Jonathan Swift
Gullivers Reisen
Jonathan Swift

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Kapitel X.

Des Verfassers Haushalt und glückliches Leben unter den Houyhnhnms. Welche grossen Fortschritte er durch den Verkehr mit ihnen in der Tugend machte. Seine Gespräche mit ihnen. Dem Verfasser wird von seinem Herrn verkündet, dass er das Land verlassen muss. Er fällt vor Schmerz in Ohnmacht, fügt sich aber. Er entwirft und vollendet mit Hilfe eines Mitbediensteten ein Boot und sticht aufs Geratewohl in See.

Ich hatte mir meinen kleinen Haushalt nach Herzenslust eingerichtet. Mein Herr hatte mir nach dem Vorbild ihrer Häuser etwa sechs Ellen von seinen Räumen entfernt eine Kammer bauen lassen; Wände und Boden dichtete ich mit Lehm ab und bedeckte sie mit selbstgemachten Binsenmatten. Ich hatte mir Hanf geschlagen, der dort wild wächst, und mir eine Art Zwillich daraus gemacht; den füllte ich mit den Federn verschiedener Vögel, die ich in Schlingen aus Yahoohaar gefangen hatte und die eine treffliche Nahrung ergaben. Mit meinem Messer hatte ich mir zwei Stühle hergestellt, und der Fuchsklepper hatte mir bei der gröbern und anstrengendern Arbeit geholfen. Als meine Kleider in Fetzen zerfielen, machte ich mir aus den Fellen von Kaninchen neue; ich benutzte dazu auch das Fell eines gewissen, sehr schönen Tieres von derselben Grösse, das ›Nnuhnoh‹ heisst und dessen Haut mit einem feinen Flaum bedeckt ist; aus diesen Fellen machte ich mir auch ganz erträgliche Strümpfe. Meine Schuhe besohlte ich mir mit Holz, das ich von einem Baum abschnitt und dem Oberleder anpasste; und als das Oberleder verbraucht war, schuf ich mir Ersatz aus den Häuten von Yahoos, die ich an der Sonne dörrte. Oft holte ich mir aus hohlen Bäumen Honig, den ich mit Wasser mischte oder mit meinem Brot ass. Niemand hat je die Wahrheit dieser beiden Grundsätze: »Die Natur ist leicht zufriedengestellt« und: »Die Not ist die Mutter der Erfindung« sicherer bestätigen können. Ich genoss vollkommene leibliche Gesundheit und geistige Ruhe; ich fühlte nie den Verrat oder die Untreue eines Freundes noch auch die schlimmen Anschläge eines geheimen oder offenen Feindes. Ich hatte keine Gelegenheit, zu bestechen, zu schmeicheln oder zu kuppeln, um mir die Gunst eines grossen Mannes oder seines Lieblings zu verschaffen. Ich bedurfte keines Schutzes wider Betrug oder Bedrückung; hier war kein Arzt, der meinen Leib zugrunde richtete, und kein Anwalt, der mein Vermögen vernichtete; kein Denunziant belauerte meine Worte und Handlungen, keiner erlog gegen Lohn Anklagen gegen mich. Hier waren keine Spötter, Tadler, Verleumder, Taschendiebe, Strassenräuber, Einbrecher, Advokaten, Kuppler, Hanswürste, Spieler, Politiker, Witzemacher, Hypochonder, keine langweiligen Schwätzer, Disputanten, Entführer, Mörder, Räuber und Kunstkenner; keine Parteiführer, und Anhänger; keine Leute, die durch Verführung oder Beispiel zum Laster ermutigten; keine betrügerischen Ladenbesitzer oder Handwerker; kein Stolz, keine Eitelkeit und keine Ziererei; keine Gecken, keine Eisenfresser, Trunkenbolde, vagabundierenden Huren und Seuchen; keine prahlerischen, unzüchtigen, kostspieligen Ehefrauen; keine bornierten, hochmütigen Pedanten; keine lästigen, übermütigen, zanksüchtigen, lärmenden, brüllenden, hohlen, eingebildeten und fluchenden Gefährten; keine Halunken, die um ihrer Laster willen aus dem Staub erhoben wurden, kein Adel, der um seiner Tugenden willen in den Staub gebeugt wurde; keine Grafen, Fiedler, Richter und Tanzmeister.

Ich hatte die Ehre, mehrmals zugelassen zu werden, wenn andre Houyhnhnms meinen Herrn zu Tische besuchten; Seine Gnaden erlaubte mir huldvoll, dann im Zimmer zu bleiben und auf ihre Gespräche zu lauschen. Sowohl er wie seine Gäste liessen sich oft dazu herab, mir Fragen zu stellen und meine Antworten entgegen zu nehmen. Bisweilen wurde mir auch die Ehre zu Teil, dass ich meinen Herrn begleiten durfte, wenn er andre besuchte. Ich masste mir niemals an, selbst zu reden, es sei denn, um eine Frage zu beantworten; und auch dann tat ich es nur mit Bedauern, weil ich dadurch soviel Zeit verlor, während derer ich selbst hätte Fortschritte machen können; unendlich viel Freude aber machte mir die Stellung eines demütigen Zuhörers bei solchen Unterhaltungen, wo nichts als Nützliches besprochen wurde; und stets wurde es mit den wenigsten und bezeichnendsten Worten ausgedrückt. Wie ich bereits gesagt habe, wurde, ohne die geringste Spur von Förmlichkeit der grösste Anstand beobachtet; niemand sprach, ohne dass es ihm selbst und seinen Gefährten genehm war; es gab keine Unterbrechungen, keine Langeweile, keine Hitzigkeit und keine Meinungsverschiedenheit. Sie leben des Glaubens, dass ein kurzes Schweigen die Unterhaltung sehr belebt, wenn mehrere zusammenkommen: ich erkannte das als wahr; denn während jener kleinen Unterbrechungen des Gesprächs erhoben sich in ihrem Geist neue Gedanken, die die Unterredung sehr viel lebendiger machten. Ihre Gespräche drehn sich meist um die Freundschaft und das Wohlwollen, die Ordnung und die Volkswirtschaft; bisweilen auch um das sichtliche Walten der Natur oder um alte Überlieferungen; um die Grenzen und Ziele der Tugend; um die unfehlbaren Regeln der Vernunft oder um ein paar Beschlüsse, die in der nächsten grossen Versammlung zu fassen sind; oft auch um die vielfachen Herrlichkeiten der Dichtung. Ich kann ohne Eitelkeit hinzufügen, dass meine Gegenwart ihnen oft ausreichenden Gesprächsstoff gab, denn sie lieferte meinem Herrn die Gelegenheit, seine Freunde in meine Geschichte und in die meines Landes einzuweihn, worauf es ihnen allen stets beliebte, sich in einer für das Menschengeschlecht nicht sehr vorteilhaften Weise auszulassen; aus diesem Grunde will ich auch nicht wiederholen, was sie sagten: nur möge man mir die Anmerkung erlauben, dass Seine Gnaden zu meiner grossen Verwunderung das Wesen der Yahoos viel besser zu durchschaun sehen, als ich selbst. Er ging all unsre Laster und Torheiten durch und entdeckte viele, die ich ihm nie genannt hatte, indem er sich nur ausmalte, was für Eigenschaften ein Yahoo ihres Landes mit einem kleinen Zusatz von Vernunft zu zeigen imstande sein mochte; und er schloss daraus mit nur zu grosser Wahrscheinlichkeit, wie gemein und elend ein solches Geschöpf doch sein müsse.

Ich gebe offen zu, dass das wenige Wissen um irgend welchen Wert, das ich besitze, den Lehren, die ich von meinem Herrn erhielt, und den Gesprächen zwischen ihm und seinen Freunden, die ich mit anhörte, entstammt; ich würde noch jetzt jenen mit mehr Stolz lauschen, als ich der grössten und weisesten Versammlung in Europa Vorschriften machen würde. Ich bewunderte die Kraft, die Schönheit und die Geschwindigkeit der Einwohner des Landes; und eine solche Vereinigung von Tugenden in so liebenswerten Wesen flösste mir die höchste Verehrung ein. Zunächst freilich empfand ich jene natürliche Scheu, die die Yahoos und alle andern Tiere ihnen entgegenbringen, nicht; allmählich aber drängte sie sich mir immer stärker auf, und zwar viel schneller als ich gedacht hatte; und sie war untermischt mit einer achtungsvollen Liebe und Dankbarkeit, weil sie sich herabliessen, mich von den andern meiner Gattung zu unterscheiden.

Wenn ich an meine Familie, meine Freunde, meine Landsleute und die Menschen im allgemeinen dachte, so sah ich sie an als das, was sie in Wirklichkeit waren, als Yahoos in Gestalt und Charakter, vielleicht als solche, die ein wenig zivilisierter waren und die Gabe der Sprache besassen, doch auch als solche, die die Vernunft zu nichts anderm benutzten, als dazu, jene Laster, von denen ihre Brüder in diesem Lande nur das besassen, was die Natur ihnen zugewiesen hatte, zu steigern und zu mehren. Wenn ich zufällig in einem See oder einem Brunnen den Widerschein meiner eignen Gestalt erblickte, wandte ich mich voll Grauen und Abscheu vor mir selber ab, und leichter noch konnte ich den Anblick eines gewöhnlichen Yahoos ertragen als den meiner selbst. Da ich immer mit den Houyhnhnms verkehrte und sie voll Entzücken betrachtete, so begann ich, ihren Gang und ihre Gesten nachzuahmen, und jetzt ist es bei mir so sehr zur Gewohnheit geworden, dass meine Freunde mir zuweilen derb sagen, ich »trabe wie ein Gaul«; ich jedoch sehe das als ein grosses Kompliment an. Auch will ich nicht leugnen, dass ich beim Sprechen leicht in den Tonfall und den Stil der Houyhnhnms verfalle, und dass ich es ohne die geringste Demütigung höre, wenn man mich deshalb lächerlich macht.

Mitten in all diesem Glück schickte eines Morgens, als ich mich schon für mein Leben als untergebracht betrachtete, mein Herr ein wenig früher nach mir, als sonst. Ich erkannte es an seinen Zügen, dass er in irgend einer Verlegenheit war und nicht recht wusste, wie er beginnen sollte. Nach einem kurzen Schweigen sagte er mir, er wisse nicht, wie ich das aufnehmen werde, was er mir sagen wolle; in der letzten allgemeinen Versammlung hätten die Vertreter des Landes, als die Frage der Yahoos angeschnitten wurde, Anstoss daran genommen, dass er einen Yahoo (er meinte mich) bei sich in der Familie halte, und zwar mehr wie einen Houyhnhnm als wie ein vernunftloses Vieh. Man habe erfahren, dass er sich oft mit mir unterhielte, als könnte ihm aus dem Verkehr mit mir Vorteil oder Vergnügen erwachsen; ein solcher Brauch entspräche weder der Vernunft noch der Natur, und er sei unter ihnen völlig unerhört. Die Versammlung habe ihn deshalb ermahnt, mich entweder wie die andern meiner Gattung zu halten oder mir Befehl zu erteilen, dass ich dorthin, woher ich gekommen wäre, zurückschwimmen möchte. Den ersten dieser Auswege hätten alle Houyhnhnms, die mich je in seinem oder ihrem Hause gesehn hätten, unbedingt zurückgewiesen; denn sie führten an, da ich einige Rudimente der Vernunft besässe, die die natürliche Verderbtheit dieser Tiere nur steigre, so sei zu fürchten, dass ich sie in die bewaldeten und gebirgigen Teile des Landes locken und nächtlicherweile in Trupps herunterführen könnte, damit sie den Houyhnhnms ihr Vieh zerstörten; denn wir alle wären von Natur Raubtiere und der Arbeit abgeneigt.

Mein Herr fügte hinzu, die Houyhnhnms der Nachbarschaft drängten ihn jeden Tag, der Mahnung der Versammlung nachzukommen, und er könne nicht länger damit zögern. Er denke sich wohl, dass es mir nicht möglich sein würde, bis zu einem andern Lande zu schwimmen, und deshalb wünsche er, dass ich mir eine Art Fahrzeug herstelle, denen gleich, die ich ihm geschildert hätte, damit es mich auf dem Meere zu tragen vermöge; bei dieser Arbeit sollte mir die Hilfe seiner Diener sowie auch derer seiner Nachbarn zu teil werden. Er sagte zum Schluss, er für sein Teil wäre es zufrieden gewesen, mich, solange ich lebte, in seinem Dienst zu behalten, denn er fände, ich hätte einige schlechte Gewohnheiten und Neigungen abgelegt, indem ich mich bemühte, soweit meine niedre Natur dessen fähig sei, die Houyhnhnms nachzuahmen.

Ich muss hier für den Leser anmerken, dass ein Wahrspruch der allgemeinen Versammlung in diesem Lande mit dem Wort »Huhloayn« bezeichnet wird, das eine Ermahnung bedeutet, so weit ich es zu übersetzen vermag; denn sie haben keine Vorstellung davon, wie ein vernünftiges Geschöpf zu zwingen wäre; man kann ihm nur raten oder es ermahnen; denn der Vernunft kann niemand ungehorsam sein, ohne seinen Anspruch auf den Namen eines vernünftigen Wesens aufzugeben.

Mich befielen bei meines Herrn Worten höchster Gram und Verzweiflung; und da ich ausserstande war, die Qualen, die ich durchmachte, zu ertragen, so fiel ich ihm ohnmächtig zu Füssen nieder; als ich wieder zu mir kam, sagte er mir, er habe geglaubt, ich sei tot (denn diese Wesen sind keinen solchen Schwächen der Natur unterworfen). Ich erwiderte mit leiser Stimme, dass der Tod ein nur zu grosses Glück für mich gewesen wäre; obwohl ich die Versammlung nicht wegen ihrer Ermahnung tadeln könne, noch auch seine Freunde wegen ihres Drängens, so scheine es mir doch in meinem schwachen und verderbten Urteil, als hätte es sich vielleicht mit der Vernunft vereinbaren lassen, weniger streng zu sein. Ich könne keine Meile weit schwimmen, und das Land, das dem ihren am nächsten liege, sei vermutlich immer noch über hundert Meilen entfernt; viele Materialien, die notwendig seien, um ein kleines Fahrzeug zu machen, wie es mich forttragen könne, seien im Lande absolut nicht vorhanden; und doch wolle ich in Gehorsam und in Dankbarkeit gegen Seine Gnaden das Werk versuchen, das ich freilich für unmöglich halten müsse, weshalb ich mich auch bereits als dem Untergang geweiht ansähe. Die sichre Aussicht auf einen unnatürlichen Tod sei aber das geringste meiner Übel: denn wenn ich auch durch ein seltsames Abenteuer mit dem Leben davonkommen sollte: wie könne ich da ruhig daran denken, meine Tage unter den Yahoos zu verbringen und in meine alte Verderbtheit zurückzusinken, weil mir die Beispiele fehlten, die mich führen und auf den Pfaden der Tugend festhalten würden. Ich wisse nur zu gut, auf wie fester Grundlage alle Beschlüsse der weisen Houyhnhnms ruhten, und dass sie sich nicht durch meine, eines elenden Yahoos, Argumente erschüttern liessen; und deshalb fügte ich hinzu, nachdem ich noch meinen demütigen Dank für das Angebot der Hilfe seiner Diener ausgesprochen und um eine angemessne Frist für das schwierige Werk der Herstellung eines Fahrzeugs gebeten hatte, ich wolle mich bemühn, mein elendes Leben zu erhalten; und wenn ich je nach England zurückkehren sollte, so brauche ich wenigstens nicht ohne die Hoffnung zu leben, meiner eignen Gattung dadurch nützlich zu werden, dass ich den Ruhm der herrlichen Houyhnhnms feierte und ihre Tugenden der Nachahmung der Menschheit empföhle.

Mein Herr gab mir in wenigen Worten eine sehr huldreiche Antwort, stellte mir für die Vollendung meines Bootes eine Frist von zwei Monaten und befahl dem Fuchsklepper, meinem Dienstgenossen (denn in einer solchen Entfernung kann ich es wohl wagen, ihn so zu nennen), meinen Anweisungen zu folgen; denn ich hatte meinem Herrn gesagt, seine Hilfe werde ausreichen, und ich wusste, er hatte eine zärtliche Schwäche für mich.

In seiner Gesellschaft ging ich, das war meine nächste Sorge, an jenen Teil der Küste, wo meine meuterische Mannschaft mich hatte ans Land setzen lassen. Ich stieg auf eine Höhe, und als ich nach allen Seiten aufs Meer hinausspähte, meinte ich im Nordosten eine kleine Insel zu entdecken: ich zog mein Taschenfernrohr und konnte sie nun deutlich in einer Entfernung von etwa fünf Meilen, wie ich schätzte, erkennen; dem Fuchs schien es freilich nur eine blaue Wolke zu sein, denn da er keine Vorstellung von einem Lande ausser seinem eignen hatte, so konnte er auch nicht so geübt darin sein, ferne Dinge über dem Meer zu unterscheiden, wie wir, die wir so viel auf diesem Element verkehren.

Als ich diese Insel entdeckt hatte, überlegte ich nicht länger, sondern beschloss, dass sie das erste Ziel meiner Verbannung sein sollte; das weitere wollte ich dann der Zukunft überlassen.

Ich kehrte nach Hause zurück, und nachdem ich mich mit dem Fuchs beraten hatte, gingen wir in einen ziemlich entlegenen Wald, wo wir, ich mit meinem Messer, er mit einem scharfen Flintstein, der nach ihrer Weise sehr künstlich an einem hölzernen Griff befestigt war, mehrere Eichenzweige von etwa der Dicke eines Spazierstocks schnitten, und ferner eine Reihe von dickern Stämmen. Doch ich will den Leser nicht mit einer genauen Schilderung meiner Technik belästigen. Es genüge ihm, dass ich mit dem Beistand meines Fuchses, der die mühevollsten Teile der Arbeit übernahm, in sechs Wochen eine Art Kanoe vollendete, wie es die Indianer haben; nur war es viel grösser; bekleidet hatte ich es mit Yahoohäuten, die ich mit selbstverfertigten Hanffäden sorgfältig aneinander genäht hatte. Mein Segel war gleichfalls aus Häuten desselben Tiers zusammengesetzt, doch benutzte ich da die jüngsten, die ich bekommen konnte, da die ältern zu zäh und zu dick sind; und ferner versah ich mich auch mit vier Rudern. Ich verstaute einen Vorrat gekochten Fleisches, von Kaninchen und Vögeln, und nahm zwei Gefässe mit, eins voll Milch und das andre voll Wasser.

Ich probierte mein Kanoe auf einem grossen Teich beim Hause meines Herrn aus und verbesserte, was an ihm nicht in Ordnung war; alle Fugen dichtete ich mit Yahootalg ab, bis es kein Wasser mehr zog und mich und meine Fracht zu tragen imstande war. Und als es so vollkommen war, wie ich es zu machen vermochte, liess ich es so vorsichtig wie möglich auf einem Wagen von Yahoos unter der Aufsicht des Fuchses und eines zweiten Dienstboten an die Küste ziehn.

Als alles bereit war und der Tag meines Aufbruchs kam, nahm ich von meinem Herrn, meiner Herrin und der ganzen Familie Abschied; meine Augen flossen von Tränen über, und mein Herz war vor Schmerz ganz mutlos. Seine Gnaden aber beschloss, und zwar aus Neugier und vielleicht (wenn ich es ohne Eitelkeit sagen darf) zum Teil auch als Zuneigung, mir in meinem Kanoe nachzublicken, und mehrere seiner Freunde aus der Nachbarschaft überredete er, ihn zu begleiten. Ich musste über eine Stunde auf die Flut warten; als ich aber dann erkannte, dass der Wind sehr glücklich genau auf die Insel stand, auf die ich zu halten gedachte, nahm ich zum zweitenmal Abschied von meinem Herrn; doch als ich mich niederwerfen wollte, um ihm den Huf zu küssen, erwies er mir die Ehre, ihn sanft an meinen Mund zu heben. Ich weiss recht wohl, wie sehr man mich getadelt hat, weil ich diese Einzelheit erwähnte. Denn meine Neider geruhn es für unwahrscheinlich zu halten, dass eine so erlauchte Persönlichkeit sich dazu herablassen sollte, einem so minderwertigen Geschöpf wie mir eine so grosse Auszeichnung zuteil werden zu lassen. Auch habe ich nicht vergessen, wie gern manche Reisenden sich ausserordentlicher Gunstbezeugungen rühmen, die sie empfangen haben wollen. Aber wenn diese Tadler genauer mit dem edlen und höflichen Wesen der Houyhnhnms bekannt wären, so würden sie bald andrer Ansicht werden.

Ich machte den andern Houyhnhnms, die Seine Gnaden begleiteten, meine Verbeugung, stieg in mein Boot und stiess von der Küste ab.


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