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Warum ist unser Herz nicht gleich dem Baume?
Warum darf es nicht neu in Liebe blühen?
Warum bleibt's tot des Frühlings holdem Traume?
Darf nicht, dem Baume gleich, im Lichte glühen?
Träuft in das Herz der Thau der Liebe nieder,
Was thun, daß seine Wonne nicht entschwinde?
Den Baum umflammen junge Knospen wieder,
Er träumt vom Glück, erquickt vom Abendwinde.
Allein das Herz, losch einmal ihm der Segen
Der Liebe aus, lebt von Erinnerungen –
Warum in
ihm soll, wie im Baum sich regen
Nicht neu das Glück, das herrlich es durchklungen?
Umsonst nach jenem Lenz die Wünsche fliegen,
Ging er vorbei, er wird nicht wieder thauen –
O Kind, laß fest uns aneinander schmiegen,
Ganz fest und innig bis zum Morgengrauen!
O laß uns lieben! Lipp' an Lippe schließen,
Der Liebe ewige Flammen um uns schlagen!
Wie Grün im Thau, will Lieb' im Kusse sprießen,
O laß von ihrem Ocean uns tragen!
Daß, wenn die Locken uns gebleicht nach Jahren,
Uns nicht beim Worte »Glück« erfass' die Reue,
Daß innen wir den ganzen Frühling wahren
Und ruhig sehen, blüht der Baum aufs neue!