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Gottseele

Ein einziger Stern am Himmel von Opal,
Von dem die Strahlen silbern niederbeben,
Und deine Seele, fast erschöpft von Qual,
Fühlt rings noch eine zweite Seele schweben.

Kam aus des Flusses Tiefen sie empor?
Haucht sie die Blume aus mit ihren Düften?
Rief sie des Abendrots Rubin hervor?
Schlief sie den Tag in kühlen Bergesklüften?

Nun ist sie plötzlich da und schwebt umher,
Umfangend alles mit den sanften Wellen,
Hüllt Strom und Felsen in der Ruhe Meer,
Läßt ihren Hauch durch Wald und Auen schwellen.

In ihr verschwimmt des Dörfchens Glockenklang,
Das Wagenrollen und Gesumm der Fliegen,
Bis endlich selbst sie über Wald und Hang
Sich ausgießt, sie im Traume zu umschmiegen.

Und du, des Fuß am dunklen Abgrund schwebt,
Kannst selbst kaum sagen, was sich dir vermähle,
Ob deine Seele in der andern bebt,
Ob in dein Innres zieht die Gottesseele.

Ein Schimmer ist es nur, ein Tropfen Thau,
Ein licht Gewand nur im Vorübergleiten,
Ein weißer Flügel über dir im Blau,
Der blitzt im Flug und gleich versinkt im Weiten.


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