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Elmar, Herr vom Habichtshofe, Sprach zu seinem Jagdgesinde: »Gute Meute, gute Beute; Hängt den Bären an die Linde! Achtet auf das Weidgeräte Drauf zerwirkt den braunen Riesen, Dem der ungeschlachte Brummer Heute fand er seinen Meister! Traun, ich hätt' ihn, laufen lassen, Mocht' er sich mit Männern zerren, Elmar grüßte mit der Lanze Höher hob sich heut des Jünglings Schüttelnd die betauten Locken, Wo sich einst die schildgewiegte Um ihn her an hohen Wänden Eichne Säulen, eichne Sparren, |
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Wo die Brucht durch Schilf und Erlen Rieselt und zum Drosselsange Dunkle Runenlaute murmelt, Lag der Hof am Hügelhange Unter Linden, unter Ulmen Bau an Bau. Von bunten Giebeln Weit erstreckten sich des Hauses Als der Wandersturm vom Osten Als die harten Bernsteinfischer Unentwegt auf freier Hufe, Stetig bauten sie die Scholle, Übten, wie die Väter taten, Brauten Met und zechten tapfer, Stetig auf dem Habichtshofe Ehrenreich und unverworren, Krieg mit Karl! Die Mütter klagten; Alfrik, Elmars Vater, brachte Machtlos, rechtlos war der Sachse; Irmintrud, die Gattin, mischte, Swanahild, die greise DrudeDrude, Zauberin, Wahrsagerin, Priesterin. Die aus der Geschichte bekannte Velleda war eine Drude., Lindern mögen Wurz und Worte Auf den Sohn, den frühverwaisten, Tief ins junge Leben grub sie BaduradBadurad, der zweite Bischof von Paderborn, war, wie sein Vorgänger Hathumar, dem er 815 nachfolgte, ein edler Sachse; ein frommer und kluger Herr, der sich in den 47 Jahren seines Kirchenregiments große Verdienste um das Land erworben hat., der eifervolle, Und im Wald die greise Drude Knabenzucht will harte Hände. Gastverwandt dem Haus der Falken, All der ernsten Nordlandsdenker Elmar staunte, wenn der Alte Donars Kämpfe mit den ThursenDonar, der nordische Thor, der Donnergott, Wodans und Friggas Sohn, nach seinem Vater der stärkste und gefürchtetste der Asen. Er fuhr auf einem schwer rollenden, von Böcken gezogenen Wagen durch die Wolken und schleuderte die schrecklichste der Waffen, seinen Hammer Mjölnir, den Zermalmer, den Blitz. – Er stand in stetem Kampfe mit den Thursen, den im hohen Norden wohnenden Eisriesen. Sommerwetter und Winterkälte sind sich feindlich., Oder wenn er ihm entrollte Eins nur war Beginn und Ende: Jahre flohn; der blonde Knabe Träumend blickt' er oft vom Strande Dacht' er an das Los der teuern An ein kleines Frankenmädchen, Das mit Lachen und mit Weinen Zwar die Lippe war versiegelt Thiatgrim, der Graubart, murrte: Dort zum Normann mag er fliegen: WikingsfahrtWikinge hießen die nordischen Seehelden, Seekönige, die nah und fern Kriegs- und Beutezüge unternahmen. zum Frankenlande? Lustig war's, in Sturmesbrausen Wonnig war's, im Föhrensaale Stumm bei Frauen war der Sachse, Manches schöne Nordlandsmädchen ThoralilThoralil statt lille Thora, eine in den dänischen Volksliedern sehr gewöhnliche Schmeichelform, wie Elselil, Mettelil, Swanelil, Signelil usw., des Wikings Schwester, Kleine Thora, laß das Träumen, Hastig über Tal und Hügel |
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Windeswehn und Regenschauer, Fahl und kalt die Morgenfrühe! Über Waldeswipfel eilten HollasHolla, Holda, im Volksmunde Frau Holle, ein guter, holder Geist. – Sie wohnt im Wald, am Quell und hat Macht über die Wolken; durch Aufschütteln ihres Federbettes verursacht sie den Schnee. Sie beaufsichtigt die Spinnerinnen und hilft den fleißigen; den trägen aber zaust und brennt sie den Rocken. – In den heiligen zwölf Nächten muß sie mit dem wütenden Heer fahren. graue Wolkenkühe. Auf dem Habichtshof die Ulmen Elmar, in der Hand die Stirne, Auf dem Hof Gebell und Rufen; Müde bin ich all des Jammers! Schon zuviel des Streits! Im Hader Winnemar, mein großer Ahne, Heißer war des Vaters Kämpfen Und der Sohn? Er hockt am Herde Soll er SchalkenarbeitSchalk, hier in der ursprünglichen Bedeutung Knecht; doch hat das Wort schon bei Gottfried von Straßburg, Freidank und Hartmann von Aue den heutigen Sinn eines losen und schlauen Menschen. Grimms Deutsche Rechtsaltertümer 503. üben? Soll er, wie der Stier am Wagen, Soll er Mark und Gau durchfliegen, Soll er nach der Pfalz zu Aachen Leere Nacht, wohin ich schaue! Fliehen möcht' ich zu des weiten WodanWodan wurde in herrlicher Heldengestalt gedacht, mit Goldhelm und reichem Harnisch, den Spieß in der Hand; oder als einäugiger langbärtiger Greis, in blauem Sternenmantel, zwei Raben auf den Schultern, zwei Wölfe zu den Füßen und den Himmelswagen über seinem Haupte. Doch liebte er, sich zu verhüllen, und erschien bald als Fußwanderer, als hochbetagter Mann; mit breitkrempigem, tief ins Gesicht gedrücktem Hute, bald als riesenhafter nächtlicher Reiter an der Spitze der wilden Jagd. Er war das Sinnbild des blauen Himmelsgewölbes mit seinen Lichtern. nur, der Rätsellöser, Diethelm sprach: »Durch deine Adern Elmar, Stärke ziemt dem Starken, Seit du fern auf fremden Meeren, Brach der Sturm dir First und Wände, Und ihr Gott? Der alte Wodan, Elmar, du bist krank, ich weiß es, FreiaFreia, die blondlockige Göttin der Liebe und Treue, nach Frigga, der Gattin Wodans, die vornehmste unter den weiblichen Asen. Ein Bildnis von ihr, welches zu Magdeburg hoch verehrt wurde, zerstörte Karl d. Gr. – Freias Rocken hießen die drei Sterne im Gürtel des Orion. Grimms Deutsche Mythologie, 2. Aufl. S. 689. helfe! Raten möchte |
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»Gruß vom Norden!« rief der Sänger, Als er saß in Elmars Halle; »Sieg und Segen Wünschen Thorkell Und die Schwertgenossen alle. Auch von Thoralil, der braunen, Nicht mit ehrlich breiter Wunde, König Ellas Trotz zu brechen Lachend sprach er: ›Statt der Brünnen Lustig schoß ins Meer die Flotte Brechend Kiel und Mast durchtobte Müde Kämpen! Ella nahte; Ella höhnte: ›Niemals, rühmst du, Schnepfenjagen? Was zu wünschen Gräßlich war's! Der Held von Leire Mutig trat er in den Zwinger, Doppelt wild von langem Hunger, Ganz zerrissen von den Würmern, Welch ein Lied! Solang im Sunde Weit erklingt er durch den Norden Ragnars Sohn, der tapfre Sigurd, Rächen will das Volk den Greuel, Dich zu rufen, kühner Sachse, Elmar drauf: «Ihr hohen Götter, Diethelm murrte: »Düstre Träume! »Meines Volks? Sind dürre Äste, Meines Volks? Die Riesen starben; Menschenbrut! Der kluge Friese Diethelm, rüste mir die Rosse!« – Willst du fort? Wer kann dich halten? Rollst du deine finstern Augen? Gib ihn preis, den Hort des Hauses, O wie werden nach den Ringen, Nach dem Schwert, das einst dein Ahne Laß dem Wildschwein deine Fluren, Elmar, ist das Heerbannstreue? Uns gehörst du, deinem Volke, Doch du denkst nur an dich selber, Mannesmut ist nicht zu brechen! Elmar, eines ist dein Mögen, Elmar, du bist klug, von hundert Komm, du bleibst; es rinnt der Falken Elmar sah dem Greis ins Auge Endlich sprach er: »Herbe Tränke Geh nun, Diethelm, sorg und schaffe, Wilfried, komm! Wir sehn die Füllen, |