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Und die Frühlingswetter waren Längst verhallt, die grünen Wogen Und der Staub des Roggenfeldes Längst verweht und längst verflogen. Schatten suchten Hirt und Herde; Nur das Heimchen sang im Grase Und vorbei an Rain und Garten Diethelm sprach: »Dort liegt das Kloster, In das Tor von Dreizehnlinden Allen vor der Eschenburger! Herzlich grüßten Abt und Prior Sprach der greise Eschenburger, Doch zuvörderst ruft den Falken, Elmar trat herein und stutzte, »O du bist es! O wie lange –« Elmar, hier die Hand, mein Knabe! »Himmelsmächte«, rief der Falke, Rab darauf: »Ich ritt nach Aachen; Hier sein Brief mit Hand und Siegel Lächelnd sprach der Abt: »Die Gabe Dann der Prior: »Habt Ihr Kunde, Rab darauf: »Er kroch ins Dunkle Diethelm sprach: »Wohl spürt er wenig Sagte Rab: »Der fromme König Euch, Ihr Vater, weil Ihr Holdes Wie er gütig Euch bedachte, Sprach Worin: »Mag Gott ihm lohnen! Rab fuhr fort: »Des heil'gen Vitus Drauf der Abt sich tief verneigend: Sagte Rab: »Gedenkt der Boten! Still, wir kennen uns! – Nun weiter: Zwar von Bodo, unserm Grafen, Müder Mann, der siebzig Jahre Und ein Jüngrer, wohl ein Sachse, Dunkle Rede; deine Sache, Denn der Graf ist krank, und sehnlich Und die Tochter grüßt den Falken, Und nun sagt' ich, was ich mußte, »Gott sei Dank, und Euch und allen«, Zwiefach habt ihr mich gerettet –« Drauf der Abt: »Die Schüsseln dampfen, Und die Klosterbrüder alle Ailrat setzte Krug und Teller, Sprach der Abt am Schluß des Mahles: Drauf der Falk: »Mein guter Diethelm, Diethelm lachte: »Falk, bedenke, Als dich Menschen falsch gerichtet, Ich und Fulk, wir sannen weiter Und mit Wägen, Überlegen, Und wir dachten immer schärfer, Doch seitdem die alte Drude Auch der Schalk, der wilde Eggi, Andern Morgens fand der Meister Seit dem Tag, von uns und andern, Godo gar, der krause Otter, Werinhard, – die breiten Hände, Theudebert, der rote Bauer, Und am Eschenberg ein Siedler, Markward drauf: »Ihr beiden Männer, Und nach Bodinkthorpe reiten |
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2. |
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Tiefer Wald! Von Stamm zu Stamme Wob die Dämmrung graue Fäden, Und die Bäume und die Tiere Wechselten geheime Reden. Sprach der Gimpel: »Sehr erfreulich Sprach die Drossel: »Wenig Gutes Drauf die Krähe: »Danke, danke! Doch der Rabe schloß die Augen, Sprach der Stieglitz: »Öd und einsam Sprach der Reiher: »Schlecht behagte Drauf die Elster: »Rab, der alte, Drauf die Amsel: »Ihm zur Seite Sprach der Dachs: »Nach Dreizehnlinden Füchslein greinte: »Wohlehrwürden Und der Falk, er ließ sich taufen, Dieses weiß ich, auch noch andres: Ahorn sprach: »Man raunt' im Winter, »Dunkle Dinge kenn' ich besser Drauf der Markolf: »Staunen muß ich, Rabe sprach: »Bei ihr, einäugig, Wer er war, befragt die Krähe, Sprach der Bär: »Am Habichtshöfer, Rasch sich kugelnd, sprach der Igel: Drauf der Wolf: »Auch meinem Volke Iß und beiß die Nebenesser, Fichte sprach: »Vom Falken rauschte Sprach der Specht: »Geheime Runen Sprach die Eiche: »Kommt er wieder, Drauf der Fink: »Das Kreuz darunter Sang die Nachtigall: »Und eine, Stille wurd' es; durch die Birke Und in dunkler Felsenritze »Nahmst du nun das Christenwasser, Weiland rief der Sklavenkönig, Und deshalb zu Schutz und Trutze Spartakus, mit Lorbeerreisern Glaubensballast aufzuachseln, Mit dem leichtesten Gepäcke Glauben? Wahn und blaue Dinge! Ich, der Uhu, Oberuhu, Wenn erst meine Essen schwelen, Wenn erst meine Mühlen mahlen, Glauben ist das Kind der Feigheit: Glück zur Brut! Die Kreuzzerbrecher Ja, das sind sie, Muspels Söhne: Gebet acht, ihr kleinen Eulchen, Kleine Eulchen, euch zum Nutzen! Hurtig flattert ein Jahrtausend; Kratzt euch drum; der schärfsten Klaue |
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3. |
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Sprach der Abt: »Sooft ich reite Durch den Wald an Sommertagen, Regt sich traumhaft im Gemüte Längst entwöhntes Wohlbehagen. Schattenkühle, Tempelstille, Und die Gabelweih' dort oben – Diethelm drauf: »Der Klostergerste Doch mit Gunst, ihr buchgelehrten Drauf Warin: »Im Psalter fingert Markward sprach: »Zu einem Kranken Einer von den freudigfrischen, Rief der greise Eschenburger: Falk, du bist auf eignem Boden, Schweigsam war der Falk geritten, Heim, zu ihr! – Die beiden Arme Und sein blondes Haupt entblößend, Rettung kam dem Rettungslosen Sprach der Abt: »Du halfst der Hilfe! Wo der Weg sich trennt vom Wege, Siehst du dort den neuen Giebel? |
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4. |
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Auf dem Hof zu Bodinkthorpe Lastete ein dumpfes Schweigen; Stumm der Wind und stumm der Vogel In der Linde düstern Zweigen. Nur der Röhrborn, rauscht' und rauschte Und der Krug floß lange über, In der Hand die wollne Mütze, Hier wie dort, in Stall und Schuppen »Arnd, du triebst den Schecken müde! Kleine Aiga, schläfst du wieder? Aiga ballt' ihr rundes Fäustchen. Fort zum Saal. – Indes der bleiche Schlaf umfing ihn weich und linde; Ihm zu Häupten Hildegunde, Zuckte nicht die blaue Lippe? Kniend bei dem Heimgegangnen, Heut noch hatt' er milde Worte Hatt' ihm dargereicht das letzte Draußen harrte auf die Sichel Und ein Falter flog am Laden, Plötzlich schrak empor die Jungfrau; O wie schoß der Kummerbleichen Seht, o seht, ehrwürd'ge Vater. Elmar nahm die Hand des Toten Sprach der Bischof: »Tränen trocknen; Dir und euch, ihr frommen Brüder, Falk, so er durch menschlich Fehlen Abt Warin, gern hätt' er selber Euch für alles, guter Prior, Eins nur macht' ihm hart das Scheiden, Nicht allein! Sein teures Kleinod Und der Falk, die Arme breitend: Sprach der Bischof: »Amen, Amen!« |