Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Für alle Welt.

Ein Engländer schrieb einen Roman, worin er ein Bündnis »des Sternenbanners und des Union Jack Populäre Bezeichnung für die englische Nationalflagge. L. gegen die ganze Welt« prophezeite. Es ist bezeichnend für das alte System, daß es gegen die Welt ist. Es träumt stets von Eroberungen, Streitigkeiten, Trennungen. Es sieht immer Menschen, die an die Wand gedrückt sind. Menschen, die sich verstecken. Menschen in Angst. Rassen. Scharfe Grenzlinien. Eine Nation gegen die andere verschworen. Es sieht die Menschheit immer gespalten, nie in der Gesamtheit. Es ist nicht inklusiv. Es ist exklusiv. Gegen die Welt.

Das neue System ist nicht gegen die Welt. Es ist für die Welt. Für die ganze Welt. Es kennt keine Welt, worin etwas fehlte. Krieg ist nicht die Welt. Löhne sind nicht die Welt. Sklaverei ist nicht die Welt. Das Sternenbanner ist nicht die Welt. Noch ist es der Union Jack; noch sind es Sternenbanner und Union Jack zusammen. Die Liebe allein ist die Welt. Das Aufgehen der Wohlfahrt des einzelnen in der Wohlfahrt der Masse ist die Welt. Die Welt kann niemals etwas Geringes sein. Sie muß etwas Großes sein. Eure Kirchturmsinteressen sind nicht die Welt. Noch ist es der Präsident mit seinen Ministern. Noch ist es ein König mit seinem Kanzler. Die Welt ist zu groß, als daß ein Provinzgerichtshof über sie richten könnte. Und zu groß, als daß sie sich zwischen die Blätter eines Katechismus bannen ließe. Und zu groß, als daß sie sich zu einem angelsächsischen Spielzeug herabwürdigen ließe. Was würdet ihr mit der Welt tun, wenn ihr sie in eure Provinz gezwängt hättet? Die Welt ruft euch um Hilfe an. Dann geht ihr hin und beraubt die Welt um sich selbst.

Gegen die Welt. Die Welt ist nicht gegen euch. Warum seid ihr gegen die Welt? Was hat euch die Welt getan, daß ihr gegen sie sein müßtet? Was hat euch die Religion gelehrt? Was hat euch der Staat darüber gesagt? Was sagt der Handel? Warum seid ihr immer gegen etwas? Wer hat euch eine Soziologie gelehrt, die behauptet, es sei etwas Geringes, gegen die Welt zu sein? Wer hat euch eingeredet, daß ihr's euch leisten könntet, gegen die Welt zu sein? Was für eine Menschenliebe ist denn das, wovon ihr zu reden wißt? Ist das alles, was ihr mit eurem Sternenbanner anfangen könnt; mit eurem Union Jack? Armes Sternenbanner; armer Jack. Ihr hättet sie zum Guten deuten können. Aber ihr zogt es vor, sie zum Bösen zu deuten. Ihr hättet sie für die Welt bestimmen sollen. Aber ihr habt sie gegen die Welt bestimmt. Ihr hättet sie mit der neuen Soziologie in Einklang bringen können. Mit der Soziologie, die sich für den ewigen Frieden kommunaler Gleichheit erklärt hat. Mit der Soziologie, die nicht am Gestade des Meeres stehen bleibt. Mit den offenen Türen. Mit den unvergitterten Fenstern. Mit allem, was geeignet ist, die Menschen zusammen zu führen. Doch ihr habt diebische Angebote gemacht. Ihr habt die Meere gesperrt und das Leben in enge Schranken gezwängt. Ihr habt es den Menschen unmöglich gemacht, einander kennen zu lernen. In dem Augenblick, da wir anfangen, miteinander Bekanntschaft zu schließen, schlagt ihr uns die Tür vor der Nase zu. Ihr bietet nicht Frieden, sondern Krieg. Ihr wollt nicht Schwierigkeiten ebnen, sondern ihr schafft neue. Ich höre das Marschieren eurer Heere. Ich sehe die Kriegsschiffe auf euren Meeren. Ich lese eure Zolltarife. Ich weiß, was ihr denkt und was ihr sagt über erlöste und verdammte Nationen. Eure Nation ist vollwertig und andere Nationen sind minderwertig. Eure Millionäre sind vollwertig, und die Menschen, die eure Millionäre möglich machen, sind minderwertig. Ihr seid gegen die Gebundenheit an den kommunistischen Glauben. Ihr seid auf Privatverpflichtung eingeschworen. Ihr dient lieber den Interessen eines Teiles, als den Interessen des Ganzen. Ihr verstoßt die Welt in euren Hinterhof. Ihr verbannt das Große und hätschelt das Kleine. Das ist es, was ihr mit eurem Sternenbanner und Union Jack getan habt. Ihr habt ihre Schönheit beschmutzt. Ihre Allgemeinbedeutung habt ihr mit eurem Lokalschlamm bedeckt. Die Welt durfte euer Bestes erwarten. Ihr gebt ihr euer Schlechtestes. Nicht die Freundeshand. Die geballte Faust. Die Welt, für die ihr hättet sein sollen. Die Welt, gegen die ihr euch entschieden habt.

Wann werden wir je eine Welt haben, worin die Welt nicht gegen sich selbst ist? Wann werden wir eine Welt haben, worin kein Mensch gegen den andern steht? Wann werden wir eine Welt haben, worin wir alle zusammenstehen? Worin der Besitz nicht gegen den Menschen, sondern worin Besitz und Mensch zusammenstehen? Worin die sozialen Wahrheiten in den Herzen leben? Worin die Landesgrenzen in den Grenzen der Allgemeinheit verschwinden? Worin es nur eine Gotteslästerung gibt, die Lästerung des Menschen, der gegen die Welt ist? Wozu darüber reden? Was weniger als das ist, ist um so viel weniger als Zivilisation. Ihr seid gegen die Welt. Auch Rockefeller, oder vielmehr das System, das ihn hervorgebracht hat. Wir werden diese Negation aufheben. Wir sagen, daß die Zeit gekommen ist, da ihr in die Reihen der internationalen Freundschaft treten müßt. Ihr könnt fernerhin nicht mit den Werkzeugen, die allen gehören, euer eigenes Feld bestellen. Ihr könnt nicht mehr von der allgemeinen Flamme euer eigenes Feuer stehlen. Ihr müßt erkennen, daß alles allen gehört und nichts einem einzelnen. Ihr müßt erkennen, daß »Gegen« Raub heißt und »Für« Wohltun. Ihr müßt erkennen, daß »Gegen« Mord heißt und »Für« Rettung. Ihr deutet voller Verachtung auf uns. Ihr verhöhnt unsre radikale Propaganda. Gut. Ich will euch etwas sagen. Ihr habt klar zu machen versucht, was ihr tun und was ihr nicht tun wollt. Laßt euch von mir sagen, was wir im Sinn haben. Vielleicht sind wir Querköpfe und Fanatiker. Aber wenn wir diese Welt beherrschen, wird es eine Welt des Friedens sein. Nicht ein Friede, wie ihr ihn jetzt meint. Nicht ein Friede, der sich mit Räuberei verträgt und kein Friede ist. Oder der den Herren verzeiht, die mit Sklaven verhandeln. Oder der von der Gnade der Arbeitgeber abhängt. Oder der das Lohnsystem verherrlicht. Oder bei dessen Geprahle viele Menschen keine Arbeit finden können, und andere, die Arbeit haben, unterbezahlt sind, und wo Frauen und Kinder sich den langsamen Fabriktod elend erarbeiten müssen. Mein Gott, nein! Wenn wir kommen und der Welt ihre Gaben darbringen, werden es keine Unglücksgeschenke sein. Unser Friede wird die Regierung bedeutungslos machen und dem Menschen alle Bedeutung verleihen. Er wird den Privatbesitz an die Wand drücken. Wird sich weigern, einen Menschen über den andern zu setzen. Wird sich gegen die Sklaverei des Werkzeugs auflehnen. Wird nicht von der Nacht fürchten, daß die Menschen stehlen, und vom Tag, daß die Menschen verhungern. Wird nicht die Menschen hier in Palästen und dort in Höhlen unterbringen. Wird nicht dem, der nicht arbeitet, alles geben, und dem, der arbeitet, nichts. Wird die Müßiggänger zur Arbeit zwingen und anhalten, und wird die Arbeitszeit der Fleißigen kürzen. Wird den Staat der Allgemeinheit dienstbar machen oder ihn ganz abschaffen. Das ist es, was unser Friede tun wird. Er wird nicht schwache Nationen oder schwache Menschen aus dem Hinterhalt überfallen und in Gefangenschaft nehmen. Er wird sich in kein Bündnis gegen andere einlassen. Er hat seine Aufgabe gut gelernt. Es ist die Aufgabe, grenzenlos menschenfreundlich zu sein. Er kennt keine Beschränkung. Nicht die der Rasse. Denn er sagt, daß alle Rassen eins sind. Nicht die des Besitzes. Denn er sagt, daß aller Besitz eins ist. Nicht die des Eigentumsrechts. Denn er sagt, daß das beste Eigentumsrecht keines ist. Nicht die der Freiheit. Denn er sagt, daß Freiheit nur Freiheit ist, wenn alle frei sind. Nicht die von Kauf und Verkauf. Denn er sagt, daß ein System, das verkaufte Dinge enthält, verkaufte Seelen enthält und darum nichtig ist. Warum sollte unser Friede Beschränkungen haben? Wir wollen uns all der alten Fesseln entledigen. Wir wissen, daß dieses Werk ohne Zweideutigkeit getan werden muß, wenn es richtig getan werden soll. Und es kann nie ohne Zweideutigkeit sein, solange irgend ein Staat oder Volk oder Interesse, innerhalb oder außerhalb seines Bereiches, gegen einen andern Staat ist oder gegen ein anderes Volk oder ein anderes Interesse. Denn die Interessen der Menschen zerreißen und zerstören einander, solange die Menschen im Chaos leben. Aber die Interessen der Menschen verschmelzen zu einem Inhalt, wenn die Menschen einmal im Reiche der Ordnung leben. Für alle Welt.


 << zurück weiter >>