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Beladen mit der Last von Sturmesjahren,
Jenseits des Meeres Rand Geburt und Tod vereinend,
Gleich einem Wolkensegler, der zur Erde nicht mehr findet,
Der Liebe Traum am Horizont verschwinden muß,
Vorausgefühlt, wohin das Leben folgen wird:
Ein Himmelskind, bald meiner Hut enteilt,
Auf mich zu warten in dem niegeschauten Port.
Aus manchem Antlitz grinst die Sünde nur, doch birgt es Tugend,
Aus manchem Antlitz lächelt Tugend nur, doch birgt es Sünde.
Im Laster seh' ich Laster, in der Tugend seh' ich Tugend, keines
Grenzen überschreite ich,
Ich steh' beiseite, um zu schauen, nicht zu richten:
Ich rede nicht zu Einzelheiten, als wären sie vollkommne Fraun
und Männer,
Jedem schenke ich meinen Glauben ganz, von jedem empfange
ich den vollen Strom der Dankesflut.
Ist es mein Amt, die Menschheit in Gut und Bös und Lau
zu teilen?
Soll ich jemand Einer Sünde wegen verurteilen oder Einer
Tugend wegen begnadigen?
Soll ich den Wurzeln des Baumes mißtrauen, weil die Blätter
im Herbst tot sind?
Habe ich Farben, der Sonne Glanz zu geben? Kann ich aus
meiner Kanne Wolkenbrüche und Seetrift gießen?
Hinter mir sind tausend Freundesarme, die mich zu mildem
Urteil zwingen,
Vor mir tausend Gewißheiten, die fordern, daß ich allen und
auch mir Zeit lasse zur Erfüllung.
Ich habe auf steinigen Wegen gearbeitet, die heiße Sonne
über mir, im Herzen des Nordens Eis,
In Winternächten trieb mir der Schnee ins Angesicht, die
kalten Winde klagten meinen Glauben an und meines
Herzens Tropenhitze.
Das Wort, das du aus meinem Mund vernimmst, ist nur
ein Bote,
Das Wort ist nicht mein Ich, es weist nur auf mich
hin –
Das Lied, das ich von der berühmten Sängerin höre, ist nicht
ihr Herzenslied:
Durch das Lied hindurch, das dem Publikum gefällt, tönt
mir das wahre Lied, das sie in ihre unsterbliche Sehnsucht
einschließt.
Der Künstler malt sein Bild; es hängt am Ehrenplatz, wird
mit dem Preis gekrönt,
Ist der Künstler in diesen Farben, auf dieser Leinwand? Sieh!
Wie ich schaue, verschwindet das, eine undeutliche Gestalt
erscheint und winkt, ich folge.
Ich will dir sagen, laß dich dies Geheimnis nicht anfechten –
Im Grund ist dies Geheimnis Offenbarung, seine Lösung
reicht dir zuletzt den Segensbecher.
Wenn das, was ich sehe, alles ist, so würde auch ich mich an
den Wegrand flüchten und vor Gram vergehen,
Aber was ich sehe, sind nur Vorläufer, Zeichen, Flaggen,
Fahnen, deren Bedeutung wir später erst erkennen,
Ich gebrauche sie, sehe sie im Gebrauch, wie ich zu Mittag
speise, freudig, ohne lange zu verweilen,
Es sind Schiffe, die mich entführen, Schwingen zum Fliegen,
Füße zum Gehen,
Es sind Nachzügler, ungescheh'ne Taten, versäumtes Heldentum,
unterdrückte Furcht,
Sie brauchen sich nicht schämen, sie sind so gewiß ein Teil des
vollkommnen Ganzen, wie das Ganze einig ist in sich.
Wie ich aus diesem Fenster schaue – wie ich vorbeigehe am
Gewühl der Menschen, am einsamen Schweiger,
Wie ich von der Erniedrigung Trost hole und verdammtem
Leben beredte Paßworte für die Zukunft bringe,
Wie ich mich weigre, auf dieser Bank zu sitzen als Richter
über Menschen und Dinge,
Wie ich dastehe, teilnehmend an allem, ein Zuschauer, der
die Dinge betrachtet, als gehörten sie zu ihm,
Wie Wolkenwände mich nicht schrecken – die Wolke, meiner
Sonne Geschöpf –
Wie ich wiederkehre in jedem Menschen, den ich treffe, in jedem
Geschehnis, in jedem Sternenfall,
Wie ich selbst mein strenger Richter sein kann, ein andrer nie,
So schmelze ich alles gemünzte Gold wieder in Erzadern um,
bringe alle Ziegel in die Lehmgruben, trage alle Steine
in die Brüche zurück, daß Mensch mit Mensch ohne Hemmnisse
verkehre –
So werde ich erkannt und gegrüßt,
In allen Gesichtern, die ich sehe, in entstellten, vertierten,
verstörten, was ihre augenblickliche Hülle auch sei,
Denn alle zeigen mir mein eignes Selbst wieder und wieder,
nur in verschiedenem Gewand.