt, Sank siegreich zwar, doch schon vom Tod' umstrickt, Rasch blutend hin. Und wie die rothe Welle Aus seiner wunden Brust den heil'gen Strauch umfloß, Da lachte wunderbar in frischer Rosenhelle Ein jeder welke Kelch, und jede Knospe schloß Sich leuchtend auf, und lieblich hört' ich's schallen: Der Phönix lebt, wenn auch der Staub zerfallen. |
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62. |
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Dies war mein Traum. Jetzt deutet, edle Herrn, Das nächtliche Gesicht! Zwar dämmert's mir von weiten, Doch halb entschleiert nur gleich einem blassen Stern, Um den mit leisem Flug sich dünne Wolken breiten. Wenn auch für Alle Sieg und Glück Die luft'gen Bilder uns verkünden, So scheint für Einen doch ein feindliches Geschick Das freud'ge Licht des Heils mit Nebel zu umwinden. |
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63. |
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Der Kaiser sprach's, und so begann Ansgarius, des Herrn gesalbter DienerAnsgarius, des Herrn gesalbter Diener – Ansgar, Ansgarius, oder Anscharius, der erste Erzbischof von Hamburg und Bremen, gehört freilich nicht hieher, da er hundert Jahre früher unter Ludwig dem Frommen und Ludwig dem Deutschen lebte. Weil er aber zuerst das Christentum unter den nordischen Völkern zu verbreiten anfing und dabei mit besonderer Klugheit, Mäßigung und Rechtschaffenheit verfuhr, so gestattet man es dem Dichter vielleicht eben so gern, daß er diesen Reformator in die Handlung seines Gedichts verwebt, als man dem Virgil die Einführung der Dido gestattete. Eine Lebensbeschreibung des heiligen Ansgar von seinem Schüler und Nachfolger, dem heiligen Rimbert, die zuerst vollständig von Lambeccius im Jahre 1651, nachher mit einer alten dänischen Uebersetzung von Arrhen 1677 herausgegeben wurde, verbreitet vieles Licht über die frühere christliche Religionsgeschichte der nordischen Völker. Bei beiden Ausgaben befindet sich auch eine Biographie desselben Mannes in heroischen Versen, die von Lambeccius einem gewissen Gualdo, einem Mönch in Corvey, der im 14ten Jahrhunderte lebte, zugeschrieben wird. :Wohl ziemt ein frommer Tod dem tapfern Kriegesmann, Und was Verruchte schreckt, das macht den Gläub'gen kühner. Drum wag' ich ohne Scheu, wie mir's, von Gott beseelt, Der Geist enthüllt, den Sinn des Traumes euch zu melden. Dann prüft euch selbst, ihr wackern Helden, Wen unter euch der Herr zum schönen Tod erwählt. |
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Ist Christi Glaube nicht der Blume zu vergleichen, Die Glanz und Duft durch alle Welt verstreut? Muß welkend nicht ihr heller Schein erbleichen, Da mit verwegnem Hohn die Heiden sie entweiht? Kann jetzt des Kaisers Arm dem schnöden Frevel wehren, Da Deutschlands heil'gem Reich die wilden Hunnen drohn? Und wird nicht friedlich einst um Biarko's sichern Thron, Wenn uns der Sieg gelang, die gläub'ge Schaar sich mehren? |
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65. |
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Doch wie der Sohn des Herrn, vom blut'gen Stahl verletzt, Am Kreuze rang und starb, das Heil uns zu erwerben, So soll auch jener Held, dem wir als Führer jetzt Das Schwert des Reichs vertraun, für Gottes Ehre sterben. Wohlan, wer unter euch sich jenes Preises werth, Zum Tode stark sich fühlt, wozu der Herr ihn weihte, Der trete männlich auf und fasse kühn das Schwert Und sey mit heil'ger Kraft des Heeres Fürst im Streite! |
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66. |
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Der Bischof sprach's, und fromm und düster stand Der Ritterkreis umher, und Jeder dacht' im Herzen An seine zarte Braut, an's theure Vaterland, An manche treue Brust, die lange schon mit Schmerzen Den Fernen heimgewünscht. Wie schwer die bittre Schmach Auch Jeden ängstete, kein Held erstand und sprach. O Leben, blühnde Lust! wie scheint uns Hoffnungsvollen Dein Reiz so arm, so reich, wenn wir dich meiden sollen! |
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67. |
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Als so die edle Schaar im innere Kampfe schwieg, Trat Adalbert hervor und sprach mit glühnden Blicken: Gieb mir, o Fürst, das Heer! vertraue mir den Krieg! Was auch dem Wagenden die ew'gen Mächte schicken, Mich reizt der Tod, mich lohnt der heil'ge Sieg. Ich will die Palm' erziehn, mag sie ein Andrer pflücken, Ich duld' es gern; denn wenn der Himmel spricht, Dann beuge sich der Mensch und zag' und richte nicht! |
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68. |
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Nichts kann schon längst die blühnde Welt mir geben, Mein einz'ges Ziel ist was mir Gott gebeut; Fern sieht mein Blick die goldne Krone schweben, Der ring' ich nach durch Muth und Schmerz und Streit; Im Tode nur erblüht mein wahres Leben, Was Leben heißt, das ist mir Noth und Leid. Drum zürnet nicht, daß der den Preis euch raube, Der nichts verlangt und nichts mehr hoffen darf vom Staube. |
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Er sprach's und hob den Geist empor aus ird'scher Nacht Und stand mit kühnem Blick, das Schwert in seinen Händen, Wie still am Himmelsthor der erste Cherub wacht, Mag Segen oder Fluch der Herr herniedersenden. Zerronnen war vor ihm der Erde Leid und Glück, Und jeder Sonnenstrahl, der durch die Blätterkrone Der Bäume niedersank, schien ihm ein Liebesblick, Womit Cäcilie dem theuern Sieger lohne. |
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70. |
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O Liebe, Kranz des Lichts, wie leuchtest du so schön, Wenn Kraft und Glaube sich mit deinem Schmuck verbinden! Groß wird der Geist, den deine Düft' umwehn, Und alles Niedre muß vor seinem Blick entschwinden. Entsagend selbst wird er den Himmel finden Und kühn durch Nacht und Tod auf deinen Pfaden gehn. Und weil er liebt, verachtet er das Leben Und will das Schöne nur, und nicht die Lust erstreben. |
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Bewundernd sieht der Fürst den jungen Helden an, Der jetzt so stolz, so freudig, so gelassen In's Aug' ihm blickt; und traurig ruft er dann: O Blume meines Reichs, sollst du schon jetzt erblassen, Da kaum dein Lenz in frischer Kraft begann? Wie kannst du so das schöne Leben hassen, Das selbst den schwachen Greis in Müh' und Schmerz erfreut, Das viel noch von dir heischt und noch so viel dir beut? |
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Allein es sey! Ich kann den Spruch nicht wenden, Der Gott gefällt. Geh hin an's hohe Ziel! Und Kraft und Trost wird dir der Himmel senden, Dem, nach dem Heiland, nie ein reinres Opfer fiel. So magst du groß und schön und herrlich enden, Du Schwert des Herrn im wilden Kampfgewühl, Und ewig soll den Kranz, den jetzt mit dunkelm Walten Das Schicksal dir entzieht, der Nachruhm grün erhalten. |
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Wohl muß ich jetzt mit Schmerz von hinnen ziehn, Wie von dem Sohn der Vater trauernd scheidet. Noch seh' ich dich in heitrer Schöne blühn, Bald liegst du starr in bleichen Tod gekleidet: Entflohn ist dann die Kraft, der freud'ge Heldenmuth, Ein finstrer Leichenschmuck des Armen ganze Habe, Und mancher Wunsch und manche Hoffnung ruht Mit dir zugleich verhüllt im dunkeln Grabe. |
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Doch sey getrost! Mit kühnem Angesicht Sieh auf zu Gott, zu ihm, der dich gesendet! Den feigen Mann erkennt das Leben nicht; Der lebt allein, wer Herrliches vollendet. Und wie das Roth, das um den fernen Pfad Des Himmels glüht, wenn auch die Sonn' entschwebte, So kündet lange noch der Segen seiner That Der späten Welt den Raum, wo einst ein Edler lebte. |
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Er sprach's und reichte dann dem Jüngling seine Hand Und küßt' ihn väterlich und führte durch die Reihe Der Fürsten dort ihn hin, wo Gottes Priester stand, Daß er zum heil'gen Kampf das Schwert des Helden weihe. Andächtig vor dem frommen Greis Ließ jetzt sich auf die Knie der edle Ritter nieder, Und schweigend schloß zum weiten Kreis Sich rings die tapfre Schaar der deutschen Waffenbrüder. |
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So steht das dichte Volk um's stille Feuer her, Das hell empor zum heil'gen Opfer lodert; Wohl Manchem ist das Herz von leisen Sorgen schwer, Der staunt, der preist den Herrn, und Jener wünscht und fodert; Doch frei und fröhlich drängt sich durch den dünnen Flor Des Dampfs die reine Gluth und spielt in lichter Helle, Und mancher Funke steigt empor Und naht aus ird'scher Nacht des Lichtes ew'gem Quelle. |
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Zieh hin mit Gott, so sprach der Knecht des Herrn, Sieh auf zu ihm, so wird er niederschauen. Bekämpfe dich, entsag' und dulde gern, Sey groß in Kraft, in Demuth, in Vertrauen! Den Deinigen sey in der Noth ein Stern, Den Flehenden ein Schild, dem Feind ein tödtlich Grauen! Wie leuchtend auch der Kranz um deine Stirn sich flicht, Du bist ein Mensch, drum frevl' im Stolze nicht! |
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Nimm hin das Schwert, das ich mit Gottes Segen Zum Kampf geweiht, und schwing es stark und kühn! Du sollst es sterbend nur aus deinen Händen legen; Der Himmel hat zum Sieg, zum Tod es dir verliehn. Der Herr behüte dich und segne dich hienieden Und dort, der Herr des Lichts erleuchte dir voll Huld Sein Angesicht und tilge deine Schuld. Der Herr erbarme sich und schenke dir den Frieden! |
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Er sprach's, und ernst erhob im Kreise sich der Held Und stand, dem Monde gleich von Wolken halb umgeben. Geschieden war er jetzt vom Leben, Durch feierlichen Schwur dem Tode zugesellt. O großes Herz, wie freudig mußt du schlagen! Kein schönres Loos begehrt der edle Mann, Der Alles für die Liebe wagen, Von Liebe Alles hoffen kann. |
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80. |
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Schon sank der späte Tag, und wie im Erdentraume Ein heil'ges Leben stirbt, um schöner aufzublühn, So neigte sich das Licht am klaren Himmelssaume, Im Sinken groß und leuchtend im Entfliehn. Noch lange schien der Strahl auf fernem Wellenschaume Und lang' um's grüne Haupt der Berge noch zu glühn. Doch als mit grauem Schein die Wolken rings erblaßten, Ging Jeder heim, im nahen Zelt zu rasten. |