Friedrich Wilhelm Weber
Dreizehnlinden
Friedrich Wilhelm Weber

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IV. Die Mette

          Mitternacht! Durch ferne Schluchten
Klingt das Klosterglöcklein helle:
Fromme Schläfer, schwarze Mönche,
Werdet wach in eurer Zelle;

Werdet wach, ihr frommen Schläfer!
Von dem harten Strohsackbette
Ruft des Ordens strenge Regel
In die Kirche zu der Mette;

In die Kirche, wo die Pfeiler
Wie gebannte Hünen ragen,
Die das schwere Steingewölbe
Keichend auf den Schultern tragen;

Wo die stillen, weißen Bilder
An den grauen Wänden schimmern,
Wo im Chor die ew'ge Lampe
Und geweihte Kerzen flimmern.

Jetzt, mein Lied, du scheue Jungfrau,
An die Stirne leg den Finger,
Sinne wach: du mußt mir nennen
All die Beter, all die Singer;

Heimatland und Los der Männer,
Die da zu den Sitzen traten,
Und was jeder eben dachte,
Mußt du raten und verraten;

Alles, ob auch das und dieses
Herb und ungebührlich scheine:
Die du zeigst, sie waren Menschen,
Gute Menschen, wie ich meine. –

Erstlich schritt herein der greise
Abt Warin, voll Kraft und Würde,
Stumpf und stark; die Last der Jahre
Beugt' ihn und des Amtes Bürde.

Ekberts Sohn, des Sachsenherzogs,
Frankenfürst vom Mutterblute,
Unter die Ardennenwölfe
Sprang er froh mit keckem, Mute;

In der Kämpfer dichte Knäuel
Sprang er kühn in zwanzig Schlachten;
Ronzeval im heißen Spanien
Lehrt' ihn Zeit und Welt verachten.

Ronzeval! Die Heiden tobten,
Flammen sprühte Durindane,
OlifantDurindane, das Schwert, Olifant, das Horn des jugendlichen Helden Roland, der in der Schlacht von Ronzeval sein Leben ließ. zerbarst im Dröhnen,
Dennoch sank die Kreuzesfahne.

Und der Abt, in manchem Traume
Ächzt' er noch in Kampfeswettern,
Hört' er seines jungen Kämpen
Letztes Jauchzen, letztes Schmettern.

Durch die Heldenseele rauschte
Jetzt des Rolandsliedes Weise
Wild und schmerzlich: »Vanitatum
Vanitas!« erseufzt' er leise. –

Warkward drauf, der Pater Prior,
Echtes Reis vom Stamm der Sachsen,
Lichtes Haars mit blauen Augen,
Schulterbreit und hochgewachsen.

Von der Lippe weich und üppig
Floß sein Bart in langen Locken,
Oft beim Grübeln durch die Finger
Glitten ihm die goldnen Flocken.

Wo der Weser blaue Fluten
Durch das Felsentor sich bahnen
Ihren Weg ins weite Flachland,
Lag der Freihof seiner Ahnen.

Wortgewandt und zungenfertig,
Lernt' er aller Männer Rede;
Scharf und schneidig zu gebrauchen
Wußt' er sie in mancher Fehde.

Lust am Kampf im deutschen Herzen,
Deutsches Blut in jeder Ader,
Mit Romanen, Welschen, Wenden
Stritt er oft in hartem Hader.

Aber schroffern Widersachern
Schrieb er gern im Jugenddrange
Seiner Meinung rote Runen
Mit dem Schwert auf Brust und Wange.

Stiller war sein Mut geworden;
Nur wenn unversehens einer
Jenes Tags bei VerdenIm Jahre 782 hatten sich die Sachsen unter Widukind von neuem gegen die Franken empört und ihnen am Süntel eine vernichtende Niederlage beigebracht. Karl eilte mit starker Macht herbei, unterwarf und verwüstete das Land und hielt ein schreckliches Strafgericht über die Aufrührer, indem er zu Verden an der Aller 4500 der angesehensten an einem Tage enthaupten ließ. Einhard, des Königs Geheimschreiber, übergeht in seiner Vita Caroli M. diese Bluttat mit Schweigen; in seinen Annalen, sowie in den Annales Laurissenses und Fuldenses ad a. 782 wird sie erzählt; ebenso von dem höfischen Schmeichler Poeta Saxo, der überall nur dem Einhard nachschreibt, mit folgenden Versen:

Tradita sunt sane reliquorum bis duo leto
Millia quingentique viri, qui tam grave bellum
Jllius (Widukindi), contra Francos gessere suasu,
Hosque die cunctos rex decollaverat una
Juxta Alarum fluvium, locus idem Ferdi vocatur.

dachte,
Jenes Bluttags, schwarz wie keiner,

Fuhr er auf, die Augen blitzten,
Glüh vom Sachsentrotz, dem alten;
Doch er konnte starken Willens
Seinen Zorn im Zügel halten,

Denn er dient' in Mannentreue
Seinem Herzog, Gottes Sohne,
Der da führt das Kreuz im Banner
Und die blut'ge Dornenkrone.

Sein Gemüt bewegten heute
Trübe, traurige Gedanken:
Die des Heilands Lehre brachten,
Arges bringen einst die Franken.

Denn er sah im Geist: vom Westen
Droht Gewalttat, Raub und Fälschung
Deutsches Rechts und deutscher Sitte
Überflutende Verwelschung.

Fern, noch fern! – Zum Hochaltare
Hub er fromm die Seherblicke:
»Herr der Welt, in Gnaden füge
Meines Vaterlands Geschicke!« –

Heribert, der bleiche Denker,
Folgt' ihm nach mit sachten Schritten;
Wo die Mosel rauscht, da standen
Seines Heimatdorfes Hütten.

In der gallischen Corbeia
Saß der Jüngling viele Jahre,
Harrend, daß das Nieerforschte
Weiser Mund ihm offenbare,

Die Gesetze, die der großen,
Die der kleinen Welt gebieten,
Bis er sich beschränkt' und senkte
In den Geist des StagiritenDer Stagirit, Aristoteles, so benannt noch seinem Geburtsort Stagira in Mazedonien..

Jetzt erwog er das Problema,
Ob der Tugend milde Flamme
Aus Belehrung und Erfahrung
Oder aus dem Herzen stamme. –

Dann erschien der Pater Luthard,
Falkenaugig, hochgeschossen,
Edlen Bluts; im Habichtswalde
War dies Tannenreis ersprossen.

Früh gewöhnt an Weidmannswerke,
Trotz der Schul' an Weidmannssprüche,
War's ihm Freud' und Pflicht, zu schaffen
Vorrat in die Klosterküche

Und, was unhold trabt im Berge,
Fuchs und Wolf, die schlimmen Plager,
Zu belisten und den Bären
Anzugehn im eignen Lager.

Dacht' er jetzt: »Die Knospen schwellen
Sollt' es morgen nicht gelingen,
Auf der Falz im Tagesdämmern
An den Auerhahn zu springen?« –

Nach ihm trat herein der Riese
Pater Ivo. Traun, dem Alten
Stünden besser Helm und Brünne
Als des Chorhemds weiche Falten!

Hüten mußt' er seines Vaters
Herden auf den Emmerauen;
Dort, im Kampf mit einem Roßdieb,
Ward ihm sein Gesicht zerhauen,

Zwiegeteilt von Ohr zu Ohre;
Rot und blau erquoll die Narbe:
Geh ins Kloster, armer Junge,
Mädchen lieben beßre Farbe!

Drauf in WinfriedsWinfried, der hl. Bonifatius, der Apostel der Deutschen, veranlaßte im Jahre 744 den Abt Sturmi, das Kloster Fulda zu bauen. heil'gen Mauern
Ließ er gern sich unterrichten:
Zwar RabanRabanus Maurus wirkte an der mit dem Kloster verbundenen Schule als weitberühmter Lehrer., der kluge Meister,
Lobte sein Latein mitnichten;

Doch begriff er schnell der Zahlen
Heimlichkeit; mit Stab und Leine
Maß er, und zu festem Baue
Fügt' er schicklich Holz und Steine.

Als nun Abt Warin das neue
Klosterhaus begann zu gründen,
Ging im Dienst der Werkerfahrne
Frohen Muts nach Dreizehnlinden.

Jetzo dacht' er: »Schwere Krankheit
Schenkt der Himmel dem Gesunden
Zur Genesung und dem Kranken
Zur Genesung schwere Wunden.« –

Pater Bernhard war der sechste,
Stammend aus den Bruktrerföhren,
Wo die Menschen Holzschuh tragen
Und von schwarzem Brot sich nähren:

Blasse, blonde, stille Menschen,
Träumerische, ahnungsreiche;
Nächtlich flattern Geisterschemen
Durch die Heid' um Moor und Teiche.

Von des Vaters Strohdachkotten
Schied der Knab' und suchte Ruhe;
HathumarHathumar, der erste eigene Bischof von Paderborn. Er zeichnete sich durch seine Menschenfreundlichkeit aus., der milde Bischof,
Gab ihm Trost und Lederschuhe.

Tankmar hieß der fromme Priester,
Der dem Eifervollen wehrte;
Auch in stiller Klosterzelle
Fehlt' ihm, was sein Herz begehrte.

Nach des Himmels goldnen Häusern
Weint' er jetzt, wie spät und frühe,
Seufzend: »Wer doch Taubenflügel
Der gefangnen Seele liehe!« –

Munter schritt ihm nach der kecke
Sigeward. Des Osnings Hänge
Rauschten in die Brust des Knaben
Wilde, wunderliche Sänge.

Mit den Sängen, mit der Fiedel
Zog er weit von Gau'n zu Gauen,
Strich zum Tanz den Freilingstöchtern
Und den stolzen Edelfrauen.

Sah am Königshof des großen
Harun-al-Raschids Gesandten
An den großen Frankenkönig,
Den noch größern Elefanten;

Auch ein Äfflein; dieser Affe
War der erste Aff' im Norden:
Menschheitsvater sind sie später
Und gemein im Land geworden.

Saust dem müden Wandervogel
Quer der Sturmwind ins Gefieder,
Gern an menschenferner Stelle
Läßt er sich im Walde nieder.

Sigeward, der irre Fahrer,
Flüchtend aus dem Weltgebrause,
Stellt' ans Kirchtor Stab und Schuhe
Und erkor die stille Klause.

Islands Falke kann die Kappe,
Ring und Riemen stumm verschmerzen:
Unaufhaltsam bricht des Liedes
Sprudel aus Poetenherzen.

Auch im Kloster, deutsch und römisch,
Klangen Sigewards Gesänge,
Doch am hellsten klang der liebe
Heimatlaut der Osninghänge.

Jetzo durch den Kopf des Mönches
Flog ein Reimlein auf die Franken:
»O, wie wird der Prior lachen,
Und der Abt, wie würd' er zanken!« –

Hatto kam, mit hoher Stirne
Und mit selig trunknen Blicken:
Kind des Landes, wo am Hügel
Rhein und Wein sich freundlich nicken.

Ivo sagt' im Scherz, die Mutter
Hab' in einer Rebenlaube
Ihn ernährt mit feurig süßem
Most der Deidesheimer Traube.

Früh gewidmet dem Altare,
Trieb es ihn, zu Dreizehnlinden
Heil'ger Hymnen und Sequenzen
Wort und Weise zu erfinden;

Auch mit wohlgewählten Farben
In lebendig treuen Bildern
Auf der Leinwand fromme Sage
Und Geschichte abzuschildern.

Heute malt' er in Gedanken,
Wie sein Held, der Todbesieger,
Glorreich auferstand und rückwärts
Taumelten die welschen Krieger. –

Drauf erschien der Pater Biso,
Dürr und schmal, gebückt zur Erde,
Sprößling eines ungetauften
Freilings in der Diemelbörde,

Der bei Donars Hammer fluchte,
Wenn im Feld der Weißkopf säumte,
Wenn er, statt ein Roß zu tummeln,
Unterm Schlehdorn lag und träumte;

Oder wenn er auf des fremden
Klausners Unterweisung lauschte,
Der mit schönen Südlandssagen
Ihm das durst'ge Herz berauschte.

Halt den Frühlingswind am Flügel,
Wenn er schwärmt durch Buchenhallen:
Kurze Zeit, der junge Sachse
War ein Zögling von St. Gallen;

Kurze Zeit, zu Dreizehnlinden
Schrieb das Mönchlein unverdrossen
Römerweisheit, Griechenweisheit
Band auf Band und Gloss' auf Glossen.

Heute mocht' ihm wärmre Röte
Die gebleichte Wange malen:
»Eben setzt' ich Gloria Deo
Unter Tacitus' Annalen!« –

Beda war es, der ihm folgte,
Der geliebte und gelehrte.
Fern am Cheviot mit dem Vater
Ging er auf des Rotwilds Fährte;

Klomm zum Felsenhorst des Adlers,
Nahm der Wölfin ihre Jungen,
Brachte Moos und Kraut und Wurzeln
Heim von seinen Wanderungen,

Und, was Hirt und Jäger kennen,
Mancher Art Gesam' und Blüte,
Wohlerprobt, Gebrest zu heilen
Mancher Art durch Gottes Güte.

Fromme Kunst, des Leibs zu walten,
Frömmre, Seelenschmerz zu lindern:
Beider pflog der gute Beda
An den lieben Menschenkindern.

Über dunkle Dinge grübelnd
Dacht' er jetzo: »Runen lesen,
Sprüche wispern, Zauber kochen
Ist ein heidnisch unhold Wesen;

Doch die Kenntnis, Heil zu wirken
Durch die Macht des Blicks alleine,
Wie KaradriusVon dem sagenhaften Vogel Karadrius wurde geglaubt, er könne, indem er einen Kranken ansehe, den Krankheitsstoff in sich aufnehmen und sich durch Auffliegen zur Sonne wieder davon befreien. Bezzenbergers Freidank 198. 435., der Vogel,
O sie wäre schön wie keine!

Schön; auch gut? Du bannst das Arge,
Doch es trägt dir Fluch statt Segen.
Laß mich, Herr, in Einfalt wandeln
Helles Aug's auf hellen Wegen!« –

Künde nun, mein Lied, gebührlich
Auch der Klosterbrüder Namen,
Wie sie nach den würd'gen Vätern
Pflichtgetreu zur Mette kamen.

Erstlich Hildegrim, der große.
Auf dem Füllenhof am Deister
War er Lehrling bei dem klugen
Hadubald, dem Maurermeister.

Doch zu stark, zu derb, zu trutzig,
Stets verstrickt in Zank und Raufen,
Schlug er jeden Stein in Stücke,
Und der Alte ließ ihn laufen.

Lange lief er durch die Lande,
Lief in Walafrieds, des Katten,
Speergefolge bis zum weiten
Mauerring der Tiberratten.

Und die Römerinnen lachten,
Schritt er, ob der Julihitze,
In der großen grauen Wildschur
Und der großen grauen Mütze;

Lachten, wenn des Leibes Länge
Er am Titusbogen zeigte
Und mit seinem roten Kopfe
Schier bis an die Wölbung reichte.

Weiche, seidne Römerinnen,
Sammetweiche Tiberkätzchen,
Gern am Fell des deutschen Bären
Hättet ihr versucht die Tätzchen!

Ärgert' ihn das Däumlingsvölkchen?
War zu heiß die Wildschurkappe?
Hastig über Berg' und Bäche
Lief zum Füllenhof der Knappe.

Aber fremd im Heimatlande,
War er einsam und verdrossen;
Endlich, all des Laufens müde,
Fand er stillre Bankgenossen.

Brauer ward er im Konvente:
Zwar nicht ganz so klug als billig,
Zwar nicht ganz so fein als nötig,
Doch beherzt und brav und willig.

Weise sagen: Vieles Denken
Muß der arme Kopf entgelten;
Weil er Durst und Kopfweh haßte,
Trank er gern und dachte selten.

Doch den blinden Bruder Erich,
Der mit seinem lahmen Fuße
Achtlos ihm die Ferse streifte,
Knurrt' er an mit rauhem Gruße.

Armer Sohn der reichen Nordmark,
Mußt' er früh als Waise trauern:
Dienstbereit, ein wackrer Bursche,
Ward er groß bei Ulf, dem Bauern.

Pfeifend wußt' er wilder Hengste
Ungestüm und Trotz zu stillen,
Pfeifend von entlegner Weide
Herzulocken Stut' und Füllen.

Wanderlust, du krankes Heimweh!
Einem welschen Mann verdungen,
Führt' er edle Holstenrosse
Fern nach Mailands Niederungen.

Lustig läutend zog die Koppel
In des Sollings Talgewinden;
Plötzlich brachen Raubgesellen,
Wolfsgesichter, aus den Gründen.

Kurzer Kampf und lange Wunden!
Tot der welsche Fahrtgenosse,
Tot im Grase sieben Knechte,
Und der Wald verschlang die Rosse.

Erich sah's mit einem Auge,
Denn das andre war durchstochen
Und von eines SchächersSchächer ist in dem Sinne Räuber und Mörder nur noch als bekannte Bezeichnung der beiden mit Christus gekreuzigten Übeltäter im Gebrauch geblieben. Keule
Arm und Hüftgelenk zerbrochen.

Spät am Abend fand ein Siedler
Den Zerschlagnen. Hilfe spendet
Kraut und Band, doch blieb der Gute
Halbgelähmt und halbgeblendet.

Pförtner war er jetzt im Kloster;
Und als ihn der derbe Brauer
Unwirsch einen Maulwurf nannte,
Seufzt' er tief und dacht' in Trauer:

»Schöner war's, die Marsch durchfliegen
Im Galopp mit Peitschenknalle:
Flinke Füße, lahme Füße,
In die Grube gehn sie alle.«

Hinter ihm der Bruder Waltram,
Derber Stumpf mit kurzem Kragen
Aus dem Hügelland der Engern,
Wo die Sattelhöfe lagen.

Stark wie er gedieh kein Range
In den weiten Sachsengauen;
Eisenfeste breite Kiefer
Zeigten den Beruf zum Kauen.

Rühmt' er gleich den großen Herzog
Widukind als seinen Öhmen,
Mocht' er lieber doch zum Löffel
Als zur Lanze sich bequemen.

Lange sann sein lieber Vater,
Maß den breiten Kopf des Knaben:
Kann nicht auch ein Sattelmeier
Ein gelehrtes Söhnlein haben?

Guter Waltram! Tag' und Nächte
Kaut' er grimmig an der Feder,
Tag' und Nächte an des CatoAls Verfasser der bekannten Disticha de moribus, zweizeiliger Denkverse, die seit dem 4. Jahrhundert fleißig in den Schulen gelesen wurden, wird Magnus Dionysius Cato genannt, ein Stoiker, der gegen 160 n. Chr. lebte.
Und DonatusÄlius Donatus lebte um 353 zu Rom. Seine Schrift De octo partibus orationis, eine Art Grammatik, war in den Schulen des Mittelalters das gewöhnliche Lehrbuch der lateinischen Sprache. hartem Leder.

Jeden lassen milde Sterne
Schließlich doch sein Plätzchen finden:
Küchenmeister ward der Brave
Im Konvent zu Dreizehnlinden.

An die Heimat dacht' er gerne:
»Dort im Land der Sattelmeier,
Auf den Brüchen an der Else
Sucht man jetzt die Kibitzeier;

Fastenspeise! Zwar genießbar
Ist die Weit in manchen Stücken,
Und mir deucht, zum Osterfeste
Gibt es einen Hirschkalbsrücken.« –

Hurtig folgt' ihm Bruder Wido.
So viel Märlein und Geschichten,
Rätselfragen, Klosterscherze
Wußte keiner zu berichten;

Keiner wußte so behende
Durch gewandtes Fingerbeugen
Auszusprechen stumme Worte,
Wenn die Pflicht befahl zu schweigenFür bestimmte Stunden schrieb die Klosterregel Stillschweigen vor. Als Aushilfsmittel bedienten sich die Mönche der Finger- und Zeichensprache..

Aufwärts von der spitzen Nase
Strebte spitz das Brauenpärlein,
Aufwärts von dem spitzen Munde
Spitz des gelben Bartes Härlein.

Wo am Fuß der alten Iburg
Kocht und braust der Wunderbronnen,
Half er winterlang dem Vater
Näh'n, was Sachsenfrau'n gesponnen;

Sommers trieb er Schaf und Ziege
Ins Gebirg, ins grüne Futter,
Doch zur Klosterzelle führten
Eigner Wunsch und Rat der Mutter.

Glücklich warst du, kleiner Wido!
Was dein harmlos Herz verlangte,
Alles hattest du gefunden,
Eins nur war, wovor dir bangte:

Vor der mißlich schweren Arbeit
An dem Rock des langen dicken
Ungeheuern Pater Ivo
Mit dem ungeheuern Rücken. –

Bruder Ailrat schloß die Reihe.
Wo am Frieseninselstrande
Zornig nagt die Nordseewoge,
Lief der Knab' im Dünensande.

Tapfres Volk erzieht das Wasser!
Aus des Vaters Fischernachen,
Schwertgenosse rauher Männer,
Sprang er auf des Wikings Drachen.

Und bei Thor und Odin fluchend,
Fuhr er aus nach Beut' und Ehre,
Zwischen MiklagardMiklagard, der große Hof, Byzanz. und Finnland,
Lustig durch die Sund' und Meere.

Jedem ist sein Tag beschieden!
Hoch im Nord an Schottlands Klippen
Brach der dunkle Wellenwühler
Fortgeschleudert Hals und Rippen.

Keichend stritt der junge Räuber
Mit den heisern Wasserwölfen,
Doch umsonst; umsonst beschwor er
Alle Götter, ihm zu helfen.

Sinkend schrie er nach dem Kreuze!
Jedem ist sein Tag beschieden:
Schiffbruch bracht' ihn in den Hafen,
Sturm und Streit zum rechten Frieden.

Beda fand im Uferginster
Den erschöpften, bleichen Schwimmer,
Pflegt' und lehrt' ihn, sanftern Lehrer,
Stillern Schüler gab es nimmer.

Frommer Dienste, holder Pflichten
Hatten beide jetzt zu warten:
Beda in der Krankenzelle,
Ailrat in dem Klostergarten.

Und nun beugt' er sich und dachte:
»Alleluja! Wellentosen
Trägt nur Schaum; auf meinen Beeten
Blühn der Liebe rote Rosen!« –

Also, Sachsenkind und Fremder,
Traten ein die Ordensleute,
Jeder anders, alle einig
In dem einen edlen Streite;

Alle einig, für des Kreuzes
Banner bis zum Tod zu kämpfen,
Leid zu lindern, Leid zu tragen
Und der Wünsche Gier zu dämpfen.

Jetzt zu Gottes Preis und Ehre,
Klang ihr Lied, und jubelnd schallt' es
In die Berge weit, und jubelnd
Aus den Bergen widerhallt' es:

»Lobt den Herrn, ihr Wesen alle,
All ihr Werke seiner Hände,
Lobt den Herrn, denn er ist mächtig,
Gütig ist er ohne Ende!

Lobt den Herrn, ihr Geisterscharen,
Die am Thron ihr kniet, zu beten;
Sonn' und Mond, ihr Morgensterne,
Lobt den Herrn, ihr Abendröten.

Lobt den Herrn, ihr Wind' und Wolken,
Donner, Blitz und Regengüsse;
Lobt den Herrn, ihr großen Meere,
All ihr Brunnen, all ihr Flüsse!

Lobt den Herrn, der Erde Festen,
Berg und Hügel, hüpft vor Freide;
Lob ihn, Ackerflur und Wiese,
Lob ihn, Wald und grüne Heide.

Ihr Delphine und ihr Drachen,
Lobt den Herrn in Flut und Klüften;
All ihr Tiere auf dem Felde,
All ihr Vögel in den Lüften.

Lobt den Herrn, ihr Menschenkinder,
Von Geschlechte zu Geschlechte,
Vom Aufgang zum Niedergange,
All ihr Könige und Knechte!

Alle, die ihr hohen Hauptes
Geht die weiten Erdenpfade,
Lobt den Herrn für seine Treue,
Lobt den Herrn für seine Gnade!

Denn, die ihr ihm bracht, die Treue
Hielt er euch zu allen Stunden;
Denn, die ihr verwirkt, der Gnade
Habt ihr reiches Maß gefunden.

Als ihr lagt in euern Gräbern
Tot im Geiste bei den Toten,
Euch zum Leben aufzuwecken,
Schickt' er seines Heiles Boten.

Als ihr weintet in der Wüste,
Heimzuführen die Verirrten,
Sandt' er seinen Eingebornen,
Ihn, den großen Völkerhirten,

Der euch zeigte, wo des Lebens
Wasserbäche sich ergießen,
Wo am kühlen Zelt des Friedens
Palmen stehn und Rosen sprießen.

Lobt den Herrn, der euch errettet,
Von Geschlechte zu Geschlechte;
Lobt ihn, all ihr Menschenkinder,
All ihr Könige und Knechte.

Lobt den Herrn, ihr Wesen alle,
All ihr Werke seiner Hände,
Lobt den Herrn, denn er ist mächtig,
Gütig ist er ohne Ende!« –

»Gütig ist er ohne Ende!« –
Schallt' und hallt' es aus den Gründen,
Und die ew'ge Lampe brannte
Hell im Chor zu Dreizehnlinden.


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